Die eigene Grabrede schreiben?
Ich war im Lauf meines Lebens schon auf recht vielen Beerdigungen. Selten war es so, dass der Tod der Person wirklich unerwartet kam. Meistens konnte man sich darauf einstellen und auch die Person konnte davon ausgehen. Nun habe ich mich jedes Mal gefragt, warum dann keiner ein paar letzte Worte verfasst hat. Ich denke so eine eigene Grabrede kann schon etwas Schönes sein, wenn man in seiner Trauer noch einen letzten Gruß einer geliebten Person bekommt. Sollte man eurer Meinung nach seine eigene Grabrede verfassen? Warum macht man das nicht?
Ich war in meinem Leben auch schon auf vielen Beerdigungen. Ich musste aber leider erleben, dass einige Personen unerwartet verstorben sind und die mir eigentlich ziemlich nah standen. Aber es gab auch verstorbene Personen, wo wir vorher wussten, dass der Tod nicht unerwartet ist. Man konnte sich daraufstellen, dass die Person irgendwann einmal verstirbt und die Person an sich, wusste auch, dass sie nicht mehr lange zu leben hat.
Ich weiß noch, wie das so war, als mir die Person mitgeteilt hat, dass sie nicht mehr lange zu leben hat und, dass sie bald versterben wird. Die Person hat sich mehr Gedanken, um den Tod gemacht und sich eher darum Gedanken gemacht, wie es für die Kinder sein wird, wenn sie einmal nicht mehr da ist. Sie hat versucht Vorkehrungen zu treffen, damit die Kinder auch ohne sie eine glückliche Zukunft haben werden. Aber an eine eigene Grabrede hat in dem Moment keiner gedacht. Es ist ja auch nun mal so, dass die Person wegen einer Krankheit verstorben ist und, die Person auch ziemliche Schmerzen hatte. Viele Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche standen täglich an.
Da es viele Personen gibt, die nicht aus heiterem Himmel sterben und sogar wegen einer unheilbaren Krankheit sterben müssen, frage ich mich, wie man es zeitlich richtig schaffen soll, sich Gedanken um den Tod zu machen und sich Gedanken über eine Grabrede zu machen. Da ich den Tod einer Person aus meinem Umfeld mitbekommen habe und auch mitbekommen habe, was die Person alles durchmachen musste und erledigen wollte und musste, bevor sie stirbt, da frage ich mich wirklich, wie man sich in Ruhe hinsetzen soll und sich Gedanken machen soll, wie eine Grabrede für sich selber auszusehen hat.
Ich habe nun noch nicht mitbekommen, dass die eigenverfasste Grabrede eines Verstorbenen vorgelesen wurde. Auf den Beerdigungen, an denen ich teilnehmen durfte, war es immer so, dass das Beerdigungsinstitut die Grabrede verfasst hat. Und zwar mit Hilfe von Freunden, Bekannten und natürlich Familienangehörigen, die die Informationen zu der Person gegeben haben. Ich kann mir vorstellen, wenn ich einmal todkrank sein sollte, dass ich alle Vorkehrungen für meine Kinder beziehungsweise Enkelkinder treffen werde, sodass die Personen noch ein schönes Leben, auch ohne mich haben. Und, da wird dann sicherlich wenig Zeit für die Gedanken für eine Grabrede sein. Zu mal ich dann sicherlich noch die restliche Zeit, die mir bleibt, genießen würde wollen.
Gerade wenn der Tod absehbar ist, beispielsweise durch eine Krankheit, hat man denke ich mal so viele andere Sachen im Kopf die einem viel wichtiger erscheinen als die eigene Grabrede zu verfassen. Da wären beispielsweise die Nachlassregelungen oder die Sorge, dass die Kinder oder Enkelkinder auch gut finanziell abgesichert sind und nicht verhungern müssen.
Meine Kleincousine ist vor einigen Jahren gestorben. Sie ist bei einer Familienfeier einfach kollabiert und im Krankenhaus hat man festgestellt, dass ihr ganzer Körper von Krebs zerfressen war, sodass sogar die Muskeln und Sehnen porös waren. Sie hatte vorher schon über diverse Symptome und Beschwerden geklagt und hat auch Ärzte aufgesucht. Die Ärzte haben ihr aber nicht geglaubt und haben ihr unterstellt, dass sie nur nicht arbeiten will und nur Hypochonder sei. Sie ist kurz vor ihrem 22. Geburtstag gestorben nach 4 Monaten harten Kampf gegen den Krebs.
Sie war zum Ende hin auch pflegebedürftig und bettlägerig und kaum ansprechbar. Sie war auch gläubig in einer Gemeinde und hatte mal während dem Gottesdienst ein Lied gesungen, dass sie in den Himmel gehen wird. Genau diese Audio-Aufnahme wurde abgespielt, als ihr Sarg zu Grabe getragen wurde. Das war einfach nur herzzerreißend. Das war nicht ganz eine eigene Grabrede, das kam dem aber schon sehr nahe.
Ich denke, gerade wenn eine Person krank ist und gegen beispielsweise Krebs kämpfen muss, dann denken im Normalfall nicht mal die Angehörigen daran, dass der Kranke doch eine eigene Grabrede verfassen könnte. Man ist viel zu sehr damit beschäftigt, dem Kranken Mut zuzusprechen und hofft und bangt, dass die Chemotherapie doch noch anschlagen könnte und der Krebs besiegt ist. Ärzte haben ja auch nicht immer Recht und es ist schon das ein oder andere Mal vorgekommen, dass eine Prognose nicht ganz hundertprozentig zutreffend war.
Ich denke, ein weiterer Faktor ist auch, dass man in so einer Situation gar nicht Abschied nehmen will und sich gegen den Gedanken wehrt, dass die Person bald schon nicht mehr da sein könnte. Da möchte man dann natürlich nicht mit einer Grabrede konfrontiert werden, wenn die Person (noch) lebt.
Ich würde niemals meine eigene Grabrede schreiben. Wenn mein Tod absehbar ist, dann würde ich mich vorher von all meinen lieben Menschen verabschieden und ihnen persönlich sagen, was ich von ihnen halte. Aber eine Grabrede schreiben käme für mich nicht in Frage.
Ich befasse mich nciht wirklich gerne mit dem Thema Tod, aber ich würde mir eher schonmal eine Bestattungsart aussuchen oder jedem irgendetwass Persönliches vererben, aber niemals meine eigene Grabrede verfassen. Schließlich ist die Grabfeier eine Feier, an der die Menschen sich an mich erinnern und ihre Geschichten, die sie mit mir erlebt haben und die sie berührt haben, erzählen können und so ein Stückweit geminesam Abschied nehmen können. Ich denke nicht, dass ich durch ein Schriftstück an meiner eigenen Grabrede noch etwas sagen sollte.
Kann sein, dass das eine Meinung ist, die den Trauernden nicht hilft, aber ich fänd es irgendwie zu seltsam, noch etwas an meinem eigenem Grab im übertragenem Sinne zu sagen.
Ich bin in vieler Leute Augen ein ganz besonders merkwürdiger Mensch und so finden es viele Menschen auch ganz besonders absonderlich an mir, dass ich bereist im Alter von 14 Jahren, pünktlich zu meiner Konfirmation, meine eigene Beerdigung komplett geplant habe.
Ich gehe eigentlich gerne auf Beerdigungen. Natürlich haben sie in der Regel einen traurigen Anlass, aber ich gehe gerne den letzten Weg mit einer Person, die ich gern hatte und erinnere mich dann mit anderen bei Kaffee und Schnittchen an die gemeinsame Zeit. Umso mehr stört es mich, wenn zum Beispiel die Kuchenauswahl nicht stimmig ist oder in der Predigt Unstimmigkeiten auftauchten. Oder wenn Dinge, die erwähnenswert gewesen wären, nicht genannt werden und die Trauerandacht sehr oberflächlich bleibt.
Deswegen möchte ich gerne, dass auf meiner eigenen Beerdigung alles perfekt wird. Darauf lege ich viel Wert. Stetig wird mein Beerdigungsmanuskript auf dem laufenden Stand gehalten und abgeändert, wie sich ja auch mein Leben immer mehr verändert. Aktualität finde ich wichtig.
Und auch eine Rede, die in meiner Trauerandacht gehalten werden soll, habe ich verfasst. In ihr wird auf Aspekte meines Lebens eingegangen, die ich wichtig finde. Von denen ich mir wünsche, dass sie nicht unter den Tisch fallen gelassen werden. Nur wenn ich mich selber darum kümmere kann ich mir ganz sicher sein, dass meine Beerdigung und auch die Rede nach meinem Geschmack ablaufen wird.
Ich möchte sogar noch weiter gehen. Am liebsten wäre es mir, wenn ich auf meiner eigenen Beerdigung selber noch ein letztes Mal zu Wort kommen könnte. Dafür würde ich ein kurzes Video aufnehmen, welches über eine Leinwand abgespielt werden soll. Das habe ich aber noch nicht wirklich gemacht.
Meistens ist es ja so, dass der zuständige Pastor oder Pfarrer ein Gespräch mit der Trauerfamilie führt und dann aus diesem Gespräch heraus seine Andacht schreibt. Als trauernde Familie erinnert man sich manchmal plötzlich an unwichtige Kleinigkeiten und so fällt einem dann auf der Beerdigung auf, das man etwas vergessen hat, was den Verstorbenen besonders ausgezeichnet hat. Deswegen sollte man, wenn man Wert darauf legt, solche Reden schon zu Lebzeiten gemeinsam strukturieren. Jedenfalls sehe ich das so. Wenn mein Vater einmal sterben sollte, wüsste ich bislang nichts positives, was über ihn gesagt werden könnte. Daher müsste ich mich frühzeitig mit ihm auseinandersetzen um zu erfahren, was ihm in seinem Leben so wichtig war, was er so positiv an sich selbst fand, das es erwähnenswert ist. Man möchte ja auch dem Verstorbenen gerecht werden.
Wer nun aber diese letzten Worte sagt, das ist mir nicht so wichtig. Hauptsache ist für mich, dass sie gut ausgewählt wurden. So hatte meine Uroma eine sehr schöne Andacht, bei der ich einiges über sie als junge Frau erfahren habe, was ich gar nicht wusste. So finde ich es gut. Dann kann auch ruhig der Pastor die Rede halten statt eines Angehörigen. Die haben auf einer Beerdigung ja häufig ganz andere Probleme, als auch noch vor einer Menschenmasse frei zu sprechen.
olisykes91 hat geschrieben:Nur wenn ich mich selber darum kümmere kann ich mir ganz sicher sein, dass meine Beerdigung und auch die Rede nach meinem Geschmack ablaufen wird.
Das stimmt schon, da hat du recht. Allerdings ist man bei der eigenen Beerdigung doch tot und wird vermutlich eh nichts mehr davon mitbekommen, was danach passiert. Also kann es einem doch ziemlich egal sein, wie die Beerdigung vom Ablauf und Inhalt her sein wird, weil es eh keine Rolle mehr spielt. Genau aus dem Grund würde ich persönlich meine Beerdigung nicht selbst planen wollen und auch keine Rede schreiben. Es spielt dann doch eh keine Rolle mehr und wenn mein Tod absehbar wäre, würde ich mich eher auf andere Dinge konzentrieren, meine Prioritäten wären da anders.
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