Sind Einzelkinder im späteren Leben eifersüchtiger

Ich habe heute mit einer Freundin gesprochen die als Einzelkind aufgewachsen ist und immer fürchterlich eifersüchtig ist. Sie ist nicht nur eifersüchtig, was ihren Freund betrifft, sondern auch, wenn eine Freundin sich mit einer anderen Freundin trifft und sie nicht dabei ist. Sie beneidet mich, dass ich nicht mal bei meinem Mann eifersüchtig bin. Ich bin in einer Großfamilie aufgewachsen und war unter sehr vielen Geschwistern mitten drin. Ich habe schon als Kind gelernt, dass ich nicht nur Sachgegenstände teilen muss, sondern auch Freunde und Spielkameraden. Ich habe dadurch aber auch Vertrauen erfahren und deswegen bin ich auch, was meinen Mann betrifft nicht eifersüchtig.

Kann es sein, dass Einzelkinder in der Regel im späteren Leben eifersüchtiger sind als Menschen, die mehrere Geschwister hatten? Kann es sein, dass ein Einzelkind schwer akzeptieren kann, dass man nicht alleine auf der Welt ist? Seid ihr als Einzelkind aufgewachsen und eifersüchtig oder habt ihr mehrere Geschwister und seid kaum oder gar nicht eifersüchtig?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Einzelkinder mehr Eifersucht entwickeln, als Kinder mit mehreren Geschwistern. Zum Teil ist Eifersucht angeboren. Ich glaube, dass Menschen, die den Partner mehr lieben als er sie, besonders zur Eifersucht neigen. Diese Menschen sind unsicher, ob sie dem Partner genügen und sie ihn halten können. Sie haben kein ausgeprägtes Selbstwertgefühl und können darunter leiden, was in Eifersucht ausartet. Ihre Angst, den Partner zu verlieren, ist sehr groß und deshalb werden sie eifersüchtig auf vermeintliche Konkurrenten.

Ich glaube nicht, dass ich deine These so unterschreiben kann. Trotz der Tatsache, dass ich mit einer Schwester aufgewachsen bin, hatten wir nie ein gutes Verhältnis zueinander. Gegenseitige Eifersucht, Buhlen um die Aufmerksamkeit der Eltern sowie ständige Konflikte um Kleinigkeiten standen in unserer geschwisterlichen Beziehung klar im Vordergrund. Gemeinsame Erlebnisse hatten wir kaum - dafür war der Altersunterschied vermutlich einfach zu groß und der Charakter zu verschieden.

Trotz dieser Erlebnisse in der Kindheit würde ich sagen, dass ich jetzt kein besonders eifersüchtiger Mensch bin, das liegt aber auch einfach daran, dass ich jeglichen Keim von Eifersucht von Anfang an zu ersticken versuche und dieses Gefühl gar nicht aufkommen kann. Ich habe gelernt, dass Eifersucht einer guten Beziehung und auch einer Freundschaft nur schaden und nie nutzen kann, daher bin ich eben möglichst eisern mit mir selbst. Würde ich meinen Gefühlen immer freien Lauf lassen, käme sicherlich die ein oder andere Eifersüchtelei zum Vorschein.

Ich denke schon, dass das Vorhandensein von Geschwistern beeinflussen kann, wie eifersüchtig ein Mensch später einmal ist. Gleichzeitig dürften aber viele weitere Faktoren eine Rolle spielen. Ich denke da beispielsweise an die Tatsache, wie die geschwisterliche Beziehung erlebt wurde, welche Aspekte in der elterlichen Erziehung wichtig waren und schließlich auch, welchen Charakter ein Kind entwickelt. Bei fast identischer Erziehung entwickelt ja doch jedes Geschwisterkind eine vollkommen andere Persönlichkeit und unter anderem davon hängt es auch ab, wie eifersüchtig man ist.

Ich bin ein Einzelkind und würde mal behaupten, dass mir Eifersucht ausgesprochen fremd ist. Meine Mutter sagt immer, dass ich nie ein Kind war, das alles haben musste, oft war es dann so, dass andere Kinder mit meinem Zeug gespielt haben, weil es mich einfach nicht interessiert hat. Ich weiß auch nicht, warum Eifersucht eine Charaktereigenschaft von Einzelkindern sein soll? Ich denke das hat was mit Verlustangst zu tun und wie du sagst mit Vertrauen und Selbstsicherheit. Wenn ich mir da beispielsweise sie Mädels von meiner Freundin ansehe, wie die sich teilweise wegen Dingen und Freundinnen streiten, könnte ich mir das eher bei Geschwisterkindern vorstellen.

Ich habe zwar (Halb-)Geschwister, allerdings bin ich nicht gemeinsam mit ihnen aufgewachsen, sondern eher so wie ein Einzelkind. Meine Sachen teile ich auch nicht gerne und ich finde das auch nicht notwendig. Ich mag es lieber, wenn sich jeder selbst mit den Dingen versorgt, die er benötigt. Wenn man materielle Dinge nicht so gerne teilt, hat das ja auch einen logischen Hintergrund. Schließlich könnte es passieren, dass man die Sachen gar nicht oder beschädigt zurückbekommt.

In Beziehungen und Freundschaften hingegen bin ich nicht eifersüchtig. Eifersucht finde ich unlogisch und dumm. Man kann diese beiden Dinge auch nicht miteinander vergleichen. Während einem materielle Dinge wirklich gehören, hat man überhaupt keinen Anspruch auf den Partner und kann nicht davon sprechen, dass einem der Partner gehört. Man kann nur die gemeinsame Zeit genießen, aber der Partner ist eben kein Teil des persönlichen Eigentums. Daher empfinde ich dieses Besitzdenken grundsätzlich als falsch.

Eifersucht ist sicher nicht davon geprägt, ob jemand als Einzelkind aufgewachsen ist oder gemeinsam mit Geschwistern. Vielmehr ist es eine unschöne Charaktereigenschaft, die manche Leute eben mitbringen, während andere damit nicht viel anfangen können. Dass deine Bekannte so eifersüchtig ist, wird nicht damit zusammenhängen, dass sie scheinbar als Einzelkind aufgewachsen ist. Das wäre wohl eine zu stark vereinfachte Sicht auf die Situation.

Ich selbst bin ebenfalls ein Einzelkind, wobei ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht habe, ob Einzelkinder nun generell eifersüchtiger sind, als Kinder, die mit Geschwistern aufgewachsen sind. Allerdings musste ich doch ein wenig schmunzeln, als ich den Beitrag gelesen habe. Immerhin bin ich leider ein wirklich extrem eifersüchtiger Mensch. Ich bin schrecklich eifersüchtig, was meinen Freund angeht. Aber auch bei Freunden und sogar bei meinen Eltern bin ich unglaublich schnell eifersüchtig. Und auch wenn ich weiß, dass meine Eifersucht absolut unbegründet ist und dass es falsch ist, sich so zu verhalten, kann ich einfach nichts dagegen tun. Ich war einfach schon als Kind so und ich befürchte, dass sich daran in den nächsten Jahren auch nichts mehr ändern wird, auch wenn ich weiß, dass ich das tun sollte.

Ich war schon als Kind immer sehr eifersüchtig, wenn meine Mutter mir nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt hat, weil sie sich beispielsweise gerade mit einer Freundin unterhalten hat. Und auch dann, wenn sich eine gute Freundin von mir mit anderen Freunden getroffen hat, war ich immer sehr eifersüchtig, weil ich Angst hatte, dass die anderen Freunde mir die Freundin wegnehmen würden. Und auch dann, wenn sich meine Freunde mit anderen Kindern unterhalten haben, wurde ich gleich eifersüchtig. Von daher wollte ich als Kind natürlich auch immer im Mittelpunkt stehen. Ich war es einfach gewöhnt, volle Aufmerksamkeit von meiner Mutter zu bekommen. Immerhin war meine Mutter auch schon immer Hausfrau, so dass sie sich auch immer viel um mich gekümmert hat. Das war ich einfach gewöhnt und sobald ich dann einmal nicht die volle Aufmerksamkeit bekommen habe, war das gleich ein Problem für mich und ich bin nicht richtig damit klar gekommen.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Einzelkinder schneller eifersüchtig werden, als andere Personen. Einzelkinder sind es einfach gewöhnt, dass sie mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die Eltern müssen sich ja nur um ein Kind kümmern und das Kind hat die Eltern ganz für sich alleine, weshalb es dann vielleicht auch automatisch erwartet, dass es andere Personen eben auch für sich alleine haben kann. Einzelkinder sind es gewohnt, dass sie im Mittelpunkt stehen. Und wenn sie die Eltern nicht mit jemandem teilen müssen, dann übertragen sie das vielleicht auch automatisch auf andere Menschen, wie auf den Partner. Das halte ich ehrlich gesagt für sehr plausibel und logisch und ich denke, dass das bei mir selbst tatsächlich auch der Fall ist. Ich könnte mir gut vorstellen, dass das auch bei anderen so ist.

Zum Teil kann ich Cid zustimmen, zum Teil aber auch Prinzessin90. Als Kind hat man zu mir immer gesagt, dass es gar nicht auffallen würde, dass ich ein Einzelkind wäre. Es machte mir auch keine Mühe, irgendwelche Gegenstände zu teilen. Ich teilte meine Spielsachen genau so gerne wie meine Jause oder andere Dinge.

Mit den Menschen in meinem Umfeld war es schon etwas schwieriger. Ich muss aber dazu sagen, dass meine Mutter damals ein Patenkind hatte, dem sie alles hinten hinein geschoben hat, wenn es vorne nicht mehr ging und ich immer in zweitklassigen unpassenden Klamotten herum gelaufen bin und sehr selten etwas bekommen habe.

Aber es ist heute noch so, dass ich sehr eifersüchtig bin, wenn ich meine Freunde oder meinen Freund mit anderen teilen muss. Ob das jetzt so ist, weil ich ein Einzelkind bin, kann ich nicht beurteilen, weil ich ja das Gefühl, ein Geschwisterkind zu haben, nicht kenne.

Ich bin selbst Einzelkind und kann nicht behaupten, dass ich übermäßig eifersüchtig bin. Mit meinem Mann hatte ich da nur einmal eine Situation, wo ich auf jemanden eifersüchtig war. Das lag aber auch daran, weil er mir mal erzählt hatte, dass er nach der Trennung von seiner Ex-Frau auf diese eine Kollegin ein Auge geworfen hatte. Dann tanzten die Beiden zur Weihnachtsfeier sehr oft zusammen und damit hatte ich ein Problem. Aber ansonsten kenne ich Eifersucht gar nicht bei mir.

Ich hatte selbst ein Kind kein Problem damit, wenn mein ältester Cousin die Schokolade von der Westverwandtschaft in großen Stapeln bekommen hat und ich bekam nichts, obwohl ich daneben saß. Für Kind im Vorschulalter eher ungewöhnlich, dass es einen solchen Vorgang klaglos hingenommen hat. Aber ich denke, dass Eifersucht auch teilweise an der Erziehung liegt und dann auch noch prägende Erlebnisse dazu kommen. Aber ob ein Kind nun mit oder ohne Geschwistern aufwächst, wird dabei keine Rolle spielen.