In Handwerker-Berufen oft mehr verdienen als nach Studium
Ich kenne sehr viele studierte Menschen, die zum Teil entweder gar keine Arbeitsstelle haben, oder eben eine nicht so gute Arbeitsstelle. Andersrum kenne ich Menschen in handwerklichen Berufen, die unglaublich viel verdienen. So ist mein Vater zum Beispiel gelernter Schlosser, ohne irgendwelche Zusatzausbildung, und hatte ein sehr großzügiges Gehalt. Genau wie gelernte KFZ Mechatroniker, die dann noch den Meister machen. Wie in allen handwerklichen Berufen.
Mein Freund hat ein abgeschlossenes BWL Studium, und verdient noch lange nicht, was die anderen verdienen, und wird da denke ich auch nie ran kommen. Natürlich gibt es auch sehr viele Handwerker, die nicht so gut verdienen, aber wenn sie es geschickt angehen, lohnt es sich wirklich.
Ich selber finde, dass man mit einem abgeschlossen Studium doch eigentlich mehr verdienen müsste, denn man hat ein abgeschlossenes Studium, zum Teil eine abgeschlossene Ausbildung, und mehrere Jahre studiert. Wie seht ihr das?
Warum sollte das Gehalt denn ausschließlich von der Tatsache abhängen, ob man studiert hat oder nicht? Sicher ist ein Studium ein großer Aufwand und man wünscht sich eine entsprechende Entlohnung. Aber da eine Garantie zu verlangen, finde ich etwas anmaßend. Es gibt viele Studiengänge, die eigentlich keinen wirklichen Sinn ergeben, weil die Gesellschaft daran keinen Bedarf hat. Oder Studiengänge, die so überlaufen sind, dass es den Bedarf der Gesellschaft übersteigt. Und da fände ich ein hohes Gehalt unfair.
Im Gegensatz dazu gibt es viele Ausbildungsberufe, ohne die eine Gesellschaft sehr schlecht da stehen würde. Berufe, die auch sehr anstrengend oder seelisch belastend sind. Warum sollte das nicht durch ein hohes Gehalt honoriert werden, nur weil die Ausbildung kürzer war als ein Studium? Es ist beispielsweise eine Schande, wie wenig Krankenschwestern verdienen, obwohl sie einen extrem wichtigen und anstrengenden Job erledigen.
Also ich fände eine Bezahlung nach gesellschaftlichem Wert generell begrüßenswert. Aber auf jeden Fall ist die Bewertung nach der Dauer der Ausbildung sehr einseitig. Da spielt einfach sehr viel mehr rein und es gibt etliche andere Faktoren, die eine Rolle spielen. BWL studiert gefühlt jeder zweite. Da hätte ich von Anfang an Angst gehabt, zu viel Konkurrenz zu haben. Da ist es manchmal die vernünftigere Entscheidung, einen handfesten Beruf wie Schlosser zu lernen, der nicht so überrannt ist und tatsächlich gebraucht wird.
Ich glaube, dass es den Handwerkern nicht überall gut geht. Gerade auch in den wirtschaftlich etwas schwächeren Regionen haben viele Auszubildende nach der Lehre keine Stelle und hangeln sich durch Zeitarbeitsfirmen oder Arbeitsvermittlungen. Es gibt ja genauso viele, die eben Schlosser oder Mechaniker und Tischler sind, die aber keine Anstellung finden. Klar gibt es Regionen, wo es wirtschaftlich gut läuft und da haben die Handwerker auch gute Jobs, aber das ist nicht überall so.
Als Akademiker hat man meiner Meinung nach mehr Wahlmöglichkeiten. Mit BWL kann man ja alles Mögliche machen, von Controlling über Marketing, Personalwesen, man kann in zahlreichen Firmen oder Branchen tätig werden. Das kann der Schlosser nicht. Der hat einen bestimmten Bereich, in dem er arbeitet. Und während nahezu alle größeren Unternehmen Arbeitsplätze für BWLer bieten könnten, denn die haben alle Finanz- oder Controllingstellen oder müssen jemanden haben, der sich um Werbung und neues Personal kümmert, kann der Schlosser nur bei einer begrenzten Anzahl von Firmen tätig werden - nämlich vorwiegend Handwerksbetrieben oder Unternehmen, die Handwerker benötigen.
Darum denke ich schon, dass man, insofern man keinen totalen Mist studiert, als Akademiker auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen hat. Man ist nicht so festgelegt. Es gibt Handwerker, die verdienen sehr viel. Oft aber deswegen, weil die vielleicht Glück hatten und eine gute Stelle erwischt haben oder weil die Spezialausbildungen haben. Und die Frage ist ja auch, was wir unter „viel“ verstehen. Ist das viel, wenn ein Handwerker 1500 EUR verdient? Oder 2000? 3000? Ab wann hat er denn viel und ab wann hat der Akademiker zu wenig?
BWL studiert praktisch jeder, dem nichts Besseres einfällt. Da eben so viele dieses Studium absolvieren, sind genügende mit diesem Studium auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Da geht es wirklich um gute Kontakte oder Zusatzwissen, wenn man einigermaßen verdienen will. Ansonsten kannst du nur versuchen, dich hochzuarbeiten.
Wenn jemand studiert, warum sollte es dann selbstverständlich sein, dass er ein Anrecht auf mehr Einkommen hat als ein Handwerker? Es ist doch wohl jedermanns eigene Sache, welchen Beruf er ergreift. Wenn er studieren will, dann bitte, aber der Gesellschaft sagen, ich habe lange studiert, deshalb will ich mehr Geld! Nein, das funktioniert nicht. Ein Schlosser muss mehr körperlich arbeiten als ein BWLer. Soll er deshalb weniger verdienen, aber mehr und schwerer arbeiten und nur, weil er eine Lehre aber kein Studium gemacht hat?
Die Ausnahme bestätigt die Regel. Grundsätzlich sieht es doch so aus, dass eine höhere Bildung wie ein Studium immer noch die beste Voraussetzung für möglichst hohe Einnahmen ist. Eine Garantie gibt es natürlich nicht. Selbst bei Arbeitsplatzverlust hat man immer noch mehr Möglichkeiten und ein Studium soll einem eigentlich nur helfen, sich in ein Themengebiet einzuarbeiten und ich kenne viele Akademiker, die inzwischen in einem völlig anderen Fachgebiet arbeiten.
Auch bei Krankheit bekommen viele Akademiker keine Schwierigkeiten am Arbeitsplatz. Dies sieht gerade bei Handwerkern anders aus. Mit Herzinfarkt auf dem Dach ist eben nicht so einfach wie im Büro. Auf dem Bau kann man zwar schon als junger Mensch sehr viel Geld verdienen, aber sobald einem die Knochen kaputt sind , ist dann meistens Ende uns für viele endet das Arbeitsleben dann in Hartz IV.
Eigentlich ist es schon lange bekannt, dass derjenige, der ein Handwerk erlernt, eine gute berufliche Zukunft hat und gutes Geld verdienen wird. Handwerk hat eben goldenen Boden. Fliesenleger sind beispielsweise für ein für einen Handwerker überdurchschnittliches Gehalt bekannt. Man muss halt nur flexibel sein und nicht in Regionen mit wenig Bedarf hängen bleiben, sich vielleicht sogar ins Ausland trauen.
Beim Studium kommt es darauf an, was man studiert. Als Philosoph muss einem vielleicht die Diogenestonne reichen, während ein Ingenieur zumindest materiell fantastischere Berufsaussichten hat.
Es kommt doch darauf an, was für einen Beruf man hat - egal ob mit Studium oder Ausbildung - und wie es in dem Bereich aktuell mit Angebot und Nachfrage aussieht.
Aus meinem Abijahrgang hat gefühlt jeder zweite BWL studiert und wenn das an anderen Schulen ähnlich aussah und aussieht kann man sich gut vorstellen, wie gut die Chancen auf einen gut bezahlten Job nach so einem Studium sind. Bei den ganzen populären und völlig überlaufenen Studiengängen im Medienbereich wird es wahrscheinlich nicht besser aussehen. Und in den Naturwissenschaften hat man mit einem einfachen Studium auch kaum Chancen mehr als ein Laborant zu verdienen. Ingenieurwissenschaften oder Informatik sind dagegen im Moment gefragt und entsprechende Gehälter werden dann auch geboten werden.
Genauso sieht es bei den Handwerkern aus. Im Friseurhandwerk wird nun nicht wirklich viel verdient, manch einer kommt nicht mal auf einen vierstelligen Betrag am Monatsende. Auf der anderen Seite hat man dann zum Beispiel meinen Bekannten, dessen Firma für Kaminbau so ausgebucht ist, dass er neuen Mitarbeitern den Umzug bezahlt damit sie überhaupt bei ihm anfangen.
anlupa hat geschrieben:Man muss halt nur flexibel sein und nicht in Regionen mit wenig Bedarf hängen bleiben, sich vielleicht sogar ins Ausland trauen.
Wobei aber unter den Bedingungen eigentlich auch jeder Akademiker sehr gut verdient. Sowas kann man nun nicht gerade als Maßstab nehmen um Einkommensbewertungen vorzunehmen.
Grundsätzlich glaube ich eigentlich nicht dass Handwerker nun in der Regel mehr verdienen als Akademiker. Überwiegend ist es eher andersrum, vor allem wenn man den Lohn auf die normale Arbeitszeit runterbricht. Das natürlich eine Montagetätigkeit bei der man von Montags bis Freitags weg ist und dann vielleicht noch 10-12 Stunden am Tag arbeitet besser entlohnt wird als mancher Job bei dem man nur 40 Stunden im Büro sein muss ist ja nun nicht ungewöhnlich.
Ebenso kann man ja nun auch schlecht den Einstiegsakademiker mit einem Meister vergleichen, der sich ja schon beruflich weiterentwickelt hat und auch noch mal zusätzlich Geld in seine weitere Ausbildung investiert hat. Vergleicht man aber den Akademiker der seine erste Stelle antritt mit einem normaler Handwerker, der seinen ersten Gesellenvertrag unterschreibt, dann dürften die meisten Akademiker wohl finanziell besser dastehen.
Dass man als studierter BWLer weniger verdient als ein Handwerker kann ich nachvollziehen. Persönlich muss ich die Leute irgendwie belächeln, die sagen, dass sie BWL studieren. Das macht immer den Eindruck, als wenn sie bei anderen Studiengängen nicht angenommen wurden und das nun der Notfallplan ist. Und mit ein wenig Ausbildung im kaufmännischen Bereich kann man deren Job auch ohne Studium machen und bringt dabei noch wesentlich mehr Praxiserfahrung mit.
Aber woher du deine Informationen hast, würde mich dabei mal interessieren. Ok, die führst deinen Vater an und schreibst in der Vergangenheit. Hat er da vielleicht noch den Lohn in D-Mark genannt? Das klingt dann nämlich total viel, wenn man es mit den heutigen Löhnen vergleicht. Oder nimmst du vielleicht auch Rechnungen von Handwerkern dabei als Grundlage? Das was der Firmenchef dir in Rechnung stellt, ist ja nicht der Verdienst der auf dem Lohnzettel steht.
Der Arbeitsmarkt funktioniert im Großen und Ganzen nach marktwirtschaftlichen Aspekten. Deshalb spielt es für das Gehalt eigentlich überhaupt keine Rolle, wie aufwändig oder anspruchsvoll die Ausbildung war. Es kommt lediglich darauf an, ob das, was man tut, gefragt ist. Das hängt zum Teil von der Ausbildung ab, aber nicht nur. Hauptsächlich kommt es darauf an, ob man seine Ausbildung nutzbringend einsetzen kann. Auch die sogenannten "Soft-Skills", also im wesentlichen der Charakter und die sozialen Kompetenzen, spielen eine sehr große Rolle.
Ein sehr kompetenter und freundlicher Handwerker mit einem gesunden Sinn für das Geschäft kann zu Recht sehr gut verdienen. Diese Kombination ist nämlich sehr selten. Allerdings gehört er damit auch zu den oberen 10% seines Berufsstandes; den restlichen 90% geht es nicht so gut.
Ähnlich sieht es mit dem Studium aus. Die oberen 10% werden immer einen guten Job bekommen, auch in überlaufenen Fächern wie BWL oder Journalismus. Allerdings gibt es viele Studiengänge, bei denen es nur wenige Jobs mit einem großen marktwirtschaftlichen Nutzen gibt. Dort gibt es dann nur schlecht bezahlte Jobs. Das gilt auch für einige Berufe, die eigentlich einen hohen gesellschaftlichen Nutzen haben. Wenn in dem Beruf kein Geld verdient wird, sind die Gehälter niedriger. Ein Investmentbanker verdient eben sehr mehr als ein Sozialarbeiter, obwohl letzterer wohl mehr zur Gesellschaft beiträgt. Deshalb arbeiten viele Akademiker auch fachfremd.
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