Lehrer geben Noten nach Gewohnheit

vom 28.04.2014, 03:13 Uhr

Ich habe heute diesen Artikel entdeckt. Darin steht, wie ein Schüler eigentlich eine Analyse des Dramas "Romeo und Julia" schreiben sollte. Dies tat er auch. Für genau zwei Absätze! Danach fängt er an reinen Blödsinn zu verfassen und damit die Seiten zu füllen. Aussagen wie er seine gelangweilt und der Lehrer würde dies sowieso nicht lesen. Das Ganze wurde dann mit einem A- und dem Zusatz sehr gut belohnt.

Nun frage ich mich, unabhängig, ob dies nur ein Fake ist oder nicht, ob Lehrer tatsächlich nach Geschmack benoten. Mir war dies für Fächer wie Musik, Sport und Kunst bewusst. In Englisch und Deutsch war ich immer gut und habe mir darüber nie Gedanken gemacht.

Wie seht ihr diesen Test des Schülers? Habt ihr selbst ähnliche Erfahrungen gemacht oder denkt ihr Lehrer benoten immer gewissenhaft?

» xZombieKitten » Beiträge: 538 » Talkpoints: 13,88 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich habe selber an einem Gymnasium unter anderem Französisch unterrichtet. Also ebenfalls eine Sprache. Ich kann das auf keinen Fall bestätigen. Ich habe mir immer alle Arbeiten durchgelesen. Um möglichst keine "Vorurteile" zu haben, habe ich auch immer das Heft einfach aufgeschlagen ohne nach dem Namen zu sehen. Wobei ich dazu sagen muss, dass man eben auch bald einmal die Schriften der Kinder kennt, von daher ist das auch nur ein bedingtes Hilfsmittel um so gut es geht neutral zu sein.

Aber ich kann auch von mir als Schülerin berichten. Ich war schon in der Schule immer sehr gut in Französisch, da ich meine Ferien viel in Frankreich in französischen Familien als Au-pair verbracht habe. Meine Lehrerin wusste das und ich war dann auch mehr oder weniger beliebt bei ihr. Sie gehörte leider auch zu jenen, die ihre "Lieblinge" hatten. Das hat sie zwar leider im Unterricht immer gezeigt, indem sie mich da im Unterricht durchaus bevorzugt behandelt hat. Das hat sie jedoch nicht daran gehindert, mir bei Tests und Schularbeiten eine negative Note zu geben. Grund lag darin, dass ich eben nach so einem Frankreichaufenthalt vor allem die mündliche Ausdrucksweise gewohnt war und nicht so die schriftliche Form.

Und auch bei anderen Schülern sieht man ja auch immer wieder, dass sie plötzlich eine unerwartet schlechte Note schreiben. Ob dein Link nun ein Fake ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich finde auch nicht, dass Lehrer ein Heiligtum sind und keine Fehler machen. Ganz im Gegenteil. Im Schulalltag habe ich da so einiges mitbekommen, was meiner Meinung nach falsch läuft. Das ist in anderen Branchen aber übrigens in der Regel nicht anders. Aber mir wäre noch nie aufgefallen, dass ein Lehrer einem Schüler eine bessere oder schlechtere Note gibt, nur weil es bei diesem Schüler bisher schon immer so war.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das kann ich nur bestätigen. Ein Mitschüler der Oberstufe musste mal eine Klausur in Religion schreiben bei demselben Lehrer wie einige Jahre seine Schwester vor ihm. Sogar das Thema der Klausur war dasselbe und demzufolge der Bewertungshorizont logischerweise auch. Der junge Mann hatte die alte Klausur seiner älteren Schwester mitgebracht und als Spickzettel benutzt. Er hat die Klausur Wort für Wort genauso in seine eigene Klausur übertragen.

Seine Schwester hatte damals für diese Klausur eine 2+ bekommen, er selbst für dieselbe Klausur eine 3-, dabei hatte der Lehrer nicht mal gemerkt, dass er im Prinzip dieselbe Klausur zweimal korrigiert hat. Ich kenne den Lehrer und hatte ihn selbst, er gehörte eher zu der verpeilten und unorganisierten Sorte. Aber ich finde, dass dieses Beispiel sehr gut zeigt, dass eben doch sehr viel mehr nach Sympathie und nicht nach Leistung geht, oder jedenfalls mehr als die Lehrer zugeben wollen würden.

Manche Lehrer ordnen ihre Schüler derartig in Kategorien ein, was Noten angeht, dass es schwer ist, aus diesen so genannten "Schubladen" wieder herauszukommen. Ich hatte mal in der Oberstufe eine Biologie-Lehrerin, die sehr nett war. Das erste Halbjahr habe ich bei ihr überhaupt nichts gemacht und war im Prinzip nur anwesend und habe mich kaum zu Wort gemeldet. Eine Klausur musste ich damals nicht schreiben, weil ich Mathematik im Abitur gemacht habe, somit war ich von der Biologie-Klausur befreit und wurde nur für die mündliche Zusammenarbeit bewertet. Für diese Zusammenarbeit habe ich im ersten Halbjahr eine 3- bekommen.

Im zweiten Halbjahr wollte ich aber eine bessere Note und habe mich gemeldet wie eine Verrückte und mich wirklich sehr stark am Unterricht beteiligt. Am Ende des Halbjahres gab sie mir aber trotzdem eine 3- für meine mündliche Leistung. Das fand ich alles andere als gerecht und ich sprach sie auch darauf an. Aber ihrer Meinung nach, konnte sie keinen wesentlichen Unterschied zum Halbjahr davor feststellen. Das wäre sicherlich nicht passiert, wenn sie sich jede Stunde Notizen gemacht hätte, wer sich wie oft beteiligt hat. So etwas subjektiv nach mehreren Monaten noch sagen zu können ist nahezu unmöglich und meiner Ansicht nach auch unfair gegenüber den anderen Schülern.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Leider ist es oftmals so, dass gerade ältere Lehrer schon ein festgesetztes Bild von einem haben und man dann gar nicht mehr besser werden kann, warum auch immer. Lehrer sollte natürlich keine Lieblinge haben und Schüler nach ihrer Leistung bewerten, aber so ist es nun mal nicht immer.

Ich habe auch ein Beispiel aus meiner Vergangenheit. In Chemie war ich nie eine Leuchte, aber ich habe mir immer Mühe gegeben. Als ich dann bei einer Arbeit abgeschrieben habe, war das wirklich aus purer Verzweiflung, weil ich nichts davon verstanden hatte. Meine Freundin bekam eine 2 und ich bekam mit eigentlich genau demselben eine 4. Die Lehrerin wusste nicht mehr, dass sie uns für die Arbeit zusammengesetzt hatte, wusste also nicht dass ich abgeschrieben habe, zumal ich ja auch nicht genau die selben Wörter benutzt habe, aber sie hat dieselbe Arbeit unterschiedlich bewertet, weil sie mich nicht leiden konnte, was sie mir auch mehrmals deutlich gemacht hatte.

Junge Lehrer sind da oftmals besser und bewerten auch gerne mal zu freundlich. Problematisch ist aber alleine schon, dass die Lehrer ja auch vorgeprägt werden durch Kollegen. Da heißt es beispielsweise: "Ach du kommst in die Klasse, da ist ja der X, der ist ein absoluter Störenfried!" Ob es nun so ist, weiß man selber nicht, aber das Kind wird dann oftmals so behandelt, weil es die Kollegen ja gesagt haben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich könnte mir vorstellen, dass man bereits nach zwei Absätzen einen relativ guten Überblick über die Formulierungsfähigkeiten des Schülers hat. Der Stil eines Menschen bleibt doch irgendwie gleich. Wenn die ersten beiden Absätze gut sind, kann der Rest kein totaler Mist sein. Zumindest wäre das unwahrscheinlich.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@Olly173: Dass sich in dieser Zeit auch die Bewertungsrichtlinien und damit die Notenvergabe geändert haben kann, ziehst du dabei nicht in Betracht, oder? Denn je nach Landesverordnung beim Schulgesetz legen die Schulen ihre Notenspiegel selbst fest. Daher kann es auch bei selber Klausur mit den selben Antworten zu Unterschieden in der Benotung kommen.

Aber mir selbst sind weder solche Lehrer bekannt, die nur den Anfang lesen, noch kenne ich Personen, die sich auf diese Kontrolle verlassen haben. Ich selbst habe auch schon verschiedene Kurse unterrichtet und da auch immer alle Antworten und Ausführungen durchgelesen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich denke nicht, dass Lehrer immer gewissenhaft und unvoreingenommen benoten und bin auch der Ansicht, dass das kaum möglich ist. Es wird sich nicht ausschließen lassen, dass ein Lehrer bestimmte Schüler bevorzugt, was sich im ungünstigsten Fall dann eben auch in den Noten widerspiegelt. Manchmal kann dies zugunsten des Schülers geschehen, aber auch schlechte Noten sind da vorstellbar.

Gerade wenn Schüler sonst im Allgemeinen gute Leistungen zeigen, kann es passieren, dass ein unaufmerksamer und voreingenommener Lehrer schlichtweg davon ausgeht, dass der Schüler in gewohnter Weise eine gute Leistung abliefert. Falls dies dann ausnahmsweise mal nicht der Fall ist, wird ein solcher Schüler unter Umständen dennoch eine gute Note erhalten, selbst wenn der Lehrer sich die komplette Arbeit durchliest oder die nicht so gute mündliche Mitarbeit bewusst wahrnimmt.

Dass es einem Lehrer nicht auffällt, dass ein großer Teil einer Hausarbeit oder Klausur nicht das gewünschte Thema behandelt, sondern nur aus irgendwelchem Geschwafel besteht, ist das schon extrem peinlich. So etwas wird wohl nicht häufig vorkommen. Auch wenn Lehrer sicher mit gewissen Vorurteilen, positiver wie negativer Art, an die Arbeiten der einzelnen Schüler herangehen, werden die meisten wohl hoffentlich alles lesen und nicht nur den Anfang.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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