Apotheken haben schon oder rüsten noch um auf Roboter
Seit vor über 150 Jahren die erste Apotheke in der Schweiz eröffnet wurde, hat sich in Sachen Einrichtung der Apotheken viel geändert. Die Einrichtung wurde immer dem Bedarf angepasst und der änderte sich immer mal wieder durch umfangreichere und andere Medizin. Mittlerweile sind bereits viele Apotheken umgebaut worden und haben einen Kommissionierautomaten. Dieser Roboter bekommt oft einen menschlichen Namen.
War man vor dem Einbau noch sehr skeptisch, so betrachtet man nun das System als gelungen, weil es platzsparend und zeitsparend ist. Der Greifarm saugt in Sekundenschnelle die Arzneipackungen auf und bringt sie in den Ausgabeschacht.
Die Apothekenmitarbeiter brauchen nicht mehr selbst die Medizin zu holen und können sich inzwischen mit den Kunden unterhalten und beratend tätig sein. Der Kunde muss nicht mehr alleine an der Theke warten, sondern kann Fragen stellen und wird beraten.
Apotheken in ländlichen Gegenden hatten bisher Probleme, geschultes Personal zu finden. Heute geht vieles per Knopfdruck, zum Beispiel Verfalldatenkontrolle und Lagerbereinigung. Natürlich guckt man sich das herausgelegte Medikament noch einmal an, bevor es herausgegeben wird. Kennt ihr dieses System schon? Hat eure Apotheke einen solchen Umbau schon lange vorgenommen? Oder arbeitet sie noch mit dem bewährten Selbstheraussuchen der Medizin? Kommt das Roboter-System gut bei euch an und seid ihr zufrieden als Kunde der Apotheke? Wie seht ihr als Mitarbeiter den Roboter, als willkommene Hilfe oder als Verdrängung von Mitarbeitern?
Den Kunden bedienen, beraten und seine Fragen beantworten, das müssen immer noch die Mitarbeiter. Ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleiben wird. Eines bleibt auch den Mitarbeitern überlassen: Das Anrühren von Salben.
Cid hat geschrieben:Wie seht ihr als Mitarbeiter den Roboter, als willkommene Hilfe oder als Verdrängung von Mitarbeitern?
Wieso sollte ein Rowa, so heißt dieses roboterartige System, die Mitarbeiter verdrängen? Diese Maschine ersetzt keinen Arbeitsplatz! Sie erspart dem Apothekenmitarbeiter lediglich den manchmal lästigen Gang zu einem Ziehschrank. Mehr nicht. Die Maschine muss nach wie vor von Hand bestückt werden. Verfälle müssen nach wie vor von Hand erledigt werden und andere Dinge muss man auch noch selber machen. Zudem ist es etwas ärgerlich, wenn das System sich aufgehängt hat und man dann die Arbeit hat, es wieder in Gang zu setzen, was leider doch öfters einmal vorkommt.
Ansonsten ist dieses Robotersystem recht angenehm, denn man hat tatsächlich mehr Zeit für den Kunden bzw. kann mehr Kunden in der gleichen Zeit abfertigen, denn in Stoßzeiten kommt man kaum zu einer in manchen Fällen zeitlich vernünftigen Beratung.
Beide Systeme haben so ihre Vor- und Nachteile und ich glaube, dass viele Apotheken auf dem Land sicherlich nicht zu einem teuren Automaten greifen werden, denn da ist der Kontakt zu den einzelnen Leuten noch sehr wichtig und solch neumodische Anschaffungen, wie sie so mancher Kunde sieht, sind fehl am Platz, weil die Leute die Ziehschränke noch von früher kennen.
Ich arbeite in einer Apotheke, in der es noch keinen Kommissionierautomaten gibt und wahrscheinlich auch so bald nicht geben wird. So gehen wir eben selber nach hinten zu den Schubladen, um die Arzneimittel zu holen, während der Kunde wartet. Ich habe mal einen Tag in einer Apotheke mit Roboter zur Probe gearbeitet. Es hat mir schon Spaß gemacht, weil man einfach wirklich mehr Zeit für die Kunden hat. Während die Arzneimittel in den Ausgabeschacht wandern, kann man noch etwas dazu erklären und man ist nicht lange weg, während der Kunde einfach nur warten muss. Bei vielen Rezepten dauert es ja schon mal seine Zeit, bis man alle Medikamente zusammen gesucht hat.
Ein Nachteil des Automaten ist wohl für die ApothekerInnen und PTA´s, dass sie ständig an einer Stelle stehen. Mir hat bei der Probearbeit die damalige Kollegin gesagt, dass einige ihrer Kolleginnen mit Venenproblemen zu kämpfen hätten, was sie wohl auf den Automaten geschoben haben. Da in der Apotheke, die in der Innenstadt liegt, ständig Kunden sind, hatten die Angestellten eben nicht so wirklich die Möglichkeit, sich mal die Beine zu vertreten oder sich eine Zeit lang hinzusetzen.
@Nettie, wie du das beschreibst, scheint es sich um ein anderes Robotersystem zu handeln. Das System, vom dem ich gelesen hatte, besitzt Rollregale mit offenen Fächern. Aus diesen Fächern der Rollregale soll der Roboter sich mit dem Greifarm die Medikamente ansaugen, zum Ausgabeschacht fahren und sie dort hineinlegen. Hier entfällt, so wie ich das verstehe, das von Hand selbst Hineinlegen der Medikamente, oder doch nicht? Nettie, die Apothekenkunden kennen zwar die Ziehschränke, aber wenn ein neueres System eingeführt wird, stellen auch die Kunden sich gerne um, denn für sie ist es auch ein Vorteil.
Die Apotheke, in der ich meine Medizin hole, ist sehr groß und hat einige Mitarbeiter, die im Schichtdienst arbeiten, weil die Öffnungszeiten sehr ausgedehnt sind. Von diesen Apothekenschränken, die man als Kunde kannte, ist nicht einer mehr vorhanden. In den offenen Regalen befinden sich Waren, die nicht rezeptpflichtig sind und auch Drogerieartikel. Wenn der Kunde davon etwas wünscht, ist es für den Mitarbeiter kein langer Weg mehr. Der muss sich praktisch nur umdrehen. Die rezeptpflichtigen Medikamente werden aus einem Fach unter dem Computer/Kasse genommen, wo sie inzwischen gelandet sind.
@Barbara Ann, durch die geringere Bewegung wird es tatsächlich Probleme mit den Beinvenen geben. Das ist leider bei Berufen, wo man überwiegend steht oder sitzt immer der Fall. Viele Verkäuferinnen klagen auch über Beinschmerzen und werden behandelt.
Die Angestellten der Apotheke, die ich beschrieb, gehen aus dem Verkaufsraum, wenn der Kunde abgefertigt ist und kein anderer mehr wartet. Ich nehme an, dass sie auch die Möglichkeit haben, sich dann zu setzen. Ich hoffe jedenfalls, dass dafür gesorgt wird. Denn kranke Mitarbeiter durch stundenlanges Stehen, müssen nicht sein.
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