Ver.di als potentieller und fahrlässiger Urlaubskiller?
Ich als Österreicher sehe beim Namen ver.di nicht Grün, sondern nur Rot. Wir zitterten wieder um unseren Wochenendflug via München, weil man Urlauber einfach komplett bedenkenlos durch seltsame und für mich nicht nachvollziehbare Streikkomödien in die Verlustfalle lotst. Kann man den Flug nicht antreten, bekommt man einen Ersatz oder eine Refundierung von der Fluglinie, aber die Hotels oder die Kreuzfahrt, die nicht erreicht werden konnten, zahlt einem kein Mensch, nicht einmal ver.di. Ich würde ver.di verbieten lassen und bin froh, dass es nichts Vergleichbares in Österreich gibt.
Würdet Ihr auch ver.di als potentiellen und fahrlässigen Urlaubskiller bezeichnen? Sollte man ver.di auf entstandene Schäden klagen können oder sollte man das einfach hinnehmen, dass die ver.dis schon wieder zum X-ten Male streiken? Haben die Urlauber in Deutschland noch Verständnis dafür oder reißt denen auch schon bald der Kragen mit den unaufhörlichen Streiks?
Die ver.di wollen nur Menschen verbieten lassen, die keine Ahnung von dem haben, was diese Gewerkschaft alles tut. Ich kann es schon verstehen, wenn Urlauber sauer werden, weil sie ihre Kreuzfahrt oder ihren Anschlussflug nicht erreichen. Aber andererseits kann ich es genauso gut verstehen, wenn Mitarbeiter für ihr Geld streiken und somit kämpfen. Eine Gewerkschaft ist wichtig und wenn ein Streik zum Ziel führt, dann ist das ebenfalls ein wichtiger Schritt.
Mich stören die aktuellen Streiks nicht. Ich muss nicht verreisen und auch nirgendwo hin. Ich fahre normal zur Arbeit und wenn ich die ver.di mal brauchen sollte, dann werde ich sie auch nutzen. Die ver.di ist ja mehr als nur ein "Aufruf zum Streik". Man kann dort juristische Hilfe erhalten, sie setzt sich für faire Bedingungen ein, sie macht einfach Arbeitnehmer stark. Ich gebe zu, ich bin selbst in der Gewerkschaft, aber vielleicht kann ich sie dadurch einfach besser verstehen. Mir platzt bei einem Streik auch nicht der Kragen, da regen mich manche Autofahrer eher auf.
Ein Streik funktioniert nur, wenn Leute getroffen werden. Idealerweise natürlich nur die Unternehmen, die einen entsprechenden Verlust schreiben. Bei öffentlich wirksamen Branchen sind natürlich auch die Kunden betroffen. Das ist natürlich sehr ärgerlich, aber eben auch ein wichtiges Verhandlungsargument für die Gewerkschaften. Willkürlich sind diese Streiks natürlich nicht, sondern einfach ein Instrument des Arbeitskampfes. Und ich denke, dass in der breiten Masse in Deutschland dafür schon Verständnis vorhanden ist.
In Deutschland sind Streiks eigentlich noch verhältnismäßig selten. Dummerweise sind gerade die Flughäfen sehr häufig betroffen, weil es sehr viele verschiedene Berufsgruppen mit jeweils unterschiedlichen Tarifverträgen und Gewerkschaften gibt.
Ich finde ver.di einfach nur unmöglich. Mag sein, dass es Unstimmigkeiten gibt, aber ich kenne keine Berufsgruppe, die so viel streikt wie die. Ja, natürlich kann man Verständnis haben, solange man vor dem Fernsehe sitzt und zusieht. Ich denke, wenn man mal 3000 Euro Schaden hat, den keiner übernehmen will, dann sieht es ganz anders aus. Diese Leute sollen doch froh sein, in diesen Zeiten überhaupt Arbeit zu haben. Ich würde nie streiken gehen, es sei denn ich würde wegrationalisiert werden. Wenn, dann müssten ver.di alle Folgekosten übernehmen, aber so werden Leute, die vielleicht nur einmal in drei Jahren in den Urlaub fahren, auch noch um die letzte Freude gebracht! Pfui!
Du weißt, dass die ver.di keine Berufsgruppe ist? ver.di ist eine Gewerkschaft. Das ist ein Unterschied. Berufsgruppen sind in diesem Fall momentan zum Beispiel Erziehungsberufe oder Hebammen oder Andere. So wie du hier deine Beiträge schreibst, glaube ich dir mittlerweile nicht mehr, dass du nur alle drei Jahre wegfährst. Du kannst dich ja gerne bei der ver.di beschweren, aber zum Glück sind nicht alle Menschen wie du und gönnen anderen Berufsgruppen etwas mehr Geld.
Gibt es in Österreich kein Streikrecht? Ich verstehe ja, dass man sich ärgert, wenn man dadurch Schäden hat, aber streiken ist halt ein Grundrecht. Schäden dadurch sind ein übergeordneter Notstand oder so ähnlich, den keiner entschädigt. Aber mich würde interessieren, ob in Österreich wirklich nie gestreikt wird. Stimmt das?
Ich habe noch nie einen Streik in Österreich am Flughafen erlebt. Einmal hat die Austrian gestreikt, aber die braucht auch nicht jeder. Wenn der Kindergarten zu bleibt, sind vielleicht ein paar Hausfrauen hysterisch und wenn der Müll nicht abgeholt wird, dann stinkt es ein bisschen. Ich rede hier vom Urlaub und von echten Auslagen. Gerade habe ich eine Jung-ver.di im Fernsehen gesehen. Das war eine echte Partymaus und auch der Bericht eben auf Phoenix zeigte, dass vieles einfach nur mehr "Party" ist und man sagte auch, dass dies alles schon nerve und auch kein Grund bestehe, zu streiken.
Wir in Österreich haben auch höhere Preise zu zahlen, aber die billigen Lebensmittel und alles andere in Deutschland bei recht guter Bezahlung so zu bestreiken, verstehe ich komplett nicht und das nicht einmal, sondern so oft, dass es keiner mehr richtig wahrnehmen will. Ich will auch die Preise in Österreich so haben wie in Deutschland, aber allein auf Bücher und Lebensmittel zahlt man immer bis zu einem Euro mehr.
Wenn der Kindergarten zu bleibt, sind vielleicht ein paar Hausfrauen hysterisch und wenn der Müll nicht abgeholt wird, dann stinkt es ein bisschen. Ich rede hier vom Urlaub und von echten Auslagen.
Das klingt ehrlich gesagt schon etwas arrogant. Die "hysterische Hausfrau" hat vielleicht wirklich ein Problem, wenn sie nicht arbeiten gehen kann. Vielleicht ist die gerade erst in der Probezeit bei einem neuen Job und bekommt gekündigt, weil sie sich um ihre Kinder kümmern muss? Dann ist der Schaden deutlich höher als bei deinem Urlaub.
Ich kann nicht ganz nachvollziehen wie du eine so teure Reise buchst, ohne eine vernünftige Reiserücktrittversicherung, die solche Fälle abdeckt. Schließlich hättest du aus irgend einem anderen Grund den Flieger verpassen können. Was wäre gewesen, wenn bei der Zug zum Flughafen wegen eines Defektes stehen geblieben wäre? Oder das Flugzeug wegen schlechten Wetters Verspätung hätte? Oder ihr einen Autounfall gehabt hättet (Ein kleiner Blechschaden reicht ja, um das Flugzeug zu verpassen.).
Gerade habe ich eine Jung-ver.di im Fernsehen gesehen. Das war eine echte Partymaus und auch der Bericht eben auf Phoenix zeigte, dass vieles einfach nur mehr "Party" ist und man sagte auch, dass dies alles schon nerve und auch kein Grund bestehe, zu streiken.
Dir ist sicherlich klar, dass die Medien auf Meinungsmache aus sind? Natürlich kann man immer ein schwarzes Schaf finden, während Tausend andere ehrlich für ihr Recht kämpfen.
Bei den Gewerkschaften muss man schon etwas differenzieren. Auf der einen Seite gibt es Leute, die direkt bei den Gewerkschaften beschäftigt sind. Diese Leute haben aber erstaunlich wenig mit den Mitgliedern gemeinsam, obwohl sie diese ja vertreten sollen. Die Mitglieder sind meist ganz einfache Arbeiter, die für ihr Recht kämpfen. Dass sie damit von einer vielleicht teilweisen korrupten Organisation abhängig sind, ist nicht ihr Verschulden.
Ich will auch die Preise in Österreich so haben wie in Deutschland, aber allein auf Bücher und Lebensmittel zahlt man immer bis zu einem Euro mehr.
Da kommen wir der Sache schon näher. Hier kann man doch ziemlich eindeutig ein bisschen Neid heraus hören.
Nur muss man jetzt einmal die Gründe hinterfragen. Die billigen Lebensmittel lassen sich recht einfach erklären. Deutsche wollen sehr wenig für Lebensmittel ausgeben und das führt zu einem enormen Preiskampf am Lebensmittelmarkt (siehe zum Beispiel hier). Das ist nicht unbedingt ein Vorteil, weil es auf Kosten der Qualität geht. Aber es ist vom Großteil der Konsumenten so gewünscht. Wenn sich die Österreicher zu einem ähnlichen Verhalten entschließen würden, würden die Preise auch fallen. Auf der anderen Seite sind viele Produkte in Österreich günstiger, zum Beispiel Kraftstoffe.
celles hat geschrieben:Ich als Österreicher sehe beim Namen ver.di nicht Grün, sondern nur Rot.
Rot ist auch die Farbe von ver.di. Daher ist das nur folgerichtig. Hat also nichts damit zu tun, dass du Österreicher bist.
celles hat geschrieben:Wir zitterten wieder um unseren Wochenendflug via München, weil man Urlauber einfach komplett bedenkenlos durch seltsame und für mich nicht nachvollziehbare Streikkomödien in die Verlustfalle lotst.
Das ist natürlich traurig und bedauernswert für dich. Aber du hast Glück und durch die lange Vorlaufzeit hattest du sicher die Möglichkeit, Alternativen zu suchen. Und die Tatsache, dass die Streiks vorangekündigt wurden, zeugt davon, dass die Urlauber (und Geschäftsreisende) eben nicht unbedacht geblieben sind. Von daher ist der Streik eine moderate Reaktion auf das sog. Arbeitgeberangebot, bei dem die Angestellten des Flughafen München (einer Region mit den höchsten Mieten der BRD) von der allgemeinen Lohnentwicklung abgekoppelt werden sollten. Unverständlich, wenn man die zurückliegende Lohnzurückhaltung bedenkt.
Das du jetzt die Gründe nicht nachvollziehen kannst und den Arbeitskampf als "Komödie" siehst, erklärt sich einfach dadurch, dass du da nicht weiter nach Gründen schaust und nur feststellst, was dir bei der Sache nicht passt. Wie heißt es so schön: "Wenn sie kein Brot haben, wieso essen sie dann keinen Kuchen?".
celles hat geschrieben:Kann man den Flug nicht antreten, bekommt man einen Ersatz oder eine Refundierung von der Fluglinie, aber die Hotels oder die Kreuzfahrt, die nicht erreicht werden konnten, zahlt einem kein Mensch, nicht einmal ver.di.
Ebenso, wenn du an Windpocken erkrankst und deshalb die Reise nicht antreten kannst. Beides Fälle, die du nicht beeinflussen kannst. Das ist der Grund, aus welchem bei jeder Reise eine Reiserücktrittversicherung angeboten wird - und Streik wäre hierbei bzgl. des Versicherungsschutzes erfasst.
celles hat geschrieben:Ich würde ver.di verbieten lassen und bin froh, dass es nichts Vergleichbares in Österreich gibt.
Das ist nun mindestens eine unkluge Forderung. Stelle dir vor, es gäbe kein Streikrecht, die Gehälter würden nur durch Arbeitgeber bestimmt und das wirkt sich auf alle Brachen aus. Dann könnte es sogar dir passieren, dass du den Flug antreten könntest (weil kein Streik) aber nicht würdest, weil du ihn dir nicht leisten kannst. Und ohne österreichische Verhältnisse zu kennen (Thomas Bernhard wird doch nicht wirklich Recht gehabt haben?): ich kann doch nur hoffen, dass es auch dort Arbeitnehmervertretungen gibt.
celles hat geschrieben:Würdet Ihr auch ver.di als potentiellen und fahrlässigen Urlaubskiller bezeichnen?
Natürlich nicht. Das ist keine ureigene Aufgabe von ver.di. Eigentlich eher das Gegenteil und ver.di setzt sich dafür ein, dass bestehende Tarifverträge (welche den Rahmen für den Urlaubsanspruch bilden) nicht verschlechtert werden und der Arbeitnehmer eben überhaupt Urlaubsansprüche stellen kann.
celles hat geschrieben:Sollte man ver.di auf entstandene Schäden klagen können oder sollte man das einfach hinnehmen, dass die ver.dis schon wieder zum X-ten Male streiken?
Schon mal auf die Idee gekommen, den Flughafen zu verklagen, weil der auf die Forderungen von ver.di nicht eingeht und damit die Angestellten zum Streik zwingt? Oder ist die Überlegung zu komplex (Ursache - Wirkung)? Außerdem: was genau verstehst du unter "zum X-ten Male"? Hast du da auch eine Zahl - zusätzlich zu einem Zeitraum? Meinst du Streiks nach jedem Ende der Friedenspflicht?
Verdi ist kein Arbeitgeber in dem Sinne, sondern eine Gewerkschaft für Angestellte im öffentlichen Dienst. Somit setzt sich Verdi für seine "Kunden" ein, die nun mal die Angestellten im öffentlichen Dienst sind. Und je mehr Menschen von den Streiks betroffen sind, um so besser für die "Kunden" von Verdi.
Du verurteilst das die Angestellten streiken und dir Nachteile entstehen. Wie wäre es, wenn du dich direkt an die Arbeitgeber der Streikenden wendest? Denn im Endeffekt sind es die Arbeitgeber, die für die Streiks verantwortlich sind.
Ich kenne viele Menschen die von den Streiks letzte Woche und in der Woche vorher betroffen waren. Eltern von Kindern, die nicht zur Schule kamen. Sehr passend fuhren an den Tagen der schriftlichen Abiturprüfungen keine Busse. Lösungen lassen sich sicherlich finden. Wie sich sicherlich auch für dich Lösungen finden lassen würden. So mussten einige Abiturienten in der letzten und vorletzten Woche mit dem Taxi zur Schule und es stand nicht nur ein Wochenendurlaub sondern die komplette Zukunft auf dem Spiel. Da erscheint mir dein Jammern ein wenig übertrieben.
Allerdings kann ich die Busfahrer verstehen. Die bekommen für ihre Arbeit, die aus Teildiensten und vielen Überstunden, Wochenendarbeit, Nachtarbeit und so weiter besteht, ganze 1600 Euro Brutto. Da dürfte sich manch Familienvater keine Gedanken darum machen, ob die Wochenendreise aufgrund von Streiks statt finden kann, da geht es ums reine Überleben. Ach ja bei 1600 Euro Brutto hat man in Deutschland ja nach Steuerklasse 1000 bis 1200 Euro Netto. Für eine kleine Familie unter dem Satz für Sozialleistungen.
Wenn in Kindergärten gestreikt wird, sind die wenigsten Betroffenen Hausfrauen die eh Zeit haben. Die meisten Betroffenen sind arbeitende Eltern, die dann nicht arbeiten gehen können. Und nicht jeder Arbeitgeber lässt sich auf unbezahlten Urlaub ein. Denn eigentlich hat man dafür zu sorgen, dass die Kinder betreut werden können, auch wenn der Kindergarten geschlossen hat. Im schlimmsten Fall kann genau so ein Streik dazu führen, das dem fehlenden Elternteil, welches eben nicht arbeiten gehen kann, gekündigt werden kann. Und weißt du was? Hier hängt ebenfalls die Existenz davon ab. Da ist deine Jammerei wegen einem Wochenendurlaub fehl am Platz.
Du jammerst hier rum, als wäre dieser Wochenendausflug dein einziger Urlaub. Gleichzeitig erzählst du hier sehr ausführlich von deinen Urlauben. Passt irgendwie nicht. Und die Leute, die gerade mit Verdi im Rücken streiken, können sich einen Wochenendurlaub von 3000 Euro nicht leisten.
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