Wie vereint man unterschiedliche Niveaus in 1. Klasse?
Das Niveau der Kinder bei Schuleintritt ist heutzutage denke ich ja äußerst unterschiedlich. Wenn ich mir anschaue, was die derzeitigen Kindergartenkinder können, die ab September in die Schule kommen, sehe ich da sehr große Unterschiede. Da gibt es Kinder, die derzeit "nur" ihren Vornamen aus drei Buchstaben in Großbuchstaben schreiben können und dann gib es auch Kinder, die bereits Lesen und ein wenig Schreiben können.
Wobei ich da sogar erstaunt war, dass dieses Kind sowohl die großen als auch die kleinen Buchstaben kannte und schon Bücher für Erstlesekinder langsam aber doch gelesen hat. Mein Neffe geht derzeit in die erste Klasse Volksschule und hat in etwa das Gleiche Leseniveau wie dieses eine Kind, welches erst im September in die Schule gehen wird. Dieses Kind schreibt auch schon. Also es kann schon alle Buchstaben, sowohl groß als auch klein schreiben und schreibt durchaus schon normale Sätze, allerdings natürlich noch eher lautgetreu.
Dieses Kind ist nun weder besonders überbegabt, noch besonders intelligent. Es waren einfach die Eltern dahinter und haben mit dem Kind bereits viel auf eigene Faust gelernt. Diese beiden Beispiele sind sicher eher extrem, aber trotzdem werden beide Kinder in die gleiche Klasse kommen. Auch beim Rechnen gibt es da ja große Unterschiede. So rechnet das bereits lesende Kind im Zahlenraum bis 20, während das andere Kind halt gerade mal mit den Fingern ein wenig herumexperimentiert.
Wie vereint man nun diese unterschiedlichen Niveaus in der 1. Klasse? Es wird ja sicher genügend Kinder geben, die bereits alle Buchstaben kennen, und andere die da kaum Kenntnisse haben. Es geht mir hier nicht um die Diskussion, ob die Kinder im Kindergarten nun Lesen und Schreiben lernen sollten, sondern darum, wie eben mit den sehr unterschiedlichen Niveaus umgegangen wird. Das Kind welches bereits Lesen und lautgetreu schreiben kann, wird sich ja furchtbar langweilen, oder?
In aller Regel gleicht sich das Leistungsvermögen der Kinder bei guten Lehrern recht schnell an. Letztlich besteht Schule ja auch aus mehr als nur dem Lernen von Zahlen und Buchstaben. Bei hingegen eher schlechten Lehrern ziehen sich die übereifrigen Eltern aber im Extremfall "Schulversager" her. Denn den Kindern kann es in der Tat schnell langweilig werden, so dass sie sich nicht zur Schule motivieren.
Wenn dann die anderen Kinder "gleich gezogen" sind, dürfte es schwer fallen, die Kinder die es gewöhnt waren, den Schultag eben nur zu "überstehen", dazu zu bringen, sich doch wieder am Unterricht aktiv zu beteiligen. Und dann kommen eben die Kinder ins "Hintertreffen". Insbesondere dann, wenn sie durch die Langeweile vorher schon als "Auffällig" im Verhalten aufgefallen sind und die Lehrer das Kind eben schon unter "schwierig" einsortiert haben.
Ein ähnliches Beispiel für so was ist die lustige Vorstellung von Eltern, dass es eine besonders gute Leistung wäre, wenn das Kind z.B. möglichst früh laufen lernt. Letztlich können am Ende alle Kinder gleich gut laufen - unabhängig davon, wann man es ihnen "beigebracht" hat. Und bei den Eltern mit besonders viel "Hingabe" in der Richtung kommt es im besten Fall nicht zur gesundheitlichen Schädigung des Kindes.
Sehr weise gesprochen, Derpunkt. Vor allem der Aspekt der übereifrigen Eltern. Ich habe in meinem Bekanntenkreis einige, die bereits im Kindergarten lesen konnten. Aber was ist aus ihnen geworden? Schulabbrecher. Sie haben nie gelernt, dass man für eine gute Note lernen muss, weil ihnen in der Grundschule immer alles zugeflogen kam.
Ein guter, verantwortungsvoller Lehrer wird es schaffen, die guten Schüler zu fördern und den schlechteren Schülern, meistens aus bildungsfernem Elternhaus, Spaß und Freude am Lernen zu vermitteln, so dass sich die Unterschiede ausgleichen. Wenn man aber Sabine Czerny liest, die an bayrischen Grundschulen unterrichtet, dann ist diese Förderung der schwachen Kinder politisch gar nicht so gewollt. Die Grundschule hat auch den Auftrag, die Kinder in die unterschiedlichen Schulen zu selektieren. Je größer die Unterschiede sind, um so einfacher fällt die Selektion. Es klingt grausam, aber ich glaube ihr ungesehen.
Seit die Inklusion jetzt eingeführt wurde, finde ich es noch schwieriger, alle Kinder auf einem Level zu halten. Meine Tochter ist zum Beispiel so ein Inklusionskind und mit 8 Jahren in der ersten Klasse und natürlich eine der „schlechtesten“ Schüler dort. Das erste Schuljahr ist fast schon vorbei und meine Tochter hat nach wie vor große Schwierigkeiten in dem Zahlenraum von 10 bis 20, wo eigentlich doch so langsam die 100er Grenze mal in Augenschein genommen werden sollte.
Meine Tochter wird auch nicht großartig dahin gehend gefördert, dass sie den Anschluss an die Klasse behält, denn meine Tochter muss das „normale“ Klassenziel ja gar nicht erreichen, sie hat ganz andere Zielorientierungen. Ich stelle es mir auch sehr schwierig vor, in dieser Klasse die totalen Gegensätze unter einen Hut zu bekommen, denn es gibt ja durchaus die Kinder, deren Eltern bereits im Kindergarten übereifrig gewesen sind und jetzt eben halt nicht mehr so in die vollen gehen und nicht mehr so schnelle Lernsprünge hinlegen, weil eben halt die „Ausbremser“ wie meine Tochter eben halt auch noch in der Klasse vorhanden sind. Ich finde das System nach wie vor recht zweifelhaft und schwierig in die Realität umzusetzen.
Ich finde es schwierig, hier alle Eltern in einen Topf zu werfen, deren Kinder vor Schuleintritt schon lesen können. Es sind längst nicht alle übereifrig. Bei Familien mir mehreren Kindern wie meiner, da lernen Kinder unheimlich viel von den Geschwistern. so dass dann bei den jüngeren Kindern bei der Einschulung natürlich schon viel Wissen vorhanden war, das sich die Kinder, ganz ohne elterliches Zutun selbst weiter gegeben hatten. Beim Schule spielen zum Beispiel oder einfach so, weil das Geschwister fragte. Hätte man das besser verbieten sollen? Erstens geht das kaum und zweitens verstehen das Kinder nicht. Ich halte es nicht für ratsam, da Zensur zu üben.
Auch bei meinem ältesten Kind habe ich vor der Schule schon viel Wissen nebenbei vermittelt gehabt, was welche Buchstaben sind, wie sie klein oder groß aussehen, weil meine Kinder eben auch das wissen wollten. Von sich aus. Ich habe immer alle solche Fragen beantwortet. Warum auch nicht? Von Sätzen wie "du bist noch zu klein um X oder Y zu wissen", halte ich nicht viel. Ich habe das als Kind schon nicht leiden können, wenn man mir so gekommen ist und so möchte ich auch Kinder nicht behandeln müssen. Gedrillt habe ich sie aber nie. Eben immer nur die aufkommenden Fragen beantwortet und unterstützt, wenn sie etwas vor dem gesetzlich vorgeplanten Zeitpunkt lernen wollten.
Alle Kinder sind anders. Das ist eine alte Weisheit. Das war schon immer so in der Schule. Rein theoretisch wird da heute bei guter Unterrichtsplanung auch darauf Rücksicht genommen, so dass auch die mit mehr Vorwissen angemessen gefördert werden. Differenzierung heißt das Zauberwort. Es gibt heute zum Glück auch Schulen mit flexiblen Schuleingangsstufen, wo Kinder mit besonders viel Vorwissen auch entsprechend mit Herausforderungen versorgt werden können, weil die neu eingeschulten Kindern in einem Klassenraum mit Kindern der zweiten Schulstufe lernen und dort auch schon mit den schwierigeren Aufgaben mit machen können. Wenn man wirklich ein Kind hat, das schon weiter ist, sollte man über solche Möglichkeiten nachdenken, die nicht so klassisch straff nach Jahrgängen sortiert sind.
Was oben schon angesprochen wurde: Die meisten Lehrer sind in der Lage so weit differenziert zu unterrichten, dass sie die Leistungsunterschiede problemlos abfangen können. Meist scheitert das eher an zu dünner Personaldecke oder fehlender Ausstattung mit Materialien. Die eigentliche Herausforderung ist mittlerweile tatsächlich die Inklusion für die Grundschullehrer. Rein auf dem Papier ist das Konzept der Inklusion toll und richtig. Aber Fakt ist, dass bei den Lehrern noch reichlich Fortbildungsbedarf besteht, wenn das Konzept toll umgesetzt werden soll.
Im übrigen ist mir keine Studie bekannt, die belegt, dass besonders häufig Kinder die Schule abbrechen, die viel Vorwissen haben. Einzelfälle wie der von Rabat genannte mögen das sicher gefühlsmäßig bestätigen. Aber letztlich spielen da noch so viele Variablen eine Rolle: Wie war der Erziehungsstil der Eltern? Warum haben die kein Machtwort gesprochen, als das betreffende Kind die Schule schmiss? Das gibt mir schon zu denken! Und in der Bildung und Erziehung ist es leider nicht immer so einfach, dass man von der Ursache A zwangsläufig und immer auf die stets eintreffende Folge B schließen kann. Wenn dem so wäre, könnte man unheimlich viel mehr in der Bildung erreichen.
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