Unterschiedliches Ranking und Ansprüche an Universitäten

Die Kernfrage, die mich beschäftigt lautet: Ist das Ranking der Universitäten sinnvoll?

Ich erlebe es oft in meinem Studium, dass unsere Universität einen höheren Anspruch an die Lehre hat als andere Universitäten. Viele wechselten bei uns die Universität, da es an andere Universitäten um ein vieles leichter ist, einen guten Abschluss zu erzielen. Andererseits sollte doch das Bachelor/Mastersystem dazu dienen, einen gleichwertigen Abschluss zu erzielen. Aber da wir in Deutschland die Freiheit der Lehre praktizieren, unterscheiden sich wohl auch die Ansprüche an die Studenten von Universität zu Universität.

In meinem Studium, Chemie, ist es besonders heftig, was ich so von Kommilitonen und ehemaligen Kommilitonen mitbekomme. Viele wechselten die Universität und berichten jetzt von sehr guten Noten, weniger Leistungsanspruch und viel weniger Zeitaufwand. Besonders enorm ist der Unterschied bei den Inhalten. Viele wechselten erst nach dem Abschluss des Bachelorstudiums und bekamen an der neuen Universität für den Master bereits Scheine anerkannt, die bei uns im Grundstudium, also für das Bachelorstudium, benötigt wurden.

Es deprimiert enorm, wenn man die guten Abschlüsse von anderen Studenten an anderen Universitäten sieht, die einfach einem ganz anderen Leistungs- und Prüfungsanspruch ausgesetzt waren. Dennoch ist der Abschluss am Ende gleichwertig und die Absolventen mit den guten Noten werden bei der Jobwahl vorgezogen. Wieso gibt es da kein einheitliches System? Ich sage nicht, dass es überall gleich schwer oder gleich leicht sein soll, aber es sollte zumindest ansatzweise gleich gehandhabt werden, sodass der Stoff zumindest in den Grundvorlesungen der gleiche sein sollte, oder? Denn unter diesen Gesichtspunkten finde ich das Ranking der Universitäten nicht besonders sinnvoll, da es natürlich klar ist, auf die Noten der Studenten bezogen, dass Universitäten mit einem viel größeren Leistungsanspruch schlechter abschneiden.

Ich weiß genau, was du meinst. Meine Universität gilt als eine der schwierigsten im Bundesland und wenn hier jemand seinen Abschluss nicht schafft, wechselt man mal einfach in die Nachbarstadt, dort schafft man seinen Abschluss dann nämlich mit Bravour und klasse Noten. Das lustige ist, dass die Nachbar- Universität sogar als Eliteuniversität gilt. Keiner sieht es jedoch als Notwendigkeit an beizufügen, dass dieser Titel vielleicht für die Geisteswissenschaften zutrifft, nicht jedoch für die Naturwissenschaften. Die Chemie in besagter Eliteuniversität besteht beispielsweise aus einem winzigen Gebäude mit ein paar Laboren. Die meisten Studenten möchten aber dennoch hier bleiben, weil sie der Meinung sind, dass die Universität einen guten Ruf habe und man später von diesem profitieren wird, wenn man einen Job sucht. Ich weiß allerdings nicht, ob das wirklich so hin kommt und ob die Arbeitgeber sich wirklich damit auskennen, welche Universität welche Ansprüche stellt und was die Ergebnisse sind.

Ich denke, dass generell eher viele mit dem Umstieg auf das Bachelor/Master System unzufrieden sind und sich da etwas bessern sollte. Bei uns verschlimmert sich das momentan nur. Ich habe beispielsweise in fast jedem Semester und fast jeden Semesterferien Praktika, während andere Studenten wie Mathe oder Information nur daheim hocken, den ganzen lieben langen Tag. Und nach der neuen Studienordnung haben die neuen Studenten nun noch mehr Praktika, das heißt, sie werden während ihres ganzen Studiums kein einziges Mal Semesterferien haben. Ob das wirklich notwendig ist, ist fraglich und irgendwie wundert es mich dann auch nicht, dass man die Nachbarsuniversität besser bewertet, wenn die Studenten da so locker vor sich hin studieren.

Genau das meine ich. Ich habe es in meinen 4 Jahren Studium nicht geschafft, länger als eine Woche am Stück frei zu haben, da bei uns die Klausuren in den Semesterferien sind, da während dem Semester nicht alle Klausuren geschrieben werden können wegen den ganzen Praktikas. Also lernt man während der Vorlesungszeit hauptsächlich für irgendwelche Kolloquien für die Praktikas und während den Semesterferien lernt man auf die Klausuren. Ich habe jetzt die letzte Klausur 2 Tage vor dem Ende der vorlesungsfreien Zeit geschrieben. Effektiv hatte ich ein Wochenende, um mich von dem ganzen Semester- und Klausurstress zu erholen und jetzt geht es bereits wieder weiter.

Und dann bekomme ich von anderen mit, die das selbe Fach studieren, nur eben in einer anderen Stadt, an einer anderen Uni, dass sie zum einen weniger Klausuren schreiben und zum anderen einen Prüfungszeitraum haben. Bei vielen werden auch gleich 2 Termine pro Klausur angeboten, sodass man noch die Chance hat, sich den zeitlich am besten passendsten Termin zu suchen. Bei uns wird jede Klausur nur einmal im Semester angeboten und man muss den Termin wahrnehmen, egal ob er zeitlich ungelegen liegt, da man ansonsten 1 Semester warten muss. Und das war besonders im Grundstudium missgünstig, da bestimmte Klausuren bestanden werden mussten, um überhaupt mit den nächsten weiter machen zu dürfen, aufgrund von strengen Zulassungsvorraussetzungen. Da muss es einen nicht wundern, wenn es kaum jemand in Regelstudienzeit schafft.