Mädchen spielt lieber mit Autos statt mit Puppen

Ich finde es weniger verwerflich, aber bei dem Thema gehen die Meinungen auseinander. Eine Freundin hat eine 4 jährige Tochter, die allerdings lieber mit den Autos ihres Bruder spielt statt mit ihren Puppen. Meine Freundin findet das schlimm, weil sie der Meinung ist, dass Mädchen mit Puppen spielen müssen. Ich finde es allerdings nicht wirklich tragisch, da ich selbst als junges Mädchen auch viel lieber mit den Autos und den Dinosauriern meines großen Bruders gespielt hatte und meinen Puppen keine Beachtung geschenkt hatte.

Wie findet ihr das? Und was soll eigentlich dabei sein, wenn ein Mädchen lieber mit Autos spielt, statt mit Puppen? Würdet ihr euren Kindern verbieten mit Dingen des jeweils anderen Geschlechts zu spielen oder ist diese Einstellung zu altmodisch?

Ich habe als Mädchen sehr gerne mit Autos gespielt, ebenso habe ich auch andere Actionfiguren sehr gerne gemocht und einfach meine Freude daran gehabt, wobei ich dann später auch auf Barbie kam und vor allem die Pferde und Einhörner sehr toll fand. Außerdem fand ich auch Lego sehr toll, was vielleicht auch daran gelegen hat, dass meine ältere Schwester ebenfalls von Lego begeistert war. Man muss zugeben, dass Lego vielleicht auch nicht so das "Mädchen-Spielzeug" ist, was gar nicht so schlimm ist. Ich erinnere mich noch an die Bionicles von Lego aus der Super RTL-Werbung, die fand ich auch ganz cool. Auch die Pokemon- oder Yu-Gi-Oh!-Karten haben es mir angetan, ebenso fand ich Beyblade ganz interessant.

Und was bin ich heute? Ich bin eine langhaarige Frau, die sehr feminine Kleidung trägt und sich immer schminkt, obwohl ich als Kind eben gerne mit Spielsachen für Jungs gespielt habe, das ist doch gar nicht so schlimm. Heute spiele ich gerne Computerspiele, da ich diesen eben nie abgeneigt war, aber ansonsten bin ich eine weibliche Frau. Mein Partner hatte zum Beispiel auch nur jungen Spielzeug gehabt, aber sogar einmal ein My Little Pony geschenkt bekommen. Ich kann schon behaupten, dass mein Partner männlich ist und eigentlich hat er auch gar keinen so weiblichen Touch, obwohl er eben so ein Spielzeug als Kind hatte. Kinder mögen eben viele verschiedene Sachen und man sollte keinen Riegel vor den Interessen vorschieben. Ich finde es wichtig, dass sich in dieser Richtung Kinder ohne Vorgaben entfalten können.

Ich finde das überhaupt nicht problematisch, wenn ein Mädchen nicht gerne mit Puppen spielt und stattdessen lieber mit Autos oder anderen Spielsachen spielt. Ich habe als Kind auch gerne mal mit Autos gespielt und ich habe immer lieber mit Stofftieren gespielt als mit Puppen. Meinen Eltern hat das aber nichts ausgemacht und sie haben mir die Spielsachen gekauft, die ich mir gewünscht habe. Ich habe nie gesagt bekommen, dass ich kein Auto haben darf, weil ich ein Mädchen bin. Das finde ich auch gut so. Bei eigenen Kindern würde ich es auch so machen, dass ich ihnen sicher nicht verbieten würde, mit untypischen Spielsachen zu spielen.

Ich selbst hatte eine Eisenbahn, Autos, Bausteine und noch andere Spielzeuge, die man als typische Dinge für Jungs bezeichnen würde. Meine Puppen samt Puppenwagen, Bett und Anziehsachen waren zwar da, aber wurden nur selten bespielt. Meine Töchter haben sehr früh von mir Spielzeuge bekommen, die man üblicherweise eher Jungs schenken würde. Der O-Ton meiner ehemaligen Schwiegermutter dazu war "Das sind doch aber Mädchen".

Ja und? Sie haben Autos und eine Eisenbahn bekommen, aber eben auch Puppen. Sie konnten selbst entscheiden mit was sie lieber spielen. Ich halte nichts davon, wenn da schon spätere Rollen geprägt werden, die sowieso längst überholt sind. Ein Junge aus meiner Schulklasse hat auch immer die Puppen seiner Schwester in Beschlag genommen. Allerdings weniger um damit zu spielen, sondern um sie neu einzukleiden.

Ich finde es absolut normal, dass Mädchen nicht nur mit Puppen spielen wollen, sondern auch andere Spielzeuge ausprobieren möchten. Immerhin ist es auf Dauer ja auch langweilig, immer nur mit den gleichen Sachen spielen zu können und ein Kind fragt sich sicher auch irgendwann, weshalb es einige Spielsachen nicht anrühren darf, nur weil sie für das andere Geschlecht gedacht sind. Immerhin ist es doch schwachsinnig, einem Kind etwas zu verbieten, nur weil es für das andere Geschlecht gedacht ist. Schließlich ist das weder gefährlich, noch kann man irgendeinen Schaden davon tragen, weshalb es im Endeffekt doch völlig egal ist, womit ein Kind spielt, solange das Spielzeug dem Alter angemessen ist. Für welches Geschlecht etwas ist, spielt doch keine Rolle.

Ich finde es ehrlich gesagt ganz schlimm, wenn manche Eltern darauf beharren, dass ihr Kind nur mit dem für das Geschlecht gemachtem Spielzeug spielen darf. Noch schlimmer finde ich es, wenn manche Eltern den Wunsch des Kindes abschlagen und ihnen ein bestimmtes Spielzeug nicht kaufen, weil es für das andere Geschlecht ist. Ich frage mich dann immer ob die Leute tatsächlich der Meinung sind, ihr Kind würde krank werden, wenn es mit untypischen Sachen spielt. Immerhin ist es doch absolut egal und ich denke, dass man da einfach die Wünsche des Kindes erfüllen sollte. Ein Kind muss doch damit glücklich sein und ein Kind muss mit den Spielsachen spielen und nicht man selbst. Und wenn ein Junge gerne mit Puppen spielen möchte, dann ist es so und ich finde nicht, dass etwas dagegen spricht.

Ich selbst habe als Kind für mein Leben gerne mit Autos gespielt. Außerdem habe ich mich sehr für Fußball interessiert und auch sonst bin ich gerne Skateboard gefahren, habe gebaut und bin auf Bäume geklettert. Zudem habe ich auch ganz gerne Kleidung für Jungs getragen, wobei meine Eltern mir nie etwas verboten hatten, nur weil es nicht für Mädchen war. Dafür bin ich meinen Eltern wirklich dankbar und ich wünschte, dass mehr Eltern so tolerant wären. Immerhin kann das keinem Kind schaden und auch bei mir hat das nicht dazu geführt, dass meine Interessen immer männlicher wurden. Stattdessen bin ich mittlerweile das genaue Gegenteil von damals. Ich interessiere mich weder für Fußball, noch für Autos und liebe es hingegen, shoppen zu gehen und mich zu schminken. Von daher bin ich eine typische Frau.

Das Kind finde ich normal. Ich verstehe nicht, warum man Kinder nicht so sein lassen kann, wie sie sein wollen. Ich finde es nicht schlimm. Vielleicht ungewöhnlich, vielleicht außergewöhnlich. Aber mir fallen spontan einige Vorteile ein, die es mit sich bringt: Man kann als ein Elternteil mit beiden Kindern gleichzeitig spielen; Bruder und Schwester finden sich nicht gegenseitig doof sondern haben gemeinsame Interessen. Ich würde mich freuen, ein außergewöhnlich interessiertes Kind zu haben und nicht engstirnig an irgendwelchen Geschlechterrollen festhalten.

Wenn ich ein Kind hätte und es würde sich um ein Mädchen handeln, wäre ich froh, wenn dieses mit Autos spielen und sich nicht großartig für Puppen interessieren würde. Ich fände es auch bei einer älteren Tochter schöner, wenn diese technisch interessiert wäre und vielleicht eher am Auto oder Motorrad schraubt als dass sie sich den halben Tag um Stöckelschuhe und Make-Up Gedanken macht. Ich mag Mädchen und Frauen, die diesem gängigen Klischee entsprechen, einfach grundsätzlich nicht so gerne, beziehungsweise ich kann mit ihnen einfach nichts anfangen.

Auch wenn ich persönlich es schade fände, wenn eine Tochter sich nur für das typische Mädchenspielzeug interessieren würde, müsste ich das akzeptieren. Grundsätzlich sollten Eltern es akzeptieren, wenn Kinder eigene Wünsche bezüglich ihres Spielzeugs haben. Ich weiß nicht, ob ich Kriegsspielzeug nun unterstützen würde. Aber ansonsten sollte sich das Kind selbst aussuchen, mit was es spielen möchte. Wenn ein Mädchen dann eben lieber Autos und Fischertechnik haben möchte, während ein Junge sich eine Puppe wünscht, dann sollten Eltern diese Dinge ruhig kaufen.

Warum ist deine Freundin der Ansicht, dass ihre Tochter mit Puppen spielen sollte? Möchte sie sie frühzeitig auf ihre Klischee-Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereiten? Es muss doch einen Grund geben, weshalb sie so denkt. Ohne anständige Begründung würde ich so eine Aussage eigentlich nicht akzeptieren und auch nicht respektieren.