Brutale Kinderlieder in verschiedenen Kulturen

Heute werden brutale oder gewaltsame Inhalte in Kinderliedern und Kindergeschichten ja eher abgelehnt. Es geht sogar soweit, dass traditionelle Märchen wie das von Hänsel und Gretel oder das von Rotkäppchen teilweise umgeschrieben werden, weil man meint, dass menschenfressende Wölfe und kannibalistische Hexen auf Kinder verstörend wirken oder vielleicht sogar ihre Entwicklung negativ beeinflussen könnten.

Früher war man da ja nicht so. Wobei man schon, in einem bestimmen Ausmaß, darauf achtete, dass Kinderlieder nicht so arg sein sollten, habe ich den Eindruck. Also wenn wir Kinder damals an der Schule auf Klassenfahrt das "Kannibalenlied" sangen, das unter anderem die Verse beinhaltet "Auf dem See da schwimmen Leichen mit aufgeschlitzten Bäuchen", da fand unsere Klassenlehrerin das alles Andere als toll. Im Unterricht selber wurden uns derartige Lieder dann natürlich auch nicht beigebracht. Wobei wir im Deutschunterricht doch auch einmal das Thema Moritaten hatten. Bei denen geht es ja nun auch nicht unblutig zu. Ob Moritaten auch noch zu den heutigen Lehrplänen gehören?

Ansonsten erinnere ich mich aber auch noch daran, dass wir in der Grundschule mal das Lied von der "Affenbande" gelehrt bekommen hatten, im Musikunterricht. Das beinhaltet ja auch die Zeilen "Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den andern kalt". Wenn ich heute so darüber nachdenke, ist das ja eigentlich schon brutal. Wobei ich das als Kind nicht einmal richtig verstanden hatte. Ich dachte nicht, dass "kaltmachen" töten bedeutet, sondern habe es immer so verstanden, dass der jeweilige Affe halt irgendwie aus dem Rennen ausscheiden würde. Mehr hatte ich damals, mit sechs oder sieben Jahren, auch nicht darüber nachgedacht, muss ich zugeben.

Ansonsten fällt mir noch noch der Hund, der in der Küche bekanntlich ein Ei stehlen möchte, und der daraufhin vom Koch "zu Brei" geschlagen wird, ein. Ansonsten war es das mit brutalen Kinderliedern. Allzu beliebt waren sie also auch in meiner Kindheit im Normalfall nicht mehr, jedenfalls lehrte man sie uns nicht unbedingt.

Ich habe mich gefragt, wie das wohl in anderen Kulturen ist. Wie geht man beispielsweise in Frankreich oder in Polen mit Kinderliedern mit brutalen Texten um? Was ist mit Großbritannien oder Italien? Kommen dort solche Lieder in der Schule vor? Oder werden sie von ihren Eltern ihren Kindern ohne viele Bedenken erzählt und weitergegeben? Wie ist das anderswo? Oder meintwegen auch nur in Österreich oder der Schweiz?

Neulich bin ich nämlich zufällig über antike Postkarten auf "La Mort de Flon-Flon" gestoßen. Und zwar über diese Postkarte. Ich fand das Motiv irgendwie, wenn es natürlich auch gestellt ist, erschreckend und sehr rabiat. Da habe ich weiterrecherchiert, aber eben leider nur Bruchstücke von diesem Lied gefunden. Aber es scheint schon ein Kinderlied zu sein, wo eben eine weibliche Person zum Schluss aus Wut ihren Hund totschlägt. Ist das das französische Pendant zu "Ein Hund kam in die Küche..."? Ich kann es nicht beurteilen. Aber irgendwie wirkt es auf mich schon ziemlich brutal. Vielleicht weiß ja jemand von Euch mehr darüber, und darüber, wie offen man in Frankreich mit derartigen Liedtexten von Kinderliedern umgeht? Und gibt es andere derartig brutale Kinderlieder, die in einigen Ländern so bekannt sind, dass eigentlich jedes Kind damit aufwächst?

Es gibt in verschiedenen Ländern Kinderlieder, die wir in Deutschland als brutal ansehen würden. Oftmals behandeln diese aber einen sehr wichtigen Teil der Geschichte des Landes, die eben auch den entsprechenden Kindern so früh wie möglich vermittelt werden sollte. Dagegen gibt es meiner Meinung nach nichts auszusetzen, denn umso früher die Kinder mit der Geschichte ihres Landes in Berührung kommen, umso besser.

Zudem sollte man nicht vergessen, dass eine gewisse Brutalität nicht nur in Kinderliedern gegeben ist. Unsere deutschen Märchenklassiker beispielsweise sind ja auch nicht gerade unblutig. Man denke nur einmal an den Struwwelpeter.

Tatsächlich sind die deutschen Märchen im Ausland sogar dafür bekannt, besonders blutrünstig und brutal zu sein. Was bei manchen Ländern also auf die Kinderlieder zutrifft, ist bei uns mit den entsprechenden Kindermärchen gegeben.

Wozu aber zu sagen wäre, dass es bei vielen Kinderliedern, die ja – wie schon gesagt – einen gewissen Teil der Geschichte ihres Landes behandeln, durchaus Sinn ergibt. Bei vielen unserer deutschen Märchen, die ebenfalls recht brutal sind, ist dieser geschichtliche Zusammenhang nicht gegeben. Man könnte sich hier also durchaus fragen, ob das nicht auch verwerflich wäre.

1975 hatte ich eine Lehrerin in der Grundschule, diese lernte uns das blutrünstige Lied:"Sabinchen war ein Frauenzimmer". Dieses Lied hat die furchtbare Zeile: "Da kam der Schuster aus Treuenbriezen und schnitt ihr ab den Schlund, das Blut zum Himmel spitzte, Sabinchen fiel gleich um...

Solch einen Text für Erstklässer!! Fand ich damals schon abstoßend und schlimm. Auch andere Lieder wie: Ich ging einst am Strande der Donau entlang (dieses Lied ist meiner Ansicht nach eine Verherrlichung von sexueller Gewalt an Frauen). Darin kam drin vor: "Ich hab sie im Schlafe zur Mutter gemacht (das sangen in der 5.Klasse so ein paar oft auf Ausflügen.