Sollten kinderlose Eltern mehr Steuern zahlen?

vom 01.05.2014, 01:08 Uhr

Dieses Thema wird wohl seit etlichen Jahren diskutiert und immer wieder neu verhandelt. Sollten kinderlose Menschen mehr Steuern zahlen? Immerhin sind die Kinder, in welche Eltern investieren, die Steuerzahler von morgen. So ist es nur gerecht, wenn Paare, welche gewollt keine Kinder wollen, mehr Steuern zahlen, um ihre eigene Rente sicherzustellen. Aber ist dies auch gesetzlich vertretbar und viel wichtiger, ist es gerecht?

Natürlich hat man als Elternteil mehr Ausgaben und vermutlich auch Arbeit als ein kinderloses Paar. Aber sollten sie deshalb mehr zahlen? Hier ist es auch eine Frage, ob ein Pärchen keine Kinder will oder einfach nicht in der Lage ist Kinder zu bekommen. Obwohl ich ein Kind habe und seit dessen Geburt auch deutlich mehr Ausgaben, denke ich nicht das diese Regelung fair ist. Kinderlose Paare verzichten auf die Freuden, die ein Kind bringt und das ist mir jeden Penny wert den ich in mein Kind investiere. Auch ist es, sodass man ja im Alter zumeist von seinen Kindern unterstützt wird. Auch hierauf verzichten kinderlose Paare. Wie denkt ihr darüber?

» xZombieKitten » Beiträge: 538 » Talkpoints: 13,88 » Auszeichnung für 500 Beiträge



xZombieKitten hat geschrieben:Auch ist es, sodass man ja im Alter zumeist von seinen Kindern unterstützt wird.

Das kann dir aber niemand garantieren im Gegensatz zum Beispiel zu einer staatlichen Rente. Es kann ja auch sein, dass die Kinder früher sterben, man sich so streitet, dass der Kontakt abbricht oder einfach keine finanziellen Möglichkeiten da sind um die Eltern zu unterstützen. Genauso müssen Kinder ja wenn sie es finanziell leisten können sich an Kosten für Pflegeheime beteiligen, also hier wieder eindeutig ein Nachteil, den es bei Kinderlosen nicht gibt.

Generell denke ich sollten Eltern mit Kindern deutlich steuerlich bevorteilt werden. Schließlich zahlen diese ja später überwiegend nicht nur in die Rentenversicherung ein, sondern auch in alle anderen sozialen Sicherungssysteme. Dafür sollte man die steuerlichen Vergünstigungen von Ehepaaren streichen, da dies ja zumindest heutzutage der Gesellschaft gar nichts bringt. Es gibt ja genug kinderlose Ehepaare, die sich steuerliche Vorteile durch die Heirat sichern können ohne dass dafür ein Mehrwert für die Gesellschaft entsteht.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Eltern mit Kindern haben doch schon Vorteile bei den Abgaben. Zumindest in Deutschland muss man weniger Pflegeversicherung zahlen, hat Kinderfreibeträge bei der Lohnsteuer, was sich meist auf den Solidaritätszuschlag auswirkt und kann noch weitere Freibeträge bei der Einkommenssteuererklärung geltend machen. Was sollte man da noch zu gunsten von Eltern verändern?

Und das man davon ausgehen kann, dass die eigenen Kinder einen im Alter unterstützen ist doch wohl schon lange nicht mehr. Das war zu Zeiten noch so, wo ein Kind grundsätzlich Haus und Hof geerbt hat und damit die Eltern versorgt waren. Aber das gibt es ja nur noch selten und damit muss jeder erwachsene Mensch seine Altersvorsorge so planen, dass er ohne Hilfe der Kinder auskommen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Eltern mit Kindern haben doch schon Vorteile bei den Abgaben. Zumindest in Deutschland muss man weniger Pflegeversicherung zahlen, hat Kinderfreibeträge bei der Lohnsteuer, was sich meist auf den Solidaritätszuschlag auswirkt und kann noch weitere Freibeträge bei der Einkommenssteuererklärung geltend machen. Was sollte man da noch zu gunsten von Eltern verändern?

Also die Kinderfreibeträge bringen dir aber fast nichts bei der Steuer. Natürlich kann man zum Beispiel auch Betreuungskosten absetzen, aber damit mindert man ja lediglich die zusätzlichen Ausgaben, die man durch die Kinder hat etwas. Man steht damit aber keinen Cent besser da als ohne Kinder. Auch bei der Pflegeversicherung geht es hier ja um gerade mal 0,25%, also bei 2.000 Euro Nettolohn kriegt der Kinderlose dann gerade mal 5 Euro weniger.

Wenn man sich dagegen anschaut, dass verheiratete sich zusammenveranlagen lassen können und bei deutlichen Einkommensunterschieden dann mehrere Tausend Euro wiederbekommen können ist das doch lächerlich, was man für die Kinder von der Steuer bekommt. Erst recht wenn man bedenkt, was man für Ausgaben für die Kinder hat, die ja letztendlich später, wenn diese Beitragszahler sind allen zu Gute kommen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wenn man Kinder hat kommt man zunächst einmal in eine günstigere Steuerklasse, also bezahlt man faktisch mehr Steuern, wenn man keine Kinder hat. Dann gibt es Kindergeld, Elterngeld, Erziehungsgeld und was weiß ich noch alles an staatlichen Leistungen, auf die man nur Anspruch hat, wenn man Kinder hat. Damit werden die Ausgaben natürlich nicht komplett ausgeglichen, aber das weiß man bevor man sich für Kinder entscheidet und wer sich nur aus finanziellen Gründen für Kinder entscheidet sollte eh keine haben.

Argumente nach dem Motto "Kinder sind unsere Zukunft" sind übrigens auch reichlich naiv. Klar, ein Kind wird irgendwann mal Steuern bezahlen wenn es einen Job hat, aber diese Steuern werden doch zu einem großen Teil dafür gebraucht um die Probleme zu beheben, die durch seine Existenz entstehen. Ein Beispiel sind die Kosten für die Erhaltung der Straßen, die gerade aktuell diskutiert werden. Mehr Menschen bedeuten mehr Verkehr und mehr Konsum, der auch zu mehr Verkehr auf den Straßen führt, weil die Produkte zu den Konsumenten kommen müssen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Die heutige Generation Eltern steht durch die finanzielle Unterstützung des Staates schon ganz gut da. Was da alles zusammenkommt haben Punktedieb und Cloudy24 schon super erklärt. Wenn wir da mal zurückschauen zu unseren Eltern und Großeltern, die nicht nur ein Kind hatten, dann muss ich wirklich sagen, dass kein Elternteil neidisch auf Verheiratete ohne Kinder gucken sollte.

Jeder kann sich selbst aussuchen, ob er Kinder möchte oder nicht. Es bleibt jedem selbst überlassen und niemand zwingt ihn dazu, sich die Freude zu gönnen, Kinder zu haben. Aber das wird von vielen Eltern überhaupt nicht mehr beachtet. Hier scheint es nur um das liebe Geld zu gehen. Mir kommt es vor, als ob einzelne zukünftige Eltern der Meinung sind: „Entschließe ich mich, ein Kind zu bekommen, dann erwarte ich auch, dass mir alle Unkosten erstattet werden.“

Wie schon im Ausgangspost geschrieben, haben Eltern viel Freude durch ihr Kind. So sehe ich das auch. Man kann diese Freude aber nicht gegen Geld aufwiegen und auch nicht mit Geld vergleichen. Was würde eine Mutter und ein Vater einem kinderlosen Ehepaar sagen, das gerne mit ihnen tauschen möchte?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Wenn man Kinder hat kommt man zunächst einmal in eine günstigere Steuerklasse

Und welche wäre das? Ich bin in der gleichen Steuerklasse in der ich auch war als ich keine Kinder hatte nämlich Steuerklasse 1. Seit wann sollten denn Kinder etwas an der Steuerklasse ändern. Ebenso der Kinderfreibetrag, bei mir macht das mit 1 vollen Freibetrag bei 2 Kindern (Freibetrag ist fair geteilt zwischen beiden Eltern) knapp 8 Euro Steuerersparnis im Monat aus und das bei einem überdurchschnittlichen Verdienst, die Ersparnis liegt als im Regelfall darunter. Dazu die 0,25% aus der Pflegeversicherung, was bei mir 10 Euro ausmacht. Unterm Strich stehe ich etwa 18 Euro im Monat besser da und das bei 2 Kindern!

Genauso geht es doch beim Rest weiter. Was soll denn eine Aufzählung mit Elterngeld und Erziehungsgeld? Das Erziehungsgeld gibt es doch überhaupt nicht mehr. Das Elterngeld ist nur eine Lohnersatzleistung mit Gehaltseinbußen. Es ist schön, dass es das gibt und man damit Zeit für die Familie gewinnt, mit Bezug hat man aber in dem Zeitraum weniger Einnahmen als außerhalb der Elternzeit. Besser steht man damit also auch nicht da.

Beim Kindergeld kann man da gleich weitermachen. Wenn man damit seinen Kitaplatz bezahlen kann, hat man schon Glück gehabt und wohnt wohl in einer Gegend in Deutschland, die sehr familienfreundlich ist. Es gibt aber auch genug Gegenden in der man schon allein für die Betreuung in einer Kita 400 Euro und mehr ausgeben muss. Da kommt man mit den 184 Euro nicht wirklich weit.

Unterm Strich sind die Vergünstigungen ein Tropfen auf den heißen Stein und mit Kindern steht man finanziell immer schlechter da als ohne. Das an sich ist ja auch nicht schlimm, da man sich ja selber für oder gegen Kinder entscheiden kann. Es ist aber eben auch ungerecht, wenn Ehepartner nur auf Grund einer Heirat finanziell besser gestellt werden durch das Ehegattensplitting, obwohl außer dem Ehepaar niemand etwas davon hat. Das ist doch überhaupt nicht nachvollziehbar.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Klehmchen hat geschrieben:
Cloudy24 hat geschrieben:Wenn man Kinder hat kommt man zunächst einmal in eine günstigere Steuerklasse

Und welche wäre das? Ich bin in der gleichen Steuerklasse in der ich auch war als ich keine Kinder hatte nämlich Steuerklasse 1. Seit wann sollten denn Kinder etwas an der Steuerklasse ändern.

Eigentlich ist Steuerklasse 1 für ledige ohne Kinder gedacht und Steuerklasse 2 für ledige mit Kind. Kann man zum Beispiel hier nachlesen. Da ich noch nie meine Steuerklasse gewechselt habe kann ich dir aber nicht sagen, wie man die Steuerklasse wechselt, aber wahrscheinlich muss man das beantragen, es kann ja keiner beim Finanzamt riechen, dass sich deine Situation geändert hat.

Tatsache ist und bleibt jedenfalls, dass man ohne Kinder jetzt schon mehr Steuern bezahlt und außerdem weniger von dem, was man an Steuern bezahlt hat, als staatlichen Leistungen wieder zurück überwiesen bekommt. Selbst wenn es nur einen Euro Kindergeld geben würde und wenn ein Kindergartenplatz tausend Euro kosten würde, würde diese Tatsache bestehen.

Ehegattensplitting ist ein anderes Thema, das hat hiermit erst mal überhaupt nichts zu tun. Aber wenn man diese steinzeitliche Regelung endlich mal abschaffen würde, weil sie auf einem total veralteten Frauenbild basiert, dann hätte man auch mehr Geld für Familien, denn die existieren schließlich auch ohne Trauschein.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


@Cloudy24: Die Steuerklasse 2 gilt aber nur, wenn man auch wirklich Alleinerziehend ist. Das heißt, dass die Mutter oder der Vater mit dem Kind allein leben müssen. Sobald nachweislich eine eheähnliche Gemeinschaft besteht, fällt man wieder in die Steuerklasse 1 und alle Vergünstigungen sind damit auch dahin.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Eigentlich ist Steuerklasse 1 für ledige ohne Kinder gedacht und Steuerklasse 2 für ledige mit Kind. Kann man zum Beispiel hier nachlesen.

Tatsache ist hier nur, dass du hier einen vermeindlichen Fakt genannt hast, bei dem dir Punktedieb schon geschrieben hat, dass er einfach falsch ist. Wenn man nicht alleinerziehend ist, bleibt man auch mit 20 Kindern in der Steuerklasse I.

Tatsache ist und bleibt jedenfalls, dass man ohne Kinder jetzt schon mehr Steuern bezahlt und außerdem weniger von dem, was man an Steuern bezahlt hat, als staatlichen Leistungen wieder zurück überwiesen bekommt. Selbst wenn es nur einen Euro Kindergeld geben würde und wenn ein Kindergartenplatz tausend Euro kosten würde, würde diese Tatsache bestehen.

Was auch wieder nur auf den ersten Blick stimmt. Sicher die Tatsache, dass man durch die Kinder mehr Steuern zurückbekommt ist nicht von der Hand zu weisen. Schaut man sich aber die Gründe an, sieht man ganz schnell wie unsinnig so eine Argumentation ist. Du bekommst ja kein zusätzliches Geld. Vielmehr kannst du einen Teil deiner zusätzlichen Ausgaben, die durch die Kinder entstehen steuerlich geltend machen. Was aber genau bringt das nun am Ende? Es bringt nur eins, du kriegst einen Teil deiner Mehrausgaben wieder. Mehrausgaben, die Kinderlose gar nicht haben. Das ist in etwa so als würdest du dir Handwerker nach Hause bestellen, die sinnloser weise zum Beispiel dein Dach reparieren, obwohl es völlig in Ordnung ist um das steuerlich abzusetzen. Ganz einfach gesagt, du gibst 1 Euro aus um am Jahresende 50 Cent vom Staat als Steuerersattung wieder zu bekommen. Jeder der klar denken kann, wird merken, dass er damit am Ende 50 Cent weniger in der Tasche hatte, als wenn er gar nichts gemacht hätte. Und nicht anders sieht es mit den Kindern aus.

Was habe ich denn finanziell davon wenn mir der Staat 184 Euro Kindergeld "schenkt" und ich für meine Kinderbetreuung 200 Euro ausgeben muss, damit ich normal arbeiten gehen kann? Am Ende des Monats stehe iich damit dann 16 Euro schlechter da als der Kinderlose und das obwohl der nichts geschenkt bekommt vom Staat. Im Grunde scheint das also eher eine Neiddebatte zu sein als wirklich sachlich durchgerechnet.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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