Löwenzahn-Stängel: Kringeln durch chemische Reaktion?
Als Kind habe ich es schon gerne mit meinen Freundinnen gemacht, später dann auch mit meinen eigenen Kindern: Zugeschaut, wie sich die Stängel der Löwenzahnblüten im kalten Wasser so sehr kringelten, dass richtige kleine Kunstwerke entstanden.
Man muss die Stängel einfach nur von der Blüte befreien und sie anschließend vorsichtig einritzen oder aufschlitzen, aber so, dass keine Fasern abreißen. Anschließend legt man die offenen Stängel in einen Behälter mit kaltem Wasser oder alternativ in eine Pfütze, einen kleinen Teich usw.
Schon nach einigen Sekunden kringeln sich die Stängel zusammen, aber alle vollkommen unterschiedlich. Wir hatten als Kinder immer richtige Wettbewerbe ausgetragen, wer denn wohl das schönste Gebilde hat.
Trotzdem weiß ich bis heute nicht, warum sich Löwenzahn-Stängel kringeln. Ist das eine chemische Reaktion aufgrund der Inhaltsstoffe? Hat es mit dem Aufschlitzen zu tun oder ist es eine Art Kälteschock? Würde das Ganze auch im warmen Wasser funktionieren? Komischerweise haben wir das nie ausprobiert, sondern immer nur kaltes Wasser verwendet.
Wir haben als Kinder auch häufig mit Löwenzahn gespielt und diese Kringel fabriziert. Ich nehme auch an, dass es eine Art chemische Reaktion ist, wodurch sich der Stängel dann kringelt. Wenn man diesen einritzt, ist innen ja auch eine rutschige und feuchte Schicht. Ich nehme an, dass es damit zusammenhängt, wenn man die Stängel dann noch ins Wasser gibt.
Mamma Leone hat geschrieben:Trotzdem weiß ich bis heute nicht, warum sich Löwenzahn-Stängel kringeln. Ist das eine chemische Reaktion aufgrund der Inhaltsstoffe? Hat es mit dem Aufschlitzen zu tun oder ist es eine Art Kälteschock? Würde das Ganze auch im warmen Wasser funktionieren? Komischerweise haben wir das nie ausprobiert, sondern immer nur kaltes Wasser verwendet.
Das Kringeln beruht nicht auf einer chemischen Reaktion, sondern auf einem physikalischen Vorgang, der Osmose: In den Zellen der Pflanze ist die Konzentration an gelösten Stoffen höher als im Wasser. Um dieses Konzentrationsgefälle auszugleichen, diffundiert Wasser in die Zellen des Löwenzahnstängels. Das ist möglich, da die Zellwände für die kleinen Wassermoleküle durchlässig sind, für die größeren Moleküle im Inneren der Pflanzenzelle aber nicht und diese somit nicht ins Wasser auswandern können. Zellwände sind also semipermeable, zu deutsch: halbdurchlässige, Membranen, wie der Physiker sagt.
Nun enthalten die Pflanzenzellen mehr Wasser als vorher, was den Druck in ihnen ansteigen lässt (osmotischer Druck). Dadurch dehnen sich die Zellen aus. Da die äußere Schicht des Löwenzahnstängels aber härter ist als die innere, diffundiert in die Zellen der inneren Schicht mehr Wasser als in die der äußeren, weshalb in den Zellen der Innenwand ein höherer osmotischer Druck herrscht als in den äußeren und sie sich in Folge dessen stärker ausdehnen – die Streifen kringeln sich.
Ritzt oder schneidet man die Stängel nicht längs ein, dreht sich die Innenschicht des Stängelendes nur ganz leicht nach außen, da das Wasser nicht hoch in das Inneren des Stängels steigen kann und somit die innere Zellschicht nur am Stängelende mit dem Wasser in Berührung kommt. Außerdem wird der Stängel durch die härtere Außenschicht zusammengehalten, die durch die Osmose leicht aufquillt.
Das Ganze funktioniert theoretisch auch in leicht warmen (nicht heißen!) Wasser, aber nicht so spektakulär, da warmes Wasser den Stängel recht schnell welken lässt (die Zellen gehen zugrunde), bzw. die äußere Schicht weicher und somit durchlässiger werden lässt. Dadurch ist das Gefälle des osmotischen Drucks geringer und damit auch das Kringeln.
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