Historische Sprachen, die noch gelehrt werden

vom 17.03.2014, 05:14 Uhr

Die meisten Gymnasien bieten heutzutage noch Lateinunterricht an. Die Tradition ist uralt. Und heutzutage wird sie teilweise verspottet, weil die lateinische Sprache ja nun nicht mehr unbedingt für den Alltag notwendig ist, es sei denn, man möchte in einigen wenigen, spezifischen Berufsfeldern arbeiten. Und selbst bei diesen kann man heute noch im Studium Latein oder Altgriechisch als Extra-Kurs belegen, der dann den vorherigen Unterricht an der Schule ersetzen können soll. Also zwingend nötig ist Lateinunterricht oder Altgriechischunterricht an der Schule heutzutage wirklich nicht mehr.

Wobei ich aber trotzdem betonen möchte, dass ich persönlich nichts gegen Lateinunterricht habe, im Gegenteil. Ich hatte daran schon immer viel Spaß und habe sogar nach dem Latinum noch freiwillig weiter an dem Unterricht teilgenommen, einfach, weil es mich interessiert hat. Sonderlich schwer gefallen ist es mir auch nicht. Aber gerade durch die freiwillige Teilnahme am Lateinunterricht kenne ich eben auch diverse Vorbehalte gegenüber dieser "toten" Sprache. Oft genug wurde ich gefragt, wieso ich das eigentlich lernen würde, das sei doch schließlich sowieso zu nichts gebrauchen. Wobei ich sagen muss, dass sich viele Fremdsprachen schön ableiten lassen, wenn man Lateinkenntnisse hat. Aber das wäre jetzt schon wieder ein neues Thema.

Aber, wie ich schon schrieb: Latein und Altgriechisch sind an den Schulen ja noch präsent. Im Studium werden diese Altsprachen teilweise auch benötigt und weiterhin gelehrt. Ebenso weiß ich, dass Anglisten Alt-Englisch lernen. Germanisten lernen standardmäßig zumindest Mittelhochdeutsch, teilweise auch noch Althochdeutsch und Gotisch. Übrigens auch etwas, woran ich immer Spaß hatte, aber vielleicht bin ich, was das betrifft, auch einfach völlig verrückt. ;)

Gibt es eigentlich sonst noch historische, heute nicht mehr gebräuchliche, Sprachen, die an Schulen oder im Studium gelehrt werden? Wenn ja, welche sind das? Gibt es beispielsweise im asiatischen Raum historische asiatische Sprachen, die noch unterrichtet werden?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Also was an Schulen noch gelehrt wird, ist Alt-Hebräisch, sprich das Hebräisch der Bibel. Für die Forschung und Lehre an Universitäten ist die Sprache, da es die biblische Sprache ist, in der Theologie und Geschichte auch durchaus wichtig. In wie fern sich das alte Hebräisch von dem Modernen Hebräisch, welches in Israel gesprochen wird, unterscheidet weiß, ich allerdings nicht.

Ansonsten beschäftigt sich im Studium grundsätzlich jeder Student, der eine Sprache studiert, auch mit den älteren Formen der Sprache.

An Universitäten beschäftigt sich Lehre und Forschung ansonsten natürlich noch mit historischen und ausgestorbenen Sprachen, beispielsweise mit den Hieroglyphen der Ägypter, was deren Schriftsprache darstellt oder mit den alten Sprachen der Babylonier. Da gibt es ja die bekannte Keilschrift. Mir ist auch bekannt dass, vor allem in Amerika, die alten Sprachen der verschiedenen Ureinwohner an Universitäten erforscht werden.

» Jack R » Beiträge: 1229 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Danke für die interessante Ergänzung. An welchen Schulen wird denn Alt-Hebräisch gelehrt? Auch an einigen allgemeinbildenden, öffentlichen Schulen in Deutschland? Oder nur auf jüdischen Schulen oder allgemein in Israel? Dass in Deutschland allgemein Alt-Hebräisch gelehrt werden könnte, erstaunt mich schon. Sicherlich gibt es Studiengänge, in denen diese Sprache wichtig ist, aber ich würde es so einschätzen, dass das wirklich nur sehr, sehr selten der Fall ist. Noch weitaus seltener, als Studiengänge, in denen man Latein oder Alt-Griechisch benötigt.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kenne keine Schule konkret, weiß aber, dass man an Universitäten in Nordrhein-Westfalen ein Zertifikat für Hebräisch an Schulen erwerben kann. Dementsprechend wird es irgendwo auch noch Gymnasien geben die das anbieten. Äquivalent zum Latinum gibt es ja auch das Hebraicum, das bei manchen theologischen Studiengängen Pflichtnachweis ist.

» Jack R » Beiträge: 1229 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Einer meiner Bekannten hat Geschichte studiert und sich dabei auch in jüdischer Geschichte das eine oder andere Seminar besucht. Da war es auch Bestandteil der Ausbildung, sich mit altem Hebräisch auseinander zu setzen. Ziel war, dass man als Historiker auch in der Lage sein muss, alte Quellen zu verstehen und zu lesen. In wie fern das obligatorisch war, oder im Rahmen des Studium generale statt fand, weiß ich nicht. Aber das Angebot gibt bezieungsweise gab es in jedem Fall wohl.

Von Kommilitonen, die das Fach Englisch auf Lehramt studiert haben weiß ich, dass die sich auch mit Altenglisch und diachroner Sprachwissenschaft der englischen Sprache beschäftigen mussten. Spätestens dann, wenn man im Unterricht als Lehrer Shakespeare thematisiert, muss man als Lehrer eben auch einen fundierten Hintergrund im Kopf haben, warum dieses oder jenes so lautet oder nicht. Für Lehrer, die andere zeitgenössische Sprachen wie Französisch oder Spanisch unterrichten wollen, wird vermutlich ähnliches gelten.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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