Bei sportlichen Events eigenes Nationalteam unterstützen?

In einigen Wochen beginnt ja die Fußballweltmeisterschaft mal wieder. Jahrelang wurde hierauf gewartet und die letzten Wochen scheinen nur quälend langsam vorüberzugehen. Wahrscheinlich geht es hier nur Fußballfans so. Nichtsdestotrotz schauen auch viele Nichtfußballfans die Weltmeisterschaft. Einfach nur, weil es ein großes Event ist und man vielleicht sogar stolz auf seine Mannschaft sein kann.

Schottland ist in Sachen Fußball leider nicht sonderlich begabt. Wir haben, wenn ich mich recht erinnere, unser letztes Qualifizierungsspiel gewonnen und alle anderen haushoch verloren. Mein Nationalteam wird also wie immer nicht vertreten sein. Da Deutschland für mich wie eine zweite Heimat ist, werde ich während der Weltmeisterschaft Deutschland unterstützen.

Nun habe ich aber von einigen meiner deutschen Freunde gehört, dass sie Teams wie Spanien oder Portugal unterstützen und bejubeln, weil diese in ihren Augen eine höhere Chance auf den Sieg haben. Da frage ich mich doch warum? Geht es bei einer Weltmeisterschaft darum hinter sein Team zu stehen und jeden noch so kleinen Erfolg zu feiern? Geht es nicht um das gemeinsame Spiel gucken und mit seinen Landsleuten und Freunden mitzufiebern?

Ist der Sieg wirklich das Einzige, was zählt? Wie seht ihr das? Unterstützt ihr andere Nationalitäten, nur weil ihr denkt, dass diese eher gewinnen oder seit ihr immer auf der Seite eures Teams, auch wenn es vielleicht nicht gewinnen kann?

Ich sympathisiere durchaus auch mit anderen Mannschaften und drücke ihnen auch den Daumen. Dennoch bin ich nicht für ein anderes Land, weil ich denke, dass die Möglichkeit zu gewinnen höher liegt. Es gibt beispielsweise eine Mannschaft, die hat sehr geringe Chancen aber sehr nette Spieler, die die Nasen noch nicht so hoch tragen und solchen sympathischen Menschen drücke ich neben der deutschen Mannschaft eben auch die Daumen.

Ich kenne einige Fußballfans, die Fans von bestimmten Spielern sind. Diese Spieler spielen teilweise während der Saison ja auch bei einem Verein im eigenen Land und dann stellt sich natürlich schon die Frage, warum man jemandem in der Bundesliga oder Premier League zujubeln sollte und sich dann nicht mehr für diesen Spieler interessieren sollte wenn er für sein eigenes Heimatland antritt. Er spielt doch dann nicht schlechter und hat das Talent, das man bewundert, immer noch.

Ich bin nicht extrem patriotisch eingestellt und würde mich jetzt nicht verpflichtet fühlen für das Land zu jubeln in dem ich lebe oder aus dem ich stamme. Tendenziell ist das natürlich schon so, aber ich entscheide das eher von Spiel zu Spiel und ich habe auch schon für völlig chancenlose Mannschaften gejubelt, weil sie mir einfach sympathisch waren.

Ich unterstütze kein Fußballteam, allerdings ist eine echte Unterstützung auch gar nicht möglich, wenn man als Zuschauer nur zu Hause sitzt. Selbst im Stadion würde ich die Unterstützung durch die Fans nicht überbewerten. Ich schaue mir die Spiele auch nicht an, weil sie mich nicht interessieren, aber wenn, dann würde ich nicht zwangsläufig mit der deutschen Nationalmannschaft sympathisieren, nur weil ich Deutscher bin und auch hier lebe.

Früher habe ich sehr selten mal ein Fußballspiel beim Public Viewing angeschaut, wenn Freunde hingegangen sind, wobei mir das einfach nichts gibt. Da war ich immer für das Land, das mir sympathischer erscheint oder dessen Flagge mir besser gefällt. Ich mag zum Beispiel die Niederlande gerne, auch wenn ich die Flagge auch nicht so schön finde. Aber sie ist immerhin deutlich schöner als die deutsche Flagge und das Land an sich mag ich einfach.

Ich finde es nicht schlimm, wenn jemand nicht für das eigene Heimatland mitjubelt. Letztendlich spielt es doch keine große Rolle, woher die Spieler stammen. Ich bin allerdings auch nicht wirklich patriotisch eingestellt und finde es überflüssig, so große Unterschiede zwischen den einzelnen Nationen zu sehen, gerade wenn es nur um Sportveranstaltungen geht.

Zum Glück leben wir so, dass man sich aussuchen kann, zu welcher Mannschaft man sich hingezogen fühlt, aus welchen Gründen auch immer. Nur, weil ich zum Beispiel in Deutschland geboren bin, muss ich ja nicht automatisch die Daumen für die deutsche Fußballmannschaft drücken und ich muss auch überhaupt kein Fußball schauen.

Es kann sehr viele Gründe haben, weshalb man als Person mit deutscher Nationalität lieber Spanien, Portugal oder meinetwegen auch Brasilien die Daumen bei der kommenden Weltmeisterschaft drückt. In der Tat kann man vielleicht selbst das Land mögen oder man verfolgt die dortigen Ligen eben, man mag bestimmte Spieler, die in den jeweiligen Nationalmannschaften spielen oder man mag einfach nur die Fahne. Oftmals liegt es aber auch daran, wie Fußball gespielt wird und nicht, dass Fußball gespielt wird.

Ich selbst habe durchaus auch einige Mannschaften, denen ich weiterhin die Daumen drücke. Zwar verfolge ich aus unterschiedlichen Gründen die deutsche Nationalmannschaft und werde dies natürlich auch zur Weltmeisterschaft tun, aber ich mag auch oftmals die "Underdogs" oder Mannschaften, die für eine Überraschung gut sind und auch fühle ich mich der englischen Nationalmannschaft durchaus verbunden.

Warum man sein eigenes Nationalteam unterstützen sollte, ist mir eigentlich nie ganz klar gewesen. Ich meine, wenn mich Fußball interessieren würde und ich regelmäßig Fußball anschauen würde, dann deshalb, weil ich ein gutes, ausgefeiltes Spiel sehen möchte. Dann ging es mir auch nicht darum, wer gewinnt, sondern wie ausgefeilt die Technik der einen oder der anderen Mannschaft ist. Manche Leute unterstützen ihr eigenes Nationalteam, weil sie sich irgendwie damit identifizieren. Das kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Andere unterstützen eine Mannschaft, weil sie diese irgendwie sympathisch finden. Wie genau dieses Image entsteht, ist mir auch nicht ganz klar.