Geschlechtertrennung bei Klassenfahrten wirklich nötig?

vom 07.04.2014, 23:47 Uhr

Ich war schon immer jemand, der sich trotz weiblichem Geburtsgeschlecht viel lieber mit Jungen beziehungsweise später Männern beschäftigt hat. Als Kind habe ich mich mit gleichaltrigen Mädchen praktisch kaum verstanden. Ihre Puppenspielereien und ähnliche Dinge haben mich nicht interessiert. Mit Jungen kam ich viel besser zurecht. Man hatte auch mehr gemeinsame Themen, über die man reden konnte.

Auch einige Jahre später änderte sich daran nichts. Bei fast allen Mädchen ging es nur um Stars, Pop-Musik, Mode und irgendein Getratsche. Das hat mich leider nicht im Geringsten interessiert. Da waren mir die Themen der Jungs viel lieber. Mit Computern beschäftige ich mich heute noch viel, Autos mochte ich damals schon ziemlich, und Fußball habe ich damals auch noch geschaut und auch gerne selber gespielt. So etwas wie gemeinsame Tratschnachmittage mit "besten Freundinnen" hatte ich nie. Ich bin lieber mit einer Gruppe Jungs auf den Fußballplatz gegangen oder wir sind halt irgendwo gemeinsam durch die Gegend gewandert.

Ab der Pubertät gab es dann LAN-Parties mit den Jungs, Rollenspielabende, Foto-Touren. Als Erwachsene bin ich auch noch hauptsächlich mit Männern unterwegs, gerade in Sachen Fotografie, Wandern, Urban Exploration und auch Geocaching. Ich habe viele Hobbies, die typischerweise eher als Männerinteressen gelten.

Umso blöder fand ich in meiner Schulzeit immer die zwangsweise Geschlechtertrennung bei Klassenfahrten. Im Grunde lief das dann bei mir immer so ab, dass ich tagsüber, wenn wir hinaus durften, immer bei den Jungen herumlungerte. Sobald dann aber abends das Zimmer nicht mehr verlassen werden durfte, saß ich bloß mit paar Mädchen, in deren Zimmer ich halt auch eingeteilt worden war, herum, und es herrschte betretenes Schweigen. Während der Grundschulzeit war es insofern besonders blöde, als dass wir schon direkt nach dem Abendessen auf unsere Zimmer mussten. Es gab zwar mal eine Nachtwanderung, aber ansonsten wurden diese Zeiten strikt eingehalten.

Sicherlich war das auch kein Weltuntergang, aber so waren die Abende für mich eben schon eher langweilig. Beziehungsweise bei Weitem nicht so angenehm, wie sie sonst hätten sein können. Noch mit meinen männlichen Freunden sprechen? Gemeinsam über irgendetwas quatschen, bis Zeit zum Schlafen war? War so nicht möglich.

Bei meiner letzten Klassenfahrt, in der achten Klasse, hatten wir uns allerdings nachts häufiger mal herausgeschlichen. Einmal wurden wir erwischt und es gab einen riesigen Ärger. Warum? Weil ich als Mädchen doch tatsächlich bei meinen Freunden im Zimmer war. Wie schrecklich aber auch. Wohlgemerkt war nichts "Schlimmes" passiert, nichts Verbotenes, keine Sauferei und auch keine sexuellen Ausschweifungen. Ich hatte lediglich das "Verbrechen" begangen, mit Freunden männlichen Geschlechts noch bisschen herumzusitzen und zu quatschen. Der Ärger, den es dafür gab, war aber dafür schon übertrieben groß. Wobei wohl in dem Schullandheim sogar per Hausordnung verboten war, dass nach einer bestimmten Uhrzeit Jungen auf die Zimmer von Mädchen gehen oder umgekehrt. Verboten war übrigens auch, nach dieser Zeit das Gebäude noch zu verlassen.

Ehrlich gesagt frage ich mich, ob diese strikte Geschlechtertrennung nicht etwas lächerlich ist. Ich verstehe ja, dass manche Mädchen lieber unter sich bleiben, aber es wird ja keiner gezwungen, mit Jungen ein Zimmer zu teilen! Ich würde es bloß gutheißen, wenn man das freiwillig entscheiden könnte. Also wenn sehr gute Freunde einfach unabhängig ihres Geschlechts ein Zimmer teilen könnten. Wieso auch nicht? Grundschüler denken nicht an sexuelle Dinge und ab einem bestimmten Alter sollten die jungen Frauen und Männer sowieso selbstbestimmt entscheiden können, mit wem sie sich ihr Zimmer teilen möchten. Ich nehme ja an, dass es auch irgendwelche sexuellen Gründe hat, wieso man Jungen und Mädchen getrennt unterbringt. Oder irre ich mich?

Was für Gründe gibt es offiziell eigentlich noch für die Geschlechtertrennung auf Klassenfahrten? Und wird das heute eigentlich noch überall so gehandhabt, oder gibt es mittlerweile auch gemischte Zimmer? Würdet Ihr die Regelung vielleicht erst ab einem bestimmten Alter für notwendig erachten, oder vielleicht nur bis zu einem bestimmten Alter? Wie habt Ihr selber die Geschlechtertrennung auf Klassenfahrten empfunden, als ihr selber noch zur Schule gegangen seid?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe persönlich auch viel mehr mit Jungs beziehungsweise Männern gemeinsam als mit Frauen. Schminken und tratschen liegt mir nicht wirklich. Auch ich bin an Computer, Konsole und Fußball sehr viel mehr interessiert. Dies war auch schon in meiner Jugendzeit so. Auf Klassenfahrten hatte ich damit allerdings nie ein Problem. Wir durften eigentlich bis 22 Uhr Abends noch gemeinsam sitzen ob Mädchen, Jungen oder gemischte Gruppe war dabei egal. Solange die Lehrer uns sehen konnten. Auf die Zimmer der Jungen und umgekehrt durften wir Abends nicht mehr. Dies war auch in der Hausordnung des Camps so geschrieben.

Ich finde eine Geschlechtertrennung sehr wichtig und gut! Gerade in der heutigen Zeit wo Kinder schon mit 14 Jahren sexuell aktiv sind und mitunter sogar schwanger werden. Stell dir mal folgendes vor.

Peter und Emma sind 14 und 13 Jahre alt. Sie mögen sich beide sehr. Da es ihnen erlaubt ist sich auch Nachts noch zusehen, sitzen sie gemeinsam in Peters Raum, kuscheln und unterhalten sich. Peters Freund, der sich ein Zimmer mit ihm teilt, entschließt sich Freunde zu besuchen und verlässt das Zimmer. Zwischen Peter und Emma wird es intim. Da sie 14 Jahre sind und über Verhütung nie richtig aufgeklärt wurden, stört es sie nicht kein Kondom zu benutzten. Wo sollten sie dieses auch hernehmen? Nach ein paar Wochen entdeckt Emma entsetzt, dass sie schwanger ist. Sie beichtet ihren Eltern, auf Klassenfahrt Sex mit einen Jungen gehabt zu haben, diese konfrontieren die Schule, die Lehrer müssen sich verantworten und werden wahrscheinlich wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht gefeuert. Ist es das wirklich Wert?

» xZombieKitten » Beiträge: 538 » Talkpoints: 13,88 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Die Sorge kann ich ja schon verstehen. Allerdings kann man Lehrer ja nun nicht für alles verantwortlich machen. Und vor allen Dingen ist es doch so, dass sexuelle Kontakte nicht nur nachts möglich sind. Wenn zwei Jugendliche es darauf anlegen, dann geht das auch tagsüber beziehungsweise zu jeder beliebigen Tageszeit. Soll man die Jungen und Mädchen dann dauerhaft trennen? Ebenso kann man ja nicht erwarten, dass der Lehrer die gesamte Zeit daneben steht und Wache hält. Insbesondere ab einem bestimmten Alter nicht mehr, schließlich haben Jugendliche auch während Klassenfahrten eigentlich ein Recht auf Privatsphäre.

Zudem wäre da noch die Sache, dass man mit 13 oder 14 Jahren im Normalfall auch schon aufgeklärt ist. Selbst, wenn die Eltern nichts in diese Richtung getan haben sollten, der Sexualkundeunterricht in der Schule findet normalerweise spätestens in der 5. Klasse zum ersten Mal statt. Da ist man so um die 11 oder 12 Jahre alt. Also eigentlich sollten Jugendliche ab dem Alter wissen, wann das Risiko einer Schwangerschaft bestehen kann.

Wobei natürlich Wissen nicht automatisch bedeutet, dass man sich darüber Gedanken macht. Gerade in der Pubertät ist gedankenloses Handeln ja nicht so selten. Aber ist es wirklich der richtige Weg, Jungen und Mädchen einfach voneinander wegzusperren, und den Kontakt zu verhindern? Gäbe es keine bessere, intelligentere Lösung? Wie gesagt, dauerhaft kontrollieren und trennen kann man die Kinder und Jugendlichen sowieso nicht wirklich. Wäre es nicht also besser, das Problem anders anzugehen?

Abgesehen davon frage ich mich, ob man diese Aufsichtssache nicht irgendwie altersmäßig einschränken sollte. Bei Kindern mögen Lehrer noch eine Aufsichtspflicht haben. Aber müssen beispielsweise 16-Jährige noch so kontrolliert werden? Und was ist eigentlich bei Klassenfahrten in der Oberstufe, bei denen die Schüler schon volljährig sind? Meines Wissens greift auch da bei Fahrten noch die Geschlechtertrennung. Dabei sind Volljährige doch wohl für sich selber verantwortlich und sollten auch selber entscheiden können, was sie tun.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Wie gut, dass wir alle im Sexualunterricht so gut aufgepasst haben und nicht kichern zusammen saßen und Witze rissen. :roll:

Nein mal ernsthaft. Natürlich kann man nicht ständig danebenstehen. Aber die Schule, in diesen Fall die Lehrer, hat natürlich eine Aufsichtspflicht. Das betrifft nicht nur mögliche sexuelle Kontakte, sondern auch Dinge wie Alkohol- und Drogenkonsum, Sicherheit auf Ausflügen und all die anderen Dinge die normalerweise von Eltern sichergestellt werden. Da Eltern auf Klassenfahrten eher selten anwesend sind, muss all dieses von jemanden sichergestellt werden. Diese Maßnahme ist einfach nur eine Absicherung für die Schule und Lehrer. Würden sie ihre Aufsichtspflicht verletzen und etwas passieren, haben sie sehr schnell eine Klage am Hals. Eltern sind damit recht schnell, wenn es um ihre auch so wohlerzogenen Kinder geht.

Ich kann die Schulen und Lehrer in diesen Punkt recht gut verstehen. Die Klage eines wütenden Elternteiles wirft nie ein gutes Licht auf die Schule, selbst wenn die Eltern eben diese vor Gericht verlieren würden.

» xZombieKitten » Beiträge: 538 » Talkpoints: 13,88 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Nachvollziehen kann ich das ja. Sicher will sich kein Lehrer eine Klage aufhalsen, wenn irgendeine Schülerin auf einer Klassenfahrt schwanger wird.

Wobei es schon eine interessante Frage sein dürfte, wie sich in diesem Fall die Aufsichtspflicht mit dem Recht, das Leute ab 14 Jahren in Sachen sexueller Selbstbestimmung haben, verträgt. Ab 14 Jahren darf ein Mensch ja beliebige sexuelle Kontakte haben. Da darf sich niemand einmischen. Insofern könnte man sich, in Bezug auf dieses Recht, schon fragen, inwiefern ein Lehrer solche Kontakte überhaupt verbieten darf, wenn sie freiwillig stattfinden. ;)

Ich denke, man müsste auch allgemein klären, was eigentlich alles unter die Aufsichtspflicht fällt. Und inwiefern die sich mit dem Thema Privatsphäre eventuell "beißen" könnte. Abgesehen davon hat die Aufsichtspflicht rechtlich gesehen ja auch Grenzen. So wäre es sicher unzulässig, würden Lehrer Schüler dauerhaft in Duschräumen, in Umkleidebereichen oder auf der Toilette beaufsichtigen. Passiert natürlich real hoffentlich nicht, aber im Prinzip müsste es rechtlich halt definitiv Orte und Situationen geben, wo Schüler das Recht haben, nicht überwacht zu werden.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Was du schreibst, beschreibt ja letztlich nur deine subjektive Sicht und die lässt eben schon entscheidende Punkte weg, welche aber dazu geführt haben, dass Kinder und Jugendliche nach Geschlecht getrennt werden. Das hat nichts damit zu tun, dass hier die Kinder geärgert werden sollen.

Es soll ja Mädchen/Jungen geben, die sich durchaus unwohl fühlen, wenn das andere Geschlecht in der Nähe ist. Dieser Personenkreis ist sehr wohl froh darüber, dass eine Trennung vorgegeben wird. Wer jetzt wirklich sagt, dass die betreffenden Personen sich doch nur "offenbaren" müssen und dann "freiwillig" in ein "eingeschlechtliches" Zimmer gehen sollen, unterschätzt wohl die Eigendynamik der Gruppe. Wer hätte denn nicht Angst, als Außenseiter da zu stehen? Egal ob die Angst reale Hintergründe hat oder nicht - sie ist da. Und da kann diese organisatorische (Zwangs-)Maßnahme schützen.

Dann ist es sicher kein Geheimnis, dass in/ab einem bestimmten Alter Jungen definitiv sehr interessiert am weiblichen Geschlecht sind. Auch hier hat die Schule eine Verantwortung zu tragen. Auch gegenüber den Jungen/Mädchen, die sich noch nicht so sehr für das andere Geschlecht interessieren und auch gegenüber den Eltern. Und das der Beischlaf für Jugendliche über 14 nicht verboten ist, bedeutet ja nicht, dass es ein Recht darauf gibt. Für Kinder unter 14 ist er übrigens verboten (auch unter Kindern!), wird aber wg. fehlender Strafmündigkeit nicht verfolgt. Erwachsene sich aber schon zu bestrafen - insbesondere wenn Erwachsene dieses tun erlauben oder fördern.

Gerade bei Schulausflügen sind die Regeln unabhängig vom Alter der Schüler aufzustellen und zu befolgen. So kann sehr wohl auch bei Volljährigen ein Alkoholverbot ausgerufen werden. Wenn die jungen Erwachsenen sich nicht daran halten wollen, haben sie die Freiheit, nicht am Klassenausflug teilzunehmen. Man darf nicht aus allen, was nicht verboten ist, ein uneingeschränktes Recht ableiten! Denn solche Rechte sind auch juristisch durch andere Regelungen auch einschränkbar.

Wawa666 hat geschrieben:Ab 14 Jahren darf ein Mensch ja beliebige sexuelle Kontakte haben.

Das ist grundsätzlich richtig und in seiner Freizeit könnte ein Junge/Mädchen sich vergnügen, mit wem er/sie will.

Wawa666 hat geschrieben:Da darf sich niemand einmischen.

Und ich bin mir sicher, dass das kein Lehrer wirklich will weil es den meisten wohl egal ist! Deshalb findet hier eben KEINE Einmischung statt. Aber du wirst schon verstehen, wenn die Lehrer zu Recht den Liebesakt in der Tunrhalle unterbinden?

Wawa666 hat geschrieben:Insofern könnte man sich, in Bezug auf dieses Recht, schon fragen, inwiefern ein Lehrer solche Kontakte überhaupt verbieten darf, wenn sie freiwillig stattfinden.

Die Lehrer verbieten nichts - sie bestimmen lediglich die Regeln des gemeinsamen Ausflugs. Sollte das für das Liebespaar nicht zumutbar sein, müssen die Eltern das junge Glück vom Ausflug ausnehmen lassen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Was du schreibst, beschreibt ja letztlich nur deine subjektive Sicht und die lässt eben schon entscheidende Punkte weg, welche aber dazu geführt haben, dass Kinder und Jugendliche nach Geschlecht getrennt werden. Das hat nichts damit zu tun, dass hier die Kinder geärgert werden sollen.

Das habe ich auch nicht behauptet. Mir ist schon klar, dass es offiziell um den Schutz der Kinder und Jugendlichen geht. Und ich denke auch nicht, dass das bloß ein Vorwand wäre, um die Kinder heimlich bloß zu ärgern. Dennoch ist es ja wohl in Ordnung, diese Vorgehensweise etwas zu hinterfragen. Aber dazu müsste ich erst die genaue Pro-Argumentation für die Geschlechtertrennung kennen. Daher habe ich mich an dieser Stelle ja eben auch darüber erkundigen wollen, und daher die Frage gestellt, was für Aspekte denn immer für eine Trennung der Geschlechter offiziell genannt werden.

derpunkt hat geschrieben:Es soll ja Mädchen/Jungen geben, die sich durchaus unwohl fühlen, wenn das andere Geschlecht in der Nähe ist. Dieser Personenkreis ist sehr wohl froh darüber, dass eine Trennung vorgegeben wird. Wer jetzt wirklich sagt, dass die betreffenden Personen sich doch nur "offenbaren" müssen und dann "freiwillig" in ein "eingeschlechtliches" Zimmer gehen sollen, unterschätzt wohl die Eigendynamik der Gruppe. Wer hätte denn nicht Angst, als Außenseiter da zu stehen?

Ach, komm. Es gibt vielerlei Dinge, die dafür sorgen können, dass jemand sich unwohl fühlt. Ich beispielsweise fand es scheußlich, dass man sich vor dem Sportunterricht immer in Gruppen-Umkleidekabinen umziehen musste. Ebenso das gemeinsame Umziehen im Schwimmbad, wobei man da beim Wechseln der Kleidung ja sogar ganz nackt ist und nicht noch die Unterwäsche anbehält. Und ich weiß, dass auch andere Kinder das nicht gerade toll finden.

Hat irgendwer uns aber vor dieser unangenehmen Situation geschützt? Nein, es blieb bloß, entweder selber die Stimme dagegen zu erheben und zu sagen, dass man das so nicht angenehm findet, oder aber, man schweigt eben und nimmt es dann leider hin. Und weil man solche Situationen im Leben immer wieder hat, hielte ich es allgemein für sinnvoller, Kindern schon früh beizubringen, ihren Mund aufzumachen, wenn ihnen etwas nicht passt. Das ist sinnvoller, als vorzusortieren, was eventuell einigen nicht passen könnte. Denn das wird nicht immer so passieren, und Kinder sollten sich zu helfen wissen, sollten sich trauen, ihre Wünsche zu äußern. Das sollte man schon früh bestärken und zu eigenen Entscheidungen aufrufen.

Abgesehen davon kann man sich natürlich fragen, wieso Kinder, die sich möglicherweise in gemischten Zimmern unwohl fühlen würden, extra geschützt werden müssen, indem man, nur für diesen Fall, gemischtgeschlechtliche Zimmer verbietet. Es gibt auch einzelne Mädchen und Jungen, die sich unter Leuten ihres gebürtigen, körperlichen Geschlechtes nicht wohlfühlen. Wieso schützt man diese nicht? Wieso sind Kinder im 1. Fall offenbar schützenswerter als im 2. Fall? Weil letztere von den typischen Geschlechterklischees abweichen?

Eine Freundin von mir war beispielsweise sehr jungenhaft und verstand sich nur mit den Jungen in ihrer Klasse. Von den Mädchen wurde sie gemobbt, weil sie sich jungenhaft anzog und auch kurze Haare hatte, weil sie das so schöner fand. Sie hat sich daher auch sehr gewünscht, während der Klassenfahrt bei den Jungen untergebracht zu werden. Dufte sie aber nicht, weil sie zufällig mit weiblichen Genitalien geboren worden ist. Ist das, was man ihr da zugemutet hat, irgendwie weniger schlimm?

Abgesehen davon kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Kind sich nicht trauen würde, zu äußern, dass es in ein Zimmer nur mit gleichgeschlechtlichen Kindern will. Gerade im Kindesalter finden doch viele Mädchen Jungen sowieso "eklig" und Jungen finden Mädchen "seltsam". Das ist der Regelfall. Jemand, der diese Ansicht vertritt, muss keine Kraft haben, um gegen irgendeinen Mainstream anzukämpfen. Nein, er ist Mainstream! Im Gegensatz dazu haben ja gerade die, die eher mit Kindern des anderen Geschlechtes befreundet sind, im Kindesalter oftmals mit Vorurteilen zu kämpfen. Das hat ja sicher auch mein obiges Beispiel deutlich gemacht. Und auch ich selber habe oftmals Mädchen so etwas über mich tuscheln hören wie: "Die ist voll komisch, mit der stimmt was nicht! Die benimmt sich wie ein Junge!"

derpunkt hat geschrieben:Dann ist es sicher kein Geheimnis, dass in/ab einem bestimmten Alter Jungen definitiv sehr interessiert am weiblichen Geschlecht sind. Auch hier hat die Schule eine Verantwortung zu tragen. Auch gegenüber den Jungen/Mädchen, die sich noch nicht so sehr für das andere Geschlecht interessieren

Könntest Du bitte genauer erläutern, wie das zu verstehen ist? Wovor müssen Kinder oder Jugendliche, die noch nicht an Sexualität interessiert sind, geschützt werden? Vor Gleichaltrigen, die bereits sexuelle Gedanken haben? Meinst Du, dass diese Gleichaltrigen die, die "noch nicht so weit sind", verbal oder gar körperlich belästigen könnten, wenn Erwachsene da nicht eingreifen?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also ich denke mal, dass eine Liebesbeziehung zwischen einem Mädchen und einem Jungen wesentlich häufiger der Grund für einen möglichen Wunsch nach nicht geschlechtsgetrennten Unterkünften sein dürfte, als eine reine Freundschaft zwischen Jungen und Mädchen. Ausnahmen wird es zwar geben, aber wenn man nur wegen einer Person eine eigentlich sinnvolle Regel zu ändern, kann auch zu Problemen führen.

Vielen Eltern wäre es sicherlich nicht so recht, wenn ihre Kinder da quasi unbeaufsichtigt treiben könnten, was immer sie wollen. Im Alltag kann man zwar auch nicht unbedingt verhindern, dass die Kinder schon früh sexuelle Erfahrungen machen, aber viele Eltern fühlen sich schon besser, wenn sie zumindest glauben, sie hätten einigermaßen die Kontrolle.

Die Schule will da ganz sicher kein Risiko eingehen. Am Ende behauptet irgendein Mädchen noch, sie wäre auf einer Klassenfahrt vergewaltigt worden, um einem Jungen eins auszuwischen. Der Lehrer, der da die Aufsichtspflicht hatte, dürfte jede Menge Ärger am Hals haben.

Auf den Klassenfahrten, bei denen ich dabei war, wäre es durchaus möglich gewesen, nachts auf ein Zimmer zu kommen, das vom anderen Geschlecht bewohnt wurde. Nur auf der allerersten, als wir in einem typischen Schullandheim waren, waren die Jungs glaube ich in einem ganz anderen Gebäude, aber sonst waren wir in Hotels und ähnlichem. Als so furchtbar streng empfand ich die Trennung also nicht. Ich hätte aber auch niemals mit Jungs im Zimmer schlafen wollen, selbst wenn man sich tagsüber ganz gut verstanden hat.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Wawa666 hat geschrieben:Ach, komm. Es gibt vielerlei Dinge, die dafür sorgen können, dass jemand sich unwohl fühlt.

Ein Verweis darauf, dass es andere Punkte gibt, die auch schlecht oder schlechter sein können, ist doch kein Argument, dass eine Maßnahme nicht durchzuführen ist. Wir werden alle sterben - warum also ist ein Mord sanktioniert?

Wawa666 hat geschrieben:Ich beispielsweise fand es scheußlich, dass man sich vor dem Sportunterricht immer in Gruppen-Umkleidekabinen umziehen musste.

Weiß jetzt nicht, in welchem Bundesland du groß geworden bist. Aber ich kenne es so, dass das ab der 5ten Klasse nicht mehr so war und sogar der Sportunterricht getrennt war. Ebenso in Vereinen usw.

Wawa666 hat geschrieben:Ebenso das gemeinsame Umziehen im Schwimmbad, wobei man da beim Wechseln der Kleidung ja sogar ganz nackt ist und nicht noch die Unterwäsche anbehält.

Und auch hier gibt es tatsächlich auch Kabinen, welche nach Geschlechtern unterscheiden. Ebenso bei den Duschen. Mag aber sein, dass meine Erfahrung hier die Ausnahme bildet. Ich jedenfalls durfte nie bei den Mädchen mitduschen. Aber das auch schon deshalb, weil - wie geschrieben - auch der Sportunterricht selbst getrennt war. Und in öffentlichen Schwimmbädern sind die Duschen sowieso getrennt. Und einen Zwang zur Sammelkabine kenne ich auch nicht.

Wawa666 hat geschrieben:verbal oder gar körperlich belästigen könnten, wenn Erwachsene da nicht eingreifen

Ein "eingreifen" durch Erwachsene würde bedeuten, dass man schon zu spät ist! Es geht vielmehr um den Schutz davor. Und ja, Kinder sind auch vor Kindern zu schützen! Wobei hier nicht unbedingt eine Gruppenvergewaltigung zu erwarten ist. Aber sehr wohl wäre es denkbar, dass hier eine Gruppe einzelne Personen, welche bei solchen gemeinsamen Gelegenheiten vermeintlich Grund dafür liefern, vor der Klasse bloß gestellt werden.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Die Lehrer haben nun mal eine gewisse Aufsichtspflicht und deswegen müssen sie aufpassen, dass nichts passiert. Sicherlich ist es im ersten Gedanken der rein sexuelle Gedanke, weswegen beide Lager voneinander getrennt schlafen sollten. Das finde ich auch richtig so, man kann ja auch nicht alle Jugendlichen im Blick haben, gerade wenn es um das Schlafen geht, würde man es ja nicht mitbekommen, wenn da im gemischten Zimmer etwas laufen würde. Wenn dann nun wegen schlechter Aufklärung Kinder entstehen ist das Gemecker groß und sicherlich ist mal als Aufsichtsperson da auch haftbar zu machen.

Ich hatte auch immer nur Jungs als Freunde und wurde dann immer den weiblichen Zimmern zugeteilt, weil mich da keiner freiwillig haben wollte. Das war nun auch keine super Stimmung, aber man kann miteinander klar und nur über Nacht geht das auch mal.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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