Nervt euch die Kompliziertheit moderner Autos auch?
Mein Auto ist zwar nicht das neueste, aber immerhin hat es auch schon eine ganze Menge Elektronik an Bord, die nach und nach zu Fehlfunktionen führt. Zudem ist der Motorraum wohl eher durch einen Designer am PC entworfen worden, als von einem Mechaniker. Alles ist unter schicken Blenden verziert, so dass man an die eigentliche Technik kaum heran kommt.
Den Ölmessstab findet man kaum noch. Dafür zeigt das Display hinter dem Lenker dem Fahrer an, dass das Öl ausreichend vorhanden ist. Man kann also nur hoffen, dass die Anzeige wirklich stimmt. An die Zündkerzen kommt man nicht heran, weil alles wunderbar eingedost ist. So darf man mittlerweile sogar wegen einem Zündkerzenwechsel in die Werkstatt. Mein Vater hat das noch in kürzester Zeit bei seinem Wagen damals selbst erledigt. Dabei fielen nur die Kosten für die Zündkerzen und ein Einstellwerkzeug an, das aber ohnehin schon im Haushalt war.
Bei meinem ersten Auto konnte man noch problemlos selbst Öl wechseln und den Filter tauschen. Man kam locker an ihn heran. Bei meinem jetzigen Auto kommt man auch nicht wirklich in die Nähe des Filters, wenn man nicht zig Umstände macht. Also wieder ein Punkt, wo man seiner Freiheit beraubt ist und Bagatellreparaturen nicht mehr selbst erledigen kann.
Einen durchgebrannten Scheinwerfer wechseln? Fehlanzeige. Das war früher mal. Bei einfacheren Autos. Auch als die Pumpe der Scheibenwaschanlage nicht richtig förderte, wohl weil ein kleines Sandkorn irgend etwas blockierte, da musste man vorne im Motorraum alles mögliche demontieren. Sogar die Scheibenwischer, um an den Motor zu kommen. Eigentlich irrwitzig.
Mich als Endkunde nervt das schon total. Wie mag das denn das erst den Mechanikern gehen, die täglich in den Werkstätten mit solchen Autos zu tun haben? Wenn man das halbe Auto zerlegen muss, um an den Starter zu kommen, wie bei mir damals? Und wenn die einen Fehler suchen, müssen sie jedes Mal darauf hoffen, dass das Diagnosegerät doch bitte den entscheidenden Hinweis gibt, weil man sich sonst dumm und dämlich sucht.
Ich hätte gerne wieder ein Auto, das unheimlich Laienfreundlich ist. Mittlerweile kann man ja außer Reifenwechseln ja schon fast nichts mehr selbst machen, was ich schade finde. Angeblich sind moderne und schadstoffarme Autos nicht anders zu bauen. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es nicht einfacher ginge. Manchmal kommt mir das ganze nämlich schon so vor, als ob die Kunden verleitet werden sollen, schneller einen Neuwagen zu kaufen, weil die Reparaturen zu schnell einfach nicht mehr lohnen. Das finde ich weder ökologisch noch besitzerfreundlich. Mich nervt so etwas. Wie geht euch das? Seid ihr auch genervt von solchen Umständen? Oder habt ihr gar nicht das Bedürfnis danach, Routinetätigkeiten am Auto selbst zu erledigen? Oder ist euer Auto vielleicht so genial konzipiert, dass es sich extrem einfach warten lässt?
Bei meinem Auto habe ich vor einigen Wochen auch verzweifelt versucht, eine Glühlampe zu wechseln. Auf der anderen Fahrzeugseite habe ich das schon mal geschafft, aber dieses Mal kam ich da nicht dran, weil alles so eng verbaut ist. Selbst nach Demontage einiger Abdeckungen war es nicht zu schaffen. Mein Vater und sein Nachbar haben sich auch noch mal versucht, vergeblich.
Also blieb nur der Weg zur Werkstatt, wo ein geübter Griff ausreichte, um in der Enge ohne Sicht die Glühlampe heraus zu holen. Beim Einbau dauert das Ganze dann aber auch schon wieder etwas. Die Rechnung hat mich dann doch positiv überrascht, die Glühlampe samt Einbau hat 16€ gekostet. Gerechnet habe ich mit viel mehr, zumal ich von einem Kollegen weiß, dass dieser Spaß bei seinem Auto nur mit kompletter Demontage des vorderen Stoßfängers geht. Wenn da dann noch irgendwelche Sensoren verbaut sein sollten, kostet der Spaß dann auch ein Vielfaches von dem, was ich bezahlt habe.
Das ist nicht unbedingt Absicht, eher ein gewollter Nebeneffekt, so hat man den Werkstätten auf Jahre hinaus Beschäftigung gesichert, wenn man selbst für eine einfache Glühlampe die Werkstatt aufsuchen muss.
Und die Sache mit dem Reifen wechseln wird sich auch bald erledigt haben, da es zukünftig dazu kommen wird, das Neufahrzeuge eine Reifendruckkontrolle haben müssen. Die Sensoren zu diesem System müssen nach einem Radwechsel neu kalibriert werden, für den Gelegenheitsschrauber wird der Radwechsel damit wieder zu einer fast unlösbaren Aufgabe.
Die Lampen der Scheinwerfer kann ich inzwischen selber wechseln. Es ist zwar tatsächlich innen eine Blende davor, aber ich habe mir in der Werkstatt zeigen lassen, wie man diese entfernt. Das war es dann aber auch schon mit den eigenen Reparaturen, wenn man vom Nachfüllen von Öl und Wasser absieht.
Die Reifen zu wechseln, traue ich mich nicht. Ich habe mal mit jemandem ein kaputtes Rad getauscht und es war furchtbar anstrengend, den Wagen aufzubocken und dann die Radmuttern zu lösen. Man musste richtig auf dem Schraubenschlüssel herumspringen. Das mache ich nicht nochmal. Wobei Reifen ja auch ausgewuchtet werden müssen oder? Das kann man doch gar nicht selber machen?
Lackieren ist noch eine Aufgabe, die ich selber übernehme. Fehlstellen oder Kratzer beseitige ich selbst. Auch Roststellen habe ich selber beseitigt. Aber wenn es dann sehr spezielle Ecken sind, wie der Bereich um den Tankstutzen, dann bin ich auch auf die Werkstatt angewiesen, denn da muss man ja den Tankstutzen herausnehmen, um alles zu beseitigen. Das bekomme ich nicht hin.
Es wäre natürlich schön, mehr selber machen zu müssen. Aber oft würde man dafür Werkzeug benötigen und auch viel Zeit. Für typische Autoschrauber ist das ein Hobby, aber wenn man nicht so viel unverplante Zeit hat, dann passt es schlecht, wenn man noch aufwändige Reparaturen selber machen will.
Welchen genauen Sinn die Abdeckungen haben, weiß ich nicht. Vielleicht soll das besser aussehen? An ein Komplott zur Verhinderung von Reparaturen glaube ich nicht so richtig. Hier geht es ja nicht um ein gerät, was man ohnehin nach einem halben Jahr wieder wieder wegwirft, sondern um etwas, das Menschen lange nutzen. Und wenn hier andauernd Reparaturen mit hohen Kosten anfallen, dann spricht sich das herum und die Marken würden gemieden werden.
Die Produktentwickler haben einfach die Reparaturfreundlichkeit durch den Anwender nicht als Optimierungsziel vorgegeben. Die Werkstätten werden mit entsprechenden Werkzeugen ausgestattet und haben daher in der Regel keine größeren Probleme, die wichtigsten Probleme zu beseitigen. Das gilt zum Beispiel für die Glühlampen - wobei dieses Problem ja inzwischen per Gesetz behoben wurde. Viele Reparaturen sind ja wirklich nur sehr selten notwendig und da macht es im Gesamtbild nichts aus, wenn man dafür ein paar Stunden länger braucht.
Das größte Optimierungsziel für die Produktentwickler ist die Produzierbarkeit des Produktes. Jeder Handgriff muss ineinander übergehen, um Zeit zu sparen. Nur dadurch kann man Autos bauen, die um Größenordnungen komplexer sind, ohne dass die Kosten übermäßig steigen. Dafür können die Entwickler selbst wenig, sie werden vom Management, Fertigungsvertretern und Qualitätsmanagern dazu gedrängt, die Autos genau so zu entwickeln.
Wer damit ein Problem hat, sollte sich unbedingt für die Einführung von Elektroautos einsetzen. Bei Elektroautos kann man die mechanische Komplexität senken. Allein der Elektromotor ist mechanisch bestechend einfach aufgebaut und äußerst wartungsarm. Die Elektronik ist zwar etwas komplexer, aber dafür sehr ausgereift. In der Industrie laufen solche Antriebsstränge für zigtausend Stunden ohne große Wartungsarbeiten. Das ist ein vielfaches eines Autolebens. Auch Sicherheitsfeatures wie ESP und ABS lassen sich unter Umständen einfacher realisieren. Zumindest wenn sich Radnabenmotoren irgendwann durchsetzen, bestehen diese Sicherheitsfunktionen nur noch aus Software. Und auch Klimaanlage und Zusatzaggregate sind im Prinzip einfacher aufgebaut, wenn sie ihren eigenen Antrieb haben und nicht am Hauptmotor hängen.
Zubehör wie Sitzheizung, Regensensor und so weiter lassen sich dadurch zwar nicht vereinfachen. Aber man kann ja durchaus noch Autos kaufen, die diese Komfortfeatures nicht mehr haben.
Ich muss sagen, dass es mich eigentlich nicht wirklich nervt, dass ich an meinem Auto nicht viel selber reparieren kann. Ich bin zwar handwerklich sicher nicht schlecht, aber bei einem Auto gibt es eben doch nicht viele Dinge, die ich selber machen kann. Worauf ich bei meinem Auto aber sofort geschaut habe, ist die Möglichkeit, die Leuchtmittel bei den Scheinwerfern auszutauschen.
Bei meinem früheren Auto gingen diese leider ziemlich oft kaputt und ich fand es gut, diese einfach austauschen zu können. Das ist mir wichtig, aber bei den anderen Dingen hätte ich leider sowieso keine Ahnung. Allerdings stimmt es schon, dass es ärgerlich ist, wenn man viel ausbauen muss, um an ein Teil heran zu kommen. Das macht auch eine Reparatur in einer Werkstatt nicht gerade günstiger.
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