Verlieren Männer im Alter ihr handwerkliches Geschick?

vom 24.03.2014, 15:17 Uhr

Mein Vater hat früher immer alles selber gemacht und seit einiger Zeit beobachte ich, dass er doch für manche Sachen einen Fachmann holt. Er meint, dass er viele Sachen einfach nicht mehr kann. Auch was das Reparieren von Möbeln angeht oder den Aufbau von Möbeln. Ansonsten ist er wirklich noch fit und arbeitet auch noch.

Eine Freundin meinte neulich zu mir, dass sie, wenn sie Handwerker braucht, auch danach schaut, dass sie junge Leute beauftragt und auch bei der Wahl des Betriebs schon dabei sagt, dass sie einen jungen Handwerker haben will. Verlieren denn Männer im Alter ihr handwerkliches Geschick oder ist das eher Einbildung? Habt ihr solche Erfahrungen auch schon gemacht?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich weiß nicht, ob man da jetzt klar ja oder nein sagen kann. Ich denke, dass es nichts mit dem Wissen oder dem Geschick zu tun hat, sondern eher mit kleineren Defiziten, wie schlechter werdenden Augen oder derlei Dingen, halt grundsätzlich körperliche Wehwehchen und Einschränkungen. Dann dauert halt alles länger als früher oder ist in der Handhabung einfach umständlicher.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich würde ganz klar einen älteren Handwerker bevorzugen, weil gerade im Handwerksbereich Erfahrung zählt. Vielleicht bewegen sich sehr alte Handwerker langsamer, aber das macht doch nicht soviel aus. Die Erfahrung zählt für mich mehr. ich wüsste nicht, warum ein älterer Mensch, der handwerklich geschickt ist, diese Begabung im Alter verlieren sollte, außer wenn er vielleicht Parkinson hat.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Bellikowski hat das schon sehr gut beschrieben. Es liegt nicht an dem Können und Wissen der Handwerker, das verlieren sie nicht, wenn sie älter werden. Aber sie bekommen als Handwerker genauso viel Probleme wie andere Menschen. Da sind es die Augen oder Ohren; das Bücken fällt schwerer, weil das Kreuz weh tut; die Gelenke knacken und schmerzen; die Halswirbelsäule lässt nicht mehr zu, dass der Kopf so weit gedreht wird und auf der Leiter schlägt der Schwindel zu. Das alles trägt dazu bei, dass das Arbeiten den Handwerkern eben schwerer fällt. Der eine kann sich nicht bücken und der andere nicht nach oben recken. So ist das nun mal.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Das würde ich nicht unbedingt sagen dass das handwerkliche Geschick im Alter etwas nachlässt, wohl aber das Interesse daran. Allerdings ist es richtig dass es körperliche Einschränkungen gibt. Möglich dass daraus eine gewisse Unlust resultiert und dass man so schnell wie möglich unabwendbare Aufgaben erledigt und nicht mehr die gewohnte Sorgfalt walten lässt. Wer schnell arbeitet macht auch mehr Fehler als gewöhnlich oder bedenkt auch nicht mehr mögliche Folgen. Auch wird es wohl so sein dass meinetwegen ein älterer Fliesenleger garantiert kaputte Knie und andere Beschwerden hat. Allerdings wüsste ich jetzt nicht warum ich darauf achten oder gar einen älteren Handwerker ablehnen sollte, es ist nun einmal sein Job.

Wenn ich von mir ausgehe dann merke ich schon dass doch so einiges anders ist als noch vor ein paar Jahren. Durch mein Alter funktioniert das mit den Stäbchen und Zapfen im Auge nicht mehr so gut, damit meine ich die Alterssichtigkeit die mich doch trotz Nahbrille etwas einschränkt. Ich muss genauer hinschauen und auch dichter an das Objekt heran, auch benötige ich mehr Licht. Das sieht nicht nur komisch aus sondern manchmal auch etwas ungeschickt.

Auch ist es so dass ich mir bestimmte Bewegungsabläufe vorher ganz genau überlegen muss um keine Probleme mit dem Rücken zu bekommen. Früher waren schnelle Drehungen unter Last wie zum Beispiel beim Steine abladen und stapeln überhaupt kein Problem. Jetzt muss ich das langsamer machen sonst kann ich auf eine Zerrung warten. Wir hatten früher fast 20 Obstbäume im Garten die ich jedes Jahr radikal auslichtete und kürzte. Nie hat mich das gesundheitlich beeinträchtigt und ich bin durch die Baumkronen durchgegangen wie ein Kletterkünstler. Mit der Baumschere kam ich auch in die entlegensten Ecken wenn ich mich reckte und streckte ohne noch viel Klettern zu müssen. Jetzt haben wir nur noch fünf Obstbäume und das wird mir schon fast zu viel und die Leiter stelle ich jetzt so dass ich bequem von oben nach unten ohne viel Kraftaufwand schneiden kann.

Ansonsten würde ich eher sagen dass mir doch einige Arbeiten auf Grund der im Laufe der Jahre gesammelten Erfahrung schneller von der Hand gehen als in meinen Anfangszeiten. Nicht weil ich mich schneller bewege sondern weil ich vorher weiß was ich für Material und welches Werkzeug ich benötige. Ich muss also weniger meine Arbeit unterbrechen um in den Keller zu laufen oder in den Baumarkt zu fahren. Auch hat sich im Laufe der Zeit jede Menge an Spezialwerkzeug und an möglichen Ersatzteilen angesammelt so dass ich eigentlich immer recht schnell etwas Passendes in meinem Lager finde.

Um noch einmal auf die gewisse Unlust zurück zu kommen, die gibt es bei mir auch. Es ist wirklich so dass ich nur das erledige was ich wirklich machen muss und es kommt auch immer häufiger vor dass ich für manche Sachen lieber eine Firma nehme obwohl es von der Herausforderung her überhaupt kein Problem darstellen würde. Jetzt für den Sommer habe ich mir wieder eine Riesenliste vorgenommen und eigentlich hinke ich trotz des angenehmen Frühjahrs schon wieder bedeutend hinterher. Es wird wohl wieder darauf hinauslaufen dass ich einen Großteil davon auf die Liste für das nächste Jahr verschiebe, so eigentlich wie auch im letzten Jahr schon geschehen.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Sicherlich verliert man es nicht, man wendet es nur immer weniger an. Heutzutage gibt es doch für praktisch alles einen Fachmann. Durch den harten Konkurrenzkampf sind diese auch für relativ wenig Geld zu haben. Ich denke dadurch traut man sich immer weniger zu, da man von kleinauf (die heutige Generation) nichtmehr handwerkliches macht, sondern einen Fachmann holt.

Früher gab es zum Beispiel nur einen Fachmann im Umkreis von 100 Kilometer und so reparierte man es lieber selbst, anstatt einen Fachmann zu holen, der noch zudem teuer war, wegen Angebot/Nachfrage. Außerdem denke ich man kommt mit dem Alter auch zur Ruhe und lässt auch mal jemand anderen für sein Jahrelang erspartes Geld arbeiten. ;)

» Bimbe » Beiträge: 26 » Talkpoints: 1,23 »


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