Ländersprachen beim ESC Mangelware - gut oder traurig?

vom 11.05.2014, 20:36 Uhr

Früher hatte ich mir den Eurovision Song Contest viel lieber angehört. Damals sangen die Künstler immer in der Landessprache und die Lieder klangen auch viel interessanter und exotischer. Die Sendungen habe ich mir dann über die Stereoanlage auf Kassette kopiert.

Heutzutage wird alles, teils in sehr akzentstarkem Englisch, gesungen und ist ein langweiliger Einheitsbrei. Der deutsche Beitrag brachte zur Abwechslung furchtbare, unpassende Klänge in ihr Lied hinein und landete so am geschenkten 18. Platz. Bei so manchen anderen Beiträgen verstand ich nicht einmal, was von diesen auf Englisch gesungen wurde, weil der Akzent so stark war.

Findet Ihr es besser, wenn fast alle auf Englisch singen oder sollte man die Landessprachen wieder forcieren? Wäre es auch besser, wenn Teile der Lieder in der Muttersprache gesungen würden und nur der Refrain auf Englisch oder würde dies auch nicht ankommen?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Forcieren sollte man es nun nicht, aber ich fand es ebenfalls besser, als die Beiträge noch in der Ländersprache oder zumindest in der jeweiligen Gesetzessprache gesungen wurden. Heute gilt beinahe nur noch die Show, der Gesang kommt teilweise ebenfalls zu kurz. Ich finde es schon seltsam, wenn man einen Sänger auf die Bühne stellt, der vielleicht kaum Englisch kann oder einen sehr starken Akzent besitzt.

Dass die Deutschen auf die hinteren Plätze verwiesen wurden, das finde ich großartig. Der ESC 2014 bestand meiner Meinung nach beinahe nur aus Einheitsbrei, es gab wenig traditionelle Musikuntermalung oder außergewöhnliche Klänge. Da ist die Conchita halt ziemlich ausgefallen. Letztes Jahr gefiel mir der ESC besser, auch wenn immer noch überwiegend Englisch verwendet wurde. Es gab mehr Variation.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


ESC: Sollte in Zukunft die Performance in Landesprache sein?

» ten points » M » Beiträge: 741 » Talkpoints: 11,49 » Moderator



Ich vermisse die Zeiten, wo auf Schwedisch oder auf Dänisch gesungen wurde. Da hatte alles noch Charme und einen landestypischen Charakter. Heutzutage werden Lieder komponiert und der Interpret sucht diese aus und trällert diese nach. Auch denkt man sicher so, dass wenn auf Englisch gesungen wird, auch internationale Charterfolge folgen werden. Sogar CNN hat Conchita Wurst in den Nachrichten gezeigt. Ich fürchte fast, dass sie mit einem deutschsprachigen Lied gescheitert wäre. Seitdem fast alle, bis auf die Italiener mit ihrem nervigen Italienisch, auf Englisch singen, verfolge ich diesen Wettbewerb überhaupt nicht mehr.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Einerseits finde ich es immer interessant, Lieder in der originalen Landessprache zu hören, denn der Klang, der Fluss und die Betonung unterscheiden sich oftmals völlig von den Sprachen, die die meisten von uns kennen und beherrschen. Zudem denke ich, dass die meisten Songwriter ihre Texte allein wegen der Prägung durch ihre Muttersprache am treffendsten und besten auch in dieser verfassen können, zum Beispiel durch die Verwendung von Symbolsprache und stilistischen Mitteln, die sich nicht ohne Weiteres übersetzen lassen. Ein weiterer Punkt ist, dass in einer fremden Sprache auch stets ein Hauch der Kultur ihres Landes mitschwingt, und seine Heimat zu vertreten und zu präsentieren ist schließlich auch ein wesentliches Grundprinzip des ESC, das ein wenig verloren geht, wenn alle Teilnehmer in der gleichen Sprache singen.

Trotzdem kann ich den Trend zur englischen Sprache nachvollziehen. Ich persönlich bin ein Mensch, der beim Musikhören sehr stark auf die Lyrics achtet. Ein stimmiger Text ist mir fast wichtiger als die Melodie, und wenn ich die Sprache eines Songs nicht verstehe, dann kann ich auch die Message des Liedes bestenfalls nur aus der Tonlage erahnen. Somit fällt es mir bei fremdsprachigen Liedern leider oft schwer, eine richtige Bindung zu dem Song aufzubauen - und dann bedarf es schon einer sehr mitreißenden Musik oder einer einzigartigen Bühnenshow, damit er mir auch nachträglich im Gedächtnis bleibt. Das Publikum, das man mit einem englischen Song anspricht, ist wesentlich breiter - und leider steht beim ESC mittlerweile wie in jedem Wettbewerb das Streben nach einer guten Platzierung deutlich im Vordergrund.

Außerdem kommt es im Rahmen des Konkurrenzdrucks immer häufiger vor, dass international erfolgreiche Künstler aus anderen Staaten die Songtexte für die Sänger schreiben. In diesen Fällen ist es gar nicht umzusetzen, dass der Beitrag in der eigentlichen Landessprache gesungen wird. Das finde ich besonders schade, denn ein solcher "bestellter" Song ist ja in keiner Weise repräsentativ für den vortragenden Künstler oder sein Land und widerspricht damit meiner Vorstellung von einem ESC-Song. :(

» MaximumEntropy » Beiträge: 8472 » Talkpoints: 838,29 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Ich finde, es sollten definitiv mehr Lieder in der jeweiligen Landessprache gesungen werden. Das russische Duo beispielsweise sang fürchterlich auf Englisch. Ich habe mir mal zum Vergleich das Original auf Russisch angehört und die Version klang wirklich sehr viel besser, weil die beiden da auch eine sichere und festere Stimme vorzuweisen hatten. Auf Englisch hatten die überhaupt keine Power und klangen wie ganz kleine Lichter, das fand ich schade. Bei vielen anderen Interpreten war das sicherlich ähnlich.

Mir ist aber auch klar, dass das natürlich auch zu Missverständnissen führen kann. Gerade der Beitrag aus Polen dieses Jahr war ja schon ziemlich irreführend, besonders die Performance. Ich habe erst gedacht, dass das irgendwie billig und schon fast notgeil wirkt, bis ich dann erfahren habe, dass der Text satirisch gemeint ist. Hätte ich Polnisch verstanden, hätte ich das vielleicht sogar selbst gemerkt.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Meiner Ansicht nach kann man das so und auch so sehen. Seit Jahren verfolge ich den Eurovision Songcontest und ich muss auch sagen, dass es schon eine deutliche Wandlung gab die teilweise positiv und teilweise negativ ist.

Generell habe ich nichts dagegen wenn Beiträge auf Englsich sind und viele sind das ja heute. englisch ist eine Weltsprache die eine Vielzahl von Leuten spricht heutzutage auch so gut wie jeder lernt. Die riesige Verbreitung schlägt dann auch in der Musik beziehungsweise im Speziellen beim Eurovision Songcontest Wellen. Auf der anderen Seite schlägt sich die Wahl der Sprache auch gerne und schnell mal auf den gesamten Stil eines Songs nieder.

So fährt jeder in letzter Zeit, wobei das dieses Jahr schon wieder etwas weniger wurde, eine Elektroschiene. Einfach, teils billige, Popsongs mit elektrischer Untermalung und einfachen englischen Texten. Genau diese Wandlung ist es die ich nicht begrüße. Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass sehr sehr viele Teilnehmer Produzenten und Songschreiber aus anderen Ländern zur Rate ziehen, was ich persönlich auch nicht begrüße. Dementsprechend fallen die Songs dann natürlich auch nicht in der Landessprache aus.

Mir persönlich gefiel es auch sehr als noch mehr jeweils in der Landessprache gesungen wurde, da dies die Vielfalt dieses Wettbewerbs noch mehr unterstrich. Zumindest heute ist das noch teilweise vorhanden, aber durch diesen Aspekt eben deutlich weniger und das ist schade.

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» Weezy » Beiträge: 262 » Talkpoints: 0,87 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Prinzipiell finde ich es interessanter und exotischer, wenn die Künstler in Landessprache singen. Ich denke mir aber, dass dadurch einige Länder einen Nachteil haben, weil etwa die Sprache nicht so schön und melodisch klingt wie jetzt beispielsweise Französisch oder Italienisch. Dagegen klingen Serbisch oder Polnisch eher hart. Ich hätte ja gerne La Brass Banda mit „Nackert“ auf der ESC-Bühne gesehen, aber die „Fachjury“ hat ja Cascada gewählt.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich sehe das von beiden Seiten. Einerseits war eine Vielfalt drin und es war schön, dass alle Sprachen vertreten waren. Andererseits hatten die englischsprachigen oder französischsprachigen Länder einfach einen Vorteil, da man ihre Texte in mehreren Ländern, als ihrer Heimat versteht. Und beim Singen kommt es auch oft daran, zu verstehen, von was der Interpret/ die Interpretin singt. Musik verbindet die Menschen, aber sie bekommt eine ganz andere Bedeutung, wenn man den Inhalt der Liedtexte versteht, so finde ich.

Es wäre wohl kaum möglich gewesen, hätte Conchita Wurst mit einem österreichischen Titel "Auferstehn wia a Phönix" den Eurovision Song Contest gewonnen. Lieder, die auf englisch super klingen, klingen in einer anderen Landessprache einfach nur lächerlich. Von da her gesehen, hat sich mit dieser neuen Möglichkeit auch eine neue Chance für gewisse Länder aufgetan.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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