Überweisung: Bin Laden als Zweck angegeben - Terrorverdacht

vom 07.05.2014, 04:17 Uhr

Mal wieder kann ich mich wundern. Einerseits darüber, auf welche Ideen manche Menschen offenbar kommen, wenn ihnen langweilig ist. Andererseits darüber, welche Lächerlichkeiten heutzutage schon zu einem Terrorismusverdacht führen. Über Letzteres wundert sich sicherlich auch der Mann, um den es hier geht. Nur, dass es bei ihm leider nicht beim Wundern bleiben dürfte; er erleidet aufgrund dieser Sache auch einen finanziellen Schaden.

Und zwar hat ein Mann, Genaueres über beispielsweise sein Alter ist unbekannt, in München wohl bei einer Überweisung als Überweisungszweck "Bin Laden" hingeschrieben. Diese zwei Wörtchen sollten wohl ein Scherz sein. Allerdings wurden sie durch die Bank als kritisch identifiziert, nämlich als Hinweis auf den Terroristenführer Osama Bin Laden, der übrigens bereits Anfang 2011, also vor gut drei Jahren, erschossen worden ist. Die Bank meldete den "Vorfall" an die Polizei und die Staatsanwaltschaft wurde aktiv. Der Mann, der den Witz machte, wurde daraufhin als Terrorverdächtiger behandelt. Die Bundesbank hat ihn nun für die nächsten zehn Jahre auf der "Schwarzen Liste", wegen des "Verdachts auf versuchte Terrorfinanzierung".

Irgendwie kann ich da wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Als wenn jemand, der heimlich einen Terrorakt plant, bei Überweisungen "Bin Laden" dazuschreiben würde. Und was man alles für einen Blödsinn machen kann, um in Deutschland direkt als Terrorismus-Verdächtigter zu gelten, empfinde ich auch als ziemlich erstaunlich. Mal ganz abgesehen davon, dass "Bin Laden" in der heutigen Umgangssprache einiger Leute auch etwas ganz Anderes bedeuten kann. Und Leute, die nun einmal einfach den Nachnamen "bin Laden" tragen, gibt es ja auch einige. Dazu muss man kein Terrorist sein, man muss dazu nicht einmal mit einem Terroristen verwandt sein. In einigen arabischen Ländern ist "bin Laden" wohl ein total normaler Nachname.

Empfindet Ihr das Vorgehen in diesem Fall als korrekt oder als übertrieben? Wie begründet Ihr Eure Meinung? Können durch das Abscannen von Kontoauszügen auf bestimmte Begriffe wohl tatsächlich Terroranschläge verhindert werden? Oder ist das Quatsch, weil bei der Terrorplanung ja wohl kaum jemand so offensichtliche Begriffe verwenden würde? Ist die Behandlung des Mannes, der sich den Scherz erlaubt hat, in Ordnung? Oder geht man Eurer Meinung nach viel zu hart mit ihm um, was die Strafen betrifft?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich würde auch mal stark davon ausgehen, dass jeder, der tatsächlich in terroristische Aktivitäten verwickelt ist, einen solchen Verwendungszweck nicht angegeben hätte. Aber man kann ja nie wissen. Idioten gibt es überall. Daher werden also solche Scanner eingesetzt, die auf Überweisungen nach solchen Schlüsselworten suchen. Das finde ich auch schon fragwürdig. Sicherheit versus Kontrollwahn und Datenschutzverletzungen.

Kommen die auf diese Weise wirklich kriminellen Machenschaften auf die Spur? Und scannen sie nur nach Terrorismus oder auch nach beispielsweise Drogen? Verwendungszweck: "Bezahlung für die 100 kg Koks. Hat voll reingehauen. Vielen Dank". Das bestärkt mich mal wieder, bei privaten Überweisungen einfach gar nichts anzugeben. Selbst wenn mir eine Freundin per Überweisung den Honig bezahlt, den ich ihr geschickt habe, sieht das für mich verdächtig aus. "Danke für den Honig". Das ist doch dann das, was man hinschreibt, wenn man Marihuana gekauft hat. Mein Bruder hat mir letztens eine Überweisung geschickt und einfach "Du weißt schon" dazugeschrieben. Klingt auch suspekt.

Aber passieren solche Überweisungen dann unbemerkt den Scanner? Oder ist es meiner Bank längst aufgefallen, dass ich dubiose Überweisungen bekomme? Bin ich auch schon auf einer Liste und unter Beobachtung?

Also meiner Meinung nach ist das alles reichlich übertrieben. Für mich hört sich das nach keiner guten Methode an, um Schuldigen auf die Schliche zu kommen. Eher um Unschuldige unnötig zu überwachen und zu nerven. Dass jemand wegen zwei Wörtern für 10 Jahre auf irgendeiner Liste landet, ist doch hoffnungslos übertrieben.

Andererseits passiert ihm ja gar nichts, wenn sich in den 10 Jahren der Verdacht nicht erhärtet, oder?! Aber wenn ihn zwei Wörter auf die Liste katapultiert haben, was ist dann nötig, um den Verdacht zu bestätigen. Ein Urlaub in Pakistan? Ein Foto auf Facebook mit seinem iranischen Kollegen? Die Hochzeit seiner Tochter mit einem Muhammad oder Ahmed?

Da lassen wir uns wirklich von der Angst treiben. Es gibt tausende Gründe, sich für den arabischen Kulturraum zu interessieren, dort Urlaub zu machen, sich in einen Araber zu verlieben, Bücher über die arabische Geschichte zu lesen oder oder oder. Diese Menschen können wir nicht alle unter Terrorverdacht stellen. Und aus Angst Überweisungsträger zu scannen halte ich auch für übertrieben.

Klar, wenn wirklich jemand auf diese Weise Terroristen finanziell unterstützt, ist der Aufschrei danach groß, warum das niemandem aufgefallen ist. Aber da muss man echt mal die Wahrscheinlichkeiten abwägen und sich auf Wichtigeres konzentrieren.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


So lächerlich. Ich kann diese Terrorpanikmache nicht mehr hören. Gebt doch noch mehr an Millionen Steuergeldern aus für noch mehr Überwachungskameras. Dann habt ihr zukünftig die Leute auf Band wenn sie sich selber in die Luft jagen. Die Wahrscheinlichkeit das ich an einem Bienenstich sterbe ist 5 mal höher als bei einem terroristischen Akt getötet zu werden. Ich denke das ist alles Konditionierung der Bevölkerung für einen Polizeistaat. Zur Not wird halt selber mit Chaos nachgeholfen und dann zeitgleich die Lösung präsentiert.

Ach ja, unsere Bundesregierung macht ja kein Hehl daraus, dass sie Terroristen unterstützt in Kiew, das gleiche gilt für die US-Regierung mit der Finanzierung der Al-Qaida. "Was die US-Regierung finanziert Al-Qaida"? Ja, einfach mal googlen was da so in Syrien, Benghazi und Co. passierte. Gibt auch ein schönes Video von Frau Clinton auf Youtube zur Finanzierung solcher Gruppen. Aber wir sind die Verdächtigen.

» lukaswinter » Beiträge: 13 » Talkpoints: 2,65 »



Bienenkönigin, soweit ich weiß, passiert dem Mann alleine dafür, dass er jetzt 10 Jahre auf so einer Liste steht, nichts. Da muss tatsächlich erst einmal irgendetwas Handfestes passieren, damit es wirklich zu einer Bestrafung kommen kann. Aber wer weiß, vielleicht wird er jetzt, als mutmaßlicher Terrorverdächtiger, ja besonders intensiv überwacht. Auch das würde mir persönlich, wenn es mir passieren würde, und dann auch noch wegen einer so lächerlichen Sache, absolut nicht gefallen.

Abgesehen davon dürfte der Mann wohl auch mit der Polizei an sich Probleme bekommen haben. Wer weiß, vielleicht muss er sogar finanziell für die Ermittlungen aufkommen, wenn irgendjemand meint, er habe diesen Aufwand fahrlässig durch das Schreiben von "Bin Laden" auf einen Überweisungsschein notwendig gemacht. Und so ein Polizeieinsatz kann auch eine Menge Geld kosten. Ob jemand bei so einem "Fehlalarm" zahlen muss, oder nicht, ist wohl in der Praxis auch ziemlich glücksabhängig.

Was dubiose Überweisungszweckangaben betrifft, da habe ich früher auch einigen Blödsinn geschrieben. Zwar nichts, was in Richtung Gewalt oder Terrorismus ging, weil ich damals schon besorgt war, ob das nicht irgendwer mitbekommt und dann irgendeine Spezialeinheit mich früh morgens im Nachthemd aus der Wohnung zerrt. Allerdings solche Betreffs wie "Du weißt schon, für was" kenne ich selber noch.

Meinem damaligen Partner, zu dem ich eine Fernbeziehung hatte, und mit dem ich die Reisekosten und Hotelkosten regelmäßig teilte, habe ich auch mal einen solchen Anteil überwiesen, weil er an dem Wochenende komplett bezahlt hatte, weil ich mein Portmonee zuhause liegen gelassen hatte. Als Betreff habe ich irgendsoeinen Blödsinn wie "Bezahlung für letzte Nacht. War toll, gerne wieder." getippt, um ihn zu ärgern. Wer weiß, was das vielleicht für Konsequenzen hätte mit sich bringen können. Das Finanzamt hat sich allerdings nicht gemeldet. :lol: Allerdings stand ja auch weder "Bin Laden" noch "Bombe" im Betreff.

Wobei ich nun, um mal auf den aktuellen Fall zurück zu kommen, gerade heute Abend noch einige echt bescheuerte Details darüber in den Nachrichten gelesen habe. Und zwar heißt es nun, der komplette Text sei gar nicht nur "Bin Laden" gewesen. Sondern, und das macht es jetzt komplett bescheuert, dabei von einer echten Terrorgefahr auszugehen: "weil du so lecker schmeckst danke für die nacht kommune1 ak47 bin laden". Wie man das als Hinweis auf einen drohenden Terroranschlag betrachten kann, würde ich schon gerne wissen. Der Überweisende hatte übrigens einen arabisch klingenden Namen, der Empfänger der Zahlung von etwa 500 Euro, einen deutschen. Das Geld war übrigens für eine gemeinsame Urlaubsreise gedacht.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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