Mutter-Kind Gefängnis eine sinnvolle Einrichtung?

vom 23.04.2014, 11:06 Uhr

Ich neulich einen Bericht im Fernsehen gesehen über Gefängnisse, wo auch die Kinder der inhaftierten Insassinnen mit aufgenommen werden. Ich habe nicht alles gesehen. Aber ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Sicher ist es gut für das Kind, wenn es bei der Mutter ist. Aber ist es auch gut für das Kind, wenn es im Prinzip mit eingesperrt ist? Das Kind kann nur immer die Leute sehen, die es im Gefängnis kennenlernt und kann keine Kinder von Außen treffen.

In der Einrichtung, die gezeigt wurden, waren auch Kinder, die durchaus auch schon im Kindergarten sind. Also werden diese Kinder sich an die Zeit auch erinnern können, wenn sie mal erwachsen sind. Aber ist das wirklich gut für das Kind? Wie findet ihr so eine Einrichtung für Mütter mit ihren Kindern? Ist das wirklich sinnvoll?

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wenn dort mehrere Kinder mit ihren Müttern untergebracht sind, hat das Kind doch genauso Spielkameraden wie jedes andere Kind. Es müssen doch nicht zwangsläufig hunderte sein oder immer wieder neue. Und andere Kinder sind doch lange nicht so wichtig wie bei der eigenen Mutter zu sein.

Und das Kind bei sich zu haben, ist auch wichtig für die Resozialisierung der Mutter. Das kommt letztlich auch wieder dem Kind zugute, wenn die Mutter nach der Entlassung mit beiden Beinen auf dem Boden steht, sich um Arbeit bemüht und nicht wieder auf die schiefe Bahn gerät.

Also meiner Meinung nach ist diese Methode sehr gut. Die vielen Vorteile stellen die wenigen Nachteile in den Schatten. Dass das Kind sich später daran erinnert, würde ich nicht mal als Nachteil sehen. Diese Zeit ist ein Teil im Leben seiner Mutter. Das sollte sowieso nicht verschwiegen werden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich sehe das ähnlich. In dem Alter sind eher feste Bindungen zu anderen Personen wichtig und da ist es für das Kind im Regelfall weitaus schädlicher, von der Mutter getrennt zu werden und in eine Pflegefamilie zu kommen als in so einem Gefängnis zu leben.

Das Kind hat denke ich im Kindergartenalter noch nicht so das Bewusstsein, was der Unterschied zwischen Gefängnis und Freiheit genau bedeutet. Klar, wenn es schon im Vorschulalter ist, wird es schon einiges hinterfragen, aber als Freiheitsberaubung denke ich wird ein Kind in dem Alter das noch nicht empfinden.

Wichtig finde ich allerdings, dass für Kinder ab ca. 3 Jahren auch Freizeitmöglichkeiten dort vorhanden sind wie ein Spielplatz oder auch mal ein Plantschbecken im Sommer, damit sie auch motorisch ihre Erfahrungen machen können und auch hier und da mal für Abwechslung gesorgt ist. Vielleicht werden ja auch mit den Kindern unabhängig von der Mutter Ausflüge unternommen, so etwas fände ich zumindest für Vorschulkinder schon wichtig, dass diese auch mal Erfahrungen "draußen" sammeln können.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich frage mich, warum hier nur die straffällig gewordene Mutter den Vorzug hat, mit ihrem Kind oder Kindern zusammen ins Gefängnis zu gehen. Wobei man hier nicht von Gefängnis sprechen kann. Wenn ein 30 m² großes Appartement zur Verfügung gestellt wird und die Mütter mit ihren Kindern hier offen leben können, ohne Zaun und Gitter, kann man das schlecht noch als Gefängnis bezeichnen.

Mich interessiert aber mal, warum man der Meinung ist, dass das Kind zur Mutter gehört. Hat der Vater seine Pflicht und Schuldigkeit getan, wenn die Frau schwanger wurde? Auch er ist an seinem Kind interessiert und liebt es. Mit keinem Wort werden hier die Väter erwähnt. Sind sie so nebensächlich?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Cid hat geschrieben:Mit keinem Wort werden hier die Väter erwähnt. Sind sie so nebensächlich?

Wenn die Mutter straffällig wurde, würde ich hier von "Problemfamilie" reden. Oft waren die Kinder nicht geplant, die Eltern viel zu jung oder sogar Drogen im Spiel. Ich denke, in vielen Fällen wird der Vater keine Rolle mehr im Leben der Beiden spielen. Sollte der Vater wider Erwarten ein gefestigtes Leben führen, wird bestimmt erörtert, ob das Kind bei ihm in Freiheit besser aufgehoben ist. Aber grundsätzlich sehe ich die Bindung des Kindes zur Mutter als tiefer und wichtiger an.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Grundsätzlich sinnvoll finde ich es nicht, ein Kind bei einer straffällig gewordenen Mutter zu lassen. Zusätzlich spielt das Kind im Gefängnis mit anderen Kindern, deren Mütter ebenfalls straffällig geworden sind. Es kommt zwar darauf an, was die Mütter getan haben. Aber wenn sie vom Gericht schon verurteilt werden, ist es nicht die erste Straftat, die sie begingen. Denn gerade bei Müttern mit kleinen Kindern urteilen die Richter sehr human und verurteilen sie erst nach mehreren Straftaten.

Geht es hier um die Wünsche der Mutter oder um das spätere Leben des Kindes. Was lernt das Kind im Gefängnis kennen? Mutter hat Straftat begangen, ob nun Diebstahl, Mord oder sonstwas spielt im Moment keine Rolle. Dann lernt das Kind weiter: Andere Mütter sind ebenfalls im Gefängnis, haben auch eine Straftat begangen. Also scheint das in Ordnung zu sein, denn in diesem Gefängnis geht es allen gut. Also kann es später auch so werden wie die Mutter. Solche Gedanken können sich im Kopf festsetzen und irgendwann fällt es dem Kind wieder ein, falls es sie vorher vergessen haben sollte.

Bienenkönigin, da deine Gedanken dahin gehen, dass es sich hier um Problemfamilien handelt, was richtig sein dürfte, sollte man unverzüglich bei dieser Gelegenheit an das Kind denken und es von der Mutter entfernen. Du findest die Beziehung zur Mutter tiefer und fester, das ist in einigen Fällen bestimmt so. Es kann aber auch so sein, dass die Beziehung zum Vater tiefer ist, gerade in solchen Problemfällen wie hier. Das Kind sollte durch die Mutter nicht noch mehr verdorben werden, als es vielleicht schon ist. Das kann man natürlich nur nach Prüfung jedes Einzelfalles feststellen. Etwas Gutes lernt das Kind bestimmt nicht von der Mutter. Um die Bindung zwischen Mutter und Kind zu festigen, muss das Kind mit ins Gefängnis. Das kann ich vielleicht bei einem Baby gutheißen, aber nicht für ein Kleinkind.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Kinder kommen nicht grundsätzlich mit zur Mutter, auch wenn sie in Haft sitzt. Mir ist speziell ein Fall bekannt, wo die große Tochter zur Oma kam und die das jüngere Kind ist zum Vater gekommen. Die Mutter hatte also kein Kind mit in der Haft. Also ganz ausgeschlossen sind die Väter mit Sicherheit nicht. Nur will man ein Kind zum Vater geben, der sich schon vor der Straffälligkeit der Mutter nicht um seinen Nachwuchs gekümmert hat? Das wäre wohl weniger gut für das Kind, als eine Zeit im Gefängnis aufzuwachsen.

Außerdem sind die Kinder wohl nur bis zum Beginn der Schule mit in der Haftanstalt. Danach werden sie bei Verwandten untergebracht, soweit das möglich ist oder eben in einem Kinderheim beziehungsweise einer Pflegefamilie. Es geht hier also wirklich nur darum, dass die Bindung erhalten beziehungsweise aufgebaut wird, die in jungen Jahren wichtig ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich habe vorausgesetzt, dass es Väter sind, die sich um das Kind bemüht haben, es lieben und gerne für es da sind. Ist das nicht gegeben, wäre es falsch, sie mit einzubinden. Aber genauso falsch ist es, einer Mutter, die nachweislich nichts taugt, das Kind zu überlassen. Damit stelle ich fest, dass es gar nicht so einfach ist, immer die richtige Entscheidung zu treffen. Wenn noch Großeltern da sind und die sich um Kinder kümmern können, ist das vielleicht auch eine gute Möglichkeit. Aber immer geht auch das nicht oder ist nicht angebracht. In einem solchen Fall ist wirklich viel zu bedenken, was man im ersten Moment nicht glauben möchte.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich gehe mal davon aus, dass in solchen Fällen nicht leichtfertig entschieden wird, wohin das Kind kommt, oder? Vermutlich wird in so einem Fall ähnlich wie bei Scheidungen gegebenenfalls ein Kinderpsychologe mit einem Gutachten beauftragt, welcher Aufenthaltsort dem Kind am förderlichsten wäre. Und je nach Güte der Bindung zwischen Mutter und Kind und je nach Verbrechensart und Haftdauer wird da sicherlich sehr individuell entschieden.

Wenn die Mutter beispielsweise nur ein halbes Jahr Haft bekäme, würde es das Kind vermutlich mehr traumatisieren, es von den Eltern zu trennen und in eine Pflegefamilie zu bringen. Wie das bei einer längeren Haftdauer aussieht, kann ich mir auch nur schwer vorstellen. Das schwierige an so einer Situation ist ja, dass auch ein Kinderpsychologe nicht hellsehen kann und immer nur beurteilen kann, wie das Kind gerade im Moment ist.

Es wird sich sicherlich in dem einen oder anderen Fall später heraus stellen, dass es anders vielleicht besser gewesen wäre. Von daher sollte man als Elternteil tunlichst zusehen, nichts zu unternehmen, was einen ins Gefängnis bringt. Das das nicht in allen Fällen möglich ist, ist mir auch klar.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich habe das nun eben mal gegoogelt und mir machte es den Anschein, als würde man da sehr darauf achten, dass es den Kindern gut geht und ihnen auch Möglichkeiten einräumt die Hafträume zu verlassen, beispielsweise auch an örtlichen Vereinsleben teilzunehmen. Mir machte es den Anschein als würden sie zwar bei der Mutter in Haft leben, aber trotzdem ein annähernd normales Leben führen können.

Natürlich muss man auch sehen, was man einem Kind seelisch damit antut, wenn man es auf eine gewisse Weise einschränkt und sei es nur räumlich. Dazu ist es eben auch so, dass man seinem Kind durchaus auch bessere Spielkammeraden liefern könnte, als Kinder von ebenfalls inhaftierten Müttern. Man muss aber auch sehen, dass es hier dann auch scheinbar niemanden aus der Verwandtschaft gab, der das Kind nehmen wollte, was schon schade ist und da dürfte es bei der Mutter wohl am besten dran sein. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass die Kinder automatisch mit in den Knast gehen müssen, weil die Mutter dort ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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