Im Vorschulalter nur Großbuchstaben lernen? Warum?

Ich kenne viele Eltern, die ihren Kindern bereits vor Eintritt in die Schule die ersten Buchstaben beibringen. Dabei wundert es mich oft, dass sie sich dabei sehr häufig nur auf die Großbuchstaben beschränken. Auch im Kindergarten lernen die Kinder ja schon zumindest ihren eigenen Namen zu schreiben, zumindest wenn sie es noch nicht zu Hause gelernt haben. Auch hier lese ich bei den Namen, die die Kinder schreiben, oft nur Großbuchstaben.

Warum eigentlich? Sind die für Kinder leichter zu erlernen? Eigentlich braucht man im normalen Lese- und Schreiballtag ja wesentlich mehr Kleinbuchstaben als Großbuchstaben, oder? Habt ihr euren Kindern vor dem Schulalter auch schon ein paar Buchstaben beigebracht? Waren es nur Großbuchstaben oder auch Kleinbuchstaben?

Ich finde das ganz logisch. Beides, Groß- und Kleinbuchstaben beizubringen, würde ich als Überforderung einstufen. Das ist einfach nicht nötig und bestimmt auch sehr verwirrend. Im Vorschulalter reicht es doch wirklich aus, wenn sie nur eine Variante können. Und dass die Entscheidung zugunsten der Großbuchstaben ausfällt, ist doch eigentlich klar. Ein Wort komplett groß zu schreiben ist nicht falsch. Seinen Namen oder irgendwelche Nomen komplett klein zu schreiben hingegen ist sehr wohl falsch.

Ich denke das wird auch eher damit zusammenhängen, dass man das Kind nicht sofort überfordern will. Da ist es leichter, dass man sich mit den Großbuchstaben erst einmal ein wenig vorantastet und sobald sich das Kind daran gewöhnt hat und einigermaßen sicher damit umgeht kann man ja immer noch die Kleinbuchstaben und anderen Regeln beibringen.

Das Alphabet hat 26 Buchstaben und für ein Kind im Vorschulalter ist es doch schon eine tolle Leistung, wenn es sich alle Buchstaben in einer Variante merken kann. Dass man dafür zuerst die Großschreibung wählt, ist auch irgendwie logisch, denn alles groß zu schreiben ist wesentlich näher an der Korrekten Schreibweise, als wenn man alles klein schreiben würde.

Mein Sohn kennt schon seit einer Weile das ganze Alphabet. Zuerst auch nur in Großbuchstaben. Die Kleinbuchstaben kamen aber von ganz alleine dazu, weil er sich darüber gewundert hat, dass die meisten Buchstaben in seinen Büchern "anders aussehen", weil es eben Kleinbuchstaben sind, also musste ich es ihm eben erklären. Mittlerweile beherrscht er beides, wenn ich auch nicht fehlerfrei, aber das muss jetzt ja auch noch nicht sein. Richtig lesen und schreiben lernt er, wenn er in der Schule ist.

Man will die Kinder sicherlich nicht überfordern und wenn sie erst mal die Großbuchstaben können, kann man ihnen dann noch leichter beibringen, dass die Worte vorne manchmal groß geschrieben werden und eben nicht alles groß geschrieben wird. Zum Lernen finde ich Großbuchstaben auch generell leichter.

Die Großbuchstaben sind optisch meist leichter zu unterscheiden. Bei den Kleinbuchstaben gibt es viel mehr Kringel mit Strichen, die sich verdammt ähnlich sehen. Welches Kind kämpft nicht mit der Unterscheidung von a, b, d, q, p? Hier in der Schriftart kann man das kleine A gut unterscheiden, aber in anderen Schriftarten ist es auch nur ein Kringel mit kurzem Strich rechts.

Von daher gehe ich davon aus, dass es schon etwas leichter ist. Aber letztlich hat es sich einfach so eingebürgert und man macht als Eltern so etwas oft so, weil man als Kind selbst so an das Schreiben heran geführt wurde. Und wer hat das als Kind nicht mit Großbuchstaben zuerst gelernt? Das heißt aber eben auch nicht, dass es automatisch immer gut und richtig sein muss und keine bessere Alternative gibt.

In meiner Grundschule war das auch so, dass wir die erste Zeit nur Großbuchstaben gelernt haben. Ich gehe mal davon aus, dass es darum geht, dass Kinder ein Gefühl für Buchstaben bekommen und erst einmal lernen, dass die Großbuchstaben eben einfacher sind, was ja faktisch so war.

Die Schreibschrift etc. kam erst danach und das war mir auch ganz angenehm. Zumal so Kinder schon mit der großen Buchstabenreihe Wörter bilden konnten, um der Mama wieder so niedliche Briefe zu schreiben, wie ich das früher auch getan habe. Ich denke dann, dass man aus diesem Anlass vielleicht auch die Großbuchstaben als erstes lernt.

Das macht aber offensichtlich auch jede Grundschule oder Vorschule anders. Nicht jeder agiert hier gleich, sodass man das auch nicht pauschalisieren kann. Ich bin der Meinung, dass Großbuchstaben schon als erstes gelernt werden sollen, um schon einmal ein Gefühl dafür zu bekommen und so schon vielleicht das eine oder andere Wort verfassen zu können.