Ausgebildeten Schüler als Dozent nicht ernst nehmen

Ich habe heute auf meiner Berufsschule erfahren, dass ein Schüler, der vor einen Jahr die Prüfung abgelegt hat, bei uns als Dozent nun arbeitet. Wir kennen ihn, weil man sich ja auch in diesen Klassen unterhalten hat. Ich kenne ihn sogar von früher und hatte auch Intimes mit ihm. Ich glaube aber zu denken, dass er mich nicht mehr erkennt, oder es einfach nicht anspricht. So ist er zu mir nett. Nun ist es aber so, dass ich ihn als Dozent, auch wenn er fertig ist, nicht ernst nehmen kann. Einige Schüler aus meiner Klasse meinten heute das gleiche. Ich kann ihn halt nicht mit Nachnamen ansprechen und werde es auch nicht machen. Genauso wenig wie die beiden anderen Schüler aus meiner Klasse.

Wir werden im Oktober mit ihm Unterricht haben. Aber wie wird das werden? Bei neueren Klassen wird es, denke ich, weniger das Problem geben. Wir kennen ihn aber unter anderen Aspekten und dies macht es halt schwer. Er hat schon Respekt verdient, aber als Person und nicht als Dozent. Ich glaube nicht, dass ihm die Klasse auf die Nase tanzen wird. Aber ich denke halt auch, dass die Situation, genauso wie für ihn schwierig sein wird. Wie würdet ihr handeln? Könnt ihr euch in diese Situation einfühlen und eurer Gefühl beschreiben? Was macht man denn, wenn es zu Auseinandersetzungen gibt? Der "Dozent" ist halt nur zwei Jahre älter als du und du weißt es.

Junge Dozenten gibt es doch immer mal. Ich denke, dass man sich dann einfach normal benehmen sollte und wenn man ihn näher kennt, würde ich vorher fragen, ob es in Ordnung ist ihn zu duzen. Ansonsten macht man ja alles, was man sonst auch machen würde. Man muss eben trotzdem versuchen ihn Ernst zu nehmen und ihm Respekt gegenüber zu bringen, wie bei einem normalen Dozenten auch. Ich könnte mir vorstellen, dass er euch gegenüber sehr locker ist und der Unterricht dann nicht so angespannt ist, aber für ihn wird es sicher auch nicht leicht sich durchzusetzen.

So etwas ist gar nicht mal so unüblich und sicher nicht immer angenehm, aber das ist eine Hürde, mit der man umgehen muss. Da ihr schon so einen Draht zueinander habt, wird das mit Sicherheit sehr komisch werden, aber das spielt schon ein wenig ein. Das mit der Anrede kann man geschickt umgehen und einfach direkt etwas sagen, auch ohne seinen Nachnamen zu nennen. Da kann man sich schon um unangenehme Situationen winden. Ansonsten einfach ganz entspannt an die Sache herangehen, dann wird es für beide Seiten angenehm.

Ich selbst kenne jetzt persönlich nur einen Fall, wo eine Dozentin unterrichtet hat, die ich vorher nicht persönlich kannte. Sie ist 26 und hat bei uns nun ein paar Stunden übernommen. Es war sehr locker und gelöst, auch wenn man bei ihr gemerkt hat, dass sie etwas nervös war. Bei einer Klasse, die man selbst schon von früher kennt, wird das sicher noch etwas stärker sein. Auf jeden Fall war es so, dass wir sie alle respektiert haben, auch wenn sie nur knapp älter war als wir. Ich hatte damit also absolut keine Probleme.

Das ist oft das Problem, bei jungen Lehrern. Als ich Abitur gemacht habe, hatten wie auch zwei Referendare an den Schulen, die waren eben auch nicht so wahnsinnig viel älter als wir und ich fand auch, dass das dann ein bisschen merkwürdig wirkt. Irgendwo meint man ja, dass die Person schon lange Erfahrung und einen großen Wissensschatz haben muss, aber ein Studium zum Lehrer dauert gar nicht so lange und wenn die jungen Lehrer dann unterrichten kommen, dann schauen eben viele davon gar nicht viel älter aus, als die Oberstufenschüler.

Natürlich mussten wir die Referendare dann aber trotzdem Siezen und haben es auch getan. Ich fand den Unterricht auf diese Weise teilweise dann auch ein bisschen merkwürdig, aber was will man machen, man kann die Referendare ja nicht dazu zwingen bei jüngeren Klassen anzufangen.