Jeden Tag an verstorbene Mutter denken nachvollziehbar?

vom 16.03.2014, 11:41 Uhr

Meine Mutter ist am 6.2.2012 völlig unerwartet verstorben, während wir auf einer AIDA-Kreuzfahrt waren. Ich habe es noch während der Kreuzfahrt erfahren und war total fassungslos und habe Briefe geschrieben, die ich nicht in den Postkasten werfen konnte, sondern damit sie Mutter "abholen" kann, ins Meer vor Gran Canaria geworfen habe. Seit diesem Tag der Todesmeldung gab es keinen Tag, an dem ich nicht an Mutter gedacht hätte.

Ist es nachvollziehbar, dass ich jeden Tag an meine verstorbene Mutter denke oder ist dies übertrieben? Meine Mutter meinte zu Lebzeiten immer, dass Trauer einmal aufhören müsste und dass man den Toten auch mal beiseite lassen müsste - Denkt Ihr das geht so einfach oder sollte man liebe Leute einfach so zu vergessen beginnen?

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Mein herzliches Beileid. Ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn man jeden Tag an einen lieben Verstorbenen denkt. Ich würde da auch wirklich zwischen Trauern und Erinnern unterscheiden. Ich meine, ziehst du dich für eine halbe Stunde zurück und setzt dich an eine Art Altar, den du mit Fotos deiner Mutter geschmückt hast und weinst dort? Oder denkst du einfach nur an deine Mutter, wenn du überlegst, ob du den Kuchen bäckst, für den du das Rezept vor Jahren von deiner Mutter bekommen hast?

Natürlich sollte die Trauer irgendwann aufhören. Das hält doch keiner lange durch, jeden Tag tieftraurig zu sein und das hätte der Verstorbene auch nicht gewollt. Aber das heißt doch nicht, dass man denjenigen vergessen soll und gar nicht mehr an ihn denken soll. Das fände ich schrecklich. Wenn derjenige eine wichtige Rolle gespielt hat, kann man das doch nicht einfach aus dem Gedächtnis tilgen. Damit würde man doch auch ein Stück von sich selbst löschen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke, dass in deinem Fall die Trauer durchaus nachvollziehbar ist. Immerhin ist es noch nicht wirklich lange her, seitdem dein Mutter verstorben ist und da kann man nicht erwarten, dass du völlig über den Tod hinweg bist. Stattdessen wird es wohl noch etwas länger dauern, bis die Trauer ein wenig zurück geht. Das ist jedoch nicht weiter verwunderlich und gerade dann, wenn du deiner Mutter sehr nahe standst, dann wirst du auch dein ganzes Leben lang immer wieder an sie denken müssen. Allerdings muss das auch nicht unbedingt schlecht sein. Nur weil man immer wieder an eine Person denkt, muss das nicht mit Trauer verbunden sein.

Meine Oma, also die Mutter meines Vaters ist auch vor mehreren Jahren verstorben. Trotzdem denkt mein Vater noch ständig an sie und hat auch immer wieder Alpträume, da ihm der Tod sehr nahe ging. Dabei ist es mit der Zeit jedoch immer besser geworden, wobei es sicherlich noch einige Jahre dauern wird, bis er den Tod ganz verarbeitet hat.

In Vergessenheit geraten sollte ein Toter nicht. Wenn man jemanden wirklich geliebt hat, dann wird man auch ständig an die Person denken, wobei man irgendwann lernt, an die schönen gemeinsamen Erlebnisse zu denken und nicht an den Tod selbst. Von daher ist es auch ganz schön, wenn man immer wieder an eine verstorbene Person denkt und sich an die schönen Erlebnisse erinnert.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Nein, ich denke nur normal an sie. Heute musste ich weinen, weil mir eine Userin auf einer Meinungsplattform eine PN schrieb. Sie sagte, dass sie es schön fände, dass ich an meine Mutter denken würde. Ich habe nur an ihrem Geburtstag Ende Februar das Fotoalbum herausgekramt und ganz alleine alle Fotos von den letzten 80 Jahren durchgeblättert.

Auch erwähne ich öfters in Gesprächen, wie dies und das meine Mutter gekocht hatte. Nervenzusammenbrüche bekomme ich keine mehr, aber ich denke oft, auch untertags, an sie und mache das jeden Tag.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Tut mir sehr leid das du deine Mutter verloren hast. Es ist ja völlig normal wenn man geliebte Menschen verliert, dass man immer an sie denken muss in der ersten Zeit. Ich kenne das auch, mein Opa ist 2010 gestorben und ich denke auch viel daran zurück, jetzt nicht mehr jeden Tag, aber in dem ersten Jahr war es schon so.

Und wenn man eine enge Verbindung zu der verstorbenen Person hatte, kann die Zeit natürlich länger sein. Die Trauer wird weniger werden, nur die braucht eben seine Zeit. Jeder Mensch ist da ja auch ein bisschen anders. Es kommt natürlich auch auf die Verbindung zu dem Menschen an. Seiner Mutter oder seinen Vater steht man natürlich sehr nah. Da dauert es länger die Trauer zu überwinden.

» graceful.anni88 » Beiträge: 29 » Talkpoints: 6,79 »


Es ist doch schön wenn du jeden Tag an sie denkst. Man muss dabei ja auch nicht unbedingt gleich in Trauer versinken. Zumindest irgendwann hoffentlich nicht mehr. Meine Mutter lebt zum Glück noch, und ich denke auch jeden Tag an sie. Ich glaube nicht das dies aufhört wenn sie verstorben ist. Ich verstehe auch nicht wieso man das tun sollte. Immerhin geht es dabei um die eigene Mutter.

» Maddie » Beiträge: 196 » Talkpoints: 63,84 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Natürlich ist es nachvollziehbar, wenn du jeden Tag an deine verstorbene Mutter denkst. Mir geht es da ganz ähnlich. Die Frage ist auch, ob man am Tag abgelenkt ist oder ob man nur zu Hause hockt und quasi gezwungen wird darüber nachzudenken. Auf jeden Fall solltest du dir keine Sorgen machen. In meinen Augen ist das völlig normal und bedarf jetzt keiner Sorge. Der Schmerz und die Trauer vergeht sicher noch ein wenig, aber ganz wirst du sie nie wegbekommen.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Mein Beileid. Ich glaube, dass es in deiner Situation verständlich ist, dass du jeden Tag an sie denkst. Immerhin war es überraschend und du warst nicht anwesend um die Stimmung aufzunehmen und hattest dann vielleicht auch ein schlechtes Gewissen, weil du nicht da warst. Wenn man jemanden geliebt hat, dann ist es normal, wenn man an ihn denkt, wenn die Person tot ist. Dennoch solltest du dich von dieser Trauer nicht übermannen lassen. Du musst deinen Alltag leben, wieder ins Leben finden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kann es durchaus nachvollziehen, wenn du sehr oft an deine Mutter denken musst. Ich finde das sehr schön, nur ist es für dich natürlich schwer, so den Alltag wieder "normal" zu gestalten, wenn man immer wieder an jemanden denken muss und die Trauer einen überkommt. Ich würde es vermutlich genauso machen.

Du musst lernen, dass deine Mutter leider nun nicht mehr da ist und versuchen nicht so oft an sie zu denken, auch wenn es dir schwer fällt. Dein Leben geht weiter, so hart es klingen mag. Du musst schauen, dass du deine Dinge schaffst und dich um deine Familie kümmerst. Das ist der Lauf des Lebens, den leider niemand von uns beeinflussen kann.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Danke für den vielen Zuspruch. Ich bin nicht depressiv, denke aber manchmal, dass meine ewig lange Zahnmisere vielleicht eine Strafe meiner Mutter ist, weil ich sie allein habe sterben lassen musste. Dabei war sie beim Abschied noch quicklebendig und zwei Tage nachher hatte sie einen Herzinfarkt. Ich rief sie an diesem Tag daheim an, um ihr vom Essen von der AIDA zu berichten. Nachdem sie um 22 Uhr noch immer nicht ans Telefon ging, wusste ich, dass sie tot sein musste.

Ich erfuhr am nächsten Morgen von einer Verwandten, dass sie am Vorabend ins Krankenhaus gebracht wurde und um 5:00 Früh am nächsten Morgen verstarb. Ich habe dann den Rest der Kreuzfahrt zum Trauern genützt und mich auf alles nach der Heimkunft vorzubereiten. Ich hoffe nur, sie kann mir irgendwann verzeihen, denn wenn ich gewusst hätte, dass sie nicht in gutem Zustand gewesen wäre, hätte ich die Reise natürlich sausen lassen.

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