Haben sich die Ansprüche an Kunst gewandelt?

vom 06.04.2014, 22:50 Uhr

Bei der Frage, was eigentlich Kunst sei, gehen die Antworten schon sehr auseinander. So gibt es beispielsweise Personen, die einzelne Krakeleien oder wirklich bloß Farbkleckse als "abstrakte Kunst" feiern, während einige Menschen auch der Meinung sind, dass solche Darstellungen nicht als Kunst zu bezeichnen seien. Aber das ist wohl auch etwas davon abhängig, wie man selber Kunst überhaupt definiert. Soll Kunst optisch erfreuen? Soll sie eine Aussage haben? Ist technisches Talent notwendig oder nicht?

Heute, so habe ich den Eindruck, wird bei Gemälden oder Zeichnungen besonders viel Wert auf eine Aussage oder Bedeutung gemacht. Möglichst soll das Kunstwerk einen tieferen Sinn haben und eine intelligente Botschaft mitbringen. Wenn ich so an frühere Epochen denke, dann war es oft eher der Fall, dass ein Maler dem Auftraggeber etwas Ansehnliches, Schönes malen sollte. Bei Porträts sollten diese dem Dargestellten normalerweise schmeicheln. Gerne durften diese Gemälde dann also schöner ausfallen, als es der Porträtierte in Wirklichkeit war. Und wenn ich an die Antike denke, dann gab es damals auch in Sachen Malerei strikte Regelwerte in Sachen Ästhetik.

So grob betrachtet scheint es also, als hätten sich die Ansprüche an Kunst über die Zeit gewandelt. Früher ging es eher um Ästhetik und Schönheit, heute achtet man mehr auf eine Aussage, weniger auf das optisch Schöne, auf den ersten Blick Sichtbare. Oder täuscht dieser Eindruck und man achtete früher schon auf eine sinnvolle Aussage und heute gibt es auch noch Werke, bei denen nur die Optik eine Rolle spielt? Haben sich die Ansprüche an Kunst also über die Jahrhunderte verändern, oder nicht? Wenn ja, inwiefern? Gibt es außer der Ästhetik-Frage noch andere Aspekte, und wenn ja, welche?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde auch, dass man heute quasi weniger Wert auf Schönheit legt. Klar wird es heute immer noch gerne gesehen, wenn etwas schönes bei herum kommt, aber generell ist heute die Kunst nicht mehr mit Schönheit gleichzusetzen. Etwas muss nicht perfekt gemalt und definiert sein, wie man an der abstrakten Kunst sehen kann. Ich finde aber eigentlich nicht, dass man heute mehr mit der Kunst ausdrücken möchte, als dies früher der Fall war. Du schreibst, dass es früher oft um Porträts und so weiter geht und die Malereien heute eher Botschaften rüber bringen sollen. Das sehe ich eigentlich nicht so, denn es gibt in vielen alten Kirchen Fresken, die das Gegenteil beweisen. Mit dieser Malerei sollte auch eine Botschaft vermittelt, eine Geschichte erzählt werden. Und es gibt auch von vielen anderen Handlungen der Geschichte Bilder, wo es eher darum geht zu erzählen und festzuhalten.

Was mich an der Kunst von heute stört, ist dass es nicht mehr notwendig ist ''etwas'' zu malen. Wenn man früher gemalt hat, dann wusste man immer was es war, egal ob als Zeichnung, in Öl oder als Schnitzerei, man stellte etwas bestimmtes dar, eine Figur, Mensch oder Tier, eine Landschaft. Heute ist das anders, auf vielen Bildern ist heute eigentlich nichts definiertes zu sehen, sondern nur große Flächen in unterschiedlichen Farben, Linien und Kleckse. Ich habe eine Malerin im Bekanntenkreis und ich lobe ihre Bilder natürlich, alles andere wäre unhöflich. Allerdings frage ich mich teilweise dann doch, wenn ich diese Bilder sehe, ob es sich nicht dabei einfach um eine bunte Farbpalette handelt, die auch ein Kleinkind hätte malen können, um zu behaupten, es hätte damit nun seine Gefühle zum Ausdruck gebracht.

Das fehlt mir so ein bisschen, früher musste man Talent haben und Zeichnen, etwas einfangen können. Können die heutigen Künstler auch noch zeichnen? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, weil man von vielen eben nur diese abstrakte Kunst sieht und mir schleierhaft ist, ob sie auch etwas bestimmtes aufmalen könnten und nicht nur diesen Farbstrudel. Ich finde eigentlich auch nicht, dass man damit etwas besser ausdrücken kann oder so. Was sich auch stark verändert hat, sind beispielsweise Denkmäler in der Öffentlichkeit. Ich selbst finde, dass diese sich zum Negativen gewandelt haben. Früher haben sie eben noch was dargestellt, heute sind es oft nur irgendwelche Konstruktionen und aufgetürmte Metallteile, wo ich nicht weiß, was sie darstellen sollen. Bei einer Person oder einem Ereignis kann ich noch was Empfinden und Nachvollziehen, bei einer Metallkonstruktion sehe ich Raum für Interpretation, aber auch einen Kinderspielplatz.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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