Als Mieter den Vermieter nach Einkommen fragen?

vom 30.03.2014, 19:13 Uhr

Vor einigen Tagen gab es hier einen Thread, der mich nachdenklich gemacht hat. Darin ging es um einen jungen Mann, der nach dem Tod seiner Eltern nur von den Mietobjekten leben wollte, die er dann erben wird. Dass er damit nicht wirklich über die Runden kommt, wurde in dem anderen Thread ja schon besprochen. Genau das hat mich aber nachdenklich gemacht. Vermieter fragen den Mieter bei einer Wohnungsbesichtigung eigentlich immer nach dem Einkommen und dem Beruf. Eigentlich müsste man diese Frage auch umgekehrt stellen. Denn in dem beschriebenen Fall hatte der junge Mann ja scheinbar keine wirklichen Rücklagen, von denen eventuell größere Reparaturen bezahlt werden könnten. So etwas würde ich als Mieter gerne verhindern, denn es könnten ja immer mal Reparaturen anfallen.

Natürlich hat man als Mieter in einem solchen Fall alle Möglichkeiten, die Miete zu mindern oder auch schnell die Sachen zu packen und auszuziehen. Aber das ist ja nicht immer so einfach, weil man erst mal eine neue Wohnung finden muss und ein Umzug ja auch nicht gerade schnell passiert ist und sehr nervig sein kann. Aber ich denke, dass man sich sofort ins Abseits schießt, wenn man den Vermieter nach dem Einkommen fragt, weil es ganz sicher potentielle Mieter gibt, die diese Frage nicht stellen und dann eher genommen werden. Könnt ihr es verstehen, warum ich auf diese Idee gekommen bin und würdet ihr bei einer Wohnungsbesichtigung eine solche Frage stellen oder würdet ihr das auch lieber bleiben lassen?

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn du dir ein Auto kaufst, dann sorgst du dich doch auch nicht in erster Linie um die Konzernbilanz, weil du Angst hast, dass wenn der Autobauer in Konkurs geht, du die Garantie nicht mehr in Anspruch nehmen kannst. Ebenso bei der Mietwohnung der dem Mietshaus! Du mietest ein Objekt mit allen Rechten und Pflichten. Und wenn der Vermieter mit seinen Pflichten nicht nachkommt, dann bleiben dir nur die Möglichkeiten der Minderung oder des Auszugs. Weiter kannst du hier nicht "vorsorgen".

Zwar weiß ich jetzt nicht, in welchen Regionen du in der Regel nach Wohnungen suchst. Aber ich stelle mir gerade vor, wie du einen Augenblick der Verwirrung in das Gesicht eines potentiellen Vermieters in Stuttgart, Frankfurt, Hamburg oder München zauberst, indem du diese Frage stellst. Anschließend kannst du sicher auch die Frage nach sexuellen Vorlieben stellen. Denn die Aussicht auf die Wohnung dürfte auf 0 gesunken sein und in so einer Situation kannst du dir eigentlich alles erlauben.

Der Wohnungsmarkt ist eben immer so, dass eine Seite wesentlich mehr Verhandlungsmasse hat, als die andere. Wenn du in Gegenden suchst, in der zu viele Wohnungen leer stehen, dann mag es schon sein, das ein Verzweifelter Vermieter bereitwillig Auskunft gibt. Aber in aller Regel ist es doch so, dass der Wohnungssuchende ein "Bewerber" ist. Gibt er sich nicht als eben ein Bittsteller, wird einem ein anderer aus der langen Schlange den Zuschlag bekommen.

Nebenbei: selbst mit dem Wissen bzgl. der Einnahmen des Vermieters hättest du keine Gewähr, dass der auch Reparaturen durchführt, wenn sie anfallen. Denn nur wenn Geld da ist, muss das nicht bedeuten, dass auch der Wille da ist, es in deinem Sinn auszugeben. Was letztlich dazu führt, hier eine Frage zu stellen, deren Antwort gar nichts bringt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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