Puppenspiel studieren an der Universität der Künste Berlin

vom 17.03.2014, 05:19 Uhr

Dass ich mein Abitur gemacht habe, ist ja mittlerweile schon so einige Jahre her. Ich erinnere mich dennoch sehr gut daran, wie ich damals, also schon einige Monate vor dem Abschluss, in verschiedenen Broschüren nachlas, was für Studiengänge so in meiner Region angeboten werden. Die Stadt hatte schließlich mehrere Universitäten und noch mehr Fachhochschulen, da war mein Wunsch, in der Gegend zu bleiben, schon erfüllbar. Also habe ich mich schon darauf konzentriert, in der Region zu bleiben, statt für das Studium in eine ganz andere Ecke Deutschlands zu ziehen.

Eine große Rolle spielte auch, dass ich damals schon ein Jahr mit meinem damaligen Partner in einer gemeinsamen Wohnung lebte, und dass sowohl die Beziehung an sich als auch die finanziellen Aspekte einfach super passten, so, wie sie damals waren. Eine mehrjährige räumliche Trennung wollte ich nicht, Mehrkosten für eine zweite Wohnung mussten auch nicht sein. Von daher habe ich also etwas gesucht, wofür ich nicht unbedingt wegziehen musste. Und etwas flexibel war ich, was den Studiengang betrifft, ja ohnehin. Ich habe und hatte so einige Interessen, also Optionen gab es schon mehr als nur eine Handvoll.

Über ein künstlerisches Studium hatte ich auch lange genug nachgedacht. Letztendlich siegte leider die "Vernunft", das Gerede der Eltern, ich solle doch bitte etwas "Ordentliches" studieren, und die Ungewissheit, was ich nach einem Kunststudium beruflich hätte machen können, und ob ich etwas Sicheres in so einem Bereich gefunden hätte. Letztendlich wurden übrigens die Studiengänge Germanistik und Geschichte draus. Auch nichts Sicheres, und auch Studiengänge, für die ich von meinen Eltern nicht gerade Zustimmung bekommen habe, aber der Wunsch verfestigte sich über die Monate einfach immer mehr, also habe ich mir da auch nicht hineinreden lassen.

Aber vorher sah ich mich, wie gesagt, auch an Kunsthochschulen um. Und stieß dabei lustigerweise auf den Studiengang "Puppentheaterspiel" an der, wenn ich mich recht entsinne, Universität der Künste Berlin. Etwas kurios fand ich das schon. Viele, denen ich das mal nebenher erzählte, lachten sogar darüber. Viele fanden diesen Studiengang völlig sinnlos und fragten sich, was man damit nach dem Studium bitteschön anfangen können sollte. Selbst, wenn man sich fachfremd bewerben würde, wie würde es wohl im Vorstellungsgespräch wirken, wenn man stolz verkündet, man habe seinen Master im Puppenspiel gemacht? Käme das gut an? Oder würde mal als Freak sofort aussortiert werden?

Was haltet Ihr vom Studiengang Puppenspiel? Ist er nützlich oder völlig sinnlos in euren Augen? Was für Berufe kann man nach erfolgreicher Absolvierung dieses Studiums anfangen? Wie würde es auf Euch, wenn Ihr Personaler seid oder wärt, wirken, wenn ein Bewerber Euch erzählen würde, er habe Puppenspiel studiert, oder wenn Ihr das im Lebenslauf lesen würdet? Und würde es Eurer Meinung nach einen Unterschied machen, ob Puppenspiel das bisher einzige Studium der Person war, oder nur ein Zweitstudium? Oder vielleicht kennt hier ja sogar jemand jemanden, der dieses ungewöhnliche Studienfach ausgewählt hat, und kann berichten, wie die Person damit nach dem Abschluss bei der Arbeitssuche zurechtgekommen ist?

Benutzeravatar

» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kenne zwei Leute, die dieses Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Die erste Person ist Rene Marik, der mit seinem Puppenensemble mit dem Maulwurf, dem Frosch Falkenhorst und Kalle dem Eisbär eine ziemliche Berühmtheit erlangt hat. Man kann es also schaffen, mit diesem Studium Geld zu verdienen. Die andere Person lebt als Puppenspielerin eher mäßig wohlhabend. Was sie genau macht, und ob sie tatsächlich nur vom Puppenspiel lebt, weiß ich nicht. Man wird als ausgebildeter Puppenspieler wahrscheinlich durch die Republik touren und an verschiedenen Theatern seine Stücke präsentieren. Ich war mehrmals in Puppentheatern für Erwachsene und fand sie doch ziemlich kurzweilig.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich habe mit Kindern schon viele schlechte Puppentheater gesehen. Von daher finde ich es schon eine gute Idee, dass es da eine geschützte und staatlich anerkannte Ausbildung gibt. Vermutlich wird da ein Personalchef lachen, wenn man sich fachfremd bewirbt, warum man erst so einen exotischen Beruf erlernt und dann nicht in der Richtung arbeitet. Aber auch der wird verstehen, dass man mit so einem Beruf möglicherweise zumindest vorübergehend ein zweites Standbein benötigt, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Ich kenne niemanden, der dieses Studium absolviert hat. Allerdings hat die UDK so ein hohes Renommee, dass man in Künstlerkreisen damit sicher bessere Karten hat, wenn man so einen Abschluss vorweisen kann, als ohne. Als Ausgebildeter Schauspieler einer namhaften Schauspielschule hat man es ja auch leichter, an Rollen zu kommen, als als Autodidakt.

Das Gerede der Eltern über "solide" Berufe kenne ich auch aus meiner Berufswahlzeit. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte ich mich damals auch anders entschieden. Was soll' s. Meine Kinder erziehe ich dafür so, dass sie mehr ihren Herzen folgen sollen, was sie im Leben erfüllen könnte und erst dann überlegen, ob man davon auch leben kann. Ob sie damit glücklicher werden, wird sich zeigen.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^