Kindesabtreibung als egoistisch bezeichnen?

vom 10.05.2014, 21:01 Uhr

In unserm Bekanntenkreis ist im Moment eine Diskussion aufgefacht, zu der ich irgendwie keine richtige Meinung habe. Ich finde eigentlich, dass jeder selber wissen muss, ob er ein Kind abtreibt oder nicht und wenn eine Frau kein Kind haben will und sie trotzdem schwanger werden sollte, dann muss sie sich eben auch entscheiden. Einige in der Diskussionsrunde meinten, dass es sehr egoistisch ist, wenn man abtreibt. Aber ist es wirklich egoistisch?

Würdet ihr eine Kindesabtreibung als egoistisch ansehen oder denkt ihr, dass es wirklich jeder selber wissen muss und die Entscheidung eben bei der werdenden Mutter liegt und keiner sich ein Urteil darüber erlauben darf? Wie seht ihr es, wenn ihr eine Frau kennt, die abtreibt oder die abtreiben will? Wenn sie es dann macht, ist es eine egoistische Entscheidung für euch?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Es ist meines Erachtens stets die Entscheidung einer jeden Frau, ob sie abtreiben will oder nicht, da das Kind in ihrem Körper heranwächst und nicht in dem Körper anderer Menschen. Andererseits kann sich natürlich jeder Andere auch ein Urteil darüber bilden, weil jeder sich zu allem und jedem ein Urteil bilden kann. Nur muss man bei der Urteilsbildung auch immer versuchen, sich in die Frau hineinzuversetzen und versuchen, sie zu verstehen und herauszufinden, was denn ihre Beweggründe sein könnten. Zumindest gilt das für das engere soziale Umfeld, völlig Unbekannten kann es egal sein, ob sie abtreibt oder nicht. Wie sich das soziale Umfeld anschließend, also nach der Urteilsbildung zu der Frau verhält, ist dabei eine andere Frage.

Ob die Abtreibung egoistisch ist oder nicht, hängt auch von den jeweiligen Umständen ab. Wenn die Frau oder das Kind in Gefahr sind beziehungsweise das Kind nicht lebensfähig ist, ist eine Abtreibung nicht egoistisch. Wenn die Frau jedoch in keinerlei Gefahr ist, sondern einfach kein Kind haben will, ist es meiner Meinung nach schon egoistisch, da die Mutter ihre Lebensplanung über das Wohl des Kindes stellt. Denn man darf dabei nie vergessen, dass Abtreibung nichts anderes als ein Totschlag an dem ungeborenen Kind ist. Das Bundesverfassungsgericht hat es in der entsprechenden Rechtsprechung auch ausdrücklich als rechtswidrig bezeichnet, auch wenn es nicht strafbar ist.

» littleviking » Beiträge: 133 » Talkpoints: 63,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Eine Entscheidung, die man als Person allein trifft ist sicherlich auch eine Entscheidung aus Egoismus heraus. Dennoch finde ich, dass man es nicht böse nehmen kann, wenn jemand eine solche Entscheidung für sich trifft. Man kann ja auch schlecht den Zellhaufen befragen. Mit dem Vater wird man sicherlich reden, wenn einer noch vorhanden ist, aber letztendlich ist ein Kind im Bauch der Mutter, also man muss die Entscheidung immer alleine und somit auch egoistisch treffen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe mich auch schon mit dem Thema beschäftigt, da dieses Thema auch mal ein großes Thema bei uns in der Familie und vor allem im Freundeskreis war. Natürlich hat jeder seine eigene Meinung dazu, die man natürlich auch nicht kritisieren sollte oder ändern kann. Trotz all dem finde ich es nicht wirklich egoistisch, wenn man eine Abtreibung beziehungsweise ein Abbruch der Schwangerschaft anstrebt.

Die Entscheidung einer Abtreibung sollte jeder Frau selber überlassen sein, immer hin ist es ja so, dass die Frau entscheiden soll, ob sie sich für oder gegen ein Kind entscheidet. So ein Kind kann in vielen Situationen nicht passend sein und manche Frauen wollen halt keine Kinder und es kann zu dem auch noch andere Gründe haben, weshalb man eine Abtreibung in Erwägung zieht.

Ich bin wirklich der Meinung, dass die Entscheidung ganz alleine bei der werdenden Mutter liegt und, dass keine andere Person sich ein Urteil darüber erlauben darf. Immer hin ist es ja auch so, dass die werdende Mutter sich ja auch ein Leben lang um das Kind kümmern muss und, dass sich da auch keine andere Person darum zu kümmern hat. Zu dem finde ich es nicht egoistisch, wenn die Frau sich gegen ein Kind und für die Abtreibung entscheidet.

Immerhin kann die Frau ihr Leben doch alleine bestimmen. Natürlich ist eine Abtreibung nicht toll, egal, ob nun für die werdende Mutter oder für das abzutreibende Baby. Aber wäre es nicht auch egoistisch, das Baby in die Welt zu setzen, wenn die Lebensumstände nicht passend für ein Baby sind? Wäre es nicht egoistisch zu entscheiden, das Baby auf die Welt zu bringen und so zu entscheiden, wenn man sich nicht um das Baby kümmern kann, egal aus welchen Gründen?

Ich denke, dass jede Entscheidung auf ihre Art und Weise egoistisch ist und auch grausam sein kann. Da kommt es halt auf die Lebensumstände an. Ich kann nun nicht für mein Umfeld urteilen, da ich nun noch keine Abtreibung mitbekommen habe, die in meinem Umfeld stattgefunden haben soll.

Nun ist es aber so, das ich zumindest versuchen würde zu verstehen, weshalb die werdende Mutter es bevorzugen würde, ihr Baby abzutreiben. Natürlich fühlt und denkt jede Person anders, weshalb es passieren könnte, dass ich es nicht verstehen könnte und nicht nachvollziehen könnte. Trotz all dem würde ich mir kein Urteil erlauben und sagen, dass das eine egoistische Entscheidung von der schwangeren Frau sei.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nun ich denke so etwas kommt ganz auf die Umstände an. Wenn man erfährt, dass ein Baby todkrank geboren wird und keine Aussicht auf ein Überleben hat. Hier muss jede Familie für sich selbst entscheiden. Auch wenn eine Frau aufgrund einer Vergewaltigung schwanger würde, würde ich es verstehen, wenn sie dieses Kind, welches ja eine ständige Erinnerung an den ständige darstellt, abtreiben würde.

Unachtsamkeit allerdings sehe ich nicht als Grund für eine Abtreibung an. Wenn man weiß, dass man keine Kinder will, dann muss man halt gewissenhaft verhüten. Es gibt ja mittlerweile unzählige Möglichkeiten dafür. Ein Baby abzutreiben, selbst wenn es nur wenige Wochen alt sein sollte, weil man unachtsam ist, halte ich für Mord. Es ist immerhin ein Leben, welches da heranwächst.

» xZombieKitten » Beiträge: 538 » Talkpoints: 13,88 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin der Meinung, wer kein Kind bekommen will hat genug Möglichkeiten zur Verfügung um eine Schwangerschaft zu vermeiden. Was am Ende heißt, dass es der blanke Egoismus ist, wenn man dann einen Abbruch vornehmen lässt. Und ich kenne einige Frauen die angeblich verhütet haben, aber dann doch schwanger wurden. Hinterfragt man dann ein wenig, haben sie alle bei der Vorsorge Fehler gemacht.

Wer sich also reif dazu fühlt ein Sexualleben zu haben, der sollte auch reif genug sein, um die Möglichkeiten der Verhütung für sich zu nutzen. Und wer das auch gewissenhaft tut, der wird nie vor der Entscheidung stehen, ob ein Kind zu Welt kommen soll oder nicht, weil man angeblich versehentlich schwanger geworden ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich glaube auch, dass man das so pauschal nicht sagen kann, dass jede Frau, die eine Schwangerschaft vorzeitig beendet, egoistisch ist. Ich sehe Abtreibungen zwar nur dann als gerechtfertigt an, wenn sie aus gesundheitlichen Gründen geschehen oder die Schwangerschaft aus einem sexuellen Übergriff resultiert. Aber letzten Endes muss das jede Frau selber entscheiden. Ich glaube auch nicht, dass viele Frauen "einfach so" eine Abtreibung vornehmen lassen, weil sie, überspitzt formuliert, lieber Party machen als Windeln wechseln möchten. Das gibt es bestimmt, aber so kaltschnäuzig ist auch nicht jeder.

Umgekehrt gibt es ja auch Stimmen, die behaupten, Leute, die Kinder bekommen, seien nicht weniger egoistisch. Schließlich setzt man Leute in die Welt, die einen im Idealfall bedingungslos lieben. Kinder können auch als Statussymbole herhalten oder die Träume erfüllen, die die Eltern in ihrem Leben verpasst haben. Ich bin auch der Meinung, dass kaum jemand aus strikt uneigennützigen Gründen eine Familie gründet, sondern vor allem deswegen, weil man sich für die eigene Person etwas davon verspricht. Sei es Liebe, sei es Lebenssinn oder auch nur die Weitergabe der Gene.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich habe zu diesem blödsinnigen Argument mal einen sehr schönen Vergleich gehört. Wenn es "egoistisch" ist, wenn eine Frau selber darüber entscheiden möchte was mit ihrem Körper passiert und wenn man dem Staat das Recht einräumt ihr dieses Recht entziehen zu können, könnte man genau die gleichen Argumente für eine lebende Organspende anführen. Denn ist es nicht auch "egoistisch", wenn ich mit zwei gesunden Nieren durch die Gegend laufe, wenn eine ausreichen würde und wenn die andere jemandem das Leben retten könnte?

Egoistisch finde ich es übrigens, wenn das Thema Abtreibung von gewissen christlich-rechts-konservativen Gruppen missbraucht wird um ihre frauenfeindliche Agenda voranzutreiben. Die tun immer so als wären ihnen die Kinder wichtig, aber wenn es darum geht für die ungewollten Kinder zu bezahlen sind sie weg, die Kosten sollen dann die Mütter und die Steuerzahler übernehmen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Egoistisch ist vielleicht ein bisschen hart ausgedrückt. Es ist immerhin der Körper der Frau und sie muss sich jahrelang um das Baby kümmern. Andererseits finde ich es sehr unüberlegt, überhaupt in diese Situation zu kommen.

Wenn ich kein Kind will, dann habe ich heutzutage so viele Verhütungsmöglichkeiten, dass ich nicht ungewollt schwanger werden "muss". Eine Abtreibung ist auch ein massiver körperlicher und psychischer Eingriff. Allein deshalb sollte man da vorher vorsorgen.

» Kriemhild » Beiträge: 47 » Talkpoints: 11,98 »


Ich denke es bleibt jeder Frau alleine überlassen ob sie Abtreiben möchte oder eben nicht. Auch die Gründe dafür sind sehr unterschiedlich und wieso sollte man diese nicht Respektieren? Selbst bei einer Verhütung kann immer etwas schief gehen, eine 100%ige Sicherheit gibt es dafür nicht. Also auch das Argument, dass man Verhüten soll wenn man keine Kinder möchte hat seine zwei Seiten. Selbst wenn alles richtig gemacht wird, kann eine Schwangerschaft eintreten.

Wenn man sich also sicher ist keine Kinder zu wollen und die Schwangerschaft tritt unerwartet ein obwohl verhütet worden ist, wieso sollte diese Frau dann nicht abtreiben dürfen? Auch ist das nicht immer egoistisch zu sehen, vielleicht hatte die Frau in ihrer Kindheit auch mit Missbrauch zu tun oder allgemein das Gefühl keine gute Mutter abzugeben durch negative Erfahrungen in der eigenen Kindheit, oder ist von der Entwicklung her einfach noch nicht bereit für ein Kind.

Bei Frauen die Vergewaltigt worden sind und die Schwangerschaft dadurch eintritt kann man es ebenfalls egoistisch ansehen wieso diese Abtreiben möchten. Denn sie wollen nicht jeden Tag an diese Tat erinnert werden oder gar ihren Peiniger im Gesicht des Kindes erkennen. Dort wiederum soll es dann in Ordnung sein? So ließt es sich bei manchen Argumentationen hier heraus.

Auch das Argument, dass der Vater dazu befragt wird ist ebenfalls nicht richtig. Wie will man den Vater befragen, wenn dieser die Frau vergewaltigt hat, aus einem One Night Stand stammt oder dieser sich direkt aus dem Staub macht? Die meisten Männer sind bei einer solchen Entscheidung keine Hilfe sondern drängen entweder auf die Abtreibung oder sind strickt dagegen. Auch wird schwangeren Frauen gedroht wenn sie Abtreiben oder eben das Kind behalten, das gehört alles zum Alltag. Nur weil jemand in einer tollen Beziehung lebt und das Kind geplant war, heißt es nicht das es überall so stattfindet.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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