Ein Ohr haben für jene, die nicht sprechen wollen?
Ich mag meine Arbeit, und fühle mich dort auch wohl. Und dennoch würde ich mich privat nicht länger dort aufhalten als nötig. Vielleicht nach Feierabend noch kurz, wenn man ein interessantes Gespräch mit jemandem führt. Natürlich, immer wieder gerne. Nun gibt es aber Kollegen wo ich mich frage ob sie kein sonstiges Leben haben, oder ihr Dasein außerhalb der Arbeit einfach nur so unschön ist, das sie sich ständig auf ihrem Arbeitsplatz tummeln.
Eine Kollegin fällt mir gerade ganz speziell ins Auge. Nennen wir sie J. Wenn J um 21 Uhr Feierabend macht, hat sie ihre 9 Stunden hinter sich. Und doch tummelt sie sich danach immer noch im Gästebereich. Sitzt wo, trinkt Kaffee. Läuft am Tresen herum und redet mit den Mitarbeitern. Gegen 23 30 fällt mir dann auf das sie noch immer da ist. Wenn wir dann um Mitternacht schließen, und uns alle hinten hinsetzen um eine zu Rauchen, ist sie mit dabei. Und wenn danach dann die abschließenden Putzarbeiten anfallen, ist auch sie immer noch da. In Jacke, Tasche um die Schulter. Abfahrbereit. Aber ohne wirklich zu fahren.
So etwas sticht natürlich ins Auge. Gerade da es in letzter Zeit fast jeden Tag der Fall ist, stelle ich mir schon gewisse Fragen. Wenn ich meine 9 Stunden Schicht hinter mir habe, will ich nach Hause. Ich habe ja auch noch ein Leben neben der Arbeit. Hat sie dieses vielleicht nicht? Ich denke das ein Grund für ihr ständiges noch da bleiben der sein könnte, das privat gewaltig was schief läuft. Das sie Stress mit ihrem Partner hat, und nicht mehr gerne dort ist. Oder vielleicht ist sie zu Hause einsam und will dort nicht mit ihren Gedanken und Grübeleien allein sich.
Die Meisten sagen sich, ist halt hier Problem. Geht mich nichts an. Ein mir wertvoller Mensch sagte früher aber immer Folgendes zu mir: "Habe ein Ohr für die, die nicht sprechen wollen, sei ein Auge für jene, die nichts sehen." Ich finde diesen Satz noch immer sehr schön. Und möchte sie darauf ansprechen. Immerhin meine ich da etwas zu erkennen. Irgendein Leid welches sie mit sich herum trägt. Warum sind alle so schockiert davon? Ich habe kein persönliches Verhältnis zu ihr, aber vielleicht hilft es ihr einfach mal darüber zu reden. Das alles loszuwerden. An eine Person die mit ihrem Alltag nichts zu tun hat. Und doch behauptet man, dies wäre anmaßend von mir?
Das von Dir geschilderte Verhalten halte ich auch für ein Problem, wenn Du mich persönlich fragst. Natürlich kann so etwas mal vorkommen, weil J vielleicht ihre Arbeit so liebt, aber immer? Jeden Tag das gleiche Prozedere? Normal ist das bei Weitem nicht und ich würde womöglich auch irgendwie seltsam darauf reagieren. Ich würde mir die Frage stellen, ob sie Daheim vielleicht niemand erwartet oder sie aber Probleme besitzt, die sie zu Hause erwarten würden, wodurch sie sich in die Arbeit rettet. Verstehst Du, was ich meine?
Denn im Grunde gebe ich Dir recht. Jeder möchte schnell nach neun Stunden Arbeit nach Hause. Andere bleiben vielleicht auch noch ein paar Minuten maximal wenige Stunden länger, aber eben nicht dauerhaft und täglich. Da liegt wohl der entscheidende Punkt drin versteckt, sodass man hier vielleicht schon davon ausgehen kann, dass ein paar andere Begründungen dafür vorhanden sind.
Ja und meine Frage lautete ja, weshalb halten es so viele für abwegig das ich sie darauf ansprechen möchte? Mein Motiv dahinter ist ja ehrenwert. Vielleicht kann sie sich dan ein wenig was von der Seele reden, vielleicht tut es ihr auch einfach nur gut, wenn sie sieht, es fällt anderen Menschen auf. Selbst wenn sie nicht redet.
Ich verstehe auch nicht, warum da irgendjemand schockiert ist. Ich finde es sehr nett von dir, dass es dir auffällt, dass es J. womöglich nicht gut geht und es ist super nett, dass du mit ihr darüber reden möchtest. Obwohl ihr kein enges Verhältnis habt. Aber dass sie dennoch nach Feierabend bei euch bleibt, heißt ja wohl, dass sie auch sonst niemanden hat, mit dem das Verhältnis enger wäre. Wer soll das also übernehmen? Es ist sehr mitfühlend von dir, dass du dazu bereit bist und meiner Meinung nach solltest du es einfach tun.
Entschuldige die Antwort darauf, habe ich ganz vergessen. Ich kann nicht verstehen, wieso man sich so anstellt im wahrsten Sinne des Wortes, wenn Du ihr im Grunde genommen doch nur helfen möchtest. Es ist nun einmal sehr untypisch das Verhalten von J und deswegen darfst Du ruhig auch versuchen, sie darauf anzusprechen. Mach dies auch unbedingt, denn so sieht sie vielleicht auch, dass es jemanden fernab von der Heimat, sondern auf der Arbeit auffällt. Sie fühlt sich vielleicht auch beachtet und merkt „hey da ist jemand, die macht sich vielleicht Sorgen“. Wenn sie an dem Tag nicht unbedingt sprechen möchte, dann ist das kein Weltuntergang. Später kann sie immer noch auf Dein Angebot zurückkommen.
Doch was andere sagen, wäre mir hier egal. Fakt ist, dass dieses Verhalten für mich auf jeden Fall viele Fragen aufwirft und man doch mal fragen kann. Ihr arbeitet schliesslich zusammen und da macht man sich manchmal auch ein wenig Sorgen. So etwas Ähnliches gab es schon einmal, dass habe ich im TV gesehen. War jedoch eine fiktive Serie. Dort hat sich solch ein Mann, der das auch so ähnlich getan hat, hinterher das Leben genommen. Keine Panik, aber ich kann mir eben vorstellen, dass wenn wirklich was Schlimmes dahinter steckt, dass sie vielleicht auch Aufmerksamkeit sucht und möchte. Versuches es und lass dich von Meinungen nicht irritieren. Das sind Menschen, die nur sich selber sehen und die das einfach nicht juckt.
Ich verstehe nicht, wie jemand behaupten kann, dass es anmaßend von dir wäre, diese Kollegin auf ihre eventuellen Probleme anzusprechen. So sehe ich es keinesfalls. Ich finde es toll, dass es Menschen wie dich gibt, die eben nicht nur an sich selber denken, sondern auch auf andere Menschen achten. Sicher kann es sein, dass die Kollegin nicht mit dir reden möchte, aber es ist doch klar, dass es komisch ist, wenn sie jeden Tag nach der Arbeit noch da bleibt. So ist sie hoffentlich wenigstens dankbar, dass jemand sie bemerkt und anspricht. Vielleicht ist sie sogar froh, dass sie mit jemandem reden kann, der ihr nicht nahe steht.
Ich würde es als schöne Geste empfinden, wenn du nun auf sie zugehst und sie fragst was los ist. Man muss sich ja nicht immer kennen, aber ich finde, dass es schon ein kleiner Hilfeschrei ist, wenn sie da jeden Tag so lange ist auch wenn sie schon zu Hause sein könnte. Vielleicht hat sie ja kein Privatleben, keine Freunde und zieht ihr ganzes soziales Leben aus der Arbeit. Wir sehen leider viel zu oft weg und dann bringen sich die Leute vielleicht auch um, weil sie niemanden hatten, mit dem sie mal reden konnten oder sind ihr Leben lang unglücklich.
Ich muss mich da der Mehrheit anschließen und sagen, dass ich deine Art zu denken und zu handeln für sehr verantwortungsvoll und umsichtig halte. Wenn eine Person nicht nur einmal, sondern regelmäßig ihre freie Zeit auf der Arbeit totschlägt, liegt der Verdacht nahe, dass irgendetwas im Argen liegt. Entweder das Privatleben ist faktisch nicht existent und daher gibt es Sozialkontakte nur im Job, oder es gibt zu Hause irgendwelche Probleme, denen sie aus dem Weg gehen möchte. Da finde ich es toll, dass du ein Ohr und vermutlich auch deine Hilfe anbieten möchtest, sollte deine Kollegin dich als Zuhörerin annehmen und dich ins Vertrauen ziehen. Für mich zeigt so etwas Courage und eine hohe soziale Kompetenz.
Warum die anderen Kollegen so abweisend auf deinen Vorschlag reagieren, kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Anmaßend wäre es, wenn du deine Kollegin bedrängen würdest, nicht locker lassen und keine Ruhe geben würdest. Anmaßend wäre vielleicht auch schon eine direkte Nachfrage, ob bei ihr zu Hause alles in Ordnung ist. Aber insofern du das nicht auf diese Weise planst, sondern langsam und feinfühlig ins Gespräch kommst, verstehe ich die Bedenken nicht. Vielleicht haben deine Kollegen unterbewusst Sorge, mit etwas belastet zu werden, das sie nicht tragen können oder wollen. Wenn man selbstlos ein Ohr zum Zuhören anbietet, übernimmt man damit ein Stück weit Verantwortung, dem wollen vermutlich viele lieber aus dem Weg gehen.
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