Mehrsprachige Coca Cola Werbung sorgt für Protest

vom 06.04.2014, 22:44 Uhr

Die USA sind ein durch viele Kulturen und Nationalitäten geprägtes Land. Dieses Image haben die USA auch weltweit, und bisher dachte ich auch, dass die Multiethnizität in diesem Land erstaunlich gut funktioniere. Das heißt natürlich nicht, dass es gar keine Probleme mit Personen verschiedener Kulturen gäbe, und gar keine gegenseitigen Feindlichkeiten. Aber ich hatte bisher doch das Gefühl, dass ein Zusammenleben verschiedener Ethnien dort besser funktioniere, als in vielen anderen Ländern. Logisch begründet hatte ich mir das immer damit, dass die USA nun einmal zum Großteil von Einwanderern aller möglichen Länder bevölkert wird. Richtige "Einheimische" gibt es, außer den Leuten, die indigenen nordamerikanischen Kulturen angehören, also kaum. Man könnte glatt sagen, dort leben fast nur "Ausländer".

Umso verwunderter war ich, als ich vor einer Weile von einem großen Protest las, den ich eigentlich gerade in den USA nicht erwartet hätte. Es ging um einen Werbespot des Limonadenherstellers Coca Cola. Dieser wurde während des Super Bowls, der wichtigsten Football-Veranstaltung des Landes, ausgestrahlt. In diesem Werbespot singen Amerikaner unterschiedlicher Herkunft das bekannte patriotische Volkslied "America the Beautiful", das etwa genauso wichtig genommen wird, wie die offizielle Nationalhymne, in ihrer jeweiligen Herkunftssprache. Das Lied wird in der Werbung also nicht nur auf Englisch, sondern beispielsweise auch auf Spanisch und auf Hindi gesungen.

Das sorgte dann unter erstaunlich vielen Leuten für Protest, von einfachen Unmutsbekundungen bis hin zu heftigen rassistischen Ausfällen. Ein extremes Beispiel ist eine junge Frau, die auf ihrem Twitter-Account ernsthaft zu der Werbung gepostet hat: "Mexikaner, Juden, Terroristen und Nigger sind nicht amerikanisch."

Da kann ich nicht nur den Kopf schütteln, sondern wundere mich auch einfach sehr, wie so eine Werbung eine Vielzahl derartiger Reaktionen hervorrufen kann. Sicher gibt es auch in den USA Rassisten, wie in jedem anderen Land der Welt auch, aber dass es gleich so viel Protest gibt, hätte ich nun nicht erwartet. Im Gegenteil, eigentlich fand ich die Coca-Cola-Werbung sogar relativ geschickt gestaltet. Ich selber würde sie so interpretieren, dass das Land aus Menschen verschiedenster Herkunft besteht und eben trotzdem alle gemeinsam für ein Ziel einstehen. Aber offenbar kann man die Werbung bedeutungstechnisch ziemlich vielfältig sehen.

Hat sich Coca Cola also mit der Werbung einen Fehler erlaubt? Wird das für hohe Umsatzeinbußen sorgen? Oder sollte man ein paar Menschen mit seltsamer Meinung, die nun zum Boykott von Coca Cola aufrufen, eigentlich gar nicht erst ernst nehmen? Und dann könnte man sich natürlich auch generell fragen, ob es sinnvoll ist, mehrsprachige Werbung zu nutzen. Kommt das eher gut an, oder eher schlecht? Wobei ich denke, dass es noch einmal etwas Unterschiedliches ist, ob man derartige Werbung in einem Land mit wenigen Einwanderern oder in einer ausgeprägten Einwanderergesellschaft wie in den USA ausstrahlt.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich fand die Werbung klasse. Cola macht ja häufiger recht gute Werbung. Die Reaktionen haben mich aber nicht wirklich überrascht. Ich habe eine Freundin aus den USA und sie postet auf Facebook oft kritische Artikel über den Rassismus, die Homophobie und solche Dinge. Es gab beispielsweise auch eine Werbung von irgendeinem Alltagsprodukt, in dem eine ganz normale Familie gezeigt wurde. Nur dass diesmal der Vater schwarz und die Mutter weiß war. Da gab es einen ähnlichen Proteststurm.

Andererseits gibt es in Amerika aber auch sehr viele Stimmen, die genau solche Werbungen fordern. Die es gerne sehen würden, wenn die Werbung die Realität widerspiegelt. Mit gemischtrassigen Ehen und mit homosexuellen Partnern. Letztes Jahr gab es eine Petiton gegen Barilla, die in einer Werbung mehrere Familien zeigten, von denen keine einzige aus dem Muster Vater-Mutter-Kinder herausbrach. Auch wurde zum Boykott gegen Barilla aufgerufen, also dass ihre Produkte nicht mehr gekauft werden.

Ein Unternehmen kann sich also mit beiden Arten von Werbung Feinde und Freunde schaffen. Meiner Meinung nach sollten sie da einfach die Werbungen und Bilder zeigen, die ihrer eigenen Philosophie entsprechen. Ich denke, Coca-Cola kann es sich leisten, dass ein paar unverbesserliche Rassisten nun angeblich nie wieder Cola kaufen will. Das hält doch eh kein Amerikaner lange durch. :lol:

Ich finde es aber ähnlich erschreckend wie du, dass solche Werbungen dermaßen die Gemüter hochkochen lassen können. Man möchte meinen, dass sich die Leute mal daran gewöhnen würden, dass sozusagen 99,99% der Amerikaner Ausländer sind. Gemischtrassige Ehen sind seit 1967 in den USA erlaubt und dennoch ist eine Fischstäbchen-Werbung dann so eine Aufregung wert. Das ist schon ein Armutszeugnis für jeden einzelnen dieser Kommentatoren.

Am besten fand ich ja die Kommentare, die darauf bestanden, dass nur echte Amerikaner wie sie selber die Nationalhymne singen dürften. Wie du aber ja richtig bemerkt hast, ließ Coca-Cola nicht die Nationalhymne singen. Als "echter Amerikaner" sollte man eigentlich wenigstens das wissen. :D

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich habe mir den Werbespot eben mal angesehen und fand ihn richtig gut gemacht. Ich finde es gerade in Amerika toll, wenn verschiedene Menschen aus verschiedenen Kulturen zu Wort kommen, die eben alle in diesem Land eine Heimat gefunden haben. Wie du schon richtig geschrieben hast, sind in den USA doch fast alle Menschen Einwanderer oder stammen zumindest von welchen ab. Darum hätte ich doch auch gedacht, dass das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen gerade in den USA sehr gut funktioniert. Aber es ist eben wie überall so, dass es eine kleine, aber laute Masse gibt, die nicht dieser Meinung ist.

Wenn sie dann ihre Meinung im Internet verkünden, dass man Coca-Cola boykottieren sollte, dann finden sich sicher auch noch weitere Anhänger dafür, aber trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass die breite Bevölkerung wirklich so denkt. Darum denke ich nicht, dass so eine Bewegung wirklich lange anhält und viele Menschen nun ihr Leben lang keine Coca-Cola mehr trinken.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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