Das Fach 'Religion' bei der Berufswahl entscheidend

vom 24.03.2014, 13:54 Uhr

Die Tochter von Bekannten ist 18 Jahre alt und hat einen guten Realschulabschluss gemacht. Ihr Wunsch ist es, Erzieherin zu werden. Sie hat sich in der Fachschule Sozialpädagogik angemeldet und hat nun Bescheid bekommen, dass man sie nicht annehmen konnte. Als Grund wurde unter anderem angegeben, dass es sehr viele Bewerber gab. Das Mädel ist dann noch mal zu der Schule hin und hat nachgefragt und dort wurde ihr gesagt, dass sie ja schon seit dem 14. Lebensjahr kein Religion in der Schule hatte, weil sie sich da abgemeldet hat. Das wäre bestimmt wohl auch ein Grund der Ablehnung gewesen. Das wurde ihr aber nicht vor Zeugen gesagt und auch nicht schriftlich gegeben.

Sie wohnt in Münster und dort ist es wohl auch noch sehr religiös und die meisten Kindergärten und Einrichtungen für Kinder und Jugendliche haben einen kirchlichen Träger. Und diese würden dann eine Schülerin nicht als Praktikantin nehmen, die schon in der Schule sich von der Religion angewendet hat. Da die städtischen Einrichtungen aber auch sehr gering sind und bei 3 Klassen, die Praktikumsstellen suchen dann kaum Auswahl ist, wird es wohl auch schwierig werden.

Sie dachte nun, dass sie dann ja einen anderen sozialen Beruf lernen könnte. Krankenschwester oder Altenpflegerin. Allerdings sind das auch meist kirchliche Einrichtungen. Ist es denn wirklich noch so, dass das Fach "Religion" bei der Berufswahl immer noch so entscheidend ist? Ist es fast unmöglich einen sozialen Beruf zu ergreifen, wenn man in einer katholischen Gegend wohnt? Habt ihr da auch Erfahrung machen können?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Erst einmal scheint es wohl das Problem zu geben, dass es zu viele Bewerber auf zu wenig Ausbildungsplätze an der Fachschule gab. Da muss die Schule dann eben auswählen. Da wäre es auch noch interessant, was für eine Fachschule das war. So weit ich weiß, gibt es im Münsterland nämlich viele dieser Schulen, die in kirchlicher Trägerschaft sind und nur manche in städtischer. "Offiziell" werden sie ja wahrscheinlich nur die, mit den besten Noten, genommen haben, denn dieser Hinweis auf das Fach Religion scheint ja nur ein inoffizieller Grund gewesen. Deshalb wird sie sich auch nirgendwo darüber beschweren können.

Man muss sich natürlich klar machen, dass die meisten Kindergärten, gerade im Münsterland, kirchliche Einrichtungen sind. Die Einrichtungen wollen deshalb später auch nur Leute einstellen, die sich zu den christlichen Grundwerten bekennen. Es ist sogar so, dass man in der Regel einer christlichen Konfession angehören muss, um in einem kirchlichen Kindergarten als Erzieher zu arbeiten. Es geht sogar noch weiter. Man muss sich meistens verpflichten, als Vorbild nach den Werten der jeweiligen Konfession zu leben. Das kann bedeuten, dass geschiedene Leute an einem katholischen Kindergarten entlassen werden. Da gab es im letzten Jahr eine große öffentliche Diskussion in den deutschen Medien, ob dieses Vorgehen noch zeitgemäß ist. Rechtlich ist es nämlich in Ordnung.

Dass deshalb bereits bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden, auf einen gewissen religiösen Background geachtet wird, kann ich mir gut vorstellen. Wenn dann am Zeugnis zu sehen ist, dass Religion bereits in der Schule abgewählt wurde, ist das im Bewerbungsverfahren wohl schon ein Minuspunkt.

Unterm Strich kann man wohl sagen, dass das Fach Religion bei allen Einrichtungen und Berufen die sich in kirchlicher Trägerschaft befinden eine gewisse Rolle spielt. In der übrigen Berufswelt spielt es aber wohl keine Rolle. Die meisten Firmen achten beim Zeugnis auf Mathe, Englisch und Deutsch als die wichtigsten Hauptfächer.

» Jack R » Beiträge: 1229 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ja, leider ist das so, dass kirchliche Träger sich die Leute so aussuchen können, wie es ihrem religiösen Menschenbild entspricht. Und wer aus dem Religionsunterricht ausgetreten ist, hat schlechte Chancen. Das ist eigentlich eine große Schweinerei, weil auch die kirchlichen Einrichtungen hauptsächlich von den normalen Steuern gezahlt werden, also auch von den Atheisten. Wer beispielsweise in einem katholischen Gebiet wohnt, hat massive Nachteile bei der Jobsuche, wenn er nicht nach den katholischen Regeln lebt.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Es gibt in Deutschland leider keine Trennung zwischen Staat und Kirche und deshalb kann man in diesem Land als Atheist ganz offiziell diskriminiert werden. Der Staat gesteht der Kirche dieses Recht zu, selbst wenn sie eine schriftliche Ablehnung hätte könnte sie dagegen nicht klagen.

Ich kenne eine Reihe Alibi-Christen, die in medizinischen Berufen arbeiten und die nur deshalb noch brav Kirchensteuer bezahlen, weil sie ansonsten berufliche Nachteile hätten. Mein Cousin hat seine Frau nach zehn Jahren Beziehung und zwei gemeinsamen Kindern letztes Jahr endlich geheiratet. Warum sie so lange gewartet haben, obwohl beide schon während der ersten Schwangerschaft von Hochzeit gesprochen haben? Weil sie geschieden war und ansonsten ihren Job in einer katholischen Pflegeeinrichtung verloren hätte. Und da es mit zwei kleinen Kindern nicht gerade einfach ist einen neuen Job zu finden, der sich zudem nicht in das Privatleben einmischt, hat sich die Hochzeit eben um mehrere Jahre verschoben.

Diese Zustände sind schon erschreckend, aber die Zahl der Kirchenmitglieder nimmt ständig ab und damit schwindet auch die finanzielle Basis der Kirchen und somit ihr Einfluss auf die Politik. In den nächsten Jahrzehnten wird sich da sicher einiges ändern. Aber das hilft den Menschen, die jetzt diskriminiert werden und die jetzt aus Angst um ihren Arbeitsplatz lügen müssen, leider nicht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich finde auch die Frage interessant, um was für eine Schule es sich handelt. Ich habe auch schon mal die Aufnahmekriterien für eine kirchliche Fachhochschule gesehen, die eben ein Attest haben wollte, dass man Kirchenmitglied ist. Das wurde auch ganz offiziell als Kriterium für die Aufnahme erwähnt.

Natürlich ist das nicht schön, wenn man als Atheist an so einer Hochschule studieren will, weil man da beispielsweise einen tollen Dozenten als Lehrer haben könnte. Aber andererseits frage ich mich schon, warum ein Atheist, der Gott und Glauben ablehnt, ernsthaft auf eine kirchliche Bildungseinrichtung gehen möchte? Wenn man mit dem Thema nichts anfangen kann, will man dann die ganze Zeit wie bestellt und nicht abgeholt da sitzen, wenn aus Sicht gläubiger Menschen diskutiert wird? Oder will man einfach da rein, weil man die gläubigen aufklären und reformieren will? Das fände ich ganz schön albern.

Sicherlich hat man auch im Job letztlich Nachteile. Aber es wird ja niemand gezwungen, sich ausschließlich für einen Beruf zu bewerben, bei dem einem die Rahmenbedingungen nicht gefallen, unter denen die Berufstätigkeit statt findet. Sprich: Manche Leute ergreifen bestimmte Berufe nicht, weil die Gehaltsaussichten und Karrieremöglichkeiten aus deren Sicht nicht stimmen. Anderer gehen nicht in einen bestimmten Bereich, weil sie eben mit dem Menschenschlag nicht klar kommen, der dort arbeitet. Wenn man sich für einen Beruf entscheidet, dann sollte man eben ehrlich mit sich sein und einen wählen, der wirklich zu einem passt. Es bringt niemandem etwas, wenn man einem Idealbild hinterher hechelt, das so nicht in der Realität existiert.

Das Leben ist in keinem Bereich absolut gerecht und wird es auch nie werden. Es steht jedem frei, eine Nische zu finden, die einem gefällt. Wenn man als Atheist unbedingt einen sozialen Beruf ergreifen will, dann kann man ja in die neuen Bundesländer umziehen. Dort herrschen prima Bedingungen für Atheisten in allen Berufen. Es gibt auch eine Menge Schulen. Allerdings muss man eben umziehen und sich mit oft schlechteren Karrierechancen, einem höheren Risiko auf Arbeitslosigkeit und nicht zuletzt einem Lohn nach Ost-Tarif abfinden.

Man muss eben Prioritäten setzen, was einem wichtiger ist. Aber Möglichkeiten gibt es auch für Atheisten. Und noch etwas: glauben oder nicht zu glauben ist eine freiwillige Angelegenheit. Wenn man sich für eine Variante entschieden hat, und zwar freiwillig, dann muss man eben auch mit den selbst gewählten Konsequenzen leben.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Aber andererseits frage ich mich schon, warum ein Atheist, der Gott und Glauben ablehnt, ernsthaft auf eine kirchliche Bildungseinrichtung gehen möchte?

Es entscheidet sich doch kaum jemand "ernsthaft" für eine Ausbildung an einer kirchlichen Schulen wenn es eine staatliche Alternative geben würde. Das trifft auf eine religiöse Minderheit zu, die Mehrheit dürfte darauf wenig Lust haben, selbst wenn sie brav den Religionsunterricht besucht hat, zum Beispiel weil Ethik/Philosophie ein wesentlich schwereres Schulfach ist.

In dem Bereich gibt es aber nur sehr wenige staatliche Schulen und die sind dementsprechend überlaufen. Wenn man eine Ausbildung in dem Bereich machen will bleibt oft keine andere Wahl als in den sauren Apfel zu beißen, genau wie man später oft keine andere Wahl haben wird als bei einem kirchlichen Arbeitgeber zu arbeiten.

Die Alternative wäre dann natürlich zu sagen, dass man sich nicht verbiegt und sich ein anderes Berufsfeld sucht. Aber findest du es nicht unfair, wenn jemandem der Zugang zu einer ganzen Reihe von Berufen nur deshalb verwehrt wird, weil er keine Götter anbetet und auch nicht so tun möchte als ob? Das hat doch mit der Eignung für den Beruf überhaupt nichts zu tun.

Und noch etwas: glauben oder nicht zu glauben ist eine freiwillige Angelegenheit. Wenn man sich für eine Variante entschieden hat, und zwar freiwillig, dann muss man eben auch mit den selbst gewählten Konsequenzen leben.

Man entscheidet sich nicht an irgendwas zu glauben oder nicht zu glauben. Stell dich mal an einen Abgrund und versuche daran zu glauben, dass die Schwerkraft nicht existiert, du wirst sehen wie gut das funktioniert. Man entscheidet sich höchstens dafür sich öffentlich zu dem zu bekennen, was man glaubt oder nicht glaubt.

Und warum muss man eine Diskriminierung dann einfach so hinnehmen? Wenn sich jemand als homosexuell outet, was in der Regel auch freiwillig geschieht, muss er es dann deiner Meinung nach auch hinnehmen, wenn er wegen seiner Sexualität diskriminiert wird? Ist das dann auch eine "selbst gewählte Konsequenz"?

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Religiösen Glauben mit der Schwerkraft zu vergleichen ist doch etwas weit hergeholt. Dass die Schwerkraft existiert ist beweisbar. Ob Gott existiert ist nicht beweisbar. Ob ich an die Schwerkraft glauben will oder nicht, das ändert nichts an den wissenschaftlich nachweisbaren Fakten. Es sei mal dahin gestellt, ob es Gott gibt oder nicht. Da will ich nicht agitieren. Aber ob nun ein Prozentsatz der Menschen glaub oder ein anderem nicht an Gott glaubt oder ein weiterer Prozentsatz anderen Religionen anhängt, das ändert de facto nichts daran, ob Gott oder Götter existieren oder nicht. Von daher frage ich mich, was das Argument bringen soll?

Auch die sexuelle Orientierung ist hier kein Vergleichsbeispiel. Dann müsste es ja analog Schulen geben, die explizit Schulen geben, bei denen man bei der Bewerbung angeben muss, wie man sexuell orientiert ist. So etwas wäre aber meines Wissens strafbar. Wenn man öffentlich zu einer normierten Partnerwahl gezwungen wird, ist das schon ein erheblicher Eingriff oder wenn einem untersagt wird, eine Orientierung auszuleben.

Natürlich ist Glaube frei gewählt. Ich kenne genügend Leute aus meiner Kindheit in Bayern, die in gläubigen Elternhäusern aufgewachsen sind und im mündigen Alter sich gegen die Religion entschieden haben. Gegen den Willen der Eltern. Ich kenne auch ausreichend Atheisten, die sich erst im erwachsenen Alter begonnen haben für den Glauben zu interessieren und anfingen zu glauben. Das teilweise sogar, obwohl sie in der DDR aufgewachsen sind, die so einen Geisteshaltung wahrlich nicht gefördert haben. Glaube ist weder angeboren noch kann sie aufgezwungen werden.

Ich finde es auch falsch hier zu zetern, dass man als Atheist automatisch absichtlich diskriminiert wird. Schließlich wurden die Schulen in kirchlicher Trägerschaft sicherlich nicht mit der Absicht eröffnet, atheistische Jugendliche zu diskriminieren. Wenn das Angebot an staatlichen Schulen das Angebot die Nachfrage nicht befriedigen kann, dann ist das Kritik würdig. Aber das Problem liegt dann beim Staat und bei den öffentlichen Trägern, dass die keine weiteren Angebote aufbauen, obwohl sie nötig wären. Wir leben in einer Marktwirtschaft. Und wenn die nicht kirchlichen Träger mehr Angebote aufbauen würden, dann würde sich die Situation am Ausbildungsmarkt ändern. Aber das wird eben durch Nachfrage gesteuert.

Wie ich schon erläutert habe, es gibt durchaus Möglichkeiten auch als Atheist soziale Berufe zu ergreifen. Man muss dann halt etwas über den Tellerrand schauen und die Komfortzone von Hotel Mama verlassen. Und wenn man erst mal die Ausbildung hat und entsprechende Praxiserfahrung, dann kann man ja selbst eine freie Schule für Sozialberufe in solchen Gebieten gründen und sich freuen, dass einem die Schüler die Bude einrennen. Verbieten wird einem das keiner.

Und das ist eben der springende Punkt! Während Homosexualität lange Zeit kriminalisiert wurde und das noch nicht allzu lange anders ist, muss ich schon eine Weile überlegen, ob mir irgend etwas vergleichbares einfällt. dass Atheist sein ähnlich unter Strafe stellte. Und während man seine Sexualität kaum verleugnen kann, ohne unglücklich zu werden, kann man auch in eine Kirche eintreten, wenn man das für die Karriere braucht. Ähnlich wie man die Existenz Gottes nicht wissenschaftlich nachweisen oder widerlegen kann, kann man auch Glauben oder Nichtglauben nachweisen. Man muss da doch nicht auf Konfrontationskurs gehen, nur weil man sich persönlich nicht dafür interessiert. Und wenn man das möchte, dann ist man eben in anderen Teilen Deutschlands besser aufgehoben. Aber ich warte schon darauf, dass jetzt dann einer schreibt, er würde deswegen nicht zu den "Ossis" ziehen. Tja. Dann eben nicht.

Und ja, wenn man Kirchenmitglied ist, zahlt man Steuern. Aber letztlich kann man das eben als berufliche Aufwendungen sehen. Ein Koch muss eben auch seine Kleidung zahlen, und man unterstützt eben den Träger seiner Schule oder Dienststelle. Das wäre bei einer atheistischen Genossenschaft auch nicht viel anders. Nur, dann ginge es eben nicht um Gott.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



trüffelsucher hat geschrieben:Von daher frage ich mich, was das Argument bringen soll?

Es geht hier um deine Behauptung, dass man sich aussuchen könnte an was man glaubt. Genau diese Aussage bestreite ich. Der Glaube an das Übernatürliche ist etwas Irrationales, sich durch eine rationale Entscheidung davon zu befreien funktioniert nicht so einfach. Das Beispiel mit der Schwerkraft dreht dies einfach nur um. Anderes Beispiel - Menschen die unter Phobien leiden können sich nicht einfach so dafür entscheiden diese Phobien nicht mehr zu haben.

Auch die sexuelle Orientierung ist hier kein Vergleichsbeispiel.

Auch das hast du leider falsch verstanden. Ich beziehe mich hier auf deine Aussage über "selbst gewählte Konsequenzen". Du hast allgemein gesprochen und dich in diesem Abschnitt nicht direkt auf die Schulsituation bezogen, deshalb habe ich das auch nicht getan.

Natürlich ist Glaube frei gewählt.

Religion ist frei gewählt, Glaube nicht. Ich weiß, dass viele Leute die Begriffe durcheinander schmeißen und das eine benutzen, wenn sie eigentlich das andere meinen. Wenn sich jemand gegen die Religion entschieden hat dann, weil er nicht an die Lehren dieser Religion glaubt. Er könnte weiterhin in dieser Religion verbleiben, den Eltern zuliebe vielleicht, in die Kirche gehen und so weiter, aber an seinem Glauben würde das nichts ändern. Er würde nicht an den lieben Gott glauben nur weil er jeden Sonntag in der Kirche sein Gebet aufsagt. Siehst du wo der Unterschied liegt?

Während Homosexualität lange Zeit kriminalisiert wurde und das noch nicht allzu lange anders ist, muss ich schon eine Weile überlegen, ob mir irgend etwas vergleichbares einfällt. dass Atheist sein ähnlich unter Strafe stellte.

Wie wäre es mit Todesstrafe in einigen islamischen Ländern? Wobei man da als Homosexueller aber glaube ich auch nicht besser weg kommt. Und natürlich wäre man zu Zeiten der Hexenverfolgung auch verbrannt worden. Jeder, der nicht den christlichen Gott angebetet hat, war ja damals vom Teufel besessen. Wenn ich hier von Diskriminierung spreche meine ich aber natürlich einfach nur Chancengleichheit, keine Benachteiligung, wie es im Grundgesetz eigentlich auch vorgesehen ist und selbstverständlich sein sollte in einer aufgeklärten Gesellschaft. Aber wie schon gesagt, das Problem ist die nicht vorhandene Trennung von Staat und Kirche und die Sonderrechte, die der Kirche deshalb eingeräumt werden.

Man muss da doch nicht auf Konfrontationskurs gehen, nur weil man sich persönlich nicht dafür interessiert. Und wenn man das möchte, dann ist man eben in anderen Teilen Deutschlands besser aufgehoben.

Konfrontationskurs? Wenn jemand aus dem Religionsunterricht oder der Kirche austritt? Warum empfindest du es als Konfrontation, wenn jemand einfach nur ehrlich ist und zu dem steht, was er glaubt oder nicht glaubt? Ich halte Aufrichtigkeit eigentlich für eine gute menschliche Qualität, gerade auch im Hinblick auf die Arbeit mit jungen Menschen.

Aber ich warte schon darauf, dass jetzt dann einer schreibt, er würde deswegen nicht zu den "Ossis" ziehen.

Das Problem ist denke ich weniger "Ossis" sondern eher die Tatsache, dass man während dieser Ausbildung soweit ich weiß kein Geld verdient weil es eine rein schulische Ausbildung ist. Nach Bremen ziehen wären da für viele genauso wenig machbar wie nach Magdeburg ziehen. Nicht jeder hat Eltern, die sich das leisten können und viele Eltern sind wahrscheinlich auch nicht bereit ihre Tochter mit geschätzten 16 Jahren ans andere Ende des Landes ziehen zu lassen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich wollte auch mal in die Richtung gehen und habe mich auch an einer solchen Schule beworben, allerdings bei einer evangelischen Schule. Ich habe auch gleich nachgefragt und die meinten, dass das kein Problem wäre. Man hat dann als Schulfach zwar Religion, aber ich wurde an der Schule angenommen und durfte da auch ganz normal die Ausbildung machen. Allerdings habe ich dann nicht noch den Erzieher gemacht.

Es ist aber tatsächlich so, dass man sich schwer tut in den Einrichtungen. Ich hatte das Glück, dass meine Schule mit einigen Einrichtungen zusammengearbeitet hat und ich deswegen gut an eine Praktikumsstelle gekommen bin, aber wenn man es alleine versucht, hat man schon schlechte Karten.

Irgendwo finde ich es aber auch verständlich. Es geht ja auch darum den christlichen Glauben zu leben und zu vermitteln und wenn man dann selber keine Ahnung davon hat, dann kann man dies eben nicht. Wenn man dann nicht getauft ist und Religion abgelehnt hat, dann ist man in den Augen mancher eben kein Mensch, der christliche Werte vermitteln kann. Ich würde an ihrer Stelle auch mal woanders schauen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wie wäre es mit Todesstrafe in einigen islamischen Ländern? Wobei man da als Homosexueller aber glaube ich auch nicht besser weg kommt. Und natürlich wäre man zu Zeiten der Hexenverfolgung auch verbrannt worden. Jeder, der nicht den christlichen Gott angebetet hat, war ja damals vom Teufel besessen.

Was bitte haben einige islamische Länder nun damit zu tun, dass es hier anscheinend nicht genügend unreligiöse Schulplätze für angehende Pfleger gibt? Irgendwo in der Welt findet man immer einen Beweis für seinen Frust. Die Zeit der Hexenverfolgung ist wirklich ziemlich lange her. Zu der Zeit war es mit der Gleichberechtigung der Frau auch nicht sonderlich weit her geholt. Wenn die Bekannte da mit 16 schon verheiratet gewesen wäre, dann hätte sie womöglich nicht mal darüber nachgedacht, eine Ausbildung zu machen und Karriere zu machen. Und da ja schon die neuen Bundesländer angeblich zu weit weg sein sollen, wird die Dame kaum auf die Idee kommen, in islamischen Ländern eine Ausbildung zu machen. Das wäre komplett abwegig. Was also bringt dieses Argument hier in dem Zusammenhang? Das leuchtet mir nicht so ganz ein. Und ich beziehe mich mit meinen Beiträgen zu diesem Thread hier natürlich nur auf den deutschsprachigen Raum in Europa. Alles andere würde total vom Thema abschweifen.

Im Übrigen frage ich mich, wie es um das Zeugnis der Ausbildungssuchenden Person beschaffen ist. Ich würde hier einfach mal vermuten, dass da vielleicht auch ein nicht gerade überdurchschnittlicher Notenschnitt erschwerend dazu kommt. Zuerst werden sicher auch an christlichen Schulen die Plätze mit den Bewerbern mit den besten Zensuren voll gemacht oder zumindest gehe ich davon aus, dass das normal sein dürfte.

Im Übrigen hat man in Bayern auch zu meiner Schulzeit auch bei manchen Sozialberufen schon das Problem gehabt, dass man nicht so einfach an einen Platz kam und schon gar nicht beim ersten Versuch. Eine Klassenkameradin von mir hatte einen Notenschnitt von 1,5 im Abitur und wollte unbedingt Hebamme werden. Religiös war sie auch und hatte sogar eine der Abiturprüfungen mit Bravour in Religion abgelegt. Trotzdem scheiterten alle Bewerbungen, da eine hoffnungslos große Flut an Bewerbungen zu der Zeit jedes Jahr an den Schulen einging und sie dann trotzdem noch zu schlecht war.

Ich würde dem Mädchen eher raten, mindestens ein längeres Praktikum in dem Bereich zu machen. Oder irgend eine andere Förderausbildung, die Wissenslücken ausgleichen kann. Ich würde da mal beim Arbeitsamt nachfragen, was die da raten und vielleicht als Einstiegshilfe finanzieren können. Wenn man nämlich so zeigt, dass man den Beruf schon erprobt hat und trotzdem gut finde und es wirklich ernst meint, dann sollten trotz allem die Bewerbungschancen steigen. Das wäre sinnvoller, als über die Religion zu schimpfen.

Im Übrigen weiß ich, dass es durchaus einen Unterschied zwischen Glauben und Religion gibt. Und ja, auch Glauben wird durch Ratio gelenkt. Einige in meiner Schulklasse hörten auf zu glauben und zwar an jegliche Form einer Gottheit, als wir in den oberen Klassen die Themen der Religionskritik im Religionsunterricht durch genommen haben. Sie hatten dann für sich selbst entschieden, dass sie die Existenz Gottes für unrealistisch halten und waren danach Atheisten. Glauben ist keine Geisteskrankheit, der man hilflos ausgeliefert ist, sondern eine Geisteshaltung.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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