In einer romantischen Beziehung mit dem Therapeuten sein

vom 19.03.2014, 13:56 Uhr

Das Thema ob es richtig ist mit seinem Therapeuten eine romantische Beziehung einzugehen klingt ja eigentlich ganz interessant. Man kann ja sehr viel im Internet über Therapieangebote in nahezu jeder Stadt lesen und es soll ja wirklich sehr hilfreich sein sich jemandem anzuvertrauen der nicht zum engsten Kreis gehört. Es ist ja normal das sich Patient und Therapeut während der Therapiestunden näher kommen und sehr viel miteinander austauschen können und ich denke das es wirklich ein angenehmes Gefühl sein kann sich mit jemandem völlig unabhängig zu unterhalten. Meistens bekommt der Patient während dieser Stunden ein völlig neues Bild von sich selbst das er vorher noch nicht kannte und kann beginnen ein wenig aufzuatmen. Auch die Ratschläge die dort erteilt werden können mitunter sehr hilfreich sein.

Doch was ist, wenn man sich plötzlich mehr als nur platonisch zu seinem Therapeuten hingezogen fühlt und man beginnt sich eine Beziehung mit ihm vorzustellen? Geht es nicht zu weit wenn man sich plötzlich mit seinem Therapeuten auch außerhalb der Therapiestunden trifft? Ist es denn möglich mit jemandem eine Beziehung einzugehen der nahezu jedes noch so kleine Geheimnis von einem kennt?

» cutemuffin88 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Eine Beziehung mit jemanden zu führen, der alles von einem weiß geht und das geht sogar sehr gut. Ich praktiziere so eine Beziehung und finde es sehr gut. Dennoch geht es meiner Meinung nach gar nicht, wenn ein Therapeut etwas mit einem Patienten anfängt, wenn dieser noch in Behandlung ist. So etwas ist auch einfach unprofessionell. Dass man sich außerhalb der Therapieräume trifft, kann schon vorkommen, um beispielsweise an Ängsten zu arbeiten, aber das sollte nicht aus Liebe passieren.

Es ist eben auch ein Patientenverhältnis und da sollte man schon die Therapie abwarten, wie ich finde. Auch wenn man sich ineinander verliebt, sollte man das einfach abwarten oder der Patient muss den Therapeuten wechseln. Auf professioneller Ebene ist eine Behandlung dann nämlich sehr schwer, weil von einem Freund lässt man sich eben weniger sagen als von einem Therapeuten. Man wird ihn dann aber nur noch als Freund und nicht als Fachmann sehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich meine mal gehört zu haben, dass es Therapeuten genauso wie Lehrern oder Ärzten verboten ist, mit Patienten / Schülern eine Beziehung anzufangen, weil hier ganz klar ein Abhängigkeitsverhältnis besteht, welches ausgenutzt werden könnte. Ich kenne allerdings nicht die genaue Gesetzeslage.

Ich fände das überhaupt nicht reizvoll mit jemandem eine Beziehung anzufangen, der praktisch alles über mich weiß, ich aber kaum etwas über ihn. Ich stelle mir in dem Sinne auch schwierig vor, weil ich glaube, dass man sehr lange das Gefühl haben und sich dementsprechend auch so benehmen wird wie in einer Therapie. Ich glaube, wenn ein Therapeut mit seinem Patienten ausgeht, wird es ihm sicherlich schwer fallen, den Schalter umzulegen und aufhören sich wie ein Therapeut, sondern sich eher wie ein Partner zu benehmen. Aber es kommt hier natürlich auch darauf an, wie lange die Therapie angehalten hat. Bei 10 Jahren Therapie wird es sicherlich schwerer, den entsprechenden Schalter umzulegen als nach 3 Wochen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



cutemuffin88 hat geschrieben:Geht es nicht zu weit wenn man sich plötzlich mit seinem Therapeuten auch außerhalb der Therapiestunden trifft?

Kein guter Therapeut würde sich auf ein Verhältnis mit einem Patienten einlassen. Handelt es sich um einen Therapeuten, der einer Ärztekammer angehört, verliert er dadurch auch seine Lizenz. Das beinhaltet das sogenannte Abstinenzgebot. Demnach darf der Therapeut niemals eigenen Nutzen aus der Beziehung zu seinem Patienten schöpfen. Daher darf ein Therapeut auch keine Geschenke annehmen und wenn sie noch so klein und wertlos sind.

Das würde die Beziehung stark kompromittieren und der Patient würde sich letztlich in den Sitzungen nicht mehr wohlfühlen und der Therapeut könnte ihm nicht mehr helfen. Es muss zu jeder Zeit klar sein, dass der Therapeut rein professionelles Interesse an dem Patienten hat. Ein Therapeut ist kein Freund, er selbst wird auch nie etwas von sich erzählen. Zumindest nichts Konkretes.

Dennoch kann es natürlich passieren, dass tiefere Gefühle entwickelt werden. Von Seiten des Patienten halte ich es aber fast für normal. Man kommt mit Problemen und meist einem angeknacksten Selbstbewusstsein zu dem ersten Menschen, der einem zuhört und sich zu interessieren scheint. Ich denke, es ist Gang und Gäbe, dass sich Patienten eine Zeitlang einbilden, verliebt zu sein. Der Therapeut muss versuchen, über diese Gefühle hinwegzuhelfen und klarmachen, dass diese aus der Situation heraus entstehen und nicht echt sind. Es wäre in dem Fall wirklich fragwürdig, auf diese Gefühle einzugehen und ein Verhältnis anzufangen.

Verliebt sich der Therapeut, muss er den Patienten an einen Kollegen verweisen. Dann ist eine Therapie nicht mehr machbar. Aber in einer echten Therapie halte ich das für fast unmöglich. Das kommt wahrscheinlich so häufig vor, wie sich Frauenärzte in ihre Patientinnen verlieben. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Zahl zunimmt, je mehr "Lebensberater" und andere Berater gibt, die keine therapeutische Ausbildung haben.

Aber rein theoretisch, sollte so eine Beziehung zustande kommen zwischen einer Person, die alles von sich erzählt hat und einer Person, die gar nichts von sich erzählt hat, stelle ich es mir sehr schwierig bis unmöglich vor. Allein deshalb wird es schon selten vorkommen. Höchstens wenn die Therapie sehr kurz war oder nur pro forma gemacht werden musste, um eine Auflage zu erfüllen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Einem Therapeuten ist die Liebesbeziehung zu einem Patienten streng verboten und er verliert seine Zulassung, wenn er sich darauf einlässt. Dass solche Wünsche bei manchen Patienten entstehen, ist angeblich normal, weil sie ja ihr Innerstes preisgeben. Aber darauf einlassen darf sich ein seriöser Therapeut auf keinen Fall.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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