Vereint der neue Papst Naturwissenschaft und Religion?

Ich hatte mich ja richtig gefreut, als ich gehört hatte, dass der neue Papst Franziskus ein Chemiker mit abgeschlossenem Studium ist. Da habe ich mir gedacht: Endlich jemand, der nicht ganz so verbohrt ist und endlich die Kirche ein wenig reformiert. Denn seien wir mal ehrlich: Eine Restauration täte dem alteingesessenen kirchlichen Trott ganz gut.

Es ist eigentlich verrückt, dass ausgerechnet der Papst eine Naturwissenschaft studiert hat. Denn eigentlich widerlegt die Naturwissenschaft ja die Theorie der Kirche, was das Erschaffen der Welt betrifft. Daher ist es eigentlich paradox, dass unser Papst, der höchste Stellvertreter der Kirche, einer Naturwissenschaft so viel Augenmerk widmet.

Habt ihr euch Gedanken darüber gemacht? Ich denke, dass dieser Papst wirklich die Welt mit anderen Augen sieht, irgendwie nüchterner. Er vereint in meinen Augen die Naturwissenschaften mit der Religion.

Ich sehe eigentlich keinen Konflikt zwischen Religion und Naturwissenschaften. Auf der einen Seite kann man ja Naturwissenschaften betreiben, selbst wenn man fest am Kreationismus festhält. Gerade im amerikanischen Raum gibt es sehr viele Wissenschaflter, die bekennende Kreationisten sind. Sie argumentieren eben, dass Gott die Welt so erschaffen habe, wie man sie jetzt beobachten könne, inklusive der Naturgesetze. Sie lehnen eigentlich nur die Evolutionstheorie ab, also nur einen kleinen Teil der Wissenschaften.

Auf der anderen Seite kann an die Bibel auch als das nehmen, was sie ist, nämlich eine Art Geschichtsbuch voller Gleichnisse und Bilder, welche sich über das ständige Weitererzählen und Abschreiben über Jahrhunderte verändert hat. Dann muss man die Schöpfungsgeschichte wie so viele andere Geschichten in der Bibel nicht mehr so wörtlich nehmen, sondern eher im übertragenen Sinne verstehen. Schließlich kann auch ein Urknall und eine Evolution durchaus ein göttliches Werk sein, wenn man daran glauben mag.

Zu welcher Gruppe der Papst gehört, weiß ich nicht. Aber ich denke, dass die meisten Gläubigen sich zu einer dieser beiden Gruppen zählen würde. Ich glaube nicht, dass es noch viele Menschen gibt, die heutzutage ernsthaft die kompletten Naturwissenschaften ablehnen können.