Was habt ihr erst im Nachhinein in eurer Kindheit vermisst?
Ich kann zum Glück auch im Nachhinein sagen, dass ich eine sehr glückliche und harmonische Kindheit hatte. Zum Glück gibt es nicht wirklich etwas, was ich in meiner Kindheitszeit vermisst habe. Auch im Nachhinein vermisse ich keine grundlegenden Dinge. Allerdings gab es bei mir im Erwachsenenalter doch so ein paar „Aha-Momente“, wo ich mir dachte, dass die in meiner Kindheit schon sehr fein gewesen wären. Ich möchte aber gleich dazu sagen, dass mir klar ist, dass es hier nicht um essentielle Sachen geht.
Jedenfalls hatte ich während meiner Studentenzeit eine Freundin, bei der ich auch einmal übernachtet habe. Wir machten es uns am Abend gemütlich. Sie war gerade erst im Hausbau und das Haus war noch nicht gut isoliert. Kurz und gut, mir wurde kalt. Meine Freundin hat mir dann so eine Wärmeflasche in einem niedlichen Kuschelbezug gebracht. Ich muss gestehen, dass ich das bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal wirklich kannte. Sie war darüber extrem erstaunt, weil sie sich gewundert hat, dass man eine Kindheit ohne so einem Kuschel-Wärmekissen verbringen kann. Nein, so etwas hatte ich nie, obwohl ich es mir wohlgemerkt im Nachhinein, glaube ich durchaus gewünscht hätte.
Gibt es bei euch auch so „Kleinigkeiten“, die ihr im Nachhinein, also erst im Erwachsenenalter in eurer Kindheit vermisst? Was ist es?
Ich habe gar nichts im nachhinein vermisst. Ich denke es ist auch schwierig zu sagen, dass man etwas hinterher vermisst hat. Schließlich ist man so aufgewachsen und hat nun mal das gehabt, was eben da war. Ich möchte behaupten, dass niemandem etwas fehlen kann, was er nicht schon in der Kindheit vermisst hätte.
Vermisst habe ich in meiner Kindheit nichts. Ich hatte soweit alles was ich brauchte und wollte. Zwar soweit wie es bei meinen Eltern möglich war aber dennoch hat es mir an nichts gefehlt. Heute denke ich mir (als Vater eines Kindes) das denn Kinder heute so einiges fehlt. Sie werden viel zu sehr von den Medien erzogen als von den Eltern. Überall lauern gefahren, dass in der Erziehung mehr fremde Menschen beteiligt sind.
Statt sie mal ein Buch in die Hand nehmen (sei es nur ein Bilderbuch) oder sie lieber draußen spielen, nehmen sie lieber einen Controller einer Konsole oder aber schauen auf einem Smartphone nach Games. Klar ist es nun mal so das die Technik immer mehr und immer neuer wird. Aber man kann es ja etwas eingrenzen. Zwar habe ich mich damals über einen Amiga 500 oder einem Sega Master System gefreut, aber trotzdem bin ich raus auf die Wiese oder zum Sandkasten.
Im Nachhinein habe ich eigentlich nur eine Sache vermisst und das waren die mangelnden hygienischen Bedingungen in meiner Kindheit. Damit meine ich aber nicht dass unser Haushalt schmutzig war, der war absolut tadellos, aber alles was mit der Körperhygiene und dem Toilettengang zusammenhing war auf Vorkriegsniveau. Gut, ich kannte das nicht anders und bei meinen Freunden war es sicherlich in den meisten Fällen ähnlich, aber ich litt doch darunter. Vielleicht empfindet man das als Kind anders, meine Eltern hatten sich jedenfalls nie mir gegenüber darüber beklagt, aber ich empfand das schon alles als belastend.
Wir wohnten Ende der sechziger Jahre in der ehemaligen DDR in einem alten Mehrfamilienhaus. Der Vermieter bekam monatlich 20 Mark Miete und davon konnte und wollte er keine Handwerker bezahlen, außerdem gab es für Privatleute kein Material um die dringendsten Sachen zu erledigen. Wir wuschen uns in einem alten und rostigen Waschbecken welches noch aus der Vorkriegszeit stammte, natürlich gab es auch nur kaltes Wasser. Wer warmes Wasser wollte der musste es mühsam auf dem Herd warm machen. Die Wasserleitung lief außen am Haus entlang und sobald es draußen Minusgrade gab war das Rohr natürlich zugefroren. Jeder Tropfen Wasser musste mit Eimern aus der Waschküche geholt und auch wieder hinunter gebracht werden. Ich wurde dazu mit Vorliebe angestellt. Viele Jahre später dann kaufte mein Vater auf eigene Kosten für viel Geld eine Duschkabine die dann mitten in der kleinen Küche stand. Ich vergaß zu erwähnen dass das Waschbecken in der Küche stand, ein eigener Sanitärraum war damals unerschwinglicher Luxus.
Noch schlimmer war es eigentlich mit der Toilette. Wer das Bedürfnis hatte der musste über den Hof gehen, dort stand das Plumpsklo. Ich wohnte nicht auf dem Dorf sondern in einer mittelgroßen Stadt mit fast 20 000 Einwohnern. Dort gab es kein elektrisches Licht und es zog an allen Ecken und Enden. Wer Beleuchtung dabei wollte der musste eine Taschenlampe oder Kerzen mitnehmen. Im Winter war die Brille, das war aber eigentlich auch nur ein ausgeschnittenes Loch, immer kräftig vereist. Ich hatte besonders als kleiner Junge immer irgendwie etwas Angst in das große Loch zu fallen weil ich mit den Füßen nicht bis runter reichte, man konnte ja sehr gut sehen wie das dort aussah. Den Geruch kann sich sicherlich auch jeder vorstellen. Dazu kam noch dass diese Toilettenanlage von drei Parteien genutzt wurde wovon man heute eine weitläufig als asozial bezeichnen würde. Die waren ständig besoffen und nahmen es dann auch mit der Säuberung der Toilettenbrille nach der Benutzung nicht so genau. Damit meine ich auch die ganz großen Hinterlassenschaften.
Erst 1980 hörte dieses Trauma endlich auf als meine Eltern eine Neubauwohnung erhielten. Das war einfach wie Tag und Nacht. Eine eigene Badewanne und eine Toilette ganz für sich alleine, ich glaube jeder kann sich vorstellen wie sehr ich das genoss. So wie ich hörte wurde die alte Wohnung gleich nach unserem Auszug wieder vermietet und der neue Mieter freute sich darüber dass er überhaupt eine Wohnung hatte. Er wohnte dort noch bis zur Wende, also bis kurz nach 1990, ohne dass etwas modernisiert wurde.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-237924.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1300mal aufgerufen · 12 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Klehmchen
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen? 2531mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Fugasi · Letzter Beitrag von Klehmchen
Forum: Essen & Trinken
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen?
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1146mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1196mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1593mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!