Eine Befragungsrunde schaffen, um Kritik zu vermeiden
Ich habe mir überlegt, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, alle Teilnehmer oder Gäste bei meinen Kursen nach Abschluss des Kurses intensiv dazu zu befragen, wie ihnen die Kurse gefallen haben. Zwar habe ich auch manchmal gefragt, wie es den Teilnehmern ging oder wie Sie die Inhalte fanden, aber auf diese allgemeine Frage kam dann auch nur eine sehr allgemeine Antwort und ich habe es mehrfach erlebt, dass dann nichts Negatives geäußert wurde, aber nachher in dem allgemeinen Fragebogen, der noch andere (nicht meine) Kurse erfasst und an meine Vorgesetzten geht, dennoch Kritik über mich enthalten war.
Das möchte ich natürlich vermeiden, dass dann in dem großen Fragebogen, der weitergegeben wird, etwas Negatives drin steht. Und wenn die Teilnehmer auf die allgemeine Frage, wie es ihnen geht oder wie sie die Inhalte fanden, nicht richtig was sagen wollen, dann bastle ich mir eben selber einen Fragebogen, so nach dem Motto, was gut oder schlecht war und gebe den dann im letzten Seminar aus. Dann können die ihre Kritik da reinschreiben und dieser extra Fragebogen geht dann nur an mich – in der Hoffnung, dass sie die gleiche Kritik nicht auch in den anderen Fragebogen schreiben, der an alle weitergegeben wird.
Denkt Ihr, dass das funktioniert? Denn wenn jemand was loswerden möchte, sich aber nicht traut, dann hat er ja mit dem internen (also meinem) Fragebogen die Möglichkeit dazu, das relativ anonym zu tun. Ich würde die dann in einer Urne sammeln, damit sich niemand beobachtet fühlt. Das könnte doch helfen oder?
Frage dich doch mal selber, was es dir bringen wird. Die Kritik auf den anderen Fragebögen wirst du damit nicht vermeiden können. Und mehr oder weniger nichtssagende Antworten kannst du dann auch auf diesem Fragebogen erhalten. Ob es dir am Ende hilft, ist also nicht absehbar. Ob es deine Vorgesetzten gutheißen, wenn du das so machst, ist auch eine zu klärende Frage.
Allerdings fällt mir auf, dass du bisher die vorgebrachte Kritik irgendwie nicht hinnehmen willst. Zumindest habe ich nichts lesen können, wo steht, dass du über bestimmte Dinge nochmal nachgedacht hast, um vielleicht doch kleinere Veränderungen in deine Seminare einzubauen. Wenn dem so ist, dann kannst du dir den Fragebogen gleich sparen. Hast du dagegen die Kritik wirklich überdacht und etwas verändert, dann solltest du erst mal abwarten. Außerdem wird doch sicherlich auch deine Vorgesetzte noch mal mit dir reden wollen, da sie nun dein Seminar selbst besucht hat.
Ich denke nicht, dass du deine Kritiker mit einem solchen Fragebogen praktisch mundtot machen wirst. Ein solcher separater Fragebogen kann durchaus sinnvoll sein, aber er wird dich nicht an dein Ziel bringen, die negative Kritik vorher abzufiltern. Das fände ich im übrigen auch nicht richtig und auch für dich nicht gut.
Sinnvoll ist dieser Fragebogen nur, wenn du ernsthaft an einem Feedback der Seminarteilnehmer interessiert bist und deine Arbeitsweise mit Hilfe der Teilnehmerbefragung überdenken und optimieren möchtest. Du schreibst aber selbst, dass du letztendlich nur verhindern möchtest, dass die negative Kritik an deine Vorgesetzten herangetragen wird. Es ist nicht zu erkennen, dass du im Sinne zukünftiger Teilnehmer etwas an deiner Arbeitsweise ändern möchtest. Da ist ein solcher Fragebogen dann ziemlich überflüssig, weil du dir die Kritik vermutlich, nach dem was du so schreibst, nicht zu Herzen nehmen und ernsthaft überdenken würdest.
Ich finde es gut, wenn die Teilnehmer eines Seminars dessen Qualität und die Leistungen des Seminarleiters bewerten können. Gut ist es auch, wenn die Ergebnisse nicht nur von dem Seminarleiter, sondern eben auch von dessen Vorgesetzten eingesehen werden können. Schließlich gibt es sicher häufiger Seminarleiter, die mit ihrem eigenen Seminar selbst rundum zufrieden sind, während die Teilnehmer das Seminar eher mit gemischten Gefühlen wahrgenommen und nicht viel daraus mitgenommen haben. Nicht alle wollen ihre Arbeitsweise ernsthaft reflektieren und dann ist es gut, wenn ein Vorgesetzter auf Missstände hinweist.
Allerdings fällt mir auf, dass du bisher die vorgebrachte Kritik irgendwie nicht hinnehmen willst. Zumindest habe ich nichts lesen können, wo steht, dass du über bestimmte Dinge nochmal nachgedacht hast, um vielleicht doch kleinere Veränderungen in deine Seminare einzubauen.
Ich habe sehr wohl etwas geändert und ich habe ja auch in einem anderen Beitrag beschrieben, dass selbst nach den Änderungen wieder einige den Eindruck gemacht haben, als wären sie unzufrieden, das sieht man ja irgendwie im Gesicht, gesagt haben sie aber nichts.
Es wurde kritisiert, dass alles zu spielerisch wirkt, also habe ich die Spiele weggelassen. Es wurde kritisiert, dass ich nicht gefragt habe, ob alle bequem sitzen und Sitzkissen angeboten habe, also habe ich das dann immer gemacht. Es wurde kritisiert, dass der Raum nicht schön ist, also habe ich einen anderen gesucht. Ich übersetze sogar die Unterlagen für Leute, die schlecht deutsch können, in deren Muttersprache, obwohl das sonst keiner macht, aber es reicht ja nie. Egal, was ich mache, ich habe immer den Eindruck, dass jemand was zu nörgeln hat. Egal, wie man es macht, irgendwem gefällt es immer nicht.
Und wenn sich dann wieder einer beschwert, über irgendwas, was vielleicht die vorhergehende Gruppe genau so haben wollte, dann bekomme ich dann wieder Ärger deswegen und daher möchte ich natürlich die negativen Bewertungen irgendwie abfangen und verhindern, dass die bei meinen Vorgesetzten landen.
Ich verstehe dein Problem schon, aber so richtig kann ich mir nicht vorstellen, dass es etwas bringen wird. Sicher kann es sein, dass einige Menschen dann die Beschwerden nur auf deinem Fragebogen ausführen und nicht mehr auf dem Fragebogen, den deine Vorgesetzten bekommen. Aber bei allen wird das sicher nicht so sein. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass vielleicht manche Teilnehmer der Kurse auf den ersten Fragebogen verweisen, auf dem sie gewisse Fragen vielleicht schon beantwortet haben. Das dürfte für dich dann auch nicht leicht sein, diesen Umstand deinen Vorgesetzten zu erklären, warum es noch einen Fragebogen gab.
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