Abschaffung geschlechtsspezifischer Wort-Endungen sinnvoll?
Eine Berliner Professorin, Lann Hornscheidt, fordert die Gleichsetzung von geschlechtsspezifischen Worten. So sollen, ihrer Meinung nach, bald aus Bezeichnungen wie ProfessorIn und StudentIn die geschlechtsneutralen Bezeichnungen Professx und Studierx werden. Man hänge anstelle einer geschlechtsspezifischen Endung einfach ein "x" an das Wort. Nun stellt sich mir die Frage, ob dies sinnvoll und vor allem auch nötig ist. Ich habe mich in meiner Studienzeit nie minderwertig behandelt gefühlt, weil ich als Frau Student genannt wurde.
Der Berliner Professorin zufolge sei die deutsche Sprache zu maskulin. So stelle man sich bei vielen Wörtern immer Männer vor, was ihrer Meinung nach nicht rechtens ist. Ich persönlich muss sagen, dass die gute Frau wohl selbst an Minderwertigkeitsgefühle leidet. Wie kann man den ernsthaft noch Geld mit solch Theorien verdienen? Gibt es nichts Wichtigeres für Sprachforscher zu tun, als über die alte Mann/ Frau Thematik zu grübeln? Hier fühlt man sich beschämt, dies auch noch mit seinen Steuergeldern zu finanzieren.
Haltet ihr diese Forderung der Professorin, Pardon Professx, für eine angebrachte und längst überfällige Umstellung oder seit ihr wie ich eher genervt von solchen Leuten?
Ich halte diesen Vorschlag für absoluten Unsinn. Solche kryptischen Bezeichnungen wird kein Mensch ernsthaft benutzen, weder in Sprache noch in Schrift. Ich persönlich betrachte aber auch die Bezeichnungen "Professor" oder "Student", wenn man im allgemeinen Kontext spricht, schon als geschlechtsneutral. Schließlich ist es selbstverständlich, dass es sowohl männliche als auch weibliche Studenten oder Professoren gibt. Eine geschlechterspezifische Unterscheidung ist doch nur dann sinnvoll, wenn man im von einer Person spricht (z.B. "Sie ist eine Jura-Studentin").
Die geschlechterspezifische Definition von allgemeinen Begriffen haben sich die Feministen ausgedacht, um sich eine angebliche Benachteiligung aus den Fingern zu saugen. Ich halte so etwas für überaus sexistisch.
xZombieKitten hat geschrieben:Gibt es nichts Wichtigeres für Sprachforscher zu tun, als über die alte Mann/ Frau Thematik zu grübeln?
Lann Hornscheidt arbeitet im Bereich Gender Studies. Dieser Bereich beschäftigt sich mit Geschlechtern und den unterschiedlichen Aspekten, die Geschlechterrollen so betreffen, seien es sprachlich, soziologisch, kulturell, oder wie auch immer.
Während ich einige Aspekte der Geschlechterforschung schon für sinnvoll halte, und auch einige Ziele, für die im feministischen und im LGBTI-Bereich gekämpft wird, gibt es natürlich auch einige, die mir eher weniger zusagen. Besonders, dass man bei den an sich ungeschlechtlichen, scheinbar "männlichen" Formen in der deutschen Sprache immer wieder eine Diskriminierung von Frauen erkennen will, finde ich etwas übertrieben.
Es wäre meines Erachtens sinnvoller, sich stattdessen mit gravierenderen Problemen und wirklich diskriminierender Ungleichheit zu befassen, wie mit Alltagssexismus, der hauptsächlich Frauen betrifft, oder der "Gender Pay Gap" (die Tatsache, dass Frauen oftmals in denselben Berufen bei derselben Qualifizierung einen geringeren Lohn erhalten, als Männer), die es in vielen Ländern heute noch gibt. Wobei einige Theoretiker auch meinen, dass man die soziale Ungleichbehandlung in allen Aspekten bekämpfen muss, also auch in sprachlicher Hinsicht. Nur, wie gesagt, leider macht man dabei den Fehler, dass man die geschlechtsneutralen Formulierungen im Deutschen als männlich betrachtet, statt als neutral.
Wobei ich einen Gedanken, ehrlich gesagt, interessant finde: Würde man schon seit Jahrhunderten im Allgemeinen immer eine weiblich wirkenden Form benutzen, würde man also immer nur "die Professorinnen" sagen und dabei auch männliche Professoren mitmeinen, gäbe es dann wohl Protest seitens der Männer, wie es heute eben im genau umgekehrten Fall Proteste seitens einiger Frauen gibt?
Und nein, ich glaube nicht, dass sich das Ersetzen von geschlechtsindizierenden Wortendungen durch ein "X" wirklich durchsetzen könnte. Menschen sind Gewohnheitstiere, allein schon deswegen würde es sich nicht durchsetzen. Ebenso lassen sich die Wörter so, aber auch das ist ja eigentlich nur eine Gewohnheitssache, schwieriger lesen, als in der bisher bekannten Form. Die Aussprache ist auch holperig.
Andererseits habe ich die Erfahrung gemacht, dass es im Bereich Gender Studies oftmals um provokante Thesen geht. Es geht darum, dass man zum Nachdenken über Dinge, die heute als total selbstverständlich gesehen werden, nachdenkt. Teilweise wird dann eben auch zu unrealistischen oder wirklich extravaganten Forderungen gegriffen. Im Grunde wirkt es dann aber sicher auch bei einigen Leuten so, wie es soll: Sie beginnen, darüber nachzudenken.
Und nein, dass Sprache nicht auch das Denken irgendwie beeinflusst, das kann man nicht abstreiten. Sprache dient Menschen dazu, Gedanken zu sortieren oder überhaupt erst Gedanken zu bekommen. Dinge, für die es kein Wort gibt, kann man sich schwer vorstellen. Und wenn man einige Worte immer nur im negativen Kontext hört, dann nehmen die Worte selber auch schon eine negative Bedeutung an, beziehungsweise geben einem ein negatives Gefühl, wenn man sie liest. Darüber kann man schon, ganz allgemein, mal nachdenken.
Wird das "Entmännlichen" der deutschen Sprache kommen?
Ich finde solche Geschichten eher amüsant. Auch amüsant finde ich, dass Kollegen der guten Frau alle "er" aus der deutschen Sprache streichen wollen - siehe verlinkter Beitrag über mir - während sie anscheinend ein X bevorzugt. Sollte man sich da nicht erst mal einigen bevor man seine Forderungen auf die Welt loslässt?
Ich verstehe die ganze Theorie überhaupt nicht. Ich sollte mich diskriminiert fühlen, wenn ich als "Frau" angesprochen werde? Obwohl ich biologisch und gefühlsmäßig eine Frau bin? Und angeblichen würden sich ganz viele Menschen nicht mit einem Geschlecht identifizieren? Also das halte ich für ein Gerücht. Viele Menschen können sich sicher nicht mehr mit den Klischees, die den Geschlechtern zugeschrieben werden, identifizieren, aber das hat doch mit der eigenen Identität nichts zu tun.
Ich finde es durchaus interessant darüber nachzudenken. Gerade in der akademischen Forschung wird auf allen Gebieten auf sehr kryptischen Gebieten geforscht, bei denen man als Normalmensch erst einmal keinen wirklichen Nutzen erkennt, sei es jetzt die Teilchenpyhsik oder die Gender Studies. Derartige Ansätze kenne ich aus der linken / libertären Szene, bei der aus einem Zimmermann ein Zimmermensch gemacht wurde. Alleine aus Gründen der Kreativität fand ich das schon unterstützenswert.
Mich würde mal interessieren, was es mit einer Gruppe von Menschen macht, die man (Mensch) zu Forschungszwecken genau auf diese Sprachmuster trainiert und dann mal für drei Monate isoliert. Das würde mich interessieren, ob und welche Veränderungen man tatsächlich feststellen kann. Ich habe mal andere Sprachexperimente gemacht, etwa auf das Wort „sein“ oder zu einer anderen Gelegenheit auf „ich“ verzichtet. Die erste Zeit verwendet man einige sehr kryptische Formulierungen, aber der Effekt auf das Denken ist wirklich beeindruckend.
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