Kein Recht auf Ethikunterricht an Grundschulen?

vom 21.04.2014, 02:30 Uhr

Nachdem eine Mutter Klage eingereicht hat um Ethikunterricht für ihre Kinder an einer Grundschule zu erzwingen, wurde diese vom Bundesverwaltungsgericht zurückgewiesen. Der Grund für das Abweisen der Klage ist, dass Religionsunterricht in der Verfassung verankert ist, der Ethikunterricht jedoch nicht.

Zur Zeit wird kein Ethikunterricht an Grundschulen angeboten, obwohl es immer mehr konfessionslose Kinder gibt. Der Ethikunterricht wird meistens erst ab Klasse 7 oder 8 angeboten. Allerdings stellt sich die Frage, wie zeitkonform eine solche Regelung ist? Die konfessionslosen Kinder werden vom Religionsunterricht befreit und haben für den Religionsunterricht keinen Ersatzunterricht, sondern während dieser Zeit eine Freistunde. Bei uns saßen diese Kinder früher immer in einer anderen Klasse, da sie ja während der Schulzeit bis Klasse 10 unter Aufsichtspflicht stehen, und konnten ihre Hausaufgaben machen.

Ich verstehe allerdings nicht so ganz, wieso es Eltern gibt, die unbedingt Ethikunterricht für ihre Kinder erzwingen wollen. Zumindest am Gymnasium war der Ethikunterricht auch nie wirklich spannend. Ich denke eigentlich auch, dass das Thema der Ethik für Grundschüler nicht geeignet ist, da das Fach zu komplex ist. In der Grundschule versteht man doch noch gar nicht, was in der Ethik behandelt wird, oder?

Außerdem stellt sich mir die Frage, wieso man auf einen Ethikunterricht pocht, aber mit seinen Kindern dennoch Feste wie Ostern und Weihnachten feiert. Wenn man die Religion so ablehnt, dann müsste man auch konsequent sein und Weihnachten und Ostern ablehnen. Aber dann versuche das mal deinem Kind zu erklären, wieso es keine Geschenke zu Weihnachten und keinen Schokohasen zu Ostern gibt, während alle anderen Kinder in der Schule etwas bekommen an diesen Tagen. Außerdem müsste man als streng konfessionslose Familie dann auch auf alle kirchlichen Feiertage verzichten. Viele verdrängen glaube ich, dass diese ganzen Tage auf der Religion basieren, die so streng abgelehnt wird.

Wie seht ihr das Thema? Es ist schwierig, darüber zu entscheiden, finde ich. Allerdings unter Anbetracht der Tatsache, dass man seine Kinder von vorneherein mit den Feiertage Weihnachten und Ostern erzieht, kann man nicht so vorgehen, wie es diese Mutter getan hat, oder?

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» Chiquitalina » Beiträge: 2311 » Talkpoints: -3,62 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke, so konkret kann man das nicht sagen. Es gibt schließlich nicht nur katholisch und evangelisch. Es gibt in Deutschland auch sehr viele Menschen, die dem Islam angehören. In so einem Fall kann ich schon verstehen, dass die Eltern nicht wollen, dass die Kinder dann eine "fremde" Religion in der Schule lernen müssen. Vermutlich wollen gläubige Eltern in dem Fall, dass das Kind dann im Sinne ihrer eigenen Religion erzogen werden und nicht von einer anderen Religion geprägt werden. Meines Wissens nach gibt es keinen Unterricht über die islamische Religion oder deren Bräuche.

Aber es gibt auch eine andere Gruppe Menschen. Mir sind etliche Menschen bekannt, die zwar selbst getauft und konfirmiert sind und auch später kirchlich heiraten wollen und ihre eigenen Kinder dann taufen lassen. Aber den Religionsunterricht selbst lehnen sie total ab. Das ist in meinen Augen ein Widerspruch. Ich finde, entweder sollte man etwas komplett annehmen oder ganz ablehnen. Ganz oder gar nicht, etwas dazwischen gibt es nicht. Das kann doch nicht sein, dass man sich nur die Rosinen herauspickt und den Rest ignoriert.

Eine Bekannte von mir ist selbst ernannte Atheistin. Sie ist evangelisch getauft und konfirmiert worden wobei sie selbst zugegeben hat, dass sie sich nur hat konfirmieren lassen, weil sie dadurch fast 2000€ von den Verwandten geschenkt bekommen hat. Sie will sich auch kirchlich trauen lassen und sie hat mich schon gefragt ob ich die Patentante ihres zukünftigen Kindes werden will. Das ist in meinen Augen paradox, wie kann man Religion in seinem Inneren ablehnen, aber gleichzeitig so viel Wert auf solche Sachen wie Taufe und Trauung legen?

Die meisten Menschen können und wollen auch nicht auf Geschenke an Weihnachten und Ostern verzichten obwohl sie selbst ernannte Atheisten sind. Das ist in meinen Augen paradox und passt nicht zusammen. Aber das scheint nun mal die Entwicklung in unserer Gesellschaft zu sein, es gibt eine Art Konsumsucht ohne die kaum einer mehr leben kann oder leben will.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich stimme dir zu das der Ethikunterricht ein sehr komplexes Thema ist. Weiterführend muss ich sagen, dass der Unterricht nicht unbedingt in der Grundschule behandelt werden muss. Ich muss aber sagen, dass du nicht recht hast, wenn du sagst das Menschen die nicht zu einer Religion angehören, trotzdem Feiertage feiern.

Ich kenne viele Menschen die andersgläubig sind und damit kein Weihnachten feiern. Und da muss ich dann wieder sagen, dass die Kinder ein Recht auf das Fach Ethik haben. Zwar sollte man es vereinfachen, aber nicht weglassen. Dies ist meine Meinung. Zu verschiedenen Religionen und Glauben habe ich eine gute Geschichte die genau zeigt wie anders Religionen sein können.

Als ich eines Tages mit meinem besten Freund aus der Grundschule unterwegs war, fragte ich ihn was er denn zu Weihnachten bekommen würde. Er ist Italiener, ging aber in den katholischen Religionsunterricht. Dies tat er aber nur weil er musste. Damals in der Grundschule gab es ja kein Ethik. Auf jeden Fall fragte ich ihn, was er zu Weihnachten bekommen würde. Er schaute mich an als wäre ich verrückt geworden.

Ich wiederholte meine Frage und er antwortete bloß: Was ist Weihnachten? Ich antwortete ihm, das es das Fest der Liebe wäre und man sich an diesem Tag gegenseitig beschenkt. Damals wusste ich es nicht besser. Dann sagte er mir, dass er nie etwas von Weihnachten gehört hätte. Und da wurde mir klar, das er Weihnachten einfach nicht kannte.

Schlussendlich muss ich also sagen, dass es Familien gibt die solche Feste einfach nicht kennen, aber die Kinder trotzdem in einen Religionsunterricht gehen müssen. Und da finde ich, ist es richtig wenn es Ethik als Fach gäbe. Wenn auch vereinfacht. :)

» RobinMa » Beiträge: 21 » Talkpoints: 1,25 »



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