Kostenlos Arbeiten um Durchbruch zu schaffen

vom 06.05.2014, 07:21 Uhr

Gestern abend hatte ich in einer Gruppe auf Facebook eine recht interessante Diskussion. Eine Autorenkollegin, die allerdings eher alsHobby schreibt, brachte einen Link zu einem Blog für eine neue Literaturzeitschrift. Dort steht geschrieben, dass man erst mal die Texte sammelt und wenn genug zusammen sind, wird es eine Print- und eine Onlineausgabe geben. Diese sind dann aber für die Leser kostenpflichtig. Sie selbst will wohl Texte dort einreichen und verspricht sich langfristig von den kostenlosen Arbeiten den Durchbruch.

Ich habe dagegen argumentiert, dass man kaum von großen Verlagen ernst genommen wird, wenn man lange ohne Vergütung arbeitet und dann plötzlich mit dem gleichen Produkt Geld verdienen will. Dabei sind wir auf eine Autorenseite zu sprechen bekommen, wo man zwar eine geringe Vergütung bekam, aber die Masse an Texten pro Autor eben einen guten Verdienst gebracht hat. Wobei die meisten, die dort veröffentlicht haben, die Seite eher als Referenz sahen.

Nun kam aber auch das Argument, dass wohl sehr viele Buchautoren den Weg genommen haben, wie sie ihn nun beschreitet. Also kostenlose Texte anbieten, um entdeckt zu werden. So wirklich mag ich das nicht glauben, wobei ich auch nicht den Weg beschreite, wo ich auf einen Verlagsvertrag hoffe. Zudem habe ich halt eine Mischung aus Print- und Onlinetexten, sowie Büchern.

Mich interessiert nun, wie ihr darüber denkt. Würdet ihr ständig eure Arbeit kostenlos anbieten, um damit irgendwann mal einen gut bezahlten Auftrag zu bekommen? Oder wäre es für euch auch undenkbar ständig für ein nettes Danke zu arbeiten? Wobei ich zugebe, dass ich bisher zwei Mal kostenlos Texte erstellt habe. Aber der eine Text ist halt ein Beitrag zu einem Buch, wo die Gewinne für eine Kinderkrebsstation gespendet werden und das andere Buch ist einfach ein geschichtlicher Rückblick für die Wendezeit.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Mal vorneweg: ich schreibe nicht und habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie man als Autorin anfängt. Aber Schreiben ist doch eine Kunst und als solche hat sie keinen festgelegten Wert. Ein Bild bekommt man für 5 Euro, andere kosten tausende oder Millionen von Euro. Man kann den Preis nicht an Fakten festmachen. Der Größe, der Anzahl verwendeter Farben oder ähnliches. Bei Texten und Büchern geht das schon ein wenig besser. Anzahl der Buchstaben, Seitenanzahl. Aber dennoch hängt es doch auch vom Talent des Autors ab, ob er damit ein paar Groschen verdient oder berühmt und reich wird.

Und jeder Künstler muss klein anfangen. Auch Picasso hat für sein erstes Bild sicherlich nicht viel oder wahrscheinlich eher gar nichts bekommen. Wenn man klein anfängt, kann man auch bei Null anfangen. Und Picassos erstes Bild war auch bestimmt noch nicht so ausgereift wie die, die er später gemalt hat. Also man kann sich ja auch noch steigern. Wenn man als Autorin kleine Texte kostenlos anbietet, besteht doch trotzdem die Option, dass sie ein wundervolles Buch schreibt. Und obwohl sie für kleine Texte kein Geld genommen hat, ist es doch legitim, dass sie dann für ein ganzes Buch natürlich Geld haben will.

Ich denke schon, dass viele Autoren so angefangen haben. Erst recht in Zeiten vor dem Internet. Da haben sie dann auf eigene Kosten Bücher herausgebracht oder bekamen nur einen Apfel und ein Ei für die Veröffentlichung eines Auszugs in einer Zeitschrift. Man könnte natürlich auch den Weg gehen, seine Skripte an tausende Verlage zu schicken. Aber wenn man vorher schon Leser in der breiten Öffentlichkeit hatte, kann das doch nur helfen.

Also als Verleger würde ich eher diejenigen Autoren ernst nehmen, die alles versucht haben. Die an sich geglaubt haben. Die ihre Texte lieber kostenlos veröffentlicht haben, als sie in der Schublade verrotten zu lassen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich kenne mich in dem Bereich zu wenig aus um konkret über die Arbeit von Autoren eine Aussage machen zu können. Vor allem weiß ich nicht, wie viele bezahlte Jobs es in dem Bereich überhaupt gibt, wie überlaufen der Markt ist oder wie wichtig es für die Bewerbung auf einen Job ist, dass man Arbeitsproben einreichen kann bzw. wie wichtig es bei diesen Arbeitsproben dann ist, dass sie tatsächlich irgendwo veröffentlicht worden sind.

Auf meinen eigentlich Beruf kann ich die Frage natürlich nicht beziehen, denn da könnte ich es mir überhaupt nicht erlauben ständig kostenlos zu arbeiten, weil ich ja auch von irgendwas leben muss. Ich hätte auch als Berufsanfängerin wohl eher erst mal einen unqualifizierten Job angenommen als dieses Praktikum Spiel mitzuspielen, bei dem man monatelang ohne Lohn arbeitet, eine Anstellung in Aussicht gestellt bekommt und am Ende dann doch nur durch den nächsten Praktikanten ersetzt wird.

Wenn ich jetzt an mein Hobby denke, dann gibt es auf jeden Fall Fotos, die ich kostenlos mache. Aber das kann man auch nur bedingt mit dem von dir geschilderten Fall vergleichen, weil ich keine Fotos für Zeitungen oder so mache sondern für Privatleute und dann eben eine Bezahlung ablehne, wenn ich zum Beispiel Passbilder von einer Freundin mache. Ich habe absolut kein Interesse mit Passbildern irgendwann mal Geld zu verdienen und mache das auch nur für Freunde. Ich habe darin inzwischen zwar Routine und die Anpassung an die biometrische Schablone, die Auswahl des schönsten Bildes und die Bestellung der Bilder machen meine "Kunden" in der Regel auch selber, aber es ist schon recht langweilig wenn man eine Serie von einer starr geradeaus blickenden Person vor einem neutralen Hintergrund fotografiert. Man darf auf diesen Bildern ja keine Miene mehr verziehen, sonst werden sie nicht akzeptiert.

Die Bilder, für die ich Geld bekomme, habe ich tatsächlich nie kostenlos gemacht, was aber teilweise nicht mal meine Entscheidung war. Also ich würde bei guten Freunden schon auf der Hochzeit fotografieren ohne eine Rechnung zu stellen, weil man dort ja auch immer mehr als genug zu Trinken und zu Essen bekommt und Spaß hat, aber das will irgendwie niemand. Wahrscheinlich sind die externen Fotografen ziemlich teuer, ich habe mich noch nie nach Preisen erkundigt. Unter dem Aspekt der "Eigenwerbung" ist es wahrscheinlich auch besser, wenn man nicht kostenlos arbeitet. Man vermittelt den Eindruck, dass man an seine Arbeit glaubt und weiß, dass man gute Qualität liefern kann. Wenn man schon oft nur für einen feuchten Händedruck gearbeitet hat und der potentielle Kunde weiß das auch, wie will man ihm dann erklären, dass bei ihm der Fall anders liegt und, dass er nichts geschenkt bekommt?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



@Cloudy24: Das meine ich ja. Du fotografierst die Hochzeit einer Freundin ohne Bezahlung, weil du dann eben nicht nur der Fotograf bist, sondern eben auch eingeladen bist. Würde dich dort eine andere Person fragen, die du nicht kennst, wäre es für dich nicht wirklich denkbar, dass du dort auch für lau die Fotos machst. Und genauso ähnlich mache ich das auch. Die beiden kostenlosen Texte, die ich bisher für Bücher geliefert habe, haben für mich jeweils einen positiven Aspekt. Bei dem einen Buch geht es halt um Spenden und das andere Buch kommt im Herbst auf dem Markt und dient der Stadtgeschichte.

Gut, ich suche nun keinen Verlag für meine Veröffentlichung. Aber diese Kollegin verfolgt den Plan irgendwann bei einem sehr renommierten Verlag einen Vertrag zu bekommen. Und sie ist eben der Meinung, dass sie sich nur auf weiter Ebene einen Namen machen kann, wenn sie ihre Texte kostenlos veröffentlicht.

Wobei ich da den Vergleich mit den ewigen Praktikanten von dir sehr treffend finde. Warum sollte man jemanden einstellen, der Geld verlangt, wenn man die selbe Arbeit auch kostenlos von Praktikanten erledigen lassen kann. Und da sehe ich das eigentliche Problem aus sie zukommen. Warum sollte sie ein Verlag bezahlen wollen, wenn er damit argumentieren kann, dass sie bisher eben auch ihre Arbeit verschenkt hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich finde es zynisch, von jemandem zu verlangen, dass er umsonst arbeitet. Insbesondere dann, wenn etwas gegen Entgelt weiter verkauft wird. Man kann mal ein kostenloses Praktikum machen, um jemanden kennen zu lernen und dessen Betrieb auszuspionieren aber ernsthaft anbieten würde ich es nicht und annehmen erst recht nicht. Mit dem Anbieten von kostenloser Arbeit wird man nur ausgenutzt und zum Dauerpraktikanten. Und mit der Annahme solcher Arbeit bekommt man sich nichts Gutes in Haus.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin Physiotherapeut und arbeite auch in einer Praxis und zusätzlich in einem örtlichen Fußballverein. Dort erhalte ich kein Geld und betreue dort viele Jugendspieler. Mein Ziel dabei ist eher Erfahrungen zu sammeln und dadurch vielleicht einmal in höhere Ligen zu wechseln. Dort kann ich dann gutes Geld verdienen. Ich finde aber wenn man erst gar nicht anfängt, kann man sich in diesen Bereichen auch keinen Namen machen.

Daher ist es für mich persönlich nicht so wichtig von Anfang an Geld zu erhalten, wenn ich dadurch später eine Karrieresteigerung erreichen kann. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. aber gerade heutzutage sollte man auch mal etwas für den Jugendsport machen und dafür nicht unbedingt Geld kassieren. Ich verbringe dort natürlich viel meiner Freizeit aber ich habe auch Spaß daran und kann wertvolle Erfahrungen sammeln, die ich später vielleicht einmal einsetzten kann.

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» Fenaticable » Beiträge: 58 » Talkpoints: 23,92 »


Ich biete meine Schreibkünste nun auch kostenlos an. Es ist eine tolle Erfahrung, weil man sich verbessern kann und dennoch für spätere Jobs die Angabe machen kann, dass man schon im schriftstellerischen Bereich tätig war. Natürlich verfasse ich nur Reviews für eine Musikseite, aber ich bekomme die CDs, die absolut meiner Musikrichtung entsprechen und die Chance auf eine spätere Vergütung, wenn der Betreiber auch mit der Seite verdient. Ich unterstütze solche Sachen gerne, weil man auch wirklich das Herzblut der Leute mitbekommt und es kommt sicherlich auch bei späteren Bewerbungen nicht schlecht an.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



@Ramones: Du bekommst aber eine Gegenleistung und das sogar als Vorabvergütung. Ähnlich kenne ich es ja für Buchkritiken. Da habe ich einige Artikel zu verschiedenen Büchern veröffentlicht. Damit verdiene ich sogar schon Geld, kann aber eben auch darauf verweisen, wenn ich bei einem Verlag um ein Exemplar für eine Kritik bitte. Da bekomme ich eben auch Neuerscheinungen, die einen Ladenpreis von 20 Euro und mehr haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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