Würdet ihr Menschen mit krimineller Vergangenheit einstellen
Ich habe heute gelesen, dass kaum ein Arbeitgeber bereit ist einen Menschen mit krimineller Vergangenheit einzustellen. Da ist es auch egal, ob derjenige "nur" gestohlen hat oder ein schlimmeres Verbrechen ausgeübt hat. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich, wenn ich Arbeitgeber wäre schon eine gewissen Scheu hätte einen Menschen einzustellen, der eine kriminelle Vergangenheit hat.
Sicher könnte man sagen, dass derjenige für seine Taten gebüßt hat. Aber ist man sicher, dass er nicht rückfällig wird? Ich glaube, dass ich immer wieder das Gefühl hätte, dass ich diesem Menschen misstrauen müsste. Wie ginge es euch dabei? Würdet ihr, wenn ihr Arbeitgeber wärt einen Menschen mit krimineller Vergangenheit einstellen? Wenn ja, warum denkt ihr, dass ihr das ohne Bedenken machen könnt? Wenn nein, was sind die Beweggründe?
Das kommt bei mir darauf an, warum er verurteilt wurde. Einen Gewalttäter würde ich zum Beispiel auch nicht einstellen wollen, weil ich Bedenken hätte, dass es da Probleme mit Kollegen oder gar Vorgesetzten gibt und er dann eventuell wieder zuschlägt. Man hat ja schließlich eine Verantwortung für seine Angestellten.
Bei anderen Strafen muss man eben abwägen, ob durch den Job eventuell neue Versuchungen entstehen. Ist das der Fall würde ich eher zum Schutz des Bewerbers ablehnen.
Ich würde das ebenfalls von der Tat abhängig machen. Ein Gewaltverbrecher wäre mir als Arbeitgeber zu risikoreich und persönlich unangenehm. Aber auch da hängt es davon ab, wann und was tatsächlich passiert ist. Wenn es beispielsweise eine Jugendstrafe war und mehr in Richtung Kneipenschlägerei geht anstatt Obdachlose verprügeln, würde ich auch zwei Mal darüber nachdenken. Da könnte ein persönliches Anschreiben des Bewährungshelfers oder eines Lehrers sehr helfen. Wenn da schon eine Änderung und Reue bescheinigt werden, würde ich dem Bewerber womöglich durchaus eine Chance geben.
Bei anderen Straftaten würde ich das nicht so eng sehen. Ich habe als Jugendliche selber geklaut. Heute würde ich das gar nicht mehr über mich bringen. Wir haben mal einen Kaugummiautomaten geklaut, in dem wir ihn vom Gartenzaun einer Gaststätte abgebrochen haben. Dadurch war das gleich "besonders schwerer Diebstahl". Das Teil hatte einen angeblichen Wert von 500 DM. Besonders schwer klingt für mich aber nach ein paar Nullen mehr.
Der Mann einer Freundin saß wegen "internationalem Drogenhandel", was konkret bedeutete, dass er mit Gras aus Holland gedealt hat. Durch den Grenzübergang wurde das gleich ziemlich hart bestraft. Aber das macht mir den Mann nicht gleich unsympathisch oder suspekt. Es ging nur um Gras.
Ich weiß also sowohl, dass die Beschreibungen der Straftaten oft nicht ganz treffen, was wirklich passiert ist. Das sollte man nicht so pauschal alles in eine Schublade werfen. Außerdem weiß ich, dass man sich ändern kann. Nicht alles, was man in jungen Jahren macht, sollte einem ewig nachhängen.
Als Arbeitgeber hat man da wirklich eine Chance, etwas zu bewirken. Ich würde diese Möglichkeit durchaus berücksichtigen. Sicherlich ist es immer ein Wagnis und ich würde das Gespräch mit dem Bewerber auch anders gestalten und ihn gerne möglichst genau kennenlernen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich den einen oder anderen Straftäter durchaus sympathisch fände und ihm glauben könnte, dass er sich geändert hat.
Niemand muss eigentlich Straftaten begehen und damit kriminell werden. Wer allerdings sich nicht an die geltenden Gesetze halten will muss auch dann mit Konsequenzen rechnen. Wer will denn wirklich dem Arbeitgeber garantieren, dass der Bewerber kein Wiederholungstäter ist? Dieses Risiko kann und sollte man als Arbeitgeber allerdings wirklich ausschließen. Wenn der Bewerber büßen will soll er doch in die Kirche gehen, denn dort begeht er dann vielleicht keine Straftaten.
Da sollte einem aber schon klar sein, dass "kriminelle Vergangenheit" so ziemlich alles umfassen kann. Also Dinge, die gar keinen Einfluss haben und Dinge, auf die man in Abhängigkeit der Anstellung schon achten sollte. Wer z.B. in der Vergangenheit mehrfach wegen Untreue, Unterschlagung und Diebstahl aufgefallen ist, der wird es schwer haben, eine Stelle zu erhalten, an welcher z.B. die Verantwortung über die Kasse übernommen werden muss. Auf der anderen Seite wird jemand der vor der Erteilung des Bleiberechts gegen die Residenzpflicht verstoßen hat weil er zur Beerdigung seiner Mutter in eine andere Stadt gefahren ist, sicher kein Problemfall sein, hier Geldbeträge zu verwalten.
Ebenso sollten Straftaten keine Rolle spielen, bei welchen tatsächlich keinen Menschen geschadet wurde. Und da gibt es wirklich viele (gut, auch grenzwertige) Straftaten, die als Straftat stehen bleibt. So z.B. der Besitz von illegalen Rauschmitteln, der Besitz von verbotener Pornografie, das Fahren ohne Fahrerlaubnis, Schwarzfahren, Hausfriedensbruch und Widerstand gegen Vollzugsbeamte (z.B. im Rahmen von Demos), Sachbeschädigungen usw. Also viele "Straftaten", die nicht davon abhalten müssen, jemanden einzustellen.
Gerade wenn man dann auch die persönliche Geschichte zur Straftat kennt, sieht vieles anders aus und oft muss man sich fragen, ob man selbst nicht auch entsprechend gehandelt hat. Ich kenne sogar jemanden, der tatsächlich wg. Totschlags verurteilt wurde (und der nichts bereut), weil dieser eine Person umgebracht hat, die sein (jugendlichen/erwachsenen) Kinder in die Drogenszene "gebracht" hat und damit deren Leben weitestgehend zerstört hatte. Der war sechs Jahre in Haft und ist z.Z. auf Bewährung in Freiheit - und sucht einen Job.
Ich finde, dass es von der Person abhängig ist, aber auch von der Straftat und wie die Person an sich gearbeitet hat. Generell würde ich nun niemanden nicht einstellen, weil er eine schlechte Vergangenheit hat oder schlechte Zeugnisse hat. Ein Mensch muss mich überzeugen können. Einen Verurteilten würde ich nun nicht unbedingt gleich eine Führungsposition geben, aber ich denke, dass solche Menschen eine Chance verdient haben. Man kann ja auch mal in den falschen Kreisen gewesen sein und sich dann ändern, dann sollte das Leben nicht versaut sein für die Person.
Wenn ich als Arbeitgeber die Wahl zwischen mehreren geeigneten Bewerbern hätte, würde ich mich wohl auch eher für denjenigen entscheiden, dessen Führungszeugnis keinen Makel aufweist. Es gibt so viele Gründe, die gegen einen Bewerber sprechen können und nicht einmal etwas mit fehlenden Qualifikationen zu tun haben müssen. Das betrifft zum Beispiel auch Alleinerziehende, die nicht bevorzugt eingestellt werden, was ich verstehen kann. Kriminelle, auch welche, die sich gebessert haben, haben es sicher noch etwas schwerer.
Als Arbeitgeber würde ich zunächst schauen, welche Alternativen ich habe und was der Bewerber genau auf dem Kerbholz hat. Wenn es einen besseren Bewerber gibt, würde ich den natürlich bevorzugen. Aber nicht immer gibt es adäquate Bewerber, so dass man dann vielleicht auch auf jemanden zurückgreifen muss, der aus Arbeitgebersicht eher zweite Wahl ist. Falls die begangene Tat nichts mit der angebotenen Stelle zu tun hat, würde ich durchaus in Erwägung ziehen, die Person einzustellen. Unter Umständen bekommt man auf diese Weise auch einen recht loyalen Mitarbeiter, weil ein vorbestrafter Bewerber sicher selbst auch genau weiß, dass er bei vielen anderen Unternehmen keine Chance hätte.
Es gibt sicher Leute, die keine Verbrechen der gleichen oder ähnlichen Art mehr begehen, aber dennoch würde ich schauen, dass der Bewerber in einem anderen Bereich eingesetzt wird. Jemanden, der Geld veruntreut oder im Laden etwas gestohlen hat, würde ich nicht in einem Bereich einsetzen wollen, wo er sich auf Kosten des Unternehmens bereichern könnte. Einen Vergewaltiger oder einen straffällig gewordenen Pädophilen würde ich auch nicht in einem Job einsetzen, in dem er mit Kindern, pflegebedürftigen Personen und dergleichen zu tun hat. Aber es gibt sicher einige Bereiche, in denen so jemand dennoch arbeiten könnte, ohne dass jemandem dadurch ein Nachteil entsteht. Es kommt also schon auf den Einzelfall an, aber ich muss auch sagen, dass ich einen Bewerber ohne solche Altlasten angenehmer fände.
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