Gegensätzliche Lebensstile - Vorteile für Partnerschaft?
Wie ich in einigen Threads bereits geschrieben habe, wünscht sich mein Freund später auf jeden Fall eine Familie und es kommt auch nicht selten vor, dass er erwähnt, wie sehr er sich auf ein eigenes Kind von uns beiden wünscht. Meine Mutter hat das inzwischen auch mitbekommen und lässt gelegentlich auch derartige Bemerkungen fallen, wenn wir beim Einkaufen sind und sie etwas schönes sieht, was einem Baby gefallen könnte. Für meinen Freund war eigentlich das ganze Studium und die Anstrengung bisher nur dafür da, damit er später eine Familie gründen kann und gut mit ihr Leben kann, wobei er sich aber auch keine Hausfrau wünscht, sondern schon gerne eine berufstätige Frau hätte, da er sich ein bis zwei Jahre Elternzeit nehmen möchte.
Andere Dinge sind für ihn eher zweitrangig, er möchte zwar gut leben, legt aber keinen Wert darauf später ein einer Anwaltskanzlei zu arbeiten, die gut bezahlt, sondern kann sich eher vorstellen als Richter oder Staatsanwalt zu leben, wo er vergleichsweise eher wenig Geld bekommen würde und auch weniger verdienen würde, als ich. Bei mir war das immer ein bisschen anders, denn bis ich meinen Freund getroffen habe, habe ich eigentlich nie darüber nachgedacht, dass ich mal eine Familie haben möchte. Mir war das eigentlich gar nicht wichtig. Deswegen war mein Freund auch etwas entsetzt, als zu Beginn unserer Beziehung herauskam, dass ich mir zeitnah eigentlich keine Kinder wünsche, da er davon ausgegangen ist, dass alle Frauen sich Kinder wünschen. Aus welchen Gründen auch immer.
Mir war es immer wichtig, dass ich später Zeit für mich habe und auch Dinge tun kann, dir mir Spaß machen. Während des Studiums jetzt habe ich kaum Zeit für mich und ich würde mich schon allein darauf freuen, wieder etwas Zeit zu haben, um ein Buch lesen zu können und so weiter. Wenn ich später Geld verdiene, möchte ich mir ein schönes Auto kaufen, ich möchte einige Länder bereisen, die ich mir jetzt nicht leisten kann, wie Afrika und Australien. Ich würde vielleicht auch gerne einen Pilotenschein machen, weil das immer so ein bisschen mein Traum war. Ich Grunde möchte ich auch einfach ein bisschen mein Leben genießen und Länder erkunden, Dinge tun, die ich vorher nicht tun konnte.
Mit der Familienplanung meines Freundes stimmt meine Einstellung dann eher nicht überein. Er steht zwar voll und ganz hinter mir, wenn ich sage, dass ich nach der möglichen Geburt eines Kindes nicht zu Hause bleiben, sondern sofort wieder arbeiten gehen möchte, aber Dinge wie längere Reisen in exotische Ländern sind dann eher gestrichen. Zum einen könnte das Geld aufgrund des Kindes dann knapp sein und zum anderen muss man das Kind dann auch irgendwo unterbringen und für längere Zeit alleine lassen, was auch nicht so einfach ist und wohl eher außer Frage steht. Das ich fliege möchte mein Freund auch nicht, er findet es unverantwortlich als Mutter eines Kindes und als Ehefrau, sich einer solchen Gefahr auszusetzen. Ich hätte dann aber auch ein wenig das Gefühl, wenig von meinem Leben gehabt zu haben, wenn ich nur arbeite und dann Abends eben Kind und Mann habe. Die Vorstellung, dass mein Leben nur darauf beschränkt ist, gefällt mir nicht. Letztendlich kollidieren unserer beider Vorstellungen da ein bisschen. Auf den Altersunterschied kann man dieses Problem leider aber nicht schieben.
Bei einem bekannten Paar von uns ist es auch so, dass die beiden eher unterschiedliche Einstellungen und Lebensziele haben. Die Frau wollte unbedingt Kinder haben und der Mann war eher für das Feiern und so weiter. Irgendwann hat die Frau ihn aber dann dazu überredet, eine Familie zu gründen und die beiden haben nun ein Kind. Mein Freund ist sehr gut mit dem Paar befreundet und ist der Meinung, dass es ihnen nicht schadet, dass sie unterschiedliche Lebensstile haben. Der Mann ist super glücklich und stolz auf das Kind und verbringt auch viel Zeit mit ihm und weniger mit Feiern und Co. Umgekehrt ist die Frau aber nicht so häuslich, wie man es vorher von ihr erwartet hätte, sondern begleitet den Mann dann eben Abends auch einmal und sie gehen zu Freunden und so weiter.
Vom Feiern halte ich eigentlich nichts, mein Freund meint aber dennoch, dass die beiden letztendlich voneinander profitiert hätten, weil die Frau aus ihrer Muschel herausgekommen ist und der Mann durch die Frau erfahren hat, dass die Familie und das Kinderbekommen eigentlich doch etwas für ihn ist und ihn sehr glücklich gemacht hat, sein Leben gewissermaßen bereichert hat. Deswegen sieht mein Freund seine eigene Einstellung auch nicht als direkten Widerspruch zu meiner eigenen und ist der Meinung, dass das auch bei uns so laufen könnte und wir mehr voneinander hätten, als wenn wir beide die gleiche Einstellung hätten und uns dadurch vielleicht später sogar langweilen könnten. So wird man auch immer wieder in die Perspektiven des Partners mit einbezogen und hat Abwechslung, sammelt neue Erfahrungen.
Wie ist das bei euch? Würdet ihr einen Partner, der eine andere Lebeneinstellung und einen anderen Lebensstil pflegt als ihr, direkt verschmähen? Würdet ihr es als eine Herausforderung ansehen, ihm zu zeigen, dass es anders auch schön sein kann? Wäre euch das zu anstrengend, würdet ihr dann doch lieber jemanden haben wollen, der genauso denkt wie ihr? Könnt ihr euch vorstellen, dass Menschen die charakterlich unterschiedlich sind, sich gegenseitig in einer Partnerschaft bereichern können oder eher nicht?
Ich denke, dass es vermutlich schon Eigenschaften gibt, die sich ergänzen und dass es in diesen Fällen von Vorteil sein kann, wenn sich Partner in dieser einzelnen Eigenschaft eher nicht gleichen, sondern sich darin unterscheiden. Wenn etwa der eine eher ein wenig schüchtern ist und zu vielen Dingen keine richtige Meinung hat, dann passt es ideal, wenn der andere eher den Ton angeben möchte, denn der freut sich dann, dass er das Kommando hat und der andere freut sich, dass er keine Entscheidungen treffen muss, sondern der Partner ihm das abnimmt.
Ansonsten ist für mich aber eher eine möglichst hohe Ähnlichkeit in der Partnerschaft wichtig. Klar kann man sich inspirieren und dem anderen eine andere Welt zeigen, für die er vielleicht eine gewisse Begeisterung entwickelt. Aber das ist bestimmt auch mit viel Stress verbunden. Bei dem Paar, von dem du schreibst, könnte ich mir vorstellen, dass es bestimmt auch Streit gab, weil er gerne feiert und sie eher nicht und dass es ein langer Weg war, bis die Frau abends mitgegangen ist. Vielleicht war es für sie genauso belastend, dass er anfangs keine Kinder wollte und sie eventuell den Eindruck hatte, dass ihre Lebensvorstellung gescheitert ist. Hier hat es ja ein glückliches Ende genommen, aber ob das immer so ist?
Ich mag gern Ruhe und Frieden, Harmonie und eben keine Sorgen und Streit. Und wenn man sich möglichst ähnlich ist, dann gibt es solche Reibungspunkte nicht. Da muss man sich nicht sorgen, ob man den Partner dazu bekommt, dass er einem einen bestimmten Wunsch erfüllt, denn der will ja ähnliches. Auch bei der Familienplanung ist es sicherlich toll, wenn man an jemanden gerät, der genauso denkt wie man selbst. Das erspart irgendwie Sorgen und Streit. Das gibt Sicherheit und das wäre mir sehr wichtig.
Früher hatte ich auch Beziehungen, wo der Partner Kinder wollte. Und ich habe mich dann nicht so wie du verhalten, ich habe dann nicht nachgegeben, sondern klar gesagt, dass ich keine will und daher waren die Beziehungen auf kurz oder lang dann auch vorbei, weil ich nicht von meinem „Keine Kinder“-Standpunkt abgerückt bin und der andere nicht auf Kinder verzichten wollte.
Ehrlich gesagt halte ich es nicht unbedingt für vorteilhaft, wenn der Partner wirklich ganz andere Vorstellungen vom Leben hat, als man selbst. Immerhin passiert es doch nicht von einen Tag auf den anderen, dass man plötzlich in allen Bereichen die gleiche Meinung hat, wenn man davor völlig unterschiedliche Meinungen hatte. Stattdessen ist es so, dass man früher oder später Kompromisse schließen muss, wenn man zusammen bleiben möchte. Mit den Kompromissen werden jedoch nie beide völlig zufrieden sein, da sie sich ja in gewisser Weise dem Partner anpassen müssen. Sie müssen dann ihre eigenen Interessen und Wünsche zurück stecken, um dem Partner entgegen zu kommen. Trotzdem befriedigt einen so ein Kompromiss ja auch nicht vollständig und von daher denke ich, dass es schwierig sein könnte, beide dauerhaft glücklich zu bekommen.
Wenn man gleich zu Anfang merkt, dass man so verschieden ist, dass man in den wichtigsten Fragen des Lebens ganz anderer Meinung ist, dann macht eine Beziehung auch einfach wenig Sinn. Gerade dann, wenn man schon ein entsprechendes Alter erreicht hat, in dem man eigentlich eine feste Meinung hat, die sich nicht mehr so schnell ändert, sollte man es einsehen, dass es vernünftiger ist, einen Partner an seiner Seite zu haben, der die gleichen Vorstellungen vom Leben hat, wie man selbst. Kompromisse machen eben nicht dauerhaft glücklich und ich denke, dass es auch verschwendete Zeit ist, an so einer Beziehung festzuhalten. Früher oder später wird die Beziehung sicherlich ohnehin daran scheitern, wenn man sich nie einig werden kann und deshalb ist es doch besser, sich gleich einen Partner zu suchen, der zu einem passt. So erspart man sich viele Diskussionen und viel Leid und man hat auch mehr davon, wenn man sich auch seine eigenen Wünsche erfüllen kann, wenn der Partner die gleichen Ziele verfolgt.
Sicherlich ist es auch so, dass eine Beziehung interessant sein kann, wenn man gegensätzlich ist. In vielen Bereichen des Lebens kann man sich auch ergänzen und manchmal ist es auch interessant, wenn man neue Seiten am Partner entdeckt. So kann es schön sein, wenn der Partner beispielsweise ganz andere Hobbys hat als man selbst oder wenn der Partner ganz andere Musik hört oder bei einem bestimmten Verein ist. So bekommt man auch Einblicke in andere Bereiche des Lebens. Allerdings sehe ich nur Nachteile darin, wenn man in wirklich wichtigen Bereichen ganz andere Einstellungen hat. Gerade dann, wenn es um das Bekommen von Kindern, um das Reisen und um das spätere Wohnen geht, dann sollte man sich doch einig sein. Das sind wirklich sehr wichtige Themen, die das ganze Leben beeinflussen und wenn man da eben zu unterschiedlich ist, dann hat eine Beziehung keinen Sinn. Vor allem dann, wenn man den Partner des Lebens sucht, muss man sich doch auch selbst eingestehen, dass es unvernünftig ist, mit so einem Menschen zusammen zu bleiben, auch wenn die Gefühle stimmen. Entweder man wird sich dann später trennen, wenn man sich nicht einig werden kann oder beide werden unglücklich, weil sie ständig nur Kompromisse schließen müssen und gar nicht auf sich selbst achten können.
Die von dir aufgezählten Punkte müssen in einer Beziehung schon irgendwie gleich gesehen werden, finde ich und das habe ich dir ja auch schon ein paar Mal geschrieben. Du scheinst deine Freiheit zu lieben, aber auch diesen Mann. Ich würde mich für keinen Mann dieser Welt aufgeben und ich denke, dass du das machst. Du gibst deine Träume auf um mit ihm zusammen zu sein. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das auf Dauer funktionieren kann, weil einer dann immer auch ein Stück weit unzufrieden ist.
Bei meinem Partner und mir ist das auch nicht so. Keiner von uns beiden musste Träume aufgeben und wir denken auch gleich über die wichtigen Sachen im Leben. Noch bevor wir zusammen kamen war klar wie viele Kinder wir haben wollen, wir wussten wo es mit der Arbeit hingehen soll und das ich auf jeden Fall auch mit Kind und Kegel mal im Ausland leben will für eine Zeit ist auch kein Problem gewesen. Das sind alles Themen gewesen, die schnell besprochen wurden und bei denen wir dann auch keine Bauchschmerzen hatten sie miteinander zu besprechen.
Mal ganz davon abgesehen kann man aber auch mit kleinen Kindern ins Ausland gehen und Reisen machen. So teuer ist das dann auch nicht, weil viele kleine Kinder im Urlaub nicht viel kosten von der Unterkunft her. Meine Bekannte beispielsweise ist mit einem kleinen Kind auf eine Art Weltreise gegangen, das ging alles. Die Versorgung ist ja auch fast überall gewährleistet. Wobei es trotzdem gut geplant sein will.
Ich halte nicht viel von der Aussage, dass Gegensätze sich anziehen. Bei mir funktionieren Partnerschaften eigentlich dann am besten, wenn man sehr viel gemeinsam hat. Es ist natürlich nicht schlecht, sondern durchaus interessant und bereichernd, wenn es kleinere Reibungspunkte gibt. In den wichtigsten Bereichen sollte aber Einigkeit herrschen. Das betrifft zum Beispiel auch die Frage nach Kindern oder auch die persönliche Freiheit, die jeder in der Beziehung haben möchte. Auch bei der Frage, ob die Beziehung monogam oder offen geführt wird, sollten beide auf einer Wellenlänge liegen. Ansonsten sehe ich für eine Beziehung keine großartigen Chancen, da ich mich für eine Beziehung nicht verbiegen möchte und auch keinen Partner haben möchte, der dies tut. Zu viele Kompromisse halte ich nämlich nicht für einen Ausdruck von großer Liebe, sondern für ziemlich kontraproduktiv.
Beim Thema Kinder steht für mich fest, dass ich keine haben möchte – nicht jetzt und auch nicht in zehn Jahren. Kinder würden mich einfach zu sehr stören und ich mag schon den damit verbundenen Geräuschpegel nicht. Vor allem würde ich ein Kind aber als gravierenden Einschnitt in meine Freiheit ansehen. Für mich kommt daher auch nur ein Partner in Frage, der ebenfalls keine Kinder haben möchte und vielleicht ebenso wie ich nichts mit ihnen anfangen kann. Das ist eine sehr wichtige Frage in einer Beziehung und Kompromisse sind hier ja auch praktisch nicht möglich. Sofern sich nicht einer der beiden Partner in dieser Sache seine Meinung grundlegend ändert, wird es immer einen geben, der mehr zurückstecken muss als der andere. Das ist keine gute Beziehungsgrundlage.
Die Situation des Paares aus deinem Bekanntenkreis finde ich eigentlich recht klassisch und es wundert mich nicht, dass es bei den beiden nun doch funktioniert, obwohl der Mann ursprünglich keine Kinder haben wollte. Scheinbar ging es ihm vor allem nur darum, feiern zu gehen. Wenn er Kinder dennoch toll fand, wird er den Kompromiss sicher nicht so ungern eingegangen sein, gerade mit dem Wissen, dass die Mutter sicher gerne mal zu Hause bei dem Kind bleibt, wenn er weggeht. Dass er nicht mehr so oft auf Partys ist, liegt dann sicher auch mit daran, dass er einfach etwas älter geworden ist. Das muss nicht zwangsläufig nur mit dem Kind zusammenhängen.
Schwieriger ist es, wenn man nicht nur ab und zu irgendwelche Partys besuchen möchte, sondern lange Reisen in ferne Länder unternehmen möchte und insgesamt ein aktives und ausgefülltes Leben haben möchte. Da stört ein Kind dann sicher eher, als wenn jemand mal an einem Tag unterwegs ist und das Kind bei der Mutter lassen kann. Vor allem stellt sich auch die Frage, ob man wirklich tagtäglich bereit ist, Kompromisse einzugehen, die bei einem Kind einfach notwendig sind.
Generell denke ich, dass du dir zu viele Gedanken um dieses Thema machst. Du bist ja noch gar nicht mit dem Studium fertig und die Frage nach einem Kind stellt sich zum jetzigen Zeitpunkt wohl nur theoretisch. Ich kann zwar verstehen, dass ihr da jetzt schon einen Weg finden wollt, damit die Beziehung nicht zu einem späteren Zeitpunkt scheitert, weil ihr einfach zu unterschiedliche Vorstellungen von der gemeinsamen Zukunft habt. Dennoch würde ich erst einmal abwarten und in einer sicher noch recht frischen Beziehung nicht über so etwas nachdenken. Realistisch betrachtet scheitern ohnehin die meisten Beziehungen. Gerade in jungen Jahren gehört das auch einfach dazu. Ich würde mir einfach mehr Zeit lassen und zunächst schauen, wie sich die Beziehung in nächsten Jahren entwickelt und wie beide Partner zu einem späteren Zeitpunkt zu diesem Thema stehen.
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