Amnesie und keine Identität - wie geht es weiter?
Vor einiger Zeit bin ich auf einen sehr traurigen Fall aufmerksam geworden. Es handelt sich dabei um einen Amerikaner, der offensichtlich zusammengeschlagen und schwer verletzt hinter einem Burger King liegen gelassen wurde. Dort wurde er gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Von seinen Verletzungen hat er sich erholt, aber er weiß leider nichts mehr über sich selbst.
Er hat sich selbst den Namen Benjamin Kyle gegeben. Aber auch heute, 10 Jahre danach, weiß er nicht, wer er ist. Nun könnte man sich ja damit abfinden und ein neues Leben aufbauen, aber leider wird ihm das in den USA nicht ermöglicht. Da er keine Geburtsurkunde hat, bekommt er keinen Ausweis. Ohne Ausweis bekommt er keinen Job. Ohne Job bekommt er keine Wohnung. Somit ist er obdachlos und arbeitslos. Naja, er schläft wohl viel bei Freunden. Aber es ist ein extrem deprimierender Zustand.
Ich finde die Geschichte wirklich sehr traurig. Vor allem, weil sie so leicht zu lösen wäre. Aber die Behörden sagen, sie haben keinen Grund ihm zu glauben. Er könnte sich ja ausdenken, Amnesie zu haben und freiwillig seit 10 Jahren auf der Straße leben. Das ist doch unglaublich.
Ich frage mich aber, wie das in Deutschland ablaufen würde. Was passiert mit einem Menschen, dessen Identität einfach nicht festzustellen ist. Würde der ebenfalls so im Regen stehen gelassen werden? Aber ohne Geburtsurkunde ist es wirklich schwierig und einfach eine ausdenken dürfen selbst Behörden nicht. Würde er also eine andere Bescheinigung bekommen, als Ersatz? Würde er einen Personalausweis bekommen? Und Sozialhilfe bis er auf eigenen Beinen stehen kann?
Das stelle ich mir schon ziemlich hart vor. Bis gerade eben hatte ich von dem Fall noch nichts gehört. Ich weiß gar nicht, ob dieser Mann in Deutschland dieselben Probleme haben würde wie in den USA. Fakt ist aber, dass man hierzulande seine Geburtsurkunde nicht vorlegen muss, wenn man einen Personalausweis beantragen will. Ich weiß das, weil in meinem Personalausweis ein ganz anderer Geburtsort drinsteht als auf meiner Geburtsurkunde.
Bei einigen Familienmitgliedern steht sogar ein komplett anderes Geburtsdatum in der Geburtsurkunde als auf dem Personalausweis. Die Zeitspanne umfasst dabei nicht nur wenige Tage, sondern teilweise sogar eine Woche oder länger. Bisher gab es aber nie irgendwelche Probleme bei der Jobsuche oder bei der Wohnungssuche. Mein Großvater ist mittlerweile sogar seit Jahrzehnten in Rente und er hat nie deswegen irgendwelche Probleme mit den Behörden bekommen.
Wenn die Behörden von Anfang an die Geburtsurkunde als Basis genommen hätten, wären solche gravierenden Fehler sicherlich nicht passiert. Das ist aber nicht nur bei mir so, sondern auch bei meiner Schwester, meinen Eltern und diversen anderen Familienmitgliedern. Ich weiß noch, dass ich es eine Zeit lang sehr verwirrend fand, dass in meinem Personalausweis was ganz anderes drin stand als auf meinen Schulzeugnissen, jetzt weiß ich aber warum das so ist.
Deswegen glaube ich nicht, dass man die Geburtsurkunde zwingen vorlegen muss, wenn man einen Personalausweis beantragen will. Ich nehme an, dass man da als Amnesie-Betroffener es definitiv leichter hat als in Amerika.
Ich gehe davon aus, dass man in Deutschland Fotos durch die Medien veröffentlichen würde, wenn es keine Vermisstenanzeige für diese Person gibt. Und irgendwer wird sich dann schon melden, damit überhaupt erst mal die Identität feststellen kann. Danach weiß man wer die Person ist und sie kann ihre Dokumente eben notfalls neu beantragen beziehungsweise wird man sie dann in der Wohnung finden.
Dass die Behörden sich hier quasi quer stellen, kann ich schon verstehen. Denn sonst könnte man ja einfach mit einem neuen Namen und einer solchen Geschichte neu anfangen, wenn man zum Beispiel sehr viele Schulden angehäuft hat. Und wem will man dann seine Geschichte glauben und wem nicht?
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