Leben retten obwohl man sich damit selbst schadet?
Ich habe in diesem Thread Todesfälle während Studium - Abschreckung vor Studiengang? hier heute schon davon berichtet, dass es an unserer Universität schon einige Todesunfälle gab, da Studenten während des Praktikums Unfälle hatten. Wir haben vor unserem neuen Praktikum nun eine Sicherheitsbelehrung gehabt, die sich ein wenig von den anderen unterschied, die wir vorher gehabt haben, weil wir jetzt auch Umgang mit besonders karzinogenen und explosiven Stoffen haben werden. Es wurde unter anderem auch ein Thema diskutiert, was ich heute ansprechen möchte, nämlich ging es darum, dass es mitunter vorkommt, dass man jemandem das Leben retten muss.
Prinzipiell war das nicht der Schwerpunkt der Vorlesung, es wurde eigentlich nur am Rande erwähnt. Unter anderem wurde eben erwähnt, dass man die Atemschutzmasken dafür braucht, wenn eben jemand noch im Labor ist, der etwas umgeschmissen hat oder so und nun ohnmächtig da liegt. Im Labor sind nun nie so super viele Leute anwesend und da kann es nun natürlich eben auch sein, dass man die einzige Person ist und der anderen dann zu Hilfe kommen muss. Betont wurde dabei auch explizit, dass uns die Atemschutzmaske alleine nicht retten wird, denn je nachdem, was da im Labor losgelassen wurde, wird dies auch durch die Haut diffundieren und kann auf anderem Wege Schaden zufügen, so dass man danach ebenfalls kontaminiert ist und eventuell sogar mit Spätfolgen (etwa Krebs) rechnen muss.
Natürlich kann es auch sein, dass es gerade zu einer spontanen Explosion kommt, die durch die freigelassene Chemikalie verursacht wurde, während man im Labor ist, um besagte Person zu retten. Im Grunde kann alles mögliche passieren, die Wahrscheinlichkeit, dass man durch die Atemschutzmaske gesichert ist, ist eigentlich verschwindend gering. Weiter ist dieses Problem in der Vorlesung dann nicht besprochen worden, ich habe mich nur später ein wenig mit anderen Studenten zu dem Thema unterhalten und da habe ich auch gemerkt, dass einige von der Idee nicht so begeistert waren. Ich meine, natürlich wird jetzt niemand dazu gezwungen jemanden zu retten, der sich selbst in Gefahr gebracht hat. Aber letztendlich ist das nun mal moralisch korrekt und ich weiß auch nicht, ob man danach noch mit einem so reinen Gewissen leben kann, wenn man es nicht getan hat.
Gerade in der Chemie ist die Sache nun mal nicht so einfach, in anderen Fällen bringt man sich vielleicht selbst in Gefahr, weil man verletzt werden kann oder so, aber in der Chemie ist das anders, die Schäden da sind oft irreparabel und man selbst weiß mitunter ja vielleicht gar nicht, was da gerade für eine Chemikalie im Umlauf ist, wenn man selbst nicht während des Unfalls anwesend war. Mitunter hat man dann eben das Problem, dass die Chemikalie einem doch mehr schadet als man denkt, dann hat man vielleicht jemandem das Leben gerettet, aber die Lebenserwartung von einem selbst und von der geretteten Person sind dann gesunken. Man kennt nun auch nicht alle Studenten im Labor, mitunter gibt man also quasi ein Teil seines Lebens für jemanden auf, den man gar nicht kennt oder nicht mag.
Mich würde mal eure Meinung zu dem Thema interessieren, wie würdet ihr handeln, wenn bei euch eben diese Situation eintreten würde? Ihr seit in einem Labor und beobachtet, wie jemand einen Unfall hat und müsst euch dann entscheiden, ob ihr die Sicherheitstür durchschreitet oder eben hinter der Sicherheitstür bleibt, wo euch nichts passieren kann und Hilfe holt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Hilfe zu spät kommt, ist durchaus groß, wenn sich kein anderer Student oder Assistent traut, muss die Feuerwehr hinein. Als Student ohne geeignete Schutzbekleidung besteht für einen selbst eben das Risiko, dass man irreparable Schäden und Spätfolgen davon trägt. Würdet ihr die Person dennoch retten? Oder wäre euch eure eigene Gesundheit wichtiger?
Ich selbst muss sagen, dass ich es zwar schon egoistisch finde, es nicht zu tun, andererseits finde ich den Gedanken aber auch schlimm, dass ich etwa an einer Krankheit sterben könnte, die auf diesen Unfall zurückzuführen ist oder ich nie Kinder bekommen kann, weil ich durch die Rettung dieser Person gesundheitlich geschädigt wurde. Da man die Person eben vielleicht auch nicht kennt, ist das für mich schon eine schwierige Entscheidung und ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich handeln würde oder einfach nur Hilfe holen würde. Vermutlich würde ich wirklich nur Hilfe holen und meine eigene Gesundheit nicht aufs Spiel setzen. Was würdet ihr tun?
So etwas kann man im vornherein nie mit Gewissheit sagen. Klar macht man sich Gedanken, wie man in so einer Situation reagiert, aber im Endeffekt handelt man doch völlig anders. Ich finde ja auch die Tatsache amüsant, dass du dir Sorgen machst keine Kinder bekommen zu können. Hast du dich doch schon mehrfach dazu geäußert, diese nicht zu wollen und im Falle einer ungewollten Schwangerschaft abtreiben zu wollen.
Wenn ich darüber nachdenke, würde ich jeder Person gerne helfen. Ich denke mir einfach, wenn ich oder eine geliebte Person auf Hilfe angewiesen wären würde ich auch wollen das mir oder jener Person geholfen wird. Wie ich in einer entsprechenden Situation tatsächlich reagieren würde kann ich allerdings nicht vorhersagen. Wahrscheinlich würde ich zuerst Hilfe alarmieren und dann irgendwie versuchen zu helfen. Vorzugsweise auf möglichst ungefährliche Art.
Ich muss Zombiekitten zustimmen. Man kann vorher nie wissen, wie man reagiert. Vielleicht erstarrt man einfach nur vor Schreck und kann sich gar nicht mehr rühren und schon gar nicht darüber nachdenken. Ich äußere bei solchen hypothetischen Fragen immer nur das, was ich mir von mir selbst wünschen würde. Ich hoffe, ich würde jeden Menschen retten.
Die Unterscheidung, welcher Mensch da in so einem Labor liegt und ob ich den kenne oder mag, finde ich ganz schrecklich. Wenn wir wirklich bei der konkreten Situation bleiben, dann handelt es sich doch in jedem Fall um einen Studenten. Ich habe viele Studenten in meinem Leben getroffen. Ich habe nicht alle gemocht, aber keiner hatte es verdient, in einem Labor an giftigen Gasen zu ersticken. Wenn ein Gefängnis brennt, würde ich die Gedanken nachvollziehen können, ob man nun Kindermörder retten und für diese sein Leben riskieren würde.
Die Bedenken, die eigene Lebenszeit mit einer Rettungsaktion zu verkürzen, finde ich auch sehr unschön. Ich sage nicht, dass ich sie in dem Moment nicht haben würde. Einfach aus Angst, was mit einem passieren wird, wenn man nun da reingeht und die Person rettet. Aber ganz rational, hier am Laptop beim Schreiben, ist ein Menschenleben es doch auf jeden Fall wert, Spätfolgen auf sich zu nehmen.
Es geht ganz konkret darum, dass da eine Person stirbt, aber die Spätfolgen sind sehr vage. Vielleicht bekommt man Krebs, aber vielleicht auch nicht oder man wird ihn besiegen. Vielleicht kann man keine Kinder mehr bekommen, aber vielleicht konnte man das noch nie und wusste es nur nicht. Wenn man beides auf eine Waage legt, sollte das Menschenleben, das da ganz unmittelbar in höchster Gefahr ist, tausend Mal mehr wiegen. Also ich hoffe sehr, dass ich zu den Menschen gehöre, die in so einem Fall handeln würden. Mit allem anderem könnte ich nur schwer umgehen. Die Schuldgefühle müssen grauenhaft sein.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass im Notfall ein Teil des eigenen Denkens nicht mehr stattfindet. Da reagiert man nur noch rational und denkt nicht darüber nach, wie man sich dabei gefährden könnte. Obwohl es in solchen Fällen sicherlich sinnvoll wäre, wenn dieses Denken dann noch vorhanden wäre. Denn man sollte auch in einem solchen Fall immer die eigene Sicherheit über alles andere stellen.
So gibt es das Gesetz aber auch wieder. Es ist darin beschrieben, dass laut den Paragraf der Unterlassenen Hilfestellung nur derjenige eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe erhält, der keine Hilfestellung nachgegangen ist, obwohl es ihm zumutbar gewesen wäre. Somit ist ja enthalten, dass man sich schützt. Eigenschutz geht nun mal vor. Aber dennoch ist es möglich, dass man wenigstens ein Notruf absetzt. Jeder hat ja ein Handy dabei. Man kann somit auf sich aufmerksam machen.
Auch am Abend oder besser gesagt in der Nacht muss ich nicht aus dem Auto steigen, wenn Gefahr besteht. Ein Weiterfahren ist nur dann erlaubt, wenn ich an der nächstbesten Stelle ein Notruf absetze. Fahre ich dagegen den vollen Weg nach Hause oder sonst wohin, darf ich mit einer Anzeige rechnen.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass man in bestimmten Fällen den Kopf teilweise ausschaltet. Man steht manchmal selbst unter Schock. Man versucht einfach nur das Beste. Erst später denkt man über die Konsequenzen nach, wie du es eben geschildert hast.
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