Fehlt dem Fernsehen ohne Programmsprecher etwas?
Jüngere Forum-User hier dürften das, worum es nun geht, wohl gar nicht mehr kennen. Ältere hingegen sicherlich, und auch ich hatte diese Sache während meiner Kindheit noch einige Jahre mitbekommen können. Es geht um Programmsprecher. Also keine richtigen Moderatoren von kompletten Sendungen, sondern wirklich Leute, die die nachfolgenden Sendungen angesagt haben. Programmsprecher war damals, als das noch üblich war, ein eigener Beruf.
Die Programmsprecher, die man auch kürzer als Ansager bezeichnete, saßen vor einer meistens einfarbigen oder mit einem dezenten Muster versehenen Kulisse. Bei teilweise etwas spärlicherer Beleuchtung sagten sie an, was für Sendungen um wieviel Uhr laufen würden. Außerdem sprachen sie den Zuschauer teilweise direkt an und wünschten auch mal einen guten Abend. Zu besonderen Terminen wie beispielsweise Neujahr oder Weihnachten war der Hintergrund teilweise etwas anders gestaltet. Manchmal war auch noch ein Weihnachtsbaum oder ein Adventskranz mit im Bild. Die Kulisse wurde eben immer auch ein wenig jahreszeitlich angepasst.
Heute, wo wohl jeder Haushalt, der regelmäßig fernsieht, eine Fernsehzeitung hat, sind Programmansager wohl nicht mehr so notwendig. Außerdem könnte man ja auch noch im Videotext das Programm der nächsten Stunden nachlesen. Also Programmsprecher sind in der Hinsicht schon eine veraltete, einfach nicht mehr notwendige, Sache.
Aber ehrlich gesagt, irgendwie lustig fand ich Programmansager schon, wenn ich so an damals zurückdenke. Es mag vielleicht auch eine nostalgische Denkweise sein, aber ich finde schon, dass durch das direkte Ansprechen des Zuschauers noch eine persönlichere, freundlichere Atmosphäre entstanden ist. Klar war das auch sehr altmodisch, aber irgendwie einen bestimmten Charme hatte das schon, finde ich.
Was haltet Ihr von Programmsprechern? Fändet Ihr es amüsant oder angenehm, wenn es sie heute wieder gäbe? Oder war es Eurer Meinung nach sogar gut, sie aus dem Fernsehprogramm zu verbannen und mehr Sendezeit für andere Dinge zu schaffen? Wobei ja dafür heute oftmals irgendwelche zusammengeschnittenen Trailer gesendet werden, um kommende Sendungen anzukündigen. Was spricht, ganz allgemein betrachtet, für das Einsetzen von Programm-Ansagern, und was dagegen?
Ich kenne diese Programmsprecher nicht, möglicherweise bin ich zu jung dafür oder habe als Kind nie darauf geachtet. Ich finde es ehrlich gesagt gut so wie es ist. Viele Trailer, die in der Werbung gezeigt werden und auf das kommende Programm aufmerksam machen sind schon einigermaßen interessant gestaltet, weil dort ja auch die besten Szenen zusammengefasst werden um die Zuschauer zum einschalten zu animieren. Ich stelle mir das jetzt total langweilig vor, wenn ich mir jetzt so einen Programmsprecher bei der Arbeit vorstelle: einfach eine Person vor eine Wand, die irgendetwas herunter betet mehr oder weniger monoton.
Ich muss dabei immer an den Sketch von Loriot denken. Dabei war Loriots Kollegin Evelyn Hamann die Programmsprecherin, die die ersten sieben Folgen eines mehrteiligen Fernsehfilms für die Zuschauer zusammenfasst, bevor die achte Folge gezeigt wird. Dabei handelt es sich um einen Film, der stark an die Rosamunde-Pilcher-Filme erinnert. Er spielt in England, an Orten mit unausprechlichen Namen mit vielen "th"-Lauten und mit einer Geschichte, die aufgrund vieler familiärer Verwicklungen sehr verwirrend ist.
Evelyn Hamann bekommt immer mehr Probleme, die Ortsnamen auszusprechen und den roten Faden der Geschichte nicht zu verlieren. Das Ganze wird urkomisch, weil sie letztlich kein einziges Wort mehr einfach über die Lippen bekommt, sondern auch deutsche Wort englisch und mit "th" ausspricht. Ich finde das immer wieder saukomisch. Hier ist ein Video davon.
Solche Zusammenfassungen und Ansagen haben sich in der heutigen Zeit tatsächlich erledigt. Es gibt Trailer und für bisherige Folgen gibt es eine Zusammenfassung mit Szenen und eventuell einem Sprecher im Off. Gerade dadurch, dass Szenen gezeigt werden, macht es so viel mehr Lust darauf, den Film zu sehen und als Zusammenfassung ist es eher geeignet, weil es mehr Erinnerungen weckt, als wenn es jemand erzählt.
Ich finde den Wegfall dieses Berufes nun nicht sehr dramatisch. Es gibt heute eben bessere Methoden. Das ist schon in vielen Berufen passiert. So ist der Lauf der Zeit. Als Fernsehkonsument hat man dadurch meiner Meinung nach nur Vorteile.
Dass Trailer den Vorteil haben, dass man direkt Filmsehen sehen kann, kann ich schon nachvollziehen. Und ja, sicher ist es spannender, einen Trailer mit irgendwelchen Explosionen oder sonstigen Special Effects zu sehen, als einen Programmsprecher vor einer Wand etwas erzählen zu lassen.
Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass Programmsprecher einen gewissen persönlichen Bezug zwischen Sender und Zuschauer hergestellt haben. Ich jedenfalls empfinde es so, dass es irgendwie privater ist, wenn einem ein Mensch, und wenn es auch bloß eine allgemeine Aussage vor der Kamera ist, selber etwas mitteilt, oder ob eine Off-Stimme während eines Clips mit Filmszenen irgendwas vor sich hin brabbelt. Aber das empfindet vielleicht auch jeder Mensch anders. Und vielleicht ist eine Art persönlicher Bezug heute auch gar nicht mehr von den meisten Zuschauern erwünscht?
Der persönliche Bezug ist doch allein schon durch die Fülle an Fernsehsendern verloren gegangen. Früher hatte man nur ein paar Sender und wenn man Sonntag Abend einen Film angesehen hat, dann musste man sich nicht entscheiden. Denn dann gab es nur den einen. Und der wurde über Jahre hinweg von der gleichen Ansagerin angesagt. Ebenso wie manche Tagesschausprecher über Jahrzehnte jeden Abend in die Wohnzimmer kamen.
Heute muss man sich zwischen etlichen Sendern entscheiden, man schaut mal den und mal den. Ebenso gibt es etliche Moderatoren. Die bleiben zwar teilweise auch recht lange, aber es gibt ja viel mehr Sendungen mit Moderatoren. Wenn man wirklich jahrelang eine Sendung regelmäßig verfolgt, baut man eine Art von persönlicher Beziehung auf. Aber wenn man eine Sendung auch mal wochenlang nicht sieht, ist es einem dann auch egal.
Daher hat doch kaum jemand wirklich eine starke Bindung an eine bestimmte Sendung, einen bestimmten Moderator oder auch nur an einen bestimmten Sender. Die Masse an Auswahlmöglichkeiten verhindert das doch. Und dann wird der Wert des Informationsgehalt eines Trailers höher eingeschätzt, als der Wert der persönlichen Note durch einen Ansager. Weil es eh nur ein Ansager unter vielen wäre.
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