Mütter, die Muttertag boykottieren, einfach nur uncool?

Meine Mutter wollte zu Lebzeiten nie etwas vom Muttertag wissen. Ich sollte keine unnötigen Geschenke kaufen und nicht der Wirtschaft mein Geld in den Rachen werfen. Daran habe ich mich auch immer gehalten, aber ich fand es irgendwie schade, weil andere Leute immer mit ihrer Mutter diesen Tag recht feierlich verbrachten.

Sind Mütter, die den Muttertag boykottieren, einfach nur uncool oder clever? Liebt Eure Mutter den Muttertag oder darf man bei ihr diesen Tag auch nicht zur Sprache bringen?

Ich bin der Meinung, dass genau diese Mütter eher cool sind. Denn sie unterwerfen sich nicht dem Kommerz, der mittlerweile ja hinter solchen Tagen steckt. Und genau zu solchen Müttern gehöre ich auch. Dinge, die meine Kinder früher im Kindergarten für diesen Tag gebastelt haben, halte ich auch in Ehren. Aber ich kann gekauften Dingen dabei nichts abgewinnen.

Vor allem wenn man sich mal anschaut für was alles zum Muttertag geworben wird. Alles nur Dinge, die der Schenkende teuer bezahlen soll. Man findet aber nie irgendwelche Ratschläge, dass sich die Mutter vielleicht einfach nur über einen gemeinsamen Tag mit einem schönen Ausflug freuen würde. Gerade dann, wenn die Kinder schon aus dem Haus sind, ist das mit Sicherheit das schönere Geschenk als Blumen und Pralinen.

Erst gestern musste ich wieder lachen, als der Partner meiner Nachbarin meinte, dass er mit ihrem Sohn noch in die Stadt müsste, um ein Geschenk zu besorgen. Auf meine Antwort, dass wir uns diesem Kommerz eben nicht unterwerfen, kam nur, dass er im letzten Jahr schon gerügt wurde, weil er den Muttertag vergessen hat. Übrigens sind doch Menschen, die nicht mit dem Strom schwimmen, fast immer wesentlich cooler als die große Masse.

Meine Mutter wollte von mir eigentlich auch noch nie etwas zum Muttertag haben, stattdessen hat sie zu mir als Kind gesagt, dass mein eigenes Taschengeld für mich ist und sie sich auch keine Geschenke wünscht. Als Jugendliche habe ich den Muttertag noch einmal kurz angedeutet und sie wollte immer noch nichts von diesem Tag wissen, weil er sie einfach nicht interessiert. Jetzt bin ich eine erwachsene Frau und Muttertag wird bei uns immer noch nicht gefeiert, was ich eigentlich auch als normal empfinde, weil ich es gewohnt bin. Nur meine Großmutter besteht auf den Muttertag und ist deutlich enttäuscht, wenn meine Mutter nicht vorbeikommt oder ihr eine kleine Aufmerksamkeit schenkt.

Vielleicht lehnt meine Mutter den Muttertag deswegen so ab? Immerhin ist es für die andere Person auch nicht so schön, wenn dieser Tag eigentlich nur mit Verpflichtungen verbunden ist und ansonsten nichts bringt. Wenn man seine Mutter das ganze Jahr über ignoriert oder sich immer mit ihr streitet, dann bringt der Muttertag meiner Meinung nach auch nicht viel. Bei meiner Mutter kann man den Muttertag schon erwähnen, sie geht dabei nicht an die Decke und flippt nicht aus, aber sie interessiert sich einfach nicht für diesen Tag. Wenn man ihr etwas schenken möchte, dann kann man das an ihrem Geburtstag tun, meinte sie einmal. Ich finde es nicht besonders cool oder uncool, wenn man den Muttertag boykottiert, da spielt eben die eigene Meinung eine große Rolle.

Ich habe auch eine Mutter, die von mir am Muttertag nichts geschenkt haben möchte. Das war schon so, als ich ein Kind war und daran hat sich auch nichts geändert. Sie hat es mir schon als Kind so erklärt, dass sie nichts davon hält, dass man als Kind der Mutter an diesem Tag zwingend etwas schenken muss. Das bedeutet nun nicht, dass ich den Tag vor ihr nicht erwähnen durfte und darf, aber er interessiert sie einfach nicht. Ich fand es als Kind nicht besonders traurig, dass ich meiner Mutter nichts schenken durfte und so ist es heute auch noch. Ich finde es auch nicht uncool, sondern eher gut, dass meine Mutter sich nicht von diesem Konsumtag anstecken lässt.

Generell sagte meine Mutter früher auch immer, dass wir ihr nichts zum Muttertag schenken sollen. Sie ist der Meinung, dass man eine Mutter nicht nur an einem Tag im Jahr ehren sollte und vor allem beschenken sollte. Und dieselbe Meinung vertrete ich eigentlich auch. Ich bin auch Mutter von drei kleinen Kindern und ich würde es wirklich schade finden, wenn ich nur einmal im Jahr an einem bestimmten Tag die Aufmerksamkeit bekomme, die ich als Mutter eigentlich jeden Tag verdient habe.

Natürlich sprechen wir über den Muttertag und es ist nun auch kein Tag, den wir so leben, als wäre es ein ganz normaler Tag. Wir übertreiben es nur nicht. Also ich zum Beispiel schenke meiner Mutter auch eine Kleinigkeit und ich backe ihr einen leckeren Kuchen, zusammen mit meinen Kindern. Aber das ist eigentlich nichts Außergewöhnliches. Ich backe des Öfteren Mal einen Kuchen für meine Mutter und auch zusammen mit meinen Kindern. Wir verbringen den Tag dann gemeinsam mit meiner Mutter, so etwas machen wir aber nun nicht speziell am Muttertag, sondern eigentlich jeden Sonntag.

Ich würde es nicht als cool bezeichnen, wenn man den Muttertag mit Händen und Füßen boykottiert. Natürlich sollte man seinen Kindern beibringen, dass man die Mutter nicht nur zum Muttertag beschenkt und ehrt, sondern halt, dass der Muttertag schon irgendwie ein Tag, wie jeder andere ist. Aber trotz all dem kann man den Muttertag doch genießen, immer hin steht an diesem Tag mal ganz alleine die Mutter im Mittelpunkt. Natürlich muss man keine großen Geschenke kaufen und das Geld der Wirtschaft in den Rachen werfen, eine kleine Geste, etwas selbst gebasteltes oder etwas Gebackenes reicht doch vollkommen aus.

Irgendwie finde ich es witzig, dass fast jeder den ich kenne groß herumposaunt, dass er gegen den Muttertag ist und dass der Muttertag ein Blödsinn ist und so weiter. Und dann freuen sie sich doch, die lieben Mütter, über eine Aufmerksamkeit oder Sonstiges. Das sieht man ja zum Beispiel auch bei Facebook, welches heute mit Beiträgen regelrecht überflutet ist, mit eingestellten Fotos, wer was bekommen hat, wie lieb die Kleinen sind und so weiter. Also so ganz traurig scheinen dann jene Mütter, die noch vor kurzem gesagt haben, was das für ein unnützer Tag ist, auch nicht zu sein.

Scheinbar dürfte ich ja schon die uncoole sein. Weil ich gestehe öffentlich, dass ich den Muttertag mag. Ich bekomme übrigens keine Geschenke und Geschenke brauche ich auch wirklich nicht. Aber ich freue mich sehr über gebastelte Sachen von meinem Sohn und darüber freue ich mich wirklich. Er hat mir auch ein Gedicht aufgesagt. Nun gut, das war so emotional wie ein Stein und einfach runter gerattert. Das brauche ich nicht wirklich. Aber er war sich stolz, dass er für mich etwas auswendig gelernt hat und es mir vortragen konnte. Nun, so soll es mir auch recht sein.

Natürlich sollen Mütter nicht nur am Muttertag respektiert werden. Aber ich finde es schon durchaus gut, dass es eben einen Tag gibt, wo man eben schon einmal zum Bewusstsein bringt, was Mütter so leisten. Das ist nämlich wirklich nicht so ohne. Ich bin allerdings schon auch der Meinung, dass man den Vatertag dann auch etwas mehr zelebrieren sollte. Väter leisten heutzutage oft nämlich wirklich viel, auch wenn es im Fall von meinem Sohn nicht der Fall ist.

Ich halte den ganzen kommerziellen Schnickschnack ebenfalls für Wahnsinn. Ich mag keine gekaufte Torte, ich mag keine gekauften Pralinen, ich mag keine gekauften Blumen. Aber als ich heute mit meinem Sohn am Vormittag spazieren war und er mir in der Wiese Blumen gepflückt habe und sie mir mit einem Bussi überreicht habe, habe ich mich riesig darüber gefreut. Das gebe ich zu und ich kann mir nicht vorstellen, dass es Mütter gibt, die so eine Aktion echt kalt lässt. Und ja, mein Sohn macht das nicht nur zum Muttertag, sondern auch an anderen Tagen und darüber freue ich mich natürlich auch riesig.

Aber manchmal bedarf es eben auch bestimmter Tage, um Leute zum Denken zu bringen. Warum auch nicht. Viele feiern ja auch den Hochzeitstag, obwohl man sich auch während dem Jahr liebt und dies auch immer wieder zeigt.

Es scheint doch inzwischen eher "cool" zu sein gegen die Feiertage der Floristen zu sein, am Valentinstag ist das ja genauso. Und natürlich gibt es da genug Mitläufer, die sich darüber eigentlich keine großen Gedanken gemacht haben. Früher hat "man" den Tag eben gefeiert und jetzt ist "man" eben dagegen, weil alles ja so kommerziell ist. Und natürlich freuen sich die Mitläufer dann trotzdem über die Geschenke, genauso wie sich die "wir schenken uns dieses Jahr nichts" Fraktion auch jedes Jahr freut, wenn sie etwas zu Weihnachten bekommt.

Wenn jemand zum Muttertag wirklich eine eigene Meinung hat und die konsequent durchzieht, egal was gerade angesagt ist, dann finde ich das auf jeden Fall wesentlich "cooler" als wenn man einfach das macht und denkt was die Mehrheit als richtig empfindet. Und wenn man es als Kind schade findet, dass die Mutter den Tag nicht feiern will kann man sich ja einen anderen Tag aussuchen. Was spricht denn dagegen an einem anderen Sonntag einen Kuchen zu backen oder Blumen mitzubringen?

Ich habe keine eigenen Kinder, aber ich kann schon verstehen, warum manche Mütter den Konsumtag Muttertag so ablehnen und dementsprechend nicht an diesem Tag gefeiert werden wollen. Ich finde es teilweise auch recht übertrieben wie teuer die Blumensträuße, Pralinen und Torten kurz vor Muttertag plötzlich sind. Ich mag diese Konsumsucht an diesem Tag auch nicht und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich dieses Jahr so gut wie gar kein Geld für meine Schwiegermutter ausgegeben habe.

Ich habe mir die Mühe gemacht, eine komplette Rose samt Blüte, Blütenboden, Rosenblatt und Stil komplett selbst zu häkeln und habe zusätzlich noch ein wenig Gebäck selbst gemacht, von dem ich weiß, dass sie es mag. Ich brauche diese überteuerten Pralinen oder Blumensträuße nicht, von denen einem permanent eingetrichtert wird, dass man nur mit diesen Konsumgütern wirkliche Zuneigung zu einer Mutter zeigen kann. Ich finde, selbstgemachte Kleinigkeiten sind viel mehr Wert.

Ich habe meiner eigenen Mutter eigentlich immer nur eine Schachtel Pralinen oder mal einen Kuchen gebacken. Karten oder unsinnige Geschenke gab es nicht. Bei meinem Freund wird der Muttertag allerdings gefeiert. Hier gibt es Karten, ein kleines Geschenk und Kaffee und Kuchen. Ich finde beide Varianten völlig ok. Und wenn Mütter diesen Tag nicht feiern wollen finde ich dies auch in Ordnung.

Wenn du deiner Mutter zeigen willst, dass du sie liebst und ihr eine Freude machen willst, spricht doch nichts dagegen ihr einen Strauß Blumen und Pralinen an jedem beliebigen Tag zu geben und ihr für alles zu danken. Dies wäre dann deine Entscheidung und nicht, weil der Staat dies so bestimmt.

Schon mal überlegt, dass einige der Mütter, die den Muttertag nicht feiern wollen und auch keine Geschenke haben wollen im inneren sich doch wünschen, dass man daran denkt und wenigstens vorbei kommt und eine kleine Blume mit bringt und wenn sie nur aus dem eigenen Garten ist oder dass man einen Kuchen selber backt und vorbei kommt. Sicher hört sich das "cool" an, wenn man doch von all dem nichts wissen will und eigentlich meinen diese Mütter das auch so. Aber im Unterbewusstsein sieht es oft anders aus.

Ich bin der Meinung, wenn die Kinder nur an Muttertag an die Mutter denken oder sie besuchen kommen und etwas schenken, dann können sie auch zu hause bleiben. Wenn die Kinder aber nicht nur am Muttertag die Mutter "ehren", dann ist es doch auch schön, wenn man diesen Tag gemeinsam feiert.

Ich kenne durchaus auch Menschen, die nur an Festtagen bei der Mutter vorbei kommen und Blumen mitbringen. Dann ist es auch verständlich, dass die Mütter eher nichts wollen, sondern sich einfach nur über den Besuch freuen. Keiner weiß, wie es in der Mutter ausschaut, wenn sie sagt, dass man nichts will und den Tag wie jeden anderen verbringen will. Ich muss zugeben, dass ich das auch schon gesagt habe und keiner meiner Kinder hat gemerkt, dass ich mich dennoch über eine Aufmerksamkeit freuen würde und wenn es etwas selbst gebasteltes ist.