War euer erlernter Beruf die richtige Entscheidung?

Eine Bekannte von mir hat Krankenschwester gelernt. Schon während der Ausbildung hat sie gemerkt, dass es eigentlich nicht ihr Ding ist. Sie hat aber dennoch durchgehalten, damit sie eine abgeschlossene Berufsausbildung hat. Der erlernte Beruf war also nicht die richtige Entscheidung und sie hat nun eine neue Ausbildung angefangen.

War euer erlernter Beruf die richtige Entscheidung? Arbeitet ihr in eurem erlernten Beruf oder habt ihr eine Berufsausbildung abgebrochen, weil es nicht das Richtige war?

Meine Wahl war die richtige. Ich habe daraufhin in diesem Bereich studiert und konnte auf gewonnene Erfahrungen zurückgreifen. Ich denke jeder sollte versuchen seinen roten Faden fürs Berufsleben zu finden.

Rückblickend muss ich schon sagen dass mein erlernter Ausbildungsberuf eine großartige Entscheidung war, damals hatte ich aber doch einige Zweifel. Das lag aber vor allem an dem komischen Namen und der geringe Verdienst der mit etwas über 500 Mark sogar für DDR-Verhältnisse nicht gerade üppig ausfiel. Mein Vater hatte mir damals den Ausbildungsberuf besorgt, er arbeitete auch im Gesundheitswesen. Mir war es einfach egal, mit 15 Jahren musste man sich dafür bewerben und in diesem Alter hat man einfach noch nicht das Wissen auf was man sich da einlässt. Ein direktes Studium war mir aber verwehrt.

Gelernt hatte ich in einem dreijährigen Fachschulstudium den Beruf eines Arbeitshygieneinspektors. Das waren Leute die in die Betriebe gingen um Lärm, Staub und andere Umweltfaktoren zu messen, zu bewerten und um Lösungswege aufzuzeigen. Auch untersuchte ich Berufskrankheiten die sehr häufig waren. An sich eine interessante und abwechslungsreiche Tätigkeit, wenn es nicht die Mangelwirtschaft der DDR gewesen wäre. Die Erfüllung der Arbeitsnormen und der Planvorgaben stand über alles und es spielte keine Rolle ob der arme Mitarbeiter eine Staublunge bekam oder stocktaub wurde. Im Gegenteil, die Leute freuten sich über ihre Erschwerniszuschläge oder über kostenlose Milchgaben. Alle Bemühungen zu Verbesserungen stießen ins Leere, mit dem Verweis auf Beschaffungspläne die Fristen bis zu zehn Jahren aufwiesen wurden alle Auflagen abgewehrt beziehungsweise auf die ganz ferne Zukunft verschoben.

Ich kann mich noch gut erinnern dass ich die Eindeckung einer Turnhalle mit Asbestplatten untersagte, das war nämlich damals auch schon verboten. Ich war noch nicht wieder von der Baustelle zurück als mein Chef schon vom Kreissekretär der SED einen Anruf hatte mit dem Tenor was ich mir einbildete. Das war schon frustrierend, deshalb versuchte ich mich auch weiter zu bilden um gegebenenfalls einen neuen Job zu finden. Ich machte also noch meinen Ingenieur im Fernstudium, aber auch weil es mir Spaß machte und ich in einer Großstadt einmal was erleben wollte. Den Abschluss bekam ich dann auch und ein Jobangebot in einer Firma hatte ich schnell in der Tasche. Ich bat aber noch um etwas Bedenkzeit weil es sich doch um einen großen Umbruch für mich handelte.

Noch bevor ich mich entschieden hatte kam die Wende und jetzt muss ich sagen hatte ich einen Glückstag nach dem anderen. Das mit dem Betrieb wäre zwar nicht den Bach herunter gegangen, den gibt es heute auch noch, aber mein Job wäre ein ziemlicher Knochenjob geworden. So aber hatte ich dass Glück das meine damalige Abteilung komplett in Staatsdienste übernommen wurde mit einer für meine Verhältnisse exorbitanten Bezahlung. Da zahlte sich mein Ingenieurstudium so richtig aus. Ich wurde auch schnell Beamter auf Lebenszeit, mit all seinen Vor- und Nachteilen.

Meine Arbeitsaufgabe hat sich inzwischen mehrfach geändert, ich profitiere aber immer noch von dem Wissen und der Praxis aus meiner Ausbildungszeit. So war also doch nicht alles umsonst.