Urlaub in Kriegsgebiete trotz Warnung antreten?
Der Mann einer Bekannten von mir ist Syrer und er lebt schon seit 30 Jahren in Deutschland. Er ist Arzt im Krankenhaus und er ist als Kleinkind nach Deutschland gekommen. Nun hat er bald Urlaub und würde gerne seine restliche Familie besuchen. Diese wohnt in Syrien und meine Bekannte hat schon gesagt, dass sie da nicht mit will und auch nicht will, dass ihr Mann dort hin fliegt. Die Reisewarnungen sind ja nun mal auch gegeben.
Auch wenn die Verwandten nicht direkt in diesem schlimmen Gebiet wohnen, so ist es doch so, dass immer was passieren kann. Der Urlaub ist aber schon sehr lange geplant und der Mann will ungerne darauf verzichten. Würdet ihr trotz Reisewarnung in ein Kriegsgebiet fliegen oder denkt ihr, dass es wohl nicht so schlimm ist für Touristen? Sind Flüge dahin überhaupt erlaubt?
Von solchen Reisen kann man nur eindringlich abraten, so wie es auch das Auswärtige Amt macht. In Syrien herrscht ein ziemlich blutiger Bürgerkrieg und öffentliche Sicherheit ist praktisch nirgendswo mehr gegeben. Wer dort hin reist, muss damit rechnen getötet zu werden. Wer erst einmal vor Ort ist, kann außerdem auch nicht mehr auf deutsche Hilfe hoffen, da die Bundesrepublik dort keine diplomatischen Einrichtungen mehr betreibt.
Generell verboten ist es nicht nach Syrien zu reisen, allerdings wird Syrien von praktisch keinem Land mehr angeflogen. Um nach Syrien zu gelangen, müsste man entweder den extrem gefährlichen Landweg auf sich nehmen, oder über das Meer mit dem Schiff kommen.
Die meisten Hilfsorganisationen sind auch nicht direkt in Syrien, sondern in Flüchtlingslagern in den Grenzregionen benachbarter Staaten, tätig. Die deutschen Staatsbürger, die sich vereinzelt in Syrien aufhalten, sind entweder Journalisten, die das Risiko auf sich nehmen, oder Dschihadisten, die sich selbst am Krieg beteiligen.
Der Mann deiner Bekannten würde dort nicht als Tourist durchgehen. Schließlich besucht er seine Familie! Das bedeutet, dass er auch nicht dort hin fliegt, um letztlich einen Erholungsurlaub anzutreten. Und wenn er mit seinen Bekannten spricht, wird man ihm das sicher auch deutlich zu verstehen geben. Auch wenn für viele Menschen das Leben "normal" weiter geht.
Was dabei zu beachten ist, ist natürlich die Gefahr, dass binnen weniger Stunden die Gefahrenlage sich so ändert, dass der Mann auch mit einem deutschen Reisepass das Land nicht mehr verlassen kann und damit im "Heimatland" in Geiselhaft genommen wird. Und da vermutlich keine bundesrepublikanischen Botschaften in der Nähe sein dürften, kann er auch von dieser Stelle keine rasche Hilfe erwarten. Er wäre dann Teil des Bürgerkriegs. Auf unbestimmte Zeit. Das ist natürlich nur eine mögliche Gefahr. Aber aus meiner Sicht recht realistisch! Dabei spielt es keine Rolle, ob Syrien seine Grenzen für Flüchtlinge schließt, oder aber ob die Nachbarstaaten (Türkei oder Jordanien - in den Irak zu fliehen ist auch schon ein Abenteuer) die Grenzen dicht machen (wobei in dem Fall der Bekannte mit einem deutschen Pass eine reale Chance zur Grenzüberschreitung haben dürfte).
Die Anreise müsste dann aber über Umwege gehen. Direktflüge nach Damaskus dürfte es kaum geben. Dürfte dann über Teheran, Ankara oder Kairo gehen. Zu empfehlen ist es aber nicht. Insbesondere, wenn der Mann hier eine gewisse Verantwortung trägt (Familie).
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