Müssen sich Kinder für Hobbys der Eltern interessieren?
Meine Mutter ist sehr aktiv im Tierschutz. Sie rettet Hunde aus Rumänien, verteilt Flyer, hängt Plakate auf, hält Reden und geht zu Demonstrationen. Sie arbeitet nur noch an zwei oder drei Tagen in der Woche für ein paar Stunden. Ihre restliche Zeit widmet sie diesen Aktivitäten und ihren Hunden.
Meine Schwester kommt damit irgendwie nicht so ganz klar. Tierschutz ist so gar nicht ihr Thema. Sie arbeitet mit Behinderten und leistet dort bewundernswerte Arbeit. Aber Tiere sind ihr ziemlich egal. Während unsere Mutter vegan lebt, isst meine Schwester nach wie vor das billigste Fleisch aus dem Discounter.
Meine Schwester hat letztes Jahr geheiratet und hat seitdem eine Schwiegermutter, die ganz anders ist als unsere Mutter. Ihre Schwiegermutter hat beispielsweise an Ostern mit liebevollem Aufwand ein Osterfrühstück veranstaltet, während unsere Mutter an einer Demonstration teilgenommen hat. Unsere Mutter war noch nie auch nur annähernd die perfekte Gastgeberin.
Natürlich wird sich aber auf beiden Seiten beklagt. Meine Schwester fühlt sich von unserer Mutter vernachlässigt, weil diese ihre ganze Freizeit für den Tierschutz opfert. Meine Mutter hingegen fühlt sich missverstanden, weil ihre Tochter keinerlei Interesse an ihren Aktivitäten zeigt. Sie könnte doch auch mal zu den Demonstrationen kommen oder zu den Veranstaltungen, auf denen sie eine Rede hält. Sie könnte doch auch mal ihre Hilfe anbieten und ebenfalls Flyer verteilen oder Plakate aufhängen.
Ich bin allerdings der Meinung, dass dieses Thema meiner Schwester eben einfach nicht am Herzen liegt. Warum sollte sie sich also dafür interessieren? Warum sollte sie ihre Freizeit opfern, um ihre Mutter eine Rede halten zu hören, für die sie sich nicht interessiert? Es ist ja nicht so, dass meine Schwester keinen Job und eigene Hobbys hätte. Sie ist auch in ihrer Freizeit mit ehrenamtlichen Tätigkeiten ausgelastet.
Andererseits liegt es aber unserer Mutter wirklich sehr am Herzen. Sollte man sich dann automatisch dafür interessieren, wenn es der Mutter so wichtig ist? Ich habe das Glück, dass mich das Thema schon interessiert und ich daher mit meiner Mutter da nicht kollidiere. Aber wenn sie nun mit Leidenschaft Briefmarken sammeln würde, könnte ich mich dafür auch nicht erwärmen. Wenn sie mir dann zum zehnten Mal ihre Sammlung zeigen würde, würde ich wahrscheinlich einschlafen.
Aber Tierschutz ist auch noch mal was anders als Briefmarken sammeln. Meine Mutter versucht da etwas zu bewirken und Leben zu retten. Dennoch sehe ich es schon als ihr "Altershobby". Sie hat das erst für sich entdeckt, als sie immer weniger gearbeitet hat und alle Kinder aus dem Haus waren. Wir sind also nicht damit aufgewachsen.
Wie seht ihr das? Müssen sich die Kinder für die (Freizeit-)Aktivitäten ihrer Eltern interessieren? Oder ist der Wunsch meiner Mutter, dass meine Schwester ihre Hilfe anbietet, vermessen?
Ich finde gerade bei dem Thema ist es schwierig zu sagen. Einerseits ist es natürlich schon gut, wenn man dieselben Interessen hätte wie die Eltern, dann hat man wenigstens eine gemeinsame Basis und auch immer ein Gesprächsthema. Aber andererseits sollte man dieses Interesse nicht erzwingen oder sich verpflichtet fühlen, sich dafür zu interessieren.
Meine Schwester ist ein Mensch, der sich schnell und gerne für Sachen begeistern lässt. Man kann sie regelrecht mit Interessen "anstecken", allerdings verfliegen diese auch wieder genauso schnell, es sei denn sie wird immer wieder aufs neue damit "angesteckt". Auffälligerweise scheint sie ähnliche Interessen wie mein Vater zu entwickeln, nur eben Zeit versetzt.
Er interessiert sich für Computer oder irgendwelche andere neuste Technik, kurz danach sie auch. Er interessiert sich für Kameras und Fotographie, kurz danach sie auch. Er interessiert sich für Eishockey, sie plötzlich auch. Dies hat zur Folge, dass die beiden immer ein Gesprächsthema haben. Allerdings frage ich mich manchmal, ob sie das nur macht, um eine gemeinsame Basis mit ihm zu haben (mein Vater ist außerhalb seiner "Lieblingsthemen" nicht besonders gesprächig) und weil sie unbedingt seine Aufmerksamkeit oder Zuneigung will oder ob sie das wirklich interessiert und dieses Interesse mehr oder weniger in den Genen liegt.
Bei meiner Mutter verhält sich meine Schwester komischerweise ähnlich, wenn auch nicht so extrem. Meine Mutter fing an, irgendein bescheuertes Spiel auf einer ausländischen Plattform zu spielen (eine Art "My Free Farms"-Verschnitt) und kurze Zeit später fing meine Schwester auf derselben Plattform auch damit an und seitdem können die beiden sich stundenlang darüber unterhalten. Ich persönlich kann nicht verstehen, was an so einem Spiel überhaupt interessant sein soll. Meine Mutter hat früher mir unbedingt zeigen wollen wo sie was angebaut hat und wie das Spiel funktioniert und mit welchen Problemen sie als nächstes konfrontiert sei. Mich hat das aber nie interessiert, ich finde das langweilig, daher habe ich auch alle Einladungen abgewehrt, selbst mit diesem Mist anzufangen.
Ich finde es in Ordnung, einige gemeinsame Interessen mit den Eltern zu haben. Allerdings finde ich es falsch, wenn man sich selbst deswegen verbiegt und sich förmlich "zwingt" an einigen Dingen Interesse zu zeigen, weil man meint dies tun zu müssen. Wenn deine Schwester absolut nichts mit der Freizeitbeschäftigung deiner Mutter anfangen kann, finde ich es falsch von deiner Mutter, von ihr mehr oder weniger zu erwarten, sich auch mit dem Tierschutz zu beschäftigen. Wenn deine Schwester sich gezwungenermaßen damit beschäftigen würde, nur um eure Mutter zufrieden zu stellen, würde das aber deine Schwester frustrieren und im Extremfall würde sie in 20 Jahren die Zeit mit eurer Mutter in sehr negativer Erinnerung behalten, was ja auch ziemlich schade wäre.
Ich finde es toll, dass sich sowohl deine Mutter als auch deine Schwester so für ihre Bereiche engagieren. Aber ich finde eigentlich auch, dass man von keinem Menschen, auch nicht von den eigenen Kindern, erwarten sollte, dass diese sich verbiegen und für die Hobbies der Eltern begeistern. Natürlich ist der Tierschutz nicht irgendein Hobby, aber wenn deine Schwester von sich aus eben kein Interesse daran zeigt, dann denke ich nicht, dass es deiner Mutter viel bringt, wenn sie immer wieder sagt, dass sie doch mal zu einer der Veranstaltungen mitgehen und Flugblätter verteilen soll. Selbst wenn deine Schwester das eurer Mutter zuliebe macht, dann wird es doch nicht automatisch ihr Ding.
Als vermessen würde ich den Wunsch deiner Mutter nicht bezeichnen, dass deine Schwester ihr mal hilft, aber ich denke einfach nicht, dass es etwas bringen würde und deine Schwester dadurch plötzlich ihr Interesse für den Tierschutz entdeckt. Ich denke, dass die beiden sich vielleicht einfach mal treffen sollten, ohne dass über die Tätigkeit eurer Mutter beim Tierschutz groß etwas gesagt wird. So könnte es doch sein, dass die beiden auch Dinge finden, die beiden gefallen und über die sie dann wieder besser zueinander finden.
Ein Kind muss sich im Allgemeinen nicht für die Interessen von der Mutter interessieren. Es ist ja nun mal so, dass deine Schwester andere Interessen hat, wie deine Mutter. Deine Schwester hat auch einen anderen Lebensstil, wie deine Mutter und zu dem sind es zwei verschiedene Personen, auch, wenn sie blutsverwandt sind. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn deine Schwester andere Freizeitaktivitäten nachgeht, wie deine Mutter. Natürlich kann ich auf der einen Seite verstehen, dass deine Schwester sich vernachlässigt fühlt, immer hin teilst du mit deiner Mutter das gleiche Hobby und sie eben nicht. Aber auf der anderen Seite kann ich auch verstehen, dass deine Mutter sich missverstanden fühlt.
Vielleicht könnte man dem Unmut Luft schaffen, in dem sich deine Schwester mehr in das Hobby deiner Mutter einbringt und deine Mutter sich mehr für die Freizeitaktivitäten deiner Schwester interessiert. Auch wenn das Interesse von deiner Schwester nicht bei den Interessen deiner Mutter liegt, könnte man doch zumindest mal der Mutter den Gefallen tun, und zum Beispiel die Mutter zu einer Rede begleiten. Es sind natürlich nur Gefälligkeiten, die deine Schwester dann macht, aber zumindest verbringt sie mit der Mutter etwas Zeit und fühlt sich dann nicht mehr so vernachlässigt und deine Mutter fühlt sich nicht mehr missverstanden.
Im Gegenzug könnte deine Mutter sich mehr für die Interessen ihrer Tochter interessieren und sie auch in ihrer Freizeitaktivität unterstützen, sodass auch dort das Gefühl wieder ausgeglichener wird. Ansonsten kann ich nur raten, dass beide etwas mehr Verständnis für die jeweiligen Interessen aufbringen. Immer hin hat jede Person verschiedene Interessen, die man nicht mit anderen Personen teilen muss, wenn man nicht unbedingt möchte.
Wieso fühlt sich deine Schwester eigentlich vernachlässigt? Eure Mutter hat euch groß gezogen und ihr seid aus dem Haus. Habt eure eigenen Familien gegründet und die Mutter hat eben für etwas gefunden, was sie begeistert. Damit könnten doch eigentlich alle Beteiligten mit der Welt zufrieden sein. Wäre es denn deiner Schwester lieber, wenn sie ständig für eure Mutter Zeit haben müsste?
Ich könnte mir zum Beispiel nicht vorstellen ständig nur für meine Mutter da zu sein, nur weil sie mit sich nichts anzufangen weiß. Ich selbst kann nicht ständig hinfahren, weil sie doch rund zwei Autostunden entfernt wohnt. Und ständig die eigene Mutter zu Besuch haben ist auch nicht das, was für mich ein schönes Familienleben ausmacht.
Meine Meinung ist hier ganz klar. Ich kann ein Hobby haben und diesem auch nachgehen, kann aber von anderen nicht erwarten, dass sie diese Aktivität gut heißen oder gar teilen möchten. Allem Voran steht die Familie immer an erster Stelle. Und egal wie engagiert ich in einem Hobby bin, an Ostern oder Weihnachten käme mir nicht im Traum in den Sinn, mein Hobby vor meine Familie zu stellen.
Das ist glaube ich auch der Punkt, um den es in der ganzen Sache geht. Es ist nicht der Punkt, dass die Schwester andere Interessen hat, als die Mutter, sondern es ist der Punkt, dass die Mutter ihrer Rolle als solche nicht nachkommt. Natürlich, wenn du sagst, die Kinder sind schon groß, dann kann sie klar ihr eigenes Leben leben. Trotzdem sollte sie sich entscheiden, was ihr nun wichtiger ist, die Familie, oder ihr Hobby. Ich denke, aus der Schilderung geht klar hervor, dass es das letztere ist.
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