Wechselnde Sündenböcke: Comics, Rockmusik, Computerspiele,..

Es ist mittlerweile zur Binsenweisheit geworden, dass viele Menschen den Dingen, die sie nicht verstehen, oder die ihnen allgemein fremd sind, negativ gegenüberstehen. Das zeigt sich nicht nur beim Thema Rassismus, sondern allein schon, wenn es darum geht, dass manche Menschen andere aufgrund ihrer Hobbies oder ihres Aussehens abwerten, obwohl sie sie gar nicht kennen. Übliche Vorurteile kennt man ja.

Aber nicht nur gegenüber Menschen, sondern auch gegenüber bestimmten Hobbies oder Angelegenheiten an sich, gibt es oftmals Vorurteile. Der eine Mensch hält jeden Jugendlichen, der Computerspiele spielt, für einen gefährlichen Amokläufer, eine tickende Zeitbombe, bei der es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis etwas Schlimmes passiert. Der andere Mensch glaubt, etwas übertrieben ausgedrückt, dass jemand, der Metal hört, ein satanistischer Kinderfresser sei. Wobei man gar nicht einmal auf solche eher für jungere Menschen spezifischen Hobbies eingehen muss, es gibt auch Leute, die haben gegenüber bestimmten, völlig "normalen" Berufsgruppen Vorbehalte. Oder beispielsweise auch gegenüber Künstlern.

Wobei man schon sagen muss, dass typische "Jugendthemen" besonders oft von Vorurteilen betroffen sind. Das zeigt sich aufs Extrem gebracht auch, wenn mal wirklich eine schlimmere Sache passiert ist, beispielsweise eine Gewalttat. Gerne müssen bestimmte bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebten Hobbies dann als Sündenbock herhalten. Seit einigen Jahren schiebt man gerne alles auf "Killerspiele" oder auf Metal-Musik. Auch Anschuldigungen gegenüber Rollenspielen oder Mangas bekommt man mit. Früher hatte man wohl eher etwas gegen Comics, gegen Rock'n'Roll, gegen "Schundliteratur", und es soll sogar Zeiten gegeben haben, zu denen man Angst vor marodierenden "Rollbrett-Fahrern" hatte. Damit waren Skateboard-Fahrer gemeint.

Wenn man heute diese alten Meldungen liest, muss man schon lachen. Dabei sind die Mechanismen im Hintergrund, der Wunsch, einen Sündenbock zu finden, auch heute noch immer haargenau dieselben. Es wird oftmals über Dinge geurteilt, über die man gar kein Wissen besitzt, und irgendwelche Interessen, die viele junge Menschen haben, werden völlig dämonisiert. Ich finde es besonders seltsam, dass sich das über die Jahrzehnte immer wieder mit anderen Hobbies und Musikrichtungen wiederholt. Merkt denn keiner, dass das im Grunde lächerlich ist?

Was für Sündenböcke gab es eigentlich noch früher? Gab es so eine Abschieberei auf jugendkulturelle Dinge auch schon vor längerer Zeit? Hat man sich beispielsweise in der Antike über Dinge aufgeregt, die junge Leute damals gerne mochten? Was für Sachen waren das?

Zur Antike müsste ich jetzt auch schnell noch recherchieren. Spontan fällt mir aus früheren Zeiten die Literatur ein. Das warn dann zwar keine Comics, umstritten war die Lektüre trotzdem. Beispiel: "Die Leiden des jungen Werthers". Heute haben manche Lehrer Schwierigkeiten ihre Schüler damit hinter dem Ofen vor zu locken. Zu Lebzeiten des Autors gab es um das Buch einen riesigen Skandal und unheimlich viele haben es verteufelt und ihm einen schlechten Einfluss auf die Jugend zugeschrieben.

In der Antike wurde aber auch schon über die Verderbtheit der Jugend gelästert. Das hat mittlerweile schon Tradition. Und die oberflächlich dafür verantwortlich gemachten Beweise sind eben austauschbar. Die Ursachen für solche Konflikte sind vermutlich eher im Arbeitsbereich der Psychologen zu verorten.