Stereotypen in Ländern - Nur Redensart?

Ich hatte heute eine Unterhaltung mit meinem Partner, in welcher es darum ging, dass ich mich ein wenig beklagte, dass er sich so selten etwas Schönes für sich selbst gönnt. Daraufhin meinte er nur das Schotten eben geizig seien. Und das stimmt sogar. Allerdings nur bei sich selbst. Er kauft den Kleinem und mir sofort alles, was wir brauchen. Und ich bin da genauso. Auf uns trifft dieser Stereotyp also völlig zu.

Dann gibt es noch den typisch deutschen Stereotypen. Ordnungsliebend und sehr penibel. Für Amerika ist es leider ein recht Negatives. Dumm und selbstverliebt. Diese kann ich leider nur bestätigen. Die Amerikaner, welchen ich bisher begegnete, waren überaus selbstverliebt und ich würde sie auch als dumm bezeichnen. Von der Welt keine Ahnung.

Wie sieht es bei euch aus? Würdet ihr sagen, dass es so etwas wie einen Stereotypen für jedes Land gibt und ein wenig davon in uns steckt, egal wie sehr wir uns dagegen wehren oder ist dies nur eine Redensart, welche in den meisten Fällen nicht einmal zutrifft? Und zu guter Letzt würdet ihr euch selbst als einen Stereotypen bezeichnen?

Ich denke, man sollte sehr vorsichtig sein mit solchen Generalisierungen. Ich glaube, oft findet man solche Stereotypen, weil man eben durch ein Vorurteil auch danach sucht. Unter den Amerikanern, die ich kennengelernt habe, waren z.B. sehr verschiedene Menschen. Manchen haben dem Klischee entsprochen, andere waren sehr weltoffen und reflektiert. Andererseits hatte ich beispielsweise in England schon den Eindruck, dass die Menschen in der Öffentlichkeit offener auf einen zugehen als in Deutschland, also dass einige kulturelle Unterschiede bestehen, die sich immer wieder beobachten lassen.

Letztlich glaube ich aber, dass man sich eher einen Gefallen tut, wenn man davon ausgeht, dass das Gegenüber nicht dem erwarteten Klischee entspricht. Da wird man den doch sehr unterschiedlichen Menschen gerechter, finde ich.

Ich halte nichts von Vorurteilen und nichts anderes sind Stereotypen. Meiner Meinung nach kann man eine Masse bewerten, aber der Einzelne geht dabei verloren, so wird es Schotten geben, die mit Geld um sich werfen, dünne und schlaue Amerikaner und so weiter. Ich wohne in Bayern, also müsste ich nach den Vorurteilen Bier trinken und Weißwürste essen, Weißwürste esse ich gar nicht und zu Bier muss man mich schon fast zwingen. Man neigt dazu alle Menschen über einen Kamm zu scheren, aber so einfach geht das nicht, weil Menschen verschieden sind.

Als Zusatz: Laut dem Kulturwissenschaftler Stuart Hall dienen Stereotypen vorwiegend auch dazu, eine (letztlich nur imaginierte) Gemeinschaft von "uns" zu erzeugen, indem man "die anderen" als "anders" definiert:

"It facilitates the ‘binding’ or bonding together of all of Us who are ‘normal’ into one ‘imagined community’; and it sends into symbolic exile all of Them —“the Others’—who are in some way different".

Natürlich wird man von dem Land und der Kultur darin geprägt, dass trifft auf jeden von uns zu. Jedoch bei jedem in einem unterschiedlichen Maße und es gibt sicherlich auch viele Menschen, die werden über diese Grenzen hinwegsehen können und sich anders verhalten. Bei uns im Sauerland beispielsweise heißt es immer, die Menschen wären unhöflich. Woanders grüßt man sich auf den Straßen oder ist eben auch sonst freundlich zueinander und im Sauerland wäre die Menschen eher verbittert und würden sich unfreundlich verhalten. Leider kann ich das nur bestätigen. Seit ich in meine Universitätsstadt gezogen bin, habe ich doch irgendwie den Eindruck, dass die Menschen hier anders sind. Die Nachbarn keifen uns dauernd an, an der Kasse wird man nicht vorgelassen, sondern angemotzt, wenn man vor sich einen Hartz IV Empfänger in Zeitlupe hat und eine alte Oma mit vollem Einkaufswagen, die darauf besteht zu warten, bis Hartz IV fertig ist. Die Menschen hier sind anders, kühler.

Manchmal stimmen diese Stereotypen mit den Nationalitäten überein, aber ich denke mir, dass es oft auch umgekehrt sein kann. Jemand aus Österreich oder der Schweiz kann sich auch penibel verhalten und man würde es nicht als typisch ansehen. Hier in Deutschland gilt das direkt als typisch. Bedeutet das aber deswegen, dass es hier in Deutschland mehr verbitterte und penible Menschen gibt, als in Österreich oder der Schweiz? Im Grunde weiß man das nicht, man fühlt sich aber in seiner Wahrnehmung bestätigt, wenn man jemanden trifft, dessen Verhalten auf den Stereotypen zutrifft. Ich selbst muss aber auch sagen, dass ich zumindest das Gefühl habe, dass es hier in Deutschland mehr engstirnige, penible und teilweise auch verbitterte Menschen gibt, als anderswo. Am meisten hier in Deutschland nervt mich das penible Einhalten von Regeln, die keinen Sinn ergeben.

Ich selbst bin wohl eher kein Stereotyp, weil ich nicht aus Deutschland komme. Sobald jemand ''multikulti'' ist, kann man ihn meistens keiner der beiden Kulturen mehr richtig zuordnen, finde ich zumindest. Nur bei Türken ist mir aufgefallen, dass diese eher Probleme haben sich in der Land zu integrieren und dann immer noch mehr vom Türken, als vom Deutschen haben. Andere Nationalitäten kommen hier dann doch besser zurecht. Grundsätzlich denke ich mal, dass man das mit den Stereotypen nicht pauschalisieren kann, aber man wird wohl durchaus in jedem Land jemanden finden, denn man als ''typisch'' ansieht, auch wenn es diesen Charakterzug dort vielleicht gar nicht so häufig sieht. Wenn sich die Amerikaner einen typisch Deutschen vorstellen ist das in der Regel ja auch immer ein Bayer mit Bierkrug. Also typisch ist für Deutschland doch was anderes, oder nicht?