Familien mit vielen Kindern für viele einfach asozial?

vom 16.03.2014, 14:18 Uhr

Ich war neulich mit 4 meiner 7 Kinder im Bus unterwegs. Meine Kinder waren sehr lieb und haben mit mir erzählt, was draußen alles so ist. Eine Frau fand die Kinder ja erst einmal so süß und fragte mich, ob ich eine Kinderbetreuung habe. Ich sagte ihr, dass es meine Kinder sind. Mein Sohn meinte dann, dass er noch drei weitere Geschwister hat. Die Frau meinte dann, dass ich wohl Langeweile habe und nichts anderes zu tun habe. so viele Kinder wäre ja asozial.

Mir blieb erst einmal die Spucke weg und ich konnte gar nicht antworten. Die Frau kannte mich nicht und schwang von Freundlichkeit zu derben Verletzungen über, weil ich eine Großfamilie habe. Wir leben nicht von Sozialhilfe und haben unser gutes Einkommen, haben ein Haus und genug Platz und sind bestimmt alles andere als asozial.

Warum wird das heutzutage so gesehen, dass eine Familie mit vielen Kindern gleich asozial sind? Wie definiert ihr denn asozial, dass man darauf kommt, dass eine Großfamilie als asozial sieht? Ich fand eher das Verhalten dieser Frau asozial und hätte ihr das gerne gesagt, wenn die Kinder nicht dabei gewesen wären.

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Solche Sachen würde ich mir gar nicht so zu Herzen nehmen. Es gibt immer Menschen, die der Meinung sind, dass nur ihre Art zu leben die richtige ist. Ich empfinde es nicht als asozial, wenn sich deine Kinder benehmen und du das Ganze im Griff hast. Leider bekommen einige Menschen ihre Kinder nicht so gut erzogen, wenn es viele sind, aber wenn man es im Griff hat, kann man eine solche Familie nicht als asozial bezeichnen.

Der Begriff asozial ist nach der Begriffserklärung gemeinschaftsschädigend und ich kann nicht sehen, warum deine Lebensweise oder deine Kinder die Gesellschaft schädigen sollen. Ganz im Gegenteil, wenn alle deine Kinder später eine Arbeit finden, dann zahlen sie auch Steuern und das kommt dem Staat zu Gute, also ist es gut für die Gesellschaft viele Kinder zu haben.

Früher war es ja auch normal mehr Kinder zu haben. Heute kann man sich Kinder nicht mehr so leisten und vor allem streben auch mehr Menschen nach einer Karriere, das Bild hat sich verändert und deswegen wird diese Frau auch so eine komische Vorstellung haben. Dennoch ist es absolut verkehrt Menschen mit vielen Kindern als asozial zu bezeichnen, wenn sie klarkommen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich behaupte jetzt einfach mal, dass es viele Bruchstücke sind, die zu dieser Vorverurteilung führen. Eines davon wird sicher der Einfluss der Medien sein. Auf gewissen Sendern laufen ja mehr als genug Sendungen, die das angebliche Leben von irgendwelchen Familien zeigt. Dort wird eben nur das gezeigt, was auch interessant ist. Da werden dann gerne mal die großen Familien, die überfordert sind und finanziell schwach dastehen, gewählt. Die Leute sehen das vor dem Fernseher und denken gleich, dass alle so wären. Das ist traurig, aber so ist das nun mal.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich kann mir schon vorstellen, dass die Begründung von Zohan richtig ist, dass diese Frau im Fernsehen etwas von Großfamilien gesehen hat, die einfach nicht klarkommen und überfordert sind. Aber selbst wenn das so ist, ist es wirklich total unverschämt von dieser Frau, dir solche Sachen an den Kopf zu werfen. Sie kann ja denken was sie mag, aber so etwas zu dir zu sagen, wo deine Kinder daneben sitzen, finde ich auch asozial. Wenn sie sich auf ein Gespräch eingelassen hätte, hätte sie doch selber merken können, dass eine Großfamilie eben auch funktionieren kann, ohne dass alles drunter und drüber geht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich kann mich da Zohan durchaus anschließen und halte das für eine sehr logische Begründung für das Verhalten dieser Frau. Leider ist es aber auch so, dass viele Eltern in einer Großfamilie mit ihren Kindern überfordert sind und die Erziehung dann dementsprechend schleifen lassen. Ich kenne eine Familie mit 8 Kindern. Die Eltern sind total überfordert und die Kinder tanzen ihnen auf der Nase herum.

Die Eltern haben ihre eigenen Kinder nicht im Griff, was sehr traurig ist. Es werden nicht mal Grenzen aufgezeigt, wenn die Eltern mit den Kindern irgendwohin zu Besuch fahren. Der Vater ist nämlich ein alter Schulfreund meines Vaters und ich habe oft erlebt, wie diese Familie meine Eltern besucht hat. Ich finde das einfach nur grausam, wie wenig sich die Kinder vor anderen Menschen benehmen können und wie wenig die Eltern dagegen unternehmen. Es schien ihnen total egal zu sein wie die Kinder auf andere Menschen wirken.

Es gibt aber auch andere Familien. Ein anderes Paar, das ich kenne, hat insgesamt 7 Söhne groß gezogen. Die Erziehung war zwar sehr streng aber ich kann nicht behaupten, dass auch nur ein Kind irgendwie nicht gut geraten ist. Ich finde es immer bemerkenswert wie gut alle Kinder erzogen sind und wie gut diese sich benehmen können. Daher finde ich, dass man das nicht pauschalisieren sollte, egal was die Medien versuchen zu vermitteln.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das typische Klischee über Großfamilien ist doch, dass sie von Hartz IV leben und einfach ein Kind nach dem anderen in die Welt setzen, um ja nicht dazu gezwungen werden zu können, irgendwann mal arbeiten zu können. Zumindest die Frau. Aber anstatt sich um ihre vielen Kinder auch zu kümmern, sitzt sie den ganzen Tag nur vor dem Fernseher und überlässt die Kinder sich selbst. Solche Familien mag es geben, aber dadurch, dass im Fernsehen immer nur solche Negativbeispiele dargestellt werden, glauben die Leute natürlich, dass jede Großfamilie so wäre.

Auf der anderen Seite ist es eben auch so, dass viele Menschen, die ein gutes bis sehr gutes Einkommen haben, gar keine oder vielleicht nur 1-2 Kinder haben, weil ihnen ihre Karriere wichtiger ist. Beides trägt sicherlich irgendwo dazu bei, dass die weit verbreitete Meinung "viele Kinder = arbeitslose, faule Eltern" entsteht.

Ich finde es schon schade, wenn man sich einfach ein pauschales Urteil bildet, ohne über den jeweiligen Einzelfall auch nur das geringste zu wissen. Und sowas vor Kindern zu sagen, geht natürlich gar nicht. Auch dann nicht, wenn es um Person geht, bei der es tatsächlich stimmt. Die Kinder können ja trotzdem nichts dafür und fühlen sich dann schlecht.

Ich würde mir an deiner Stelle aber auch nichts dabei denken, wenn du von irgendwem grundlos beleidigt wirst. Solche Leute sind eben einfach nur oberflächlich und haben keine Ahnung.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Jessy_86 hat geschrieben:Das typische Klischee über Großfamilien ist doch, dass sie von Hartz IV leben und einfach ein Kind nach dem anderen in die Welt setzen, um ja nicht dazu gezwungen werden zu können, irgendwann mal arbeiten zu können. Zumindest die Frau. Aber anstatt sich um ihre vielen Kinder auch zu kümmern, sitzt sie den ganzen Tag nur vor dem Fernseher und überlässt die Kinder sich selbst.

Genau von solchen Familien kommt es, dass viele Leute die Meinung haben, dass Ehepaare mit vielen Kindern asozial sind und genauso auch leben, also nur von Hartz IV und Kindergeld. Ich selber denke darüber im speziellen Fall nach. Wenn jemand, so wie du, ordentlich neben den Kindern sitzt, sich mit ihnen beschäftigt und ihr auch normal angezogen seid und gepflegt wirkt, würde ich nie einen Gedanken daran verschwenden, dass so jemand asozial sein könnte. Im Gegenteil. Nachdem ich selber zwei Kinder habe, die man eben nicht auf einem Stuhl festschnallen kann und denen man nicht den Mund zubinden kann, habe ich vor jedem Respekt, der anständige, ruhige Kinder neben sich sitzen hat.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich finde das auch total klischeehaft. Ich finde nicht, dass eine Familie mit vielen Kindern gleich asozial ist. Ich bin der Meinung, wenn man den Kindern eine gute Erziehung bieten kann sowie fähig ist sie zu ernähren und zu kleiden, ist das doch ok. Und einen Vorteil haben diese Kinder ja auch: es ist immer jemand da. Keiner ist alleine. Nicht so wie bei Einzelkindern. Wenn Mama und Papa arbeiten sind, muss das Kind in den Kindergarten oder wird sonst wo untergebracht. Aber wenn es bereits ältere Geschwister hat, ist doch eine tolle Sache!

» YariXxX » Beiträge: 635 » Talkpoints: 21,58 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich hoffe, ich bin jetzt nicht zu ehrlich, aber mein Lebensmodell wäre das nicht und immer, wenn ich derart große Familien sehe, mache ich mir schon meine Gedanken, wie das funktionieren soll und ob alle Kinder wirklich ähnlich gut gestellt sind, wie sie es als Einzelkind oder mit nur einem oder zwei Geschwistern wären. Ich mache mir da einfach Gedanken über Dinge wie Platz, Schulbildung, Hobbys, auch alleinige Exklusiv-Zeit mit den Eltern und Aufmerksamkeit. Diese Gedanken kann ich, wenn ich eine Großfamilie sehe, einfach nicht ganz abwenden.

Wie auch immer, auch wenn man sich so seine Gedanken macht und das Lebensmodell nicht als für sich selbst ideal empfindet, ist es wohl daneben, die betreffenden Menschen im Bus - und dann im Übrigen auch noch vor den Kindern - als asozial zu betiteln. Asozial ist, wie Ramones schon sagte, ein gesellschaftsschädigendes Verhalten; und davon kann erst einmal niemand ausgehen, ganz davon abgesehen, dass es einfach daneben ist, Menschen zu beschimpfen, die sich gesittet verhalten, aber schlichtweg nicht dem Idealbild einer Person entsprechen.

Woher gewisse Vorurteile kommen könnten, wurde ja schon eingehend beleuchtet, da dürfte eben auch das angebliche Reality-Fernsehen eine große Rolle spielen. An deiner Stelle würde ich mich von diesem Vorfall aber gar nicht so beeindrucken lassen. Wenn du selbst das Gefühl hast, mit all deinen Kindern zurechtzukommen und sie zu späteren Trägern der Gesellschaft zu erziehen, dann kannst du solche Bemerkungen doch einfach getrost ignorieren und den Kopf über Menschen schütteln, die nicht über den eigenen Tellerrand sehen können und sich nur von billigen TV-Produktionen und eigenen Vorurteilen leiten lassen.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Asozial bedeutet ja, dass man ein nicht sozial verträgliches Verhalten hat. Die Gefahr, dass ein Kind aus einer Großfamilie sich in diese Richtung entwickelt, ist wohl wirklich höher, weil sich die Eltern um jedes einzelne Kind nicht so intensiv kümmern können.

Aber Tatsache ist doch auch, dass man solche Statistiken nicht auf einzelne Fälle übertragen kann. Also ich würde die Lebenssituation der Familie, die bei uns in der Gegend einen Bauernhof betreibt und neun Kinder bzw. Pflegekinder hat jedenfalls nicht mit der Lebenssituation einer arbeitslosen Großfamilie in einer städtischen Sozialwohnung in einer Großstadt vergleichen.

So ein Lebensmodell wäre für mich auch absolut nichts, aus vielen verschiedenen Gründen, aber solange jemand mit seinem Lebensentwurf keinen offensichtlichen Schaden anrichtet ist es mir nun wirklich egal, wie jemand sein Leben gestaltet. Und die Tatsache, dass es in Großfamilien tendenziell mehr Kinder mit Schulproblemen gibt, reicht ja nicht aus um zu sagen, dass so eine Familiensituation immer dazu führt, dass die Kinder keine ordentliche Schulbildung erhalten. Da spielen ja auch viele andere Faktoren eine Rolle.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


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