Unerwartete Aussagen über Unzufriedenheit mit dem Beruf

vom 21.04.2014, 00:56 Uhr

Wie schon berichtet, war ich bei einer Familienfeier bei jemandem eingeladen, den ich online kennengelernt habe. Dabei war auch ein Familienmitglied, das (soweit ich das mitbekommen habe) in der Altenpflege arbeitet und diesen Job aber nicht mochte. Derjenige meinte dann, dass ihm die Patienten am liebsten sind, wenn sie schlafen und dass er eben mit seinem Job unzufrieden sei. Den macht er aber trotzdem schon seit vielen Jahren, weil er irgendwie da so reingerutscht ist und es bis zur Rente auch nicht mehr lange dauert, sodass sich eine Umschulung nicht lohnt.

Es hat aber gar keiner danach gefragt und daher kamen diese Aussagen recht unerwartet und aus dem Kontext gerissen. Es hatte nur jemand gemeint, dass diese Person ähnliche Aufgaben hat wie ein anderer Bekannter in seinem Job; es ging weder darum, ob er seinen Job mag noch darum, wie er mit den Tätigkeiten umgehe. Eigentlich wurde derjenige noch nicht einmal direkt angesprochen.

Ich finde es eigentlich unangemessen, eine Gesprächssituation so aus dem Moment heraus mit solchen Dingen zu belasten, weil ja dann die Stimmung auch schnell kippt. Eben war man noch gut gestimmt und dann bringt jemand solch eine deprimierende Information und schon ist die gute Laune dahin.

Würdet Ihr dann schnell das Thema wechseln, um die Stimmung wieder zu heben oder würdet Ihr auf diese Aussage eingehen? Würdet Ihr demjenigen sagen, dass es unangebracht war, das auszusprechen?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 21.04.2014, 00:57, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Normalerweise wollen solche Menschen nur ihren Frust los werden. Es kann sein, dass es eine Art Zwang wird, um seine Wut los zu werden, auch wenn die Situation eigentlich völlig unpassend wird. Das Ganze soll meistens auf eine Art Psychospiel hinaus laufen, bei dem es entweder um Anerkennung in Form von Zustimmung ("Du Armer hast so einen schweren Job.") oder Widerspruch ("Dein Job ist doch gar nicht so schlimm.") geht. Beides ist ja eine Form der Anerkennung seines Frustes.

Ein Psychospiel kann man nicht gewinnen. Deshalb ist es am besten, gar nicht mit zu spielen. Eine Diskussion darüber anzufangen, besonders wenn man dagegen argumentieren will, ist eigentlich sinnlos. Ich würde demjenigen einfach den Raum geben, seinen Frust auszulassen und mich ohne groß darauf einzugehen wieder einem anderen Thema widmen. Wenn man diskutiert steigern sich die Leute da voll hinein und das kann sich zu einem heftigen Streit entwickeln.

Man kann das Thema ja geschickt ändern, indem man das Klagen aufgreift, um eine Geschichte aus seinem eigenen Berufsleben aufzugreifen und damit in ein anderes Thema zu lenken.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Mag ja sein, dass die Stimmung durch solche spontanen "Hiobsbotschaften" schnell kippt, aber ich finde schon, dass es ein Unterschied ist, ob man derartige Themen vor Bekannten oder vor den engsten Familienmitgliedern ausspricht. Gerade innerhalb einer Familie sollte man dazu in der Lage sein, auch ernste Themen und über seine Gefühle, Ängste und Sorgen zu sprechen. In einer richtigen Familie kümmert man sich und interessiert sich für einander und versucht füreinander da zu sein. Was ist das für eine Familie, wenn man nur über oberflächliche Themen sprechen darf und man sich nur oberflächlich bis gar nicht für einander interessiert? Ich denke, es kam dir nur deswegen so unpassend vor, weil du die Familie kaum kennst und dementsprechend gar nicht integriert bist.

Vor oberflächlichen Bekannten solche Themen anzusprechen finde ich unangemessen. Die sind im Normalfall auch nicht da, wenn man sie braucht. Auf die Familie kann man sich in solchen Fällen eher verlassen, daher finde ich schon, dass die so etwas wissen sollten. In größeren Gruppen ist auch oft das Problem, dass die Themen sehr schnell abgehakt werden und man den richtigen Zeitpunkt oft verpasst, etwas bestimmtes zu ergänzen. Da muss man halt manchmal ein wenig "hereinplatzen", wenn man sich unbedingt aber mitteilen möchte. Du weißt ja nicht, wie lange das diese Person schon belastet hat und wie lange er schon sich mitteilen wollte, aber nie wirklich wusste wie.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde es jetzt etwas schwierig, diese Situation zu beurteilen, weil ich bei dem Gespräch nicht dabei war. Dass der Mann einfach so von seinen Problemen bei der Arbeit erzählt hat, mag für dich komisch gewesen sein, aber vielleicht wollte er einfach nicht mehr warten, bis ihn jemand fragt und so ist er einfach damit herausgeplatzt. Immerhin war es ja eine Familienfeier und er hat vielleicht gehofft, bei seiner Familie auf Verständnis für seine Sorgen und Probleme zu stoßen.

Sicher kann es sein, dass die vorher ausgelassene Stimmung dann in dem Moment nicht mehr so toll ist. Aber bei der Familie muss man es doch auch mal aussprechen können, wenn es einem gerade nicht so gut geht. Eine Familienfeier ist dafür nun nicht gerade der ideale Moment, da stimme ich dir schon zu. Aber vielleicht sieht dieser Mann seine Familie sonst nicht und hat sonst niemanden zum Reden. Das sind ja alles Punkte, die man nicht weiß und darum würde ich nicht zu hart über ihn urteilen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich denke, dass die betreffende Person einfach sehr gefrustet ist und darüber sprechen wollte. Nun war das Thema vielleicht gerade nicht dran, aber die Person wird es damit verbunden haben. Ein Gespräch lebt meiner Meinung nach nicht nur von tollen Geschichten, sondern auch ehrlichen Meinungen. Selbst wenn die Stimmung also vorher anders war, muss es dem Gespräch ja nicht schaden, wenn man seine Meinung sagt und sich ein bisschen Luft macht.

In der Situation wäre ich wahrscheinlich auf die Person eingegangen, hätte gefragt warum ihn das so frustet und wäre dann von diesem Thema wieder zu etwas anderem gekommen. Fehl am Platz finde ich solche Einwände nicht, weil wir alle Menschen sind, die etwas zu sagen haben und da kann eigentlich nichts unangebracht sein, wenn man nur etwas von sich erzählt. Ein Gespräch sollte das schon aushalten können.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Kann es sein, dass du das nur deswegen unpassend gefunden hast, weil du Zitronengras als einzige Person nicht zur Familie gehört hast und damit fremd warst? Ich meine, wenn ich irgendwo fremd wäre, dann wäre ich auch irritiert, wenn jemand plötzlich einen Seelen-Striptease hinlegt und offen über seine Probleme und Gefühle spricht. Aber ansonsten finde ich nicht, dass da was schlimmes dran ist. Gerade vor der Familie sollte man sich doch offen äußern dürfen finde ich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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